Helmut Schmidt. Neue Osnabrücker Zeitung
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Der Anerkennung des Sozialdemokraten weit über alle Parteigrenzen hinaus taten solche Einlassungen keinen Abbruch. So schrieb Wolfgang Schäuble (CDU) 2008 anlässlich des 90. Geburtstages: „Schmidts Nüchternheit war angemessen in einem Land, das sich von den Verlockungen einer mörderischen Ideologie hatte begeistern und in den Abgrund führen lassen. […]. Dabei ist er alles andere als prinzipienlos, ringt um die ethische Fundierung seiner Entscheidungen, wobei ihm gute Absichten nie genügt haben. [...] Ein verantwortungsvoller Politiker muss für ihn vor allem für die Folgen seines Handelns einstehen. Schmidt ist einer Verantwortungs-, nicht einer Gesinnungsethik verpflichtet.“
Hochgelobt: Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt am 13. März 2013 in Berlin bei einem Empfang des Bundespräsidenten anlässlich seines 95. Geburtstages. (dpa)
1. Schmidts Weg in die Bundespolitik – von Hamburg nach Bonn
Noch in zweiter Reihe: Helmut Schmidt, damals Innensenator in Hamburg, im Gespräch mit SPD-Chef Willy Brandt am 25.09.1965 in Bad Godesberg. (picture alliance / dpa)
Hamburger Sturmflut, Wirtschaftskrise und RAF-Terror – in schwierigen Zeiten verschaffte sich Helmut Schmidt im In- und Ausland als Krisenmanager hohes Ansehen. Für viele ist der Sozialdemokrat bis heute Inbegriff des Staatsmanns mit Weitblick, dessen Wort auch nach seiner Zeit als Politiker Gewicht hatte. Der gebürtige Barmbeker hatte sich in seiner Heimatstadt Hamburg bewährt, bevor er sein politisches Können auch in der Bundespolitik unter Beweis stellen konnte.
Die wichtigsten Lebensstationen
Hamburger Leichtmatrosen: Helmut Schmidt (r) im Jahr 1928 mit Klassenkameraden. (picture alliance / dpa)
Berlin/Hamburg (dpa) - Helmut Schmidt entwickelte sich schon früh zu einem politischen Allroundtalent. Die wichtigsten Lebensstationen des SPD-Politikers und fünften Bundeskanzlers:
1918: Am 23. Dezember wird Helmut Heinrich Schmidt in Hamburg-Barmbek geboren.
1939-1945: Soldat im Zweiten Weltkrieg.
1942: Heirat mit seiner früheren Klassenkameradin Loki Glaser.
1946: Eintritt in die SPD.
1962: Als Innensenator in Hamburg macht sich Schmidt einen Namen bei der Flutkatastrophe.
1967-1969: Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
1969-1972: Verteidigungsminister im ersten Kabinett von Willy Brandt.
1972: Finanzminister im zweiten Kabinett Brandt.
1974: Wahl zum Bundeskanzler am 16. Mai.
1977: Die RAF nimmt Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer als Geisel, im Oktober wird die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführt. Schmidt gibt den Forderungen der Terroristen nicht nach, Schleyer wird ermordet.
1982: Am 1. Oktober wird Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Neuer Kanzler wird Helmut Kohl (CDU).
1983: Schmidt wird Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“.
2010: Am 21. Oktober stirbt Ehefrau Loki Schmidt mit 91 Jahren.
2013: Im April macht die Familie des ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer offiziell ihren Frieden mit Schmidt. 36 Jahre nach Schleyers Tod verleiht sie ihm den Hanns-Martin-Schleyer-Preis.
2013: Helmut Schmidt unterstützt vergeblich den ebenfalls aus Hamburg stammenden SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück.
2015: Am 10. November stirbt Helmut Schmidt in seinem Haus in Hamburg.
Krisenmanager in turbulenten Zeiten
BERLIN (dpa-AFX) - Geboren wurde Helmut Schmidt am 23. Dezember 1918 in Hamburg- Barmbek als Sohn eines Studienrats. Nach dem Abitur 1937 wollte er eigentlich Architekt werden. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er an der Ost- und Westfront. 1942 heiratete er seine frühere Klassenkameradin Hannelore, genannt Loki. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Der Sohn Helmut starb noch vor seinem ersten Geburtstag. Seine Tochter Susanne arbeitet heute für einen Wirtschafts-Fernsehsender.
Nach Kriegsende studierte Schmidt Volkswirtschaft. 1946 wurde er SPD-Mitglied, ein Jahr später Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). 1953 wurde Schmidt erstmals in den Bundestag gewählt, wo er sich als scharfer Widersacher von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) profilierte. Aus dieser Zeit stammt sein Beiname „Schmidt-Schnauze“. 1961 wechselte er als Innensenator nach Hamburg. Während der Sturmflut 1962 erwarb sich Schmidt erstmals bundesweites Ansehen als umsichtiger Krisenmanager.
1965 kehrte er in den Bundestag nach Bonn zurück. Während der ersten großen Koalition übernahm er 1967 den SPD-Fraktionsvorsitz. Nach dem SPD-Wahlsieg und der Bildung der sozialliberalen Koalition 1969 wurde Schmidt Verteidigungsminister. Zusammen mit Kanzler Willy Brandt und Fraktionschef Herbert Wehner bildete er die „Troika“, die die SPD lenkte. Nach dem Rücktritt von Karl Schiller übernahm Schmidt 1972 für kurze Zeit das Finanz- und Wirtschaftsministerium. Nach der Teilung des Ressorts führte er weiter das Finanzministerium. Nach Brandts Rücktritt im Mai 1974 wegen der Guillaume-Affäre wurde Helmut Schmidt sein Nachfolger.
16. Februar 1962
Die große Stunde des Helmut Schmidt
03.12.1962: Helmut Schmidt (l) während der Verleihung der Dankmedaillen der Freien und Hansestadt Hamburg an 400 Soldaten für deren Einsatz während der Flutkatastrophe 1962. (picture alliance / dpa)
Hamburg (dpa/lno) - Herr der Fluten und Volksheld, Krisenmanager und beherzter Macher: Die Hamburger verehren Helmut Schmidt vor allem wegen seines Einsatzes als Innensenator während der großen Sturmflut 1962. Damals rettete der SPD-Politiker und spätere Bundeskanzler (1974-1982) vielen Menschen das Leben, indem er das Militär zu Hilfe rief. Als Hamburger Polizeisenator gerade mal zwei Monate im Amt riss der 43-Jährige die Zügel an sich - alles hörte auf sein Kommando und tanzte nach seiner Pfeife, wie Medien seither immer wieder gern über den Pfeifenraucher schrieben.