Eine Studentin. Peter Schmidt
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Eine Studentin - Peter Schmidt страница 8
„Und nicht nur den Kopf“, sagte er. „Einer attraktiven und auf ihr Äußeres bedachten Frau wie ihr muss das besonders wehgetan haben.“
„Gibt es denn Zeichen für sexuellen Missbrauch?“
„Nein, bislang haben wir dafür keine Hinweise gefunden.“
„Nonne, Studentin, Bürgerrechtlerin und Mannequin – schon merkwürdig, oder?“, fragte Carolin.
„Ja, es könnten zufällige Opfer gewesen sein, die nichts miteinander verbindet.“
„Außer dass es junge, gut aussehende Frauen sind?“
„Falls es sich immer um denselben Täter handelt – was ich wegen ihres Gedächtnisverlustes vermute –, scheiden Frauen in aller Regel aus. Es sei denn, als Mittäterinnen, die ihrem Partner verfallen sind.“
„Oder wesensverwandt?“
„Schau dir mal an, wie viel Zeit sie brauchen, um auf Fragen zu antworten“, sagte Robert. Er spulte den Film zurück, bis die Frau mit dem kahlen Kopf erschien.
Vanessa Roth trug ein abgetragenes graues Kleid, vom Glanz eines Mannequins war nicht mehr viel übrig. Um ihre Augen lag ein fahler Schatten und ihr Blick war seltsam leer und unstet. Sie schien Robert gar nicht wahrzunehmen, obwohl er vor ihr stand.
„Ich habe dich etwas gefragt“, sagte er und griff blitzschnell und unerwartet nach ihrem Hals …
Sein Griff musste schmerzhaft sein, denn sie verzog das Gesicht.
Großer Gott, dachte Carolin entsetzt.
„Wie ist dein Vorname?“
„Ich … weiß nicht …“
„Vielleicht Vanessa?“
„Ja, Vanessa.“
„Und weiter?“
Sie schüttelte hilflos den Kopf.
„Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du Vanessa Roth heißt? Du warst mal ein berühmtes Mannequin. Erinnerst du dich wieder daran?“
„Ja.“
„Und wenn ich dich das in einer Stunde noch einmal frage? Wie lautet dann dein Name? Vanessa Roth, oder?“
„Ja, ich …“
„Wo befandest du dich, bevor du dein Gedächtnis verloren hast? War jemand bei dir? Vielleicht ein Mann?“
„Ein Mann?“
„Ja, ein Mann, oder zwei oder mehrere Männer. Wie sahen sie aus? Groß oder klein, alt oder jung?“
„Ich erinnere mich an keinen Mann …“
„Und wo genau ist das alles passiert? Vielleicht in einem Haus? Falls ja, beschreib mir, wie die Räume aussahen. Und versuch dich an die Adresse zu erinnern.“
Vanessa schüttelte hilflos den Kopf. Dann brach sie unvermittelt in Tränen aus …
„Kein Problem, alles in Ordnung“, sagte er und griff beruhigend nach ihrem Oberarm. „Wir klären schon noch, wer dich so zugerichtet hat. Dafür sind wir da.“
Dabei blickte er kurz in die Kamera und schüttelte unmerklich den Kopf.
Als Vanessa sich abwenden wollte, drehte er sie blitzschnell und unerwartet mit einer groben Handbewegung in seine Richtung. „Und jetzt sag mir auf der Stelle, wer der verdammte Kerl war …“
„Geht das nicht zu weit?“, protestierte Carolin. „Bitte schalte den Film ab, ich kann mir das nicht länger ansehen …“
Robert drückte achselzuckend ein paar Tasten und rief ein anderes Video auf.
„So ging’s mir mit allen drei Frauen. Kein Fortschritt, keine Indizien, keine Hinweise. Wir finden nichts, das auf den Täter hinweist. Womöglich gibt es gar keinen Täter und es kursiert gerade nur so etwas wie ein Lebensmittelvirus in der Stadt, der ein paar Frauenhirne durcheinander gebracht hat?“
„Unsinn …“, sagte Carolin.
„Also hab ich einen zweiten Versuch gestartet und sie alle drei allein in einem Raum zusammengebracht, ohne Zeugen. Schau dir die Aufnahme mal genau an …“
„Allein? Wozu denn allein?“, fragte Carolin.
„Wäre doch möglich gewesen, dass sie sich untereinander austauschen, wenn sie nicht verhört werden.“
„Du meinst, sie verheimlichen dir etwas?“
„Unser Job ist es schließlich, allen denkbaren Vermutungen nachzugehen.“
„Ja, richtig, deine sogenannte Möglichkeitenanalyse aus der Wissenschaftstheorie. Aber ob das auch beim Menschen mit seinen unendlich vielen Motivationen funktioniert? Wenn das mal keine Illusion ist.“
Als erste betrat Carolins Kommilitonin Manuela Winters den Verhörraum. Robert geleitete sie an den Tisch und bat sie, sich zu setzen. Er stellte ihr ein Glas Wasser hin und bot ihr eine Zigarette an. Aber sie schien gar nicht wahrzunehmen, was er von ihr wollte.
Manuela sah erschreckend abgemagert aus. Ihre Bewegungen waren fahrig und ihr Blick wirkte genauso leer wie der Vanessas.
Die eine Hälfte ihres weißen Kragens war abgerissen und an ihrer rechten Schläfe befand sich ein blauer Fleck, der gerade alle Farben des Regenbogens annahm.
Großer Gott!, dachte Carolin … oder lieber Himmel. Er wird sie doch nicht beim Verhör geschlagen haben?
„Ich lasse sie erst mal eine halbe Stunde warten, um sie mürbe zu klopfen, ehe die nächste in den Verhörraum kommt“, erläuterte Robert. „Vielleicht fangen sie ja einfach aus purer Langeweile an, miteinander zu plaudern. Die Pausen habe ich natürlich herausgeschnitten …
Nein, der blaue Fleck an Manuela Winters Schläfe stammt nicht von mir, falls du das denkst?“, fügte er grinsend hinzu. „Den hatte sie schon, als sie unten am Fluss aufgegriffen wurde. Steht alles im Protokoll des Beamten, der sie beim morgendlichen Lauftraining entdeckt hat.“
Als