Schwester des Mondes - Teil meines Lebens. Sorella Di Luna
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Schwester des Mondes - Teil meines Lebens - Sorella Di Luna страница 10
Sie hat ihre Maxime und verteidigt sie. So, wie sie schon immer Schwächere verteidigt hat, verbal und körperlich. Oft spürt sie die Aggressivität in sich, kann sie aber ihre ganze Kindheit über hinunterschlucken. Sie gilt nach außen hin als friedfertig und außergewöhnlich vernünftig.
Als Luna sich jetzt daran erinnert, fragt sie sich verzweifelt, wo ihr Leben geblieben ist. Manchmal wünscht sie sich, ihrem jetzigen Partner sexuelle Erfüllung bieten zu können. Aber meistens ist sie nur froh, dass er es nicht ständig verlangt. Schon das Abweisen der seltenen Versuche ist für sie eine Qual. Es darf keine Küsse, keine Umarmung geben, denn sie hat Angst, er könne weitergehen wollen. Und das würde sie nicht ertragen.
Und mit diesen Gedanken greift sie wieder zur Cognacflasche und leert zwei Gläser schnell hintereinander. Sie merkt wie schwer es ihr fällt, Giorgios Mail zu lesen. Ihr Blick trübt sich, sie lässt den Kopf auf ihre Arme sinken. Sie merkt, wie sie vom Stuhl auf den Boden rutscht und alle Dämme in ihr brechen. Die Flut der Tränen kommt mit verzweifelter Intensität, sie kann sich nicht mehr halten und bricht auf dem Boden zusammen. Ihr Lebensgefährte ist bei ihr, stützt sie, spricht mit ihr und sie beichtet ihm jetzt, erst nach vielen Jahren des Zusammenseins, was sie als Kind erduldet hat. Welche Schuld sie mit sich trägt. Aber wer es ihr angetan hat, das verschweigt sie.
Er redet mit ihr, wie mit einem kleinen Kind, bringt sie ins Bett. Luna fühlt sich unendlich verlassen.
Giorgios Mail:
„Wir wünschen Dir eine gute Nacht, Kleines!
Lehne Dich an unsere Schultern, vergiss Deine schlimmen Gedanken, lass Dich trösten und stützen!
Das Leben war nie von alleine gut zu Dir, Du musstest Dir alles im Leben erkämpfen, Du musstest Dir das Leben zurechtbiegen, das hat Dich erschöpft und müde gemacht. Jetzt kommt die Phase der Erholung, der Neubesinnung und Regeneration.
Deswegen ist es keine Schwäche, kein Egoismus, sondern Nahrung für die Seele, wenn Du Dich von uns tragen lässt. Tragen ohne Schuldgedanken, ohne Gedanken warum, wodurch habe ich das verdient, wie kann ich das wieder gutmachen!
Nimm es einfach an und verwende es für Dich!“
Diese Worte trägt Luna in sich wenn sie sich im Bett immer wieder herumdreht. Der Alkohol lässt sie nicht schlafen, aber die Worte trösten sie ein wenig, berühren ihr Herz, von dem sie nicht weiß, ob es noch fühlen kann. Und sie fragt sich, wie sich Liebe anfühlt. Wie man Liebe erlebt. Denn sie weiß es nicht.
Nein, sie weiß es immer noch nicht!
Brief an meinen Lebensgefährten
„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. - Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“ Douglas Adams
Mein so Geliebter und Duldsamer,
es sind nun mehr als sechzehn Jahre während der Du mich begleitest. Es gab Zeiten – und es gibt sie immer noch – in denen Du Dich hilflos, ohnmächtig und allein gelassen fühlen musst. Genauso wie wir immer wieder Zeit zum Lachen finden. Dein Talent, mich zu erden und mir Grund zum Lächeln zu geben ist unübertroffen. Im Januar 2011 kam für Dich die schwerste Zeit. Trotzdem hast Du mich nie in Frage gestellt, nie an mir gezweifelt und immer hinter mir und neben mir gestanden.
All meine bisherigen Therapeuten haben mich – natürlich – gefragt, wie ich meine Beziehung zu Dir beschreiben würde. Jedem von ihnen habe ich geantwortet: Wir sind eine optimal funktionierende WG. Ja, wir ergänzen uns perfekt, haben gemeinsame Hobbies, können uns gegenseitig von etwas überzeugen und LEBEN gemeinsam. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mit Dir ein „normales“ Sexualleben führen. Aber genau das geht nicht. Wir wissen warum. Und trotzdem bist Du da. Manchmal, in meiner Frustration, sage ich zu Dir: Du solltest Dir ein Mädel suchen, dass auch Sex mit Dir haben möchte. Und immer antwortest Du mit einem Lächeln: Wieso? Ich hab doch Dich!
Mir scheint es, als hätten wir schon mehrere Universen umkreist und auch gelebt. Was immer menschlich oder unmenschlich ist haben wir ge- und überlebt.
Es gibt niemanden sonst, mit dem ich alt werden will, außer mit Dir. Als uralte Menschen, mit Macken und Wehwehchen, werden wir immer noch über die Welt lachen. Und das gibt mir Mut, trotz aller Widrigkeiten weiter zu machen. Du fotografierst gerne und viel, vor allem Roger Hodgson, meinen absoluten Lieblingssänger und Komponisten! Du mixt gerne Cocktails, auch immer wieder neue, die wir probieren müssen. Am schönsten sind die Momente, wenn wir Musik gemeinsam erleben. Großen Dank nicht nur an Phil Collins sondern an erster Stelle an Roger Hodgson und Managerin Linda Tyler, die uns so viel ermöglicht haben. Und – scheiße ja – wir lieben die Achtziger!
Ich habe unendliches Vertrauen in Dich. Ich weiß, wenn ich Scheiße baue, dann wirst Du mir trotzdem zuhören. Und ich hoffe, Du denkst das Gleiche. Nein, ich weiß es.
Bitte verzeih mir meine Unzulänglichkeiten; ich bin oft impulsiv, tue das Falsche weil ich nicht nachdenke... Aber Deine Geduld, Dein ungebrochener Optimismus und Dein Vertrauen in das Menschlein, das ich bin hat eine Basis geschaffen, die wenige Menschen haben dürfen. Ich danke Dir dafür.
Ich kann nur wünschen und hoffen, dass wir Beide uns weiterhin jede Chance und Gelegenheit geben vielleicht nicht immer glücklich zu sein, aber immer den Gedanken an den Anderen zu haben, der uns sagt : Ich bin bei Dir. Ich helfe Dir. Was kostet die Welt... Scheiß die Wand an...
Und es gibt eine große Herde, die uns dabei hilft und uns manchmal beibringt, wieder zu kommunizieren, wenn die Worte mal fehlen...
Ich liebe Dich.
Deine Luna
4 Februar 2008
„Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem anderen wirkt und lebt!“
Johann Wolfgang von Goethe
Mail an Giorgio:
„Mein lieber Giorgio,
ich drehe mich immer nur im Kreis. Immer wieder, immer nur im Kreis. Das Ausbrechen, das Unterbrechen erscheint mir völlig unmöglich. Ich weiß, ich müsste noch viel wütender auf mich selbst sein. Viel wütender als jetzt. Ich bin am Ende mit den Nerven, mit der Kraft. Und ich gehe schon in die Provokation. Meinem Lebensgefährten gegenüber. Und gestern Abend auch anderen gegenüber. Das hätte ich vor nicht allzu