Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 26
„Was, was hat das jetzt wieder zu bedeuten?“ brachte er stotternd hervor.
Ohne den Minister auch nur eines Blickes zu würdigen, wandte sich der Armbrustschütze an den anderen Mann:
„Wir haben diese beiden hier dabei erwischt, wie sie euer Gespräch belauschten, Meister Baldaar.“
Baldaar war ein großer hagerer Mann, mit einem kurzen schwarzen Bart, sowie lange schwarze Haare. Er trug eine scharlachrote Robe, welche ihm bis zum Boden reichte und ihn als Magier auswies. Nur die Kriegszauberer, die eine schwarze Robe trugen, waren mächtiger als ein Magier mit einer scharlachroten Robe. Seine Augen waren schmal und wirkten bösartig.
„Kennt ihr etwa die beiden Weibsbilder?“ schrie der Magier den Minister an. Reichel zeigte zitternd auf die Halbgöttin:
„Das, das ist die Hexe die den Herrscher verführt hat. Die Mutter der Zwillinge.“ Reichel warf Elze lediglich einen flüchtigen Blick zu. Er gehörte nicht zu den Männern die sich Gesichter merkten, die ihm unwichtig erschienen. Die andere kenne ich nicht, vermutlich ist sie ihre Dienerin.“ Dann blickte er panisch zu Baldaar: „Wir sind aufgeflogen!“
„Haltet den Mund!“ Fuhr Baldaar ihn an und wandte sich Morna zu: „Sieh an, sieh an,“ begann er zu spotten: „Die Hure des Herrschers!“ Der Magier schritt gemächlich auf sie zu, als plötzlich aus einem der Nebenzimmer leises Babyweinen zu hören war. Ohne nachzudenken zog Morna den Dolch unter ihrer Schürze hervor und stürzte sich auf den Mann mit der dunkelroten Robe. Bevor der Armbrustschütze reagieren konnte, schlug ihr der Magier so heftig ins Gesicht, dass sie bewusstlos zu Boden stürzte. Der Dolch, der ihr dabei aus der Hand glitt, landete klirrend vor Baldaars Füßen. Elze schrie entsetzt auf und warf sich augenblicklich schützend über Mornas Körper. Der Magier funkelte Reichel wutentbrannt an:
„Habt ihr nicht behauptet, dass die Geheimgänge niemandem bekannt wären?“
„Ich, ich kann mir das nicht erklären.“ stammelte der Minister. Baldaar starrte auf Mornas Dolch und ließ seinen Willen freien Lauf. Augenblicklich schnellte die Waffe vom Boden in seine rechte Hand. Lord Reichel war fassungslos. Er glaubte weder an die Götter noch an Magie. Sicher, es war ihm bekannt, dass die ferne Stadt Kushtur als Stadt der Magier galt. Dennoch hielt er sämtliche Geschichten, die sich um diesen Ort rankten, schlichtweg für absurd. Diese simple kleine Zurschaustellung von Magie, brachte sein Weltbild innerhalb von wenigen Augenblicken ins Wanken. Der Magier wandte sich jetzt an den Armbrustschützen, der seine Waffe auf Elze gerichtet hielt:
„Habt ihr alles vorbereitet?“
„Die anderen warten schon vor der Stadt, dicht beim Ausgang der Kanalisation, auf uns.“ gab er sofort zur Antwort: „Die Pferde stehen dort ebenfalls für uns bereit. Wir können in kürzester Zeit den Schwarzen Wald erreichen.“
„Sehr gut!“ brummte der Magier: „Dieser verfluchte Wald stellt zwar einen enormen Umweg für uns dar, aber so kommen wir wenigstens sicher an diesem Darkanischen Pack vorbei.“ Er blickte auf die beiden am Boden liegenden Frauen und ließ den Dolch über seiner Handfläche schwebend kreisen:
„Je schneller wir jetzt verschwinden, desto besser. Das Ganze beginnt für meinen Geschmack, zu unübersichtlich zu werden. Holt die Kinder her!“
Der Armbrustschütze gab den anderen beiden Männern ein Zeichen, woraufhin sie sich sofort ins Nebenzimmer begaben, aus dem inzwischen das Weinen zweier Säuglinge zu hören war.
„Was soll mit den Frauen geschehen?“ fragte Reichel im unterwürfigen Tonfall, wobei er seine Augen nicht vom Dolch, der noch immer über der Hand des Magiers schwebte, abwenden konnte. Baldaar begann nahezu diabolisch zu grinsen:
„Die zwei werden ein hervorragendes Ablenkungsmanöver für unsere Flucht abgeben. Da der Herrscher davon überzeugt zu sein scheint, dass diese Frau für die Entführung verantwortlich ist, wird er keinen Gedanken an uns verschwenden, sobald man sie in Ketten vor ihn führt.“ Der Magier brach in ein gehässiges Gelächter aus:
„Wie wunderbar sich doch immer wieder alles für die wahren Gläubigen fügt!“
Elze begann unaufhörlich zu schluchzen, während sie Mornas regungslosen Körper fest an sich drückte. Die treue Dienerin befand sich in einem absolut geschockten Zustand und realisierte kaum, wie die Zwillinge von den fremden Männern weggetragen wurden. Baldaar nickte Lord Reichel plötzlich freundlich zu:
„Ich denke, wir können doch darauf verzichten, dass ihr uns begleitet. Was haltet ihr davon, augenblicklich euer Gemach zu verlassen und auf den Fluren lauthals nach den Wachen zu rufen. Immerhin habt ihr diese Verräterin hier aufgegriffen.“ Dabei zeigte er lächelnd auf Morna. Der Minister, schöpfte mit einem Mal die Hoffnung, doch noch heil aus der ganzen Situation herauszukommen. Augenblicklich riss er seinen Blick von dem inzwischen tanzenden Dolch, drehte sich herum, sprintete zur Tür und riss sie auf. Mit einem Satz befand er sich auf dem breiten Korridor und brüllte, wieder mit etwas mehr Selbstsicherheit in der Stimme, nach den Wachen. Baldaar blickte derweil auf den Dolch wobei sich die Mundwinkel des Magiers teuflisch grinsend nach oben zogen. Der Zauberer ließ seinen Willen erneut frei und der Dolch beendete abrupt seine kreisenden Bewegungen. Im nächsten Moment schoss er auf Reichel zu, der sich direkt außerhalb des Zimmers vor der offenen Tür befand und lauthals nach den Wachen schrie. Der Dolch traf den Minister mit ungeheurer Wucht und drang dabei tief in seinen Rücken ein. Ungläubig drehte sich Reichel herum, dessen Rufen augenblicklich erstarb. Blut lief ihm aus dem Mund wobei er ungläubig ins Zimmer blickte. Er sah noch kurz die scharlachrote Robe des Magiers, als sich hinter Baldaar auch schon die als Bücherregal getarnte Geheimtür schloss.
***
Vitras schlich schon eine ganze Weile mit dem kleinen Dieb durch das Labyrinth artigen Gänge. Es beeindruckte den Kriegszauberer ungemein, wie der Junge sich vollkommen furchtlos in der Dunkelheit bewegte. Immer wenn Licht durch Mauerrisse oder den Spalten schlecht gesetzter Holzbalken fiel, und die Gänge somit schwach beleuchtete, wich der Knabe diesem sofort aus, indem er in den Schatten der nächsten Wand huschte. Sie kamen schnell voran, und Vitras hatte keinerlei Zweifel daran, das Devon wusste wohin er sie führte. Mit einem Mal blieb der Junge stehen:
„Wir sollten umkehren!“
Vitras lauschte angestrengt und hörte beständig lauter werdendes Brüllen vieler Männer. Offensichtlich Soldaten, die völlig konfuse Befehle brüllten. Als ob sie nicht wussten, was zu tun war.
„Das sind die Wachmannschaften!“ Flüsterte Devon: „Denen sollten wir wirklich aus dem Weg gehen!“ Sie konnten hören, wie die Soldaten auf dem Flur hinter der Wand wo sie sich gerade aufhielten, entlang rannten. Der Name seiner Tochter fiel. Vitras verpasste Devon einen Schubs, das dieser sofort zu Boden ging:
„Geh in Deckung!“ Brüllte der Kriegszauberer ihn an und entfesselte auch schon seinen Willen. Mit einem ohrenbetäubenden Knall schoss eine Druckwelle durch die Mauer, die ihn von den Soldaten trennte und schlug ein mannshohes und mehrere Schritte breites Loch in die Wand. Mauersteine, Geröll, Teile zerfetzter Holzbalken schossen über den Korridor und prallten an die gegenüberliegende Wand. Gefolgt von einer dichten Wolke aus Rauch und Staub. Mit einem Schritt stieg Vitras durch die Öffnung und blickte sich um. Direkt neben ihm stand Dilder, ein junger Diener in seiner jetzt völlig verdreckten Dienst Uniform. Wie durch ein Wunder wurde er von keinem der eben noch herumfliegenden Trümmerteile getroffen. Als er Vitras mit seiner wehenden schwarzen Robe erblickte, den schwach pulsierenden Rubin in dessen Stirnband, die Runen Tattoos auf dem kahlen Schädel und den mörderischen Blick in dessen Augen wahrnahm, verdrehten sich seine Augen und er fiel ohnmächtig zu Boden. Am Ende des