Andran und Sanara. Sven Gradert

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Andran und Sanara - Sven Gradert Band 1&2

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ein weiteres Wort zu verlieren griff er nach seinem Langstab, nickte Zern noch einmal zu und trat aus dem Tor der Stallung heraus ins Unwetter. Mit schnellen Schritten begab er sich zum Gebäude des Händlers Handevar, während der Regen ihm erneut ins Gesicht klatschte. Handevar verlor vor einigen Jahren seine Frau am Fieber und führte sein Geschäft nun mit seiner Tochter Hegren. Handevar und Hegren waren die einzigen Menschen in Dormal, die Vitras stets mit Respekt und Freundlichkeit begegneten. Die einzigen Menschen an denen ihm hier wirklich etwas lag. Zudem hatte Handevar nie versucht, ihn zu übervorteilen. Er zahlte ihm immer einen angemessenen Preis für seine Felle. Als Vitras sich dem Haus der beiden näherte, beschlich ihn zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl einer eisigen Kälte, die durch seinen ganzen Körper fuhr. Ein Gefühl, das ihn vor Gefahren warnte und ihm schon unzählige Male das Leben rettete. Rasch näherte er sich dem Haus und nahm den Lärm von zersplitterndem Glas und umstürzendem Mobiliar wahr. Lautes unverhohlenes Gelächter mehrerer Männer, das gehässig klang, sowie die dumpfen Schmerzenslaute eines Mannes. Dann das Schreien einer jungen Frau. Hegren! Im Laufschritt hielt Vitras auf das Haus zu wobei er seinen Langstab so fest gepackt hielt, dass die Knöchel seiner Hand die ihn hielten, weiß hervortraten. Mit einem Satz sprang er auf die Veranda und stieß die Tür mit einem kräftigen Tritt auf. Als nächstes warf er das Bündel mit den Fellen zu Boden, hielt seinen Stab mit beiden Händen fest gepackt und nahm die Szenerie, die sich ihm bot, auf. Zwei Männer hielten Handevar fest, während ein dritter auf ihn einschlug. Das Gesicht des Händlers war blutig geschlagen und wies jetzt schon starke Prellungen auf. Ein weiterer Kerl hielt Hegren, die sich heftig wehrte, fest von hinten gepackt, während ein anderer versuchte ihr das Kleid herunter zu reißen. Auf der Theke des Geschäftes saß ein dicker rothaariger Mann, der offenbar größtes Vergnügen an dem gesamten Spektakel zu Tage legte. Für einen Moment schienen alle wie erstarrt und blickten erschrocken zu Vitras.

      „Verschwinde Bernard,“ röchelte Handevar unter Schmerzen: „Du kannst uns nicht helfen.“

      Der Schläger verabreichte dem Händler sofort einen Schlag in den Magen und wandte sich dann Vitras zu.

      „Bring dem Kerl bei, dass man gefälligst anzuklopfen hat!“ befahl ihm der Rothaarige grinsend. Der grobschlächtige Kerl lachte, wobei er seine verrotteten Zähne entblößte. Dann ließ er von Hegren ab, zog sein Schwert und schritt bedrohlich, aber vorsichtig, auf Vitras zu.

      „Und erkläre ihm bitte auch recht deutlich,“ forderte der Anführer ihn mit einer lächerlich piepsenden Stimme auf: „Was es für Konsequenzen hat, mich bei meinen Geschäften zu stören!“

      Blitzschnell wirbelte Vitras den Kampfstab über seinen Kopf. Mit diesem Schwung ließ er das eine Ende des Stabes mit voller Wucht auf den Kopf des Schlägers nieder und zertrümmerte dessen Schädel mit einem grauenvollen Knacken. Das Schwert des Mannes fiel augenblicklich klirrend auf die Dielen, bevor er selbst tot zu Boden ging. Kreischend rollte sich der Rothaarige über den Verkaufstresen, um sich dahinter in Sicherheit zu bringen.

      „Bringt sie um!“ schrie er mit panischer Stimme: „Bringt diesen Bastard und die anderen beiden um!“

      Vitras biss sich vor Wut und Hilflosigkeit auf die Unterlippe. Es war unmöglich Hegren und ihren Vater gemeinsam retten, ohne Magie anzuwenden. Inzwischen hatten die Männer des Rothaarigen allesamt ihre Waffen gezückt und waren im Begriff, auf Handevar und seine Tochter einzustechen, bevor sie sich Vitras zuwenden würden.

      „Die Götter mögen mir beistehen!“ Die Worte kamen eher wie ein Fluch, denn einer Bitte von seinen Lippen. Die Luft um Vitras herum begann leicht zu flimmern. Mit der linken Hand ließ er den Stab los und vollführte eine Geste, woraufhin der Bandit, der Hegren gepackt hielt, mit brachialer Gewalt an die Wand geschleudert wurde. Der Kerl vor ihr riss die Augen für den Bruchteil eines Wimpernschlages ungläubig auf, als auch schon sein Genick brach. Aus einem Augenwinkel nahm Vitras wahr, wie die anderen beiden Schläger, den Händler losließen und sich mit ihren Schwertern auf ihn stürzten. Nun benötigte Vitras keine Magie mehr. Fassungslos nahm Handevar wahr, wie der harmlose wirre Bernard den Kampfstab kreisen ließ und seine Gegner erbarmungslos erschlug. Hegren bewegte sich vorsichtig zu ihrem Vater, um ihm dann weinend zu umarmen.

      „Sind sie tot?“ Ließ sich plötzlich eine unsichere quietschende Stimme hinter dem Tresen vernehmen.

      „Ja sind sie!“ Antwortete Vitras und verstellte dabei seinen Tonfall.

      Schnell fasste sich die Stimme:

      „Dieses verdammte Pack. Ich werde...“

      Augenblicklich versagte dem Rothaarigen die Stimme, als er hinter dem Tresen hervorkam und Vitras vor sich stehen sah. Zitternd hob er die Hände schützend vor sich. Der Mann bebte vor Angst am ganzen Körper, als er die Leichen seiner Männer erblickte. Dass ausgerechnet ein derart schmieriger Feigling, ihn dazu brachte Magie anzuwenden, sich mit seiner einzigartigen magischen Signatur zu verraten, versetzte den Zauberer in unbändige Wut.

      „Es interessiert mich weder wer du bist, noch wie du heißt.“ brachte Vitras mit einer gefährlich klingenden monotonen Stimme hervor: „Ich will nur wissen wie viele Tagelöhner für dich arbeiten und wo sie sich aufhalten?“

      „Drei, drei... dreiunddreißig,“ stotterte der Anführer der Bande.

      „Ich habe allen erlaubt, heute Abend mal richtig einen drauf zu machen. Sie werden sich in den Gasthäusern vergnügen. Wir wollten hier doch nur...“ Weiter kam er nicht. Vitras schlug ihn mit seinem Stab bewusstlos woraufhin der Rothaarige Anführer der Bande, wie ein nasser Sack zu Boden ging. Dann wandte er sich Handevar und seiner Tochter zu, die ihn wie ein Fabeltier anstarrten.

      „Bernard,“ brachte der Händler stotternd hervor: „Wie... wie ist das möglich?“

      Vitras lächelte beide erleichtert an. Sie waren am Leben. Hegren nahezu unverletzt und Handevar würde sich schnell wieder erholen. Vitras beobachtete, wie Hegren mittlerweile das Gesicht ihres Vaters vorsichtig mit einem feuchten Tuch abtupfte. Es gab keinen Grund mehr für Geheimnisse. Durch das Anwenden von Magie hatte er sich verraten. Die Götter wussten nun, wo er zu finden wahr. Was Harun Ar Sabah anbelangte... da konnte er nur raten.

      „Mein Name lautet nicht Bernard - sondern Vitras!“ Brachte er schließlich kühl hervor. Hegren blickte zu ihm empor und schenkte ihm einen dankbaren Blick:

      „Es ist uns völlig egal wer du bist. Wir werden dir ewig dankbar sein und dein Geheimnis bewahren.“

      Vitras musste für einen Moment gequält auflachen: „Dieses Geheimnis ist keines mehr Hegren.“ Er blickte zu der Regalwand gegenüber des Verkaufstresens, welche sich vom Boden bis zur Decke, die gesamte Wand entlang zog. Schnell fanden seine Augen was er suchte. Ein Seil erhob sich und schwebte der Länge nach durch den Raum, hin zum bewusstlosen Rothaarigen. Sofort begann es sich mehrmals unter den reglosen Körper zu ziehen, sich um seine Arme und Beine zu wickeln, bis er fest verschnürt war. Handevar genau wie seine Tochter blickten erneut fassungslos zu dem Mann, den sie bisher nur als den harmlosen Bernard kannten.

      „Sobald der Kerl wieder zu sich kommt, soll er euch verraten wo sich das Gold befindet das er den Bürgern Dormals gestohlen hat. Anschließend tut mit ihm was ihr wollt.“ Mit den Worten drehte Vitras sich um und war im Begriff, dass Gebäude des Händlers wieder zu verlassen.

      „Was hast du jetzt vor Ber... ich meine Vitras?“ Der Zauberer blieb kurz stehen und half dem kleinen Filou aus der Tasche seines Umhangs, woraufhin das Frettchen sofort auf die breiten Schultern seines Herrn krabbelte. Ohne sich noch einmal zu dem Händler und seiner Tochter umzudrehen, gab er ihnen knapp Antwort:

      „Achtundzwanzig sind noch übrig. Ich werde mich um sie kümmern. Ich

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