Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST

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Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion - Thomas GAST

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äußerliche Aspekt wenig. Das Aussehen der Männer war ihm deshalb völlig egal. Für ihn zählten Taten.

      »Von dem Augenblick, an dem der erste Schuss fällt, bis zu dem, in dem Ihre Legionäre den Bus erreichen …?«

      »Eine Minute«, unterbrach ihn Soubirou. »Wenn es das ist, was Sie wissen wollten. Das ist viel Zeit, ich weiß. Aber es gilt fast zweihundertfünfzig Meter schwieriges Gelände zu überwinden.«

      Prouteau nickte anerkennend. Mit Männern wie diesem Capitaine der Fallschirmjäger der Legion, so dachte er, war die Zusammenarbeit kein Problem. Er wusste das zu schätzen.

      »Perfekt. Doch was ist, wenn die Grenzsoldaten der Somalis eingreifen?«

      »Dann sprechen die Kanonen der AML«, antwortete der General wie aus der Pistole geschossen. Der Plan, den die Chefs ausheckten, war verwegen. Die Scharfschützen der GIGN sollten die Terroristen mit gezielten Schüssen zur Strecke bringen, während in der gleichen Sekunde die Legionäre vorstürmten, mit einem Team in den Bus eindrangen, die Kinder herausholten und aus der Gefahrenzone brachten. Ein Legionärszug „neutralisierte“ den somalischen Grenzposten, ein weiterer die Soldaten, die in einem Palmenhain unmittelbar daneben in Stellung lagen. Die Kanonen der AML Panzerwagen würden die ganze Aktion mit ihrem Feuer decken. Diese Art Vorgehen erforderte eine sachkundige, sekundengenaue Koordination. Leutnant Prouteau kannte die Legionäre nicht, wusste also kaum, wozu diese fähig waren. Umgekehrt verhielt es sich genauso. Für Capitaine Soubirou stellte die GIGN eine große Unbekannte dar. Er selbst hatte in seinen Reihen einige exzellente Scharfschützen, einlenken musste er dennoch. Das 2. REP, auch die Kompanie Soubirou, verfügte zwar über die neuen Scharfschützengewehre FR-F1, diese aber waren in Calvi zu Händen der vierten Kompanie zurückgeblieben. Es handelte sich um wertvolle, brandneue Gewehre. Bedient von einem guten Schützen repräsentierten sie modernste Technik und Effizienz. Aber sie waren in der Testphase und womöglich anfällig. Das Regiment wollte nicht das Risiko eingehen, sie jetzt schon in Afrika einzusetzen. Vor allem nicht in Dschibuti, wo die extreme Hitze gepaart mit der hohen Feuchtigkeit die Kanonen innerhalb weniger Zeit von innen regelrecht zerfraß. Die Scharfschützen der „Roten“ verfügten also nur über die alte MAS 1949-56. Auch wenn diese Waffe haarscharf mit derselben Optik, dem Zielfernrohr APXL-806, ausgestattet war wie auch die nagelneue FR-F1, so ließ die Präzision über die Dreihundert-Meter-Grenze hinaus doch zu wünschen übrig. Das alles wusste Capitaine Soubirou.

      General Brasarts Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch.

      »An die Arbeit, meine Herren. Viel Erfolg und Gott mit den Kindern!«

      »Wie viele Terroristen sind in dem Bus?«

      »Vier. Höchstens fünf!«

      Leutnant Doucet hatte sich das grüne Barett tief in den Nacken geschoben und beobachtete mit seinem Feldstecher die somalische Grenze. Was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.

      »Wenn die da drüben ernst machen, wird’s zappenduster.«

      Soubirou nickte. Jenseits der Grenze tat sich was. Einheiten der regulären somalischen Armee brachten dort ein gut aussortiertes Waffenarsenal in Stellung.

      »Da brat mir doch einen ’nen Storch«, sagte Leutnant Andrieu. »Das sind deutsche MG-42. Und die sind auch noch richtig gut platziert.« Sein Zug lag einsatzbereit dreihundert Meter hinter ihm und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Auch Soubirou kannte diese MGs, wusste um deren Feuerkraft.

      »Ja, les Boches! Wenn sie was herausbringen, dann ist es tipptopp.« Er sah sich im Gelände um, entdeckte jedoch nur eine Stelle, die ihm als Ausgangsbasis für einen Sturm auf den Bus und den Grenzposten geeignet schien.

      »Doucet. Links von uns, einhundert. Am Strand, die leeren Tonnen mit dem Stacheldraht.«

      »Gesehen.«

      »Bringen Sie dort Ihren Zug in Stellung. Maximale Diskretion bei der Annäherung. Die Banditen sollen noch nicht mitbekommen, dass wir hier sind.«

      Der Leutnant nickte humorlos.

      »Die anderen Sturmgruppen positionieren sich rechts davon. Jorand Mitte, Raoul äußerst rechts. Den Befehl zum Sturm gebe ich, sobald die GIGN loslegt. Für alle aber gilt: Sollte auch nur ein einziger Schuss auf eine der Geiseln abgegeben werden, egal in welcher Phase, gehen wir sofort zum Angriff über.«

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       Ein FR-F2 der zweiten Kompanie der Paras Legion im Einsatz in Afrika.

      Die Zugführer sahen sich an. Was das hieß, wussten sie. Die Legionäre mussten ihre Sturmausgangsstellung robbend erreichen, und es konnte durchaus sein, dass sie die ganze Nacht und den darauf folgenden Tag dort draußen lagen. Nachts war das kein Problem, tagsüber aber knallte die Sonne mit über 50 Grad gnadenlos vom Himmel und die kleinste Bewegung konnte sie verraten.

      »Ihre Männer, Raoul, knöpfen sich den somalischen Grenzposten vor. Egal was Ihnen auf dem Weg dorthin um die Ohren fliegt, Sie halten nicht an, bevor Sie das Ziel erreicht und „gereinigt“ haben. Jorand und Doucet attackieren die Palmenreihe und Sie, Andrieu, beziehen auf dem Dach des Grenzpostens der Nomaden hinter uns Position und geben von dort aus Deckungsfeuer.«

      »Ich werde hauptsächlich Leuchtspurmunition verschießen«, nickte der Leutnant. »Wäre gut, wenn mir die Züge ihre MGs hierlassen. Die stören eh nur beim Sturm, und wir können sie hier gut gebrauchen. Sobald die Sturmgruppen auf Höhe des Busses sind, muss ich das Feuer wohl aufheben oder nach rechts verlegen. Es wird sonst zu gefährlich.«

      »Seh ich genauso, mon lieutenant«, warf Sergent-chef Raoul ein. »Aber trotzdem. Den Sicherheitsabstand zu meinen Männern können Sie getrost auf ein Minimum beschränken.«

      Soubirou konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er fand die Rivalität unter seinen Unteroffiziers- und Offiziers-Zugführern amüsant. Zumindest erwies sie sich im Einsatz als recht förderlich, weil jeder versuchte, das Maximum aus der Situation und aus den Soldaten herauszuholen. Es war wie eine Art Wettkampf.

      »Grünes Licht, was die MGs betrifft«, sagte er. Und an Leutnant Andrieu gewandt: »Sagen Sie aber Ihren Legionären, sie sollen die einzelnen Feuerstöße so kurz wie möglich halten. Vier, fünf Schuss, keinen einzigen mehr. Bezüglich des Sicherheitsabstandes haben Ihre Männer sicher ein gutes Gespür.« Es war eine Warnung, die der Leutnant sehr wohl verstand. Doucet meldete sich zu Wort.

      »Um den Grenzposten zu säubern, werden wir DF-Splitterhandgranaten brauchen. Wer übernimmt?«

      Raoul antwortete sofort.

      »Ich! Meine Männer sind wohl am nächsten dran. Zwanzig Meter oder so, wenn ich richtig kalkuliere.«

      »Gut«, sagte Capitaine Soubirou. »Dann wäre das geklärt. Bis zum Bus sind’s genau zweihundertfünfzig Meter, eventuell etwas weniger. Das ist viel, aber näher kommen wir nicht ran, ohne zu riskieren, gesehen zu werden.«

      »Oui, mon Capitaine, das denke ich auch«, warf Doucet vorsichtig ein. »Aber was ist mit den Terroristen im Bus, mit den Kindern?«

      »Na endlich einer, der die Frage stellt. Die Männer der GIGN sollen die Terroristen ausschalten. Unser Job ist es, die Kinder dann aus der Gefahrenzone zu holen. Ich denke da an Lemoine und Larkin. Stellen Sie den beiden einen kleinen Sturmtrupp zur Verfügung. Und nun los!«

      Doucet und Andrieu

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