Homo sapiens movere ~ gezähmt. R. R. Alval

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Homo sapiens movere ~ gezähmt - R. R. Alval

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abwechseln zu Fäusten. Wie gern würde er Kataman die Kehle zerfetzen!

      Verdammt!

      Vermutlich dachte Alan sich überhaupt nichts dabei, weil er davon ausging, dass ein Alpha in der Lage war, sich zu benehmen.

      Fluchend wischte er den Laptop vom Schreibtisch, der krachend gegen die Wand flog und seine letzten Bits aushauchte. Elise steckte den Kopf zur Tür herein. „Hey Bruderherz, alles ok?“ Er nickte knurrend, wobei er seine Zähne zeigte, die sich in die eines Wolfs verändert hatten. „Na klar doch. Und sicher trägst du Kontaktlinsen, weil du alles unter Kontrolle hast, hm? Deine Augen sind golden. Erzähl mir also keinen Schwachsinn!“ Sie war die einzige, die ihm gegenüber derart großschnäuzig sein durfte.

      Sofern sie allein waren.

      Grazil und lautlos bewegte sie sich auf ihn zu, legte ihre Hand unter sein Kinn und schaute zu ihm auf. „Komm schon Michaal, was ist los? Dein Laptop ist doch sonst dein ein und alles.“ Knurrend wich er ein Stück zurück, wobei er nach ihrer Hand schnappte wie ein tollwütiger Hund, als sie ihn aufhalten wollte. „Vorsicht, Elise. Ich bin weder zum Reden noch zum Spielen aufgelegt. Geh! Und schließ die Tür hinter dir!“ Schulterzuckend, ihm einen Kussmund zuwerfend, ging sie gemächlich schlendernd hinaus, wobei ihr knackiger Hintern aufreizend vor seinen Augen schaukelte. Oh, diese Göre wusste genau, womit sie ihn reizte. Ihr Vorhaben, eine Beziehung mit der Raubkatze einzugehen, war auch nichts weiter als eine ihrer Launen gewesen, um ihn aus der Fassung zu bringen. Wie damals, als sie ihm ihren Menschenfreund vorgeführt hatte. Diesen Schwächling!

      Mühsam ächzend rang er um seine Selbstbeherrschung, die langsam, sehr langsam zurückkehrte. Er durfte niemandem gegenüber diese Schwäche zeigen. Er würde mit Kataman zusammenarbeiten, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr ihm dessen Gegenwart missfiel. Seiner Schwester musste er irgendwann den Hintern versohlen, damit sie kapierte, wer hier das Sagen hatte!

      Und wenn das alles nichts half, musste er sie vor dem Rudel dominieren.

      Alisas Geheimnisse

      Das pulsierende Jucken unter ihrem Gips verdeutlichte Alisa, dass ihre Knochen heilten. Nicht annähernd so schnell, wie in der Gemeinschaft eines Rudels, aber schneller als bei einem normalen Menschen. Der Gips störte sie. Doch wenn sie als Mensch durchgehen wollte, musste sie das nervige Teil noch eine Weile tragen. Ein Problem, dass Alisa noch ungeschickter machte, als sie eh schon war.

      Zum Beispiel unter der Dusche.

      Oder beim Staubwischen.

      Oder beim … ach, es war zum Heulen!

      Sie war bloß froh, dass sie Brionys Mann keinen Deut interessierte. Denn als Vampir war er – soweit sie wusste – dazu in der Lage zu erkennen, wie es um ihre Gesundheit stand. Solange Alisa ihre tierischen Instinkte aber unterdrückte, roch sie angehend menschlich. Nicht komplett, aber nichts deutete auf die tierische Seite ihrer Erbanlage hin. Sie war sich sicher, dass er ahnte, dass sie nicht rein menschlich war. Doch er konnte vermutlich nicht sagen, womit er es genau zu tun hatte. Er hatte sie bis jetzt nicht darauf angesprochen. Alisa musste allerdings zugeben, dass er das auch nie tun würde, weil er sie kaum beachtete und demzufolge auch nicht an ihr schnüffelte.

      Oder wie auch immer ein Vampir herausfand, was er wissen wollte.

      Ein Kichern unterdrückend widmete sie sich der Treppe, die sie mit großer Sorgfalt wischte. Sie wollte keine Katastrophe herauf beschwören, darum ging sie sehr langsam dabei vor. Als sie jedoch ein Geräusch hörte und erschrocken herumfuhr, fegte sie mit dem Gips den Wassereimer um, dessen Inhalt sich platschend über die Treppe und den Vorraum ergoss. Argh, warum immer sie? Edgar kreischte; Alisa schlug die Augen nieder und schluckte. „Geh nach Hause, Alisa! Solange du diesen Gips trägst, bist du eine Gefahr für dich selbst und deine unmittelbare Umgebung.“ Alisa wagte es nicht, Edgar ins Gesicht zu sehen. Errötend und mit zitternden Lippen nickte sie. Sie war nah daran, einfach loszuheulen.

      Langsam und vorsichtig, um nicht auch noch die Länge der Treppe beziehungsweise des Vorraums zu messen, stieg sie hinunter, mit gesenktem Kopf vorbei an Edgar, der sie jedoch ermahnte, darauf zu achten, wohin sie lief. Haha, als ob ihr das irgendwas nutzte!

      Nur zehn Minuten später verließ Alisa das Anwesen. Wie auf Kommando fing es an zu regnen. Erst waren es nur ein paar Tröpfchen, und innerhalb von zehn Sekunden goss es aus vollen Kübeln. Ehe sie den Rucksack abgestreift und den Regenschirm entnommen hatte, war sie bereits patschnass. Leise vor sich hin fluchend, wollte Alisa sich im ersten Affekt umdrehen und von Edgar ein Taxi rufen lassen. Doch derartige Ausgaben waren nicht geplant. Ganz besonders jetzt, wo ihre Versicherung vermutlich ein weiteres Mal in die Höhe stieg.

      Also trottete sie, einen Fuß vor den anderen setzend und dem Regen trotzend, die drei Kilometer bis zu ihrer Wohnung. Nasser konnte sie eh nicht werden. Das Wasser lief ihr den Rücken hinunter und sammelte sich zwischen ihren Pobacken. Ein widerliches Gefühl! Und als ob das nicht reichen würde, stolperte sie gut zwanzig Meter vor ihrer Wohnung über eine Bodendelle und legte sich der Länge nach auf den Gehweg. Nach einer Bestandsaufnahme feststellend, dass nichts gebrochen war, rappelte sie sich wieder auf, sah sich um – niemand hatte ihr Malheur bemerkt – und lief weiter. Der Gips war intakt. Lediglich ihre Jeans war kaputt. Gut, dass sie gleich mehrere davon im Sonderangebot ergattert hatte.

      Sie verabscheute ihr ungeschicktes Selbst.

      Andererseits war es weitaus gefährlicher, wenn sie ihr Wesen nicht unterdrückte und ihrem gemischten Genpool freien Lauf ließ. Wer weiß, ob Briony dann noch mit ihr befreundet sein wollte.

      Klatschnass und vor Kälte zitternd schloss Alisa die Tür hinter sich, streifte mit klammen Fingern den Rucksack ab, ließ den Regenschirm und die Jacke an Ort und Stelle fallen, drückte mit einem quietschenden Geräusch die Schuhe von den Füßen und pellte sich aus der Jeans, die an ihr klebte, wie eine zweite Haut. Auch das Shirt, die Socken und die Unterwäsche zog sie aus. Nackt lief sie durchs Wohnzimmer zur Couch. Dort hüllte sie sich in eine flauschige Decke und setzte sich. Alle ihre Instinkte drängten sie, ihre Gestaltwandlersinne zu aktivieren. Doch mit geschlossenen Augen und gekreuzten Beinen auf der Couch hockend und tief ein- und ausatmend vor sich hin meditierend, hielt sie diesen Drang zurück.

      Eine Stunde später hatte Alisa die nassen Klamotten in die Waschmaschine verfrachtet, die rumpelnd vor sich hin wusch, sich selbst unter der Dusche etwas aufgewärmt, sich einen heißen Tee mit ordentlich Zucker und Zitrone gemacht, hockte wieder auf der Couch, die Beine untergeschlagen, an ihrem Tee nippend und sah fern. Sie liebte Zitrone über alles, obwohl das ihrer Wergestalt die Haare sträubte.

      Obwohl sie schon seit Jahren ihre tierische Seite unterdrückte, konnte sie die Abscheu deutlich fühlen.

      Rosalies Wagnis

      „Erklären Sie mir, warum sie nach Weller-Opt gesucht haben, Frau Sommer. Ich bin wirklich neugierig.“ Eigentlich hatte ich vermutet, dass mein Chef mir die Leviten lesen würde, aber vor mir saß Huber, der Leiter der Sicherheitsabteilung. Ein Respekt einflößender Mann, dem ich nicht allein im Dunkeln begegnen wollte. Etwas in mir schrie mir zu, ihm alles zu sagen – nur nicht die ganze Wahrheit. Meine Hände sittsam auf dem Schoß gefaltet, arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren.

      Ich brauchte eine plausible Antwort. Und zwar schnell!

      „Ich… also, ich war neugierig. Am Freitag hab ich beim Einkaufen den Namen aufgeschnappt. Ich war mir sicher, ihn schon mal gehört zu haben. Oder gelesen. Und

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