Clever Kontern. Meike Müller
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Angriff: „Sie sind doch eine intelligente Frau, da müssten Sie dem doch zustimmen.“ Konter: „Gerade weil ich eine intelligente Frau bin, kann ich nicht zustimmen.“
Sie können die Gerade-weil-Technik vielseitig einsetzen, insbesondere
beim Umgang mit berechtigter Kritik,
und bei Schein-Schmeicheleien.
7. Die Übersetzer-Technik
Viele Sprücheklopfer sind nicht unbedingt mutig – das heißt, sie wollen etwas kritisieren oder bemängeln, trauen sich aber nicht, das direkt anzusprechen und formulieren ihren Angriff dann von hinten durch die Brust ins Auge: „Ich hätte ja auch gern schon heute morgen mit Ihnen darüber gesprochen. Ich war bereits mehrmals in Ihrem Büro. Ich konnte Sie gar nicht finden... Naja, Ihnen liegt das frühe Aufstehen ja nicht so. Ich habe dann mal wieder alleine angefangen zu arbeiten...“
Oberflächlich ist der Angriff gar nicht so klar, und trotzdem verfehlt die Attacke ihre Wirkung nicht. In solch einem Fall kommen Sie mit der Übersetzer-Technik weiter. Ihre Aufgabe besteht darin, den versteckt ausgesprochenen Vorwurf offen zu legen, indem Sie Ihrem Gegenüber klar und deutlich sagen, was er gerade gemeint hat. In dem aufgeführten Fall könnte die Reaktion lauten: „Wollen Sie damit sagen, dass ich immer zu spät komme und Sie ständig meine Arbeit mit erledigen müssen?“
Wenn Sie etwas so offen ansprechen, ist der Angreifer in aller Regel perplex und versucht sich zu rechtfertigen, nach der Devise: „Ach nein, da haben Sie mich ganz falsch verstanden.“ Der Vorteil an der Übersetzer-Technik ist, dass Ihr Gegenüber nun versuchen wird, deutlich zu machen, wie viel er von Ihnen hält, dass Sie ganz und gar nicht im Verdacht stehen, ständig zu spät zu kommen, unzuverlässig zu sein etc.
Wenn also jemand versucht, Ihnen durch die Blume etwas vorzuwerfen oder Sie zu beleidigen, dann reden Sie Klartext. Bringen Sie es auf den Punkt, was da zwischen den Zeilen mitschwingt.
Typisch für diese Art von Angriffen ist auch der besondere Tonfall, in dem sie vorgebracht werden. Manche Aussage kann sachlich gesprochen fast harmlos klingen, durch einen ironischen Unterton im Nu aber zu einer echten Beleidigung werden. Sprechen Sie folgenden Satz einmal möglichst neutral und beim zweiten Mal ironisch mit einem süffisanten Lächeln aus: „Eigentlich ist dieses Computerprogramm ganz einfach zu verstehen.“
Im ersten Fall könnte man meinen, jemand erklärt z.B. einer Kollegin, dass sie keine Angst davor haben muss, weil das neue Computerprogramm mit ein bisschen Übung recht einfach zu handhaben ist. Im zweiten Fall steckt zwischen den Zeilen ein Vorwurf. Dann wäre es an der Zeit, die Übersetzer-Technik anzuwenden. Die Kollegin könnte antworten: „Du willst damit sagen, dass jeder Idiot das kapiert, nur ich nicht, weil ich zu blöd dafür bin?“
Lesen Sie, wie Sie mit der Übersetzer-Technik clever kontern bei
Zwischen-den-Zeilen-Angriffen,
8. Die Retour-Technik
Uff – das sitzt! Ein harter Spruch, eine Gemeinheit, eine derbe Provokation verschlagen einem manchmal die Sprache. Wie sehr wünscht man sich, dem Sprücheklopfer mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Die Retour-Technik versetzt Sie dazu in die Lage. Die Methode ist quasi der Klassiker der Schlagfertigkeitstechniken. Einer, der diese Methode gut beherrschte, war Winston Churchill.
In der Phase, als einige Leute sich sehr über seinen Wechsel von den Konservativen zu den Liberalen aufregten, schickte ihm George Bernard Shaw zwei Theaterkarten für die Premiere eines neuen Stücks und fügte schriftlich hinzu: „Bringen Sie einen Freund mit, wenn Sie noch einen haben.“ Churchills umgehende Antwort lautete: „Bin an dem Abend parlamentarisch gebunden, komme zur zweiten Vorstellung, wenn es noch eine gibt.“
Winston Churchill hat sich – wahrscheinlich ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden – der Retour-Technik, also des klassischen Konters, bedient. Bei dieser Form des Gegenangriffs besteht das Prinzip darin, dass man einen Teil der Attacke wörtlich oder sinngemäß aufgreift und ihn in die Replik einbaut. Der Witz entsteht dadurch, dass die eigentliche Botschaft indirekt ausgedrückt wird, dem Adressaten sich erst durch Weiterdenken die volle Dimension der Aussage erschließt, weil noch ein neuer Gedanke hinzugefügt wird.
Churchill hätte auch plump antworten können: „Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe mehr Freunde als Sie Zuschauer.“ Doch hier fehlt der Witz, weil die Aussage eine einfache Retourkutsche ist. Es fehlt der indirekte Gedanke, der weitergesponnen werden muss.
Wenn Sie die Retour-Technik nutzen wollen, wäre es die Krönung der Schlagfertigkeit, wenn Ihre Antworten nicht nur prompt und treffend, sondern auch noch so witzig wie die des englischen Staatsmannes wären. Allerdings sollten Sie sich nicht unnötig unter Druck setzen und nicht den Anspruch haben, immer so geistreiche Antworten zu finden. Denn: Der Mann war ein Naturtalent oder hat sehr, sehr lange trainiert… Setzen Sie sich also keinem Perfektionszwang aus, um dann am Ende so blockiert zu sein, dass Sie gar nichts mehr sagen können. Wichtig ist, dass Ihnen überhaupt etwas einfällt. Wenn es darüber hinaus noch witzig ist - herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht, dann haben Sie sich wenigstens gegen den Verbalangriff gewehrt und Ihre Souveränität gesichert.
Angriff: „Wenn ich Ihr Chef wäre, würde ich hier aber andere Seiten aufziehen.“ Konter: „Wenn Sie hier Chef wären, dann würden sich aber alle ganz schnell verziehen.“
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, die Retour-Technik anzuwenden: Arbeiten Sie mit dem Umkehrprinzip, geben Sie den Vorwurf direkt an den Attackierenden zurück.
Angriff: „Sie Idiot!.“ Konter: „Man sollte nicht von sich auf andere schließen.“
Angriff: „Was fällt Ihnen ein ...“
Konter: „Na, zumindest einiges mehr als Ihnen.“
Angriff: „Sie sind ein unverschämter Lügner.“ Konter: „Das müssen Sie als Experte ja wissen.“
Angriff: „Sie haben aber eine merkwürdige Figur.“ Konter: „Da mögen Sie Recht haben Wenn ich mir Sie aber so anschaue, weiß ich, dass es immer noch schlimmer kommen kann.“
Lesen Sie auch, wie Sie die Retour-Technik gezielt nutzen, um