Andran und Sanara. Sven Gradert
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 7
„Es gibt viele Prophezeiungen. Davon abgesehen, halte ich nicht viel von solchen Weissagungen. Wenn man sich tausende von ihnen vornimmt, wird man immer den einen oder anderen Satz finden, der auf ein vergangenes Ereignis schließen lassen könnte. Menschen wie Götter neigen dazu, ihr gesamtes Verhalten zu verändern, nur um irgendwelchen uralten Texten entgegenzuwirken. Selten kommt etwas Gutes dabei heraus.“
Tantras funkelte den Kriegszauberer wütend an:
„Ich rede von Der Prophezeiung. Die, welche sogar das Ende der Götter einleiten könnte.“
„Die Zwei die eins Sein müssen?“ Fragte Vitras ungläubig nach. Er kannte Teile dieser Weissagung, hielt von ihr aber nicht mehr als von anderen Prophezeiungen.
„Genau von der spreche ich. Sie ist eingetreten.“ Plötzlich bekam Tantras Tonfall einen eisigen Klang:
„Du bist ein wichtiger Teil dieser Prophezeiung. Und - es gibt nicht wenige Götter im Singarium, die dich sogar für sie verantwortlich machen!“
„Ich bin wohl kaum dafür verantwortlich, wenn sich irgendwo in der bekannten oder unbekannten Welt das absolut Böse erhebt. Genauso wenig habe ich etwas mit Zwillingen zu tun, die sowohl göttliches als auch königliches Blut in sich tragen müssen.“
Amüsiert griff Tantras wieder nach seinem Becher:
„Sagte ich dir nicht, dass sich gewisse Umstände geändert haben?“ Der Kriegsgott fixierte Vitras mit einem neugierigen Blick und stellte zufrieden fest, dass dieser anfing sich zusehends unwohl zu fühlen.
„Das absolut Böse ist erwacht. In deiner Heimat Kriegszauberer.“
Vitras starrte sein Gegenüber ungläubig an, während Tantras fortfuhr.
„Anstatt sich den Schwierigkeiten in Kushtur zu stellen, hast du deine Heimatstadt verlassen. Harun Ar Sabah hat kurz danach die Führung im Magischen Rat übernommen. Um ehrlich zu sein, ging ich davon aus, dass er die umliegenden Königreiche mit Krieg und Terror überzieht, was mir eine gewisse Freude bereitet hätte. Stattdessen begann er tief unterhalb der Katakomben, des Palastes der Magier, einen übermächtigen Dämon zu erwecken. Eben das Böse, von dem in dieser Prophezeiung die Rede ist.“
„Und ihr Götter macht mich dafür verantwortlich?“
„Hättest du Kushtur nicht verlassen, wäre dieser Harun wohl kaum dazu in der Lage gewesen ES zu erwecken.“
„ES?“
„So bezeichnen wir den Dämon, da niemand seinen wahren Namen kennt. Nicht einmal wir Götter! Außerdem wäre da noch die andere Sache - die mit den Zwillingen.“
„Ich habe einzig eine Tochter, wie du ja sehr wohl weißt! Sie besitzt lediglich...“
Vitras wurde plötzlich schwindelig. Seine Gedanken überschlugen sich, und er war mit einem Mal nicht mehr fähig, den Satz zu Ende zu sprechen. Spöttisch führte Tantras den Gedankengang seines Gegenübers fort:
„Deine Tochter besitzt dank meiner Schwester göttliches Blut. Richtig. Ihre Kinder dagegen, Zwillinge übrigens... wie soll ich sagen... Großvater... sie besitzen göttliches und königliches Blut.“
Genüsslich trank der Gott einen weiteren Schluck des Weines und beobachtete Vitras. Die Neuigkeiten hatten den Kriegszauberer bis ins Mark erschüttert und Tantras hatte wahrlich seine Freude daran. Er konnte nicht anders. Somit versetzte er Vitras den nächsten Stich.
„Was hat die Prophezeiung nun in Gang gesetzt? Das Erwachen des Dämons, wofür man dir zumindest eine Teilschuld gibt. Oder die Geburt der Zwillinge, zu der es ohne deine tatkräftige Mithilfe wohl nie gekommen wäre.“
Vitras brachte kein Wort mehr hervor. Er saß zusammen gesunken in seinem Stuhl und versuchte die Worte des Gottes zu verarbeiten. Es gelang ihm nicht. Tantras beobachtete ihn genau. Er hasste Vitras dafür, dass er es als Sterblicher gewagt hatte, ein Kind mit einer Göttin zu zeugen, obendrein noch mit seiner Schwester. Doch die Prophezeiung war nun einmal in Gang gesetzt und Tantras hatte genaue Anweisungen von Astorius, dem Gott des Lebens und mächtigsten aller Götter erhalten.
„Komm wieder zu dir Zauberer!“ Brüllte der Gott ihn plötzlich an: „Es ist noch längst nicht entschieden, wie die ganze Sache ausgeht.“
Vitras streckte seinen Rücken, so dass er wieder gerade saß und erhob seinen Kopf. Fragend blickte er Tantras an.
„Der Dämon wird noch mindestens zwanzig Jahre, wenn nicht mehr, brauchen bis er seine volle Macht erreicht und die Welt der Lebenden betreten kann.“ Fuhr Tantras fort: „Solange ist dieser Harun Ar Sabah zwar seine Marionette, aber es bleibt genug Zeit, deine Enkel vorzubereiten, vorausgesetzt sie bleiben solange am Leben. Astorius hat allen Göttern verboten direkt einzugreifen, da er einen erneuten Krieg mit der gesamten Welt der Dämonen befürchtet. Den letzten haben wir nur knapp gewonnen.“
Plötzlich stand Vitras auf. Er blickte sich um, bis er seinen Kampfstab entdeckte der wenige Schritte von ihm entfernt auf dem Boden lag. Der Kriegszauberer streckte seinen Arm aus und der Stab schnellte augenblicklich in seine Hand. Herausfordernd blickte er den Gott in die Augen.
„Was erwartest du von mir?“
„Du kannst dir sicher sein, dass meine Schwester demnächst bei dir erscheinen wird. Sie wird dir sagen, was du zu tun hast. Ich sollte dich lediglich für sie finden und vorbereiten. Dich aufzuspüren hat sich Dank deines Gewaltausbruches und der damit verbundenen Schweinerei, die du hier hinterlassen hast, ja überraschenderweise als recht einfach erwiesen. Außerdem hat sie mir aufgetragen, dich zu warnen.“
„Mich zu warnen!?“ Wiederholte Vitras die Frage des Gottes angespannt.
„Dieser Harun Ar Sabah ist neben dir der einzige Kriegszauberer eurer Bekannten Welt. Doch dank des Dämons besitzt er im Augenblick noch gewaltigere Kräfte. Harun wird dich mit absoluter Sicherheit, jetzt genauso aufspüren können wie ich.“ Tantras hielt kurz inne, bevor er spöttisch fortfuhr: „Ihr standet euch ja immer schon besonders nahe. Er wird sicherlich alles daran dich zu töten. Geh ihm also aus dem Weg!“
„Die Doronischen Wälder sind weit von Kushtur entfernt!“ Entgegnete Vitras, der sich inzwischen wieder vollkommen gefangen hatte.
„Nicht für Harun Ar Sabah!“ Antwortete ihm Tantras. Der Kriegsgott erhob sich nun ebenfalls und trat dicht an Vitras heran. Er blickte ihm tief in die Augen, als ob er bis zum Grund seiner Seele spähen wollte. Der Kriegszauberer hielt seinem Blick regungslos stand. Plötzlich wandte sich Tantras von ihm ab und schritt langsam in Richtung der Treppe aus dessen Schatten er erschien.
„Wärst du als Gott geboren wurden ...,“ sprach er laut, ohne sich jedoch noch einmal nach Vitras umzudrehen: „... hätten wir vielleicht Freunde werden können! Und vergiss das Gesindel im anderen Gasthof. Darum habe ich mich gekümmert.“ Tantras tauchte im Schatten der Treppe ein und war im gleichen Augenblick verschwunden.
Vitras wandte sich dem Ausgang des Schankraums zu und schritt langsam hinaus ins Freie. Das Unwetter hatte aufgehört. Lediglich leichter Nieselregen fiel noch vom Himmel und auch der Wind hatte stark an Heftigkeit eingebüßt. Filou krabbelte aus seiner Manteltasche und kletterte wieder