Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 9
„Vitras! Meister Vitras! Endlich haben wir euch gefunden!“
Vitras löste sich augenblicklich aus seiner magischen Konzentration, als er seinen Freund Gil Guillaume an der Spitze der Uniformierten erblickte. Unwillkürlich musste der Kriegszauberer schmunzeln. Nicht nur weil er sich freute, seinen alten Freund nach all den Jahren wiederzusehen, sondern weil Guillaume immer noch eine äußerst unglückliche Figur zu Pferden abgab. Lediglich seine Begleitung von vierzehn schwer bewaffneten Soldaten der Garde, trübte seine Wiedersehensfreude. Als Guillaume sein Pferd umständlich vor der Hütte zum Stehen brachte, schritt Vitras auf ihn zu und hielt das Pferd am Zaumzeug fest, um ihm beim Absteigen behilflich zu sein. Dabei fragte er sich, ob es Gil ebenfalls gelungen war, seine magische Signatur zu erkennen, wenn er sie überhaupt gesucht hatte, oder ob Harun ihn geschickt hatte. Gil Guillaume war ebenfalls ein Magier, hatte es jedoch nie so weit gebracht wie Vitras. Er trug lediglich eine graue Robe, die seinen magischen Rang, weit unterhalb den eines Kriegszauberers platzierte. Dennoch war er ein Magier und dem grimmigen Hauptmann der Garde fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er sich vor dem Fremden, der wie ein Bauer gekleidet war niederkniete und ihn mit Meister ansprach. Vitras war die Geste seines Freundes, die unter Magiern unterschiedlichen Ranges durchaus üblich war, sichtbar peinlich. Schnell half er Guillaume aufzustehen, dem das Hochkommen dank seiner umfangreichen Leibesfülle nicht leichtfiel. Daraufhin fielen sich die beiden Männer in die Arme, wobei Vitras den Kampfstab immer noch mit einer Hand fest gepackt hielt. Guillaume begann vor Freude zu schluchzen und löste sich erst aus der Umarmung, als ihn die dröhnende Stimme des Hauptmanns zusammenzucken ließ:
„Meister Guillaume,“ wetterte er: „Wollt ihr etwa behaupten, dass dieser Wilde da der Mann sein soll, den wir suchen?“
Guillaume drehte sich langsam zu dem Hauptmann herum, wobei seine Stimme plötzlich nichts mehr von dem Trottel im Magier Gewand an sich hatte, für den die Soldaten ihn ganz offensichtlich hielten:
„Hauptmann Karon,“ begann er den Offizier zu belehren: „Darf ich vorstellen. Meister Vitras. Kriegszauberer von Kushtur!“
Die einfachen Soldaten des Trupps sahen betreten zu Boden. Der Hauptmann musste schlucken:
„Meister Vitras!“ Begann er entschuldigend, wobei er sich verbeugte: „Seine Eminenz, Meister Harun Ar Sabah, Kriegszauberer und König von Kushtur hat uns befohlen, euch sicher zurück zum Palast der Magier zu geleiten.“
Vitras stand kurz vor einem Wutanfall. Mit einem drohenden Klang in seiner Stimme, fuhr er den Offizier barsch an:
„König? Ich muss mich wohl verhört haben! Seit wann wird Kushtur von einem König regiert?“
Der Hauptmann wich sofort einige Schritte vor Vitras zurück, als ob er einen Angriff erwartete. Er musterte den Kriegszauberer von oben bis unten, bevor er entschuldigend mit den Schultern zuckte:
„Befehl ist Befehl!“ Kam es ihm lapidar von den Lippen, ohne auf die Frage seines Gegenübers einzugehen.
„Ich würde euch empfehlen, hier draußen zu warten!“ Giftete Vitras den Hauptmann im Befehlston an. Dann packte er Guillaume an der linken Schulter und bugsierte ihn die drei Stufen herauf zur Veranda, um ihn anschließend in die Hütte zu schubsen. Sein Freund zuckte zusammen, als Vitras die Tür mit einem lauten Knall zuschlug. Der nächste Schock überkam Gil Guillaume als er Filou erblickte. Das Frettchen war völlig aus dem Häuschen, dass sein Herr ihn jemanden zum Spielen mitgebracht hatte. Der arme Gil wusste überhaupt nicht wie ihm geschah, als Filou über ihn herfiel, um an allem zu kratzen und zu nagen, was ihm interessant erschien. Ein Wort seines Herrn – und natürlich eine Nuss, reichten jedoch aus, um den Nager zu bändigen. Dann wandte er sich wieder seinem Freund zu:
„Gil, was zum Teufel ist hier los? König? Und wieso zitiert mich dieser Bastard nach all den Jahren zu sich, anstatt mich gleich von seinen Vasallen umbringen zu lassen?“
Die unbekümmerte Fröhlichkeit, die einfach zu Guillaume gehörte, wie das Schwert zum Soldaten, fiel mit einem Mal gänzlich von ihm ab. Seine Augen bekamen einen traurigen Ausdruck. Er setzte sich auf einen der mit Fellen bezogenen Stühle und zupfte an seinem Schnauzbart, bevor er sich mehrmals über seine kurzen grauen Haare strich. Stockend begann er zu erzählen:
„Euch umbringen zu lassen mein Freund, das dürfte wohl auch für Harun ein schweres Unterfangen sein. Es hat sich jedoch viel, sehr viel in den Jahren verändert, seit ihr fortgegangen seid.“
Vitras schaute aus dem Fenster und beobachtete die Soldaten, die inzwischen allesamt abgestiegen waren und ihre Pferde versorgten. Die Regenwolken hatten sich inzwischen vollkommen verzogen und auch der nebelige Dunst war dabei sich aufzulösen. Vitras musterte seinen Freund und wunderte sich ein wenig darüber, dass dieser, ihn im Gegensatz zu früheren Zeiten, wieder so formell ansprach. Selbst jetzt wo sie sich allein in der Hütte aufhielten.
„Wie hat er es geschafft?“ Fragte Vitras verwundert: „Wie hat er es hinbekommen, zum König ernannt zu werden? Eine Monarchie widerspricht allem, wofür Kushtur steht. Wieso hat der Rat der Magier nichts dagegen unternommen. Gibt es den Rat überhaupt noch?“
„Oh doch,“ brachte Gil seufzend hervor: „Den gibt es noch. Jedoch nur zum Schein. Seid ihr euch damals öffentlich gegen Harun aufgelehnt und ihm die Stirn geboten habt, scheint er panische Angst davor zu haben, dass es fähige Nachahmer geben könnte. Die Mitglieder des jetzigen Rates sind ein einziger Witz. Keiner von ihnen könnte es mit einem Novizen im zweiten Jahr aufnehmen, der eure Ausbildung genießen würde.“
Vitras zog fragend die Augenbrauen zusammen: „Was ist mit Meister Gerlain?“
„Tot!“ Erwiderte Guillaume trocken: „Man fand ihn eines Morgens mit gebrochenem Genick in der großen Bibliothek. Genauso wie Meister Brehm und seine Schülerin Mai, von der man annahm, dass sie es eines Tages zur Kriegszauberin bringen würde.“
„Alle mit gebrochenem Genick in der Bibliothek?“ Hakte Vitras ungläubig nach.
„Nein, nein. Entschuldigt. Meister Brehm und Mai sind ertrunken als sie den Haktur überqueren wollten.
„Du willst mir allen Ernstes weismachen, dass ein Magier, der die rote Robe trägt und eine Meisterschülerin, die das Potential zur Kriegszauberin hat..., dass die einfach so im Haktur ertrinken?“
Gil zuckte hilflos mit den Schultern: „Es geht noch weiter... sämtliche Mitglieder des Rates sind unter kuriosen Umständen verstorben. Harun hat sie nach und nach durch Magier ersetzt, die ihn niemals gefährlich werden könnten. Außerdem wisst ihr so gut wie ich, dass Harun die Fähigkeit der Demagogie zu einer reinen Kunstform erhoben und perfektioniert hat. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Marionetten im Rat ihn unter dem Beifall der gesamten Bevölkerung zum König ernannt haben.“
„Wie