Andran und Sanara. Sven Gradert
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„Unser Handel war einfach,“ sprach Tantras urplötzlich in einem etwas ruhigeren Tonfall. Macht gegen Macht! Ich überließ dir die Mittel und das Wissen, den Gefallenen wieder zu erwecken, damit er die Welt der Lebenden mit Krieg und Terror überzieht. Einen Krieg, in dem ich aufblühe. Dir versprach ich dafür die Macht, deinen Erzfeind zu besiegen. Von dem ich zugeben muss, dass er mehr Rückgrat besitzt als du es jemals haben wirst! Außerdem habe ich von dir verlangt, niemals Hand an die Zwillinge anzulegen.“
Haruns Augen begannen bösartig zu funkeln. Energisch hob er sein Kinn empor:
„Deine Versprechen hast du bisher nicht eingehalten Kriegsgott!“ brachte er mit einem Mal in einem Tonfall hervor, dass Tantras glaubte sich verhört zu haben.
„Ich brauche deine Hilfe nicht mehr, ich diene nur noch dem einen Gott. Dem wahren Gott!“
ES spürte die Anwesenheit Tantras. Der Dämon konnte die Welt der Lebenden noch nicht betreten. Aber er war mittlerweile durchaus in der Lage, einzugreifen. Haruns Augen begannen grünlich zu leuchten, während ES versuchte, zumindest für einen kurzen Moment, einen Teil seiner Kraft in Harun einfahren zu lassen. Tantras fühlte sich durch Haruns plötzliches dreistes Verhalten, wie vor den Kopf geschlagen.
„Die Zwillinge!“ brüllte der Kriegsgott ihn jetzt an: „Solltest du ihnen irgendein Leid zufügen, verspreche ich dir einen Tod, den du dir in deinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kannst.“
Harun begann plötzlich lauthals zu lachen. Er neigte seinen Kopf nach hinten und stieß sein Lachen wie ein Irrer in den Nachthimmel. Als er den Kopf wieder nach vorn beugte, strahlte der grüne Glanz seiner Augen über sein ganzes Gesicht. Seine Stimme war eine andere. Dumpfer, härter, unnachgiebiger und in keiner Weise mehr von Furcht geprägt:
„Die Zwillinge also, warum immer wieder dieses Interesse, bezüglich des Wohlergehens dieser Bälger!“
„Meine Großnichte sowie mein Großneffe,“ ereiferte sich Tantras: „So etwas nennt man Familie. Nur sie können eines Tages...“
Erst jetzt nahm der Kriegsgott die Verwandlung wahr, die Harun im Augenblick durchfuhr.
„Sprich weiter!“ forderte Harun ihn mit der Stimme des Dämons auf.
In der linken Hand von Tantras bildete sich augenblicklich ein Feuerball. Zeitgleich erschuf Harun, mit beiden Händen, eine grünlich schimmernde Kugel aus der Rauchschwaden hervorquollen und sich um die Arme des Zauberers züngelten. Mit aller Macht schleuderten beide ihre magischen Objekte auf ihr Gegenüber. Der Feuerball prallte auf die Kugel des Dämons und eine gewaltige Explosion erschütterte die Dachterrasse. Von der Wucht der Druckwelle erfasst, wurde der Kriegsgott von den Beinen gerissen und durch die Wand in den Raum mit dem Sandkastenmodell geschleudert. Leicht benommen schüttelte sich der Kriegsgott, wobei Staub, Dreck und Putz augenblicklich von ihm abfielen. Durch das Loch in der Wand konnte er Harun sehen. Er stand noch an der gleichen Stelle wie zuvor. Die Druckwelle schien seinem Körper nichts angehabt zu haben. Wieder neigte der Zauberer seinen Kopf nach hinten und lachte wie ein Irrer in den Nachthimmel. Tantras ließ einen rötlich leuchtenden Wirbel um sich herum entstehen, der ihn komplett umhüllte. Ein Wimpernschlag später war der Kriegsgott verschwunden.
Harun schritt auf das Loch in der Mauer zu. Seine Augen waren noch immer von dem satten strahlendem grün erfüllt.
„Es war mir eine Freude Cousin,“ kam die Stimme des Dämons von Haruns Lippen. Dann schrie er in Richtung des Sternen Firmaments:
„Das nächste Mal, werde ich Dich vernichten. Ich werde euch alle vernichten. Das Singarium wird aufhören zu existieren!“
Kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, zog sich der grüne Glanz aus Haruns Augen zurück, bis er vollkommen verschwunden war. Harun Ar Sabah zitterte am ganzen Körper. Die Muskeln, die Sehnen selbst die Knochen, jede Faser seines Körpers schmerzte fürchterlich. Dann fiel er auf die Knie, hielt eine Hand fest auf seinen Magen gedrückt, und musste sich übergeben.
2.6. Die Belagerung
Die viertausend Soldaten, die der König von Keldan schickte, wurden bei ihrem Einmarsch in die Stadt von einem ohrenbetäubenden Jubel der Bevölkerung Dirans willkommen geheißen. Die Hufe der unzähligen Pferde wirbelten den Staub der trockenen Straßen dermaßen auf, dass ganze Stadtviertel von einer feinen Staubschicht überzogen wurden. Entlang der Route, die die verbündeten Soldaten durch die Stadt nahmen, hingen die Menschen Tücher und Laternen in den Farben Keldans, Grün und Gelb, auf. Wie bei einem Triumphzug, einer Schlacht die schon gewonnen war, trabten die Soldaten auf ihren Streitrössern durch die Straßen in Richtung des zentralen Platzes, der extra für den heutigen Tag geräumt wurde. Hier teilte sich die Streitmacht auf. Während sich die Hälfte von ihnen zu den Kasernen begab, schlugen die anderen Soldaten ihr Lager auf dem großen Platz vor dem Palast des Regenten auf. General Kurz betrachtete voller Bewunderung die disziplinarische Ordnung der Truppen, die dem kleinen Restbestand des Diranischen Heeres längst abhandengekommen war. Allmählich war auch ein Ende des Trosses abzusehen als die letzten Planwagen, mit all dem Material das eine Truppe im Feld mit sich führte, transportierte. Feldscher, Pferdejungen, Köche, zwei Schmiede mit besonders großen Fuhrwerken sowie einige Priester des Santhus, dem Schutzgott Keldans, rundeten das Bild ab. General Kurz versuchte verzweifelt den aufgewirbelten Staub und Dreck von seiner opulenten Uniform zu klopfen, bevor er sich auf den Weg machte, den Keldanischen Befehlshaber Gisdern aufzusuchen. Nun galt es die unendlich vielen organisatorische Dinge zu besprechen, auf die Vitras besonderen Wert legte.
Der Kriegszauberer saß seit einer guten Stunde auf einer gemütlichen Bank im großen Spiegelsaal, den Mai zu ihrem persönlichen Übungsplatz mit Sanara auserkoren hatte, um das Training seiner Enkeltochter zu beobachten. Seit ihrer Ankunft in Diran, waren über zwei Monate vergangen. Seitdem trainierten Mai und Sanara täglich. Mit ihren vierzehn Jahren wirkte Sanara noch recht zierlich und schmächtig. Aber Mai verstand es hervorragend, dem Mädchen Stärken bewusst zu machen, die lediglich trainiert werden mussten. Schnelligkeit, Wendigkeit, ein sicheres Auge und vor allem ein klarer Verstand. Wie bei den Magie Übungen mit ihrem Großvater, sog Sanara jedes Wort von Mai in sich auf. Es gelang ihr, bei den Schwertübungen inzwischen sogar Mai gelegentlich zurückzudrängen. Auch den Flic Flac beherrschte Sanara mittlerweile nahezu perfekt. Mit der Handhabung der Wurfsterne, Mais Lieblingswaffen, hatte sie jedoch noch ihre Schwierigkeiten. Sie versuchte die Sterne Kraft ihres Willens ins Ziel zu lenken. Mai bemerkte das sofort und benutzte ihren eigenen Willen, um Sanaras Sterne wieder vom Ziel fernzulenken. Dabei erklärte sie ihr, dass es Orte oder Situationen gab, wo man sich nicht auf die Magie verlassen durfte. Sie musste lernen, auch ohne ihre Magie gewisse Situationen meistern zu können. Seitdem stand Sanara jeden Morgen freiwillig eine Stunde früher auf, um vor dem Laufen und den Dehnübungen mit dieser Art von Wurfwaffe zu üben.
Als Sanara nach einer vorgetäuschten Seitwärtsdrehung, bei Mai einen Volltreffer landete, sprang Vitras auf und klatschte vor Begeisterung. Daraufhin bot Sanara eine kunstvolle Verbeugung in seine Richtung dar, die jedem Schauspieler, der sich bei seinem Publikum bedankte, zu Ehren gereicht hätte. Allmählich setzte die Abenddämmerung ein und zwei Diener erschienen, um die Fackeln im Spiegelsaal zu entzünden.
„Du solltest dich jetzt etwas frisch machen gehen!“ raunte Mai ihrer Schülerin zu: „Ich glaube, dein Großvater möchte mit dir zu Abend speisen.“
„Ausgezeichnete Idee!“ erwiderte Vitras, der jedes Wort verstanden hatte: „Warum speist ihr nicht gemeinsam mit uns Meisterin Mai?“
Sanara war von