Sociologicus. Sedat Sosyal

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Sociologicus - Sedat Sosyal Sociologicus

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zu deutsch: das Höchste, Herrgott) in einem Gebetsraum verboten hatte. Man sucht in der islamischen Miniaturkunst vergäblich nach einem Bildnis von Hz. Muhammed(f.s.m.i.) Gibt es nicht. Das einzige, was man von ihm abgebildet hat, war sein Leib mit Licht im Gesicht. Also ohne ein identifizierbares Gesicht. Statt eines Gesichtes malte man weißes Licht. Aber von seinem Cousin Hz. Ali(r.a.), dem vierten Kalifen und dem Mann der Tochter Hz. Fatima(r.a.), der Mutter von Hz.Hasan(r.a.) und Hüseyin(r.a) gibt es Bildnisse mit Gesichtern. Da sehen sie so aus wie ich mit vollbart um die 25. Dieser Raum war für mich ein mittelschwerer Skandal. Ich bin dann auch niemals wieder dahin gegangen in den knapp drei Jahren, wo ich in Gönen war.

      Einige Zeit später tauchte Hamit auf, während ich auf dem Bolzplatz mit einigen Anderen aus meiner Klasse Fußball spielte. Hamit war drei Jahre älter als ich und dem entsprechend schon in der Oberstufe(Lyceum). In der Oberstufe lief das so ab: vierte Klasse war die Orientierungsklasse und in der fünften Klasse musste man sich für ein Schwerpunkt entschieden bzw. geeignet haben. Als da wären: Matematik, Naturwissenschaften oder Literatur als Schwerpunkt bzw. Leistungsfächer. In die jeweilige Klasse kam man dann in der fünften und in der sechsten, wonach dann die Abschlussprüfungen abgehalten wurden.

      Hamit war in der Matematikklasse. Also, ein ganz schlauer, dachte ich. Er sagte mir Hemscho(Landsmann), denn er kam auch aus CIVRIL meiner Kreisstadt:

      „Hemscho, lass uns mal einander kennen lernen, denn wir werden vielleicht Fahrgemeinschaften nach Civril in naher Zukunft bilden.“ (Hamit 1977)

      Über ihn lernte ich die Anderen aus Civril im Internat kennen: Recep kam aus meinem Nachbarort Gürpinar und hatte Literatur als Leistungsfach. Er war der ruhigste von Allen. Mehmet Ali kam direkt aus Civril war noch in der zweiten Klasse. Mehmet Ali hab ich letztes Jahr im Urlaub in Civril zufällig mit seiner Frau getroffen. Er ist jetzt pensionierter Lehrer. Lehrer, Polizisten und Soldaten, wie mein Onkel Hüsamettin gehen mit 45 Jahren in Rente bzw. Pension. Wenn ich in der Türkei geblieben und Lehrer geworden wäre, wie ursprünglich geplant, wäre ich 2011 in die Pension gegangen.

      Wie dem auch sei. Hamit wurde mein Mentor. Zumindest hat er sich so verhalten. Immer nach mir gefragt, sich um meine Nöte und Sorgen gekümmert, ein guter Junge dachte ich. Später sollte ich erfahren, dass Hamit so, wie viele Andere von den von höheren Klassen so auf Hemschotrick die Novizen mit der Ideeologie des „9-Lichter“ von den „Grauen Wölfen“ indoktrinieren sollten. Aber das hielt mich davon nicht ab meiner Mutter, die in meinem Dorf Karalar lebte einen Telegramm mit dem Wortlaut: “Mama, komm und hol mich wieder hier ab! Hier lassen die Grauen Wölfe mich Götzen anbeten!“ zu schicken. Am nächsten Wochenende waren meine Mutter, mein Onkel Ilhan und sein guter Kumpel „Baskatip“(Obertste Schriftführer) mit dem Auto von Baskatip am Abend bei mir. Sie haben zuerst mich mein Leid klagen lassen. Und dann alle drei auf mich eingeredet, dass ich einige Zeit meine Zähne zusammenbeißen und mitspielen solle. Es würden sowieso bald Neuwahlen geben und „Karaoglan“ = Ecevit, Vorsitzender der Sozialdemokraten an die Macht kommen. Und dann würde alles anders aussehen…

      So haben sie mich echt rumgekriegt, einen 11 Jährigen kleinen Jungen fern der Heimat unter den grauen Wölfen das Leben am studieren. Da fällt mir das Lied von Hänschen ein:

      „Hänschen klein/ Ging allein/ In die weite Welt hinein/ Stock und Hut/ Stehen ihm gut/ etc., etc., etc.

      Also spielte ich den kleinen Grauen Wolf(BOZKURT). Mein Tag fing damit an, dass ein sogenanter ausgewachsener Grauer Wolf ein Türkischlehrer mit seinem usbekischen Mantel und einen Stock in der Hand als eine Art Peitsche und Prügelstock vor Sonnenaufgang in den Schlafsaal hineinbrüllte: „Aufwachen meine Grauen Wölfe. Aber zack zack. In fünf Minuten will ich Euch in euren Klassenzimmern sehen. Auf Euch warten so viele Aufgaben!“

      Wir haben uns in Windeseile gewaschen, die Zähne geputzt, angezogen, die Betten gemacht und in gefühlten fünf Minuten waren wir dann in unseren Klassenzimmern beim Etüd(Übungsstunde). In dieser einen Stunde vor dem Frühstück bereiteten wir uns auf die Unterrichtsinhalte und den Tag vor. Wir hatten vier Unterrichtstunden bis Mittag zum Beispiel: zwei Stunden Türkisch und zwei Stunden Religion. Danach war mit dem Ertönen der Klingel 300 Meter sprinten in die Mensa angesagt, denn „wer zuerst in der Mensa ankam, der stand auch ganz vorne an der Schlange und meistens war ich einer der Ersten.

      „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Nach dem Essen hatten wir ein Bißschen Pause.

      Am Nachmittag Sport, Kunst, Musik oder Landwirtschaft. Landwirschaftunterricht sah dann so aus, dass wir die Schulfelder beackert haben. Machte uns aber nichts aus. Wir kannten das ja schon von zu Hause.

      Wir kamen ja aus Dörfern. Unsere Familien waren ja Rencber(BAUER), stand jedenfalls als Beruf bei meinem Opa Haci Sakir im Ausweis unter Beruf. Und abends nach dem Abendessen gab es noch mal zwei Stunden Etüd(Übungsstunde) für die Hausaufgaben.

      Sport liebte ich. Der Sportlehrer Süleyman Hoca selbst war ein Ehemaliger dieser Schule und kam aus dem Ort Gönen, wohnte aber wie jeder Lehrer in den Lojman(Lehrerwohnungen) auch innerhalb des Schulgeländes. Ich sollte später von seiner schönen Frau; Gülten Hoca, die Deutschlehrerin war, ein einziges mal Privatunterricht in Deutsch bekommen. Auf jeden Fall war das, das schönste LehreInnenPaar im gesamten Internat. Waren wohl auch meine Idole. So wie Süleyman Hoca wollte ich später Sportlehrer werden, wollte auch so eine schöne Frau heiraten und irgendwo in Anatolien Kinder erziehen.

      Ich hab mich dann doch in die Musiklehrerin OYA Hoca verliebt („Das LEBEN ist das, was passiert, während wir andere Pläne schmieden, JOHN LENNON), weil die unter anderem super aussah; sehr hübsches freundliches, rundes Gesicht, ausdruckstarke grüne Augen, sehr feminin, große Brüste, breiter Hintern und SINGLE. Vor allen Dingen konnte sie sehr gut Klavier, Mandoline und Blockflöte spielen und singen. Haargenau die gleiche Musiklehrerin sollte ich später im Erasmus Gymnasium kriegen, der ich u.a. meine 4 in Musik verdanke. Ich war so schlecht in Musiktheorie. Und dann bat sie mich um einen Referat in der Art: „Crossing The Bridge“ von FATIH AKIN die ganze Bandbreite der damaligen MusikerInnen aus der Türkei der ´80er Jahre vorzustellen. Angefangen mit Popmusik: SEZEN AKSU, Ajda Pekkan etc., dann Türkische klassiche Musik wie Emel Sayin, dann Arabesk: Orhan Gencebay, Ferdi Tayfur, Ibrahim Tatlises usw. Nach dem Potbourrie hatte ich dann eine 4 in Musik bekommen bin aber wegen 118 Fehlstunden trotzdem in der 11 sitzen geblieben, was mir auch sehr gut tat, denn mit den neuen StufenkamaradInnen kam ich viel besser klar und hatte kaum Fehlstunden bis zum ABI-´89

      Tage vergingen so und abends zeigten sie uns historische Filme von CÜNEYT ARKIN, noch ein Idol von vielen Jungs damals, wie „Battal Gazi“, „Malkocoglu“, „Kara Murat“ und wenn die Verwaltung uns nicht mit diesen Filmen ideeologisch manupulierte, gingen wir in Gruppen ins Dorf Gönen, wo sie einen sehr schönen Kinopalast hatten, schauten wir uns Karatefilme von BRUCE LEE und WANG YU an. „KIAAAAAAAAAAAAAAAAYT“ schrieen wir, wenn wir aus dem Kino kamen.

      In den ersten Winterferien Mitte Februar hatte uns unser Geographielehrer eine Ferienhausarbeit aufgegeben. Wir sollten uns ein Nachbarland von der Türkei auswählen und in den Ferien damit befassen. Ich hatte mir IRAN ausgesucht. Auf 10 Seiten habe ich mich über Iran ausgelassen: Die Geographie, die Geschichte, die Nachbarländer von Iran, die Bevölkerungsstruktur usw. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass nur ca. die Hälfte Irans Bevölkerung FARSI waren und die andere Hälfte Azeri, Türken, Kurden, usw. Hatte ich wieder was dazu gelernt. Was mir später bei einem Urlaub in Side/Antalya sehr geholfen hat, einer sehr hübschen Exiliranerins Herzen zu erobern. Sie lebte und studierte Informatik in Frankfurt am Main und machte zufällig

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