Die Namenlosen. Уилки Коллинз

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Die Namenlosen - Уилки Коллинз

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dass er beim zweiten Versuch Erfolg hatte, noch jahrelang nicht in der Lage sein würde, eine vermögende junge Dame auf ebenbürtigem Niveau zu heiraten. Und auf der anderen Seite war die Mutter des jungen Mädchens offenbar keineswegs bestürzt über die Aussicht auf eine Verbindung, die, um es vorsichtig auszudrücken, alles andere als wünschenswert war; die sich, nach ihren eigenen Worten und Blicken zu urteilen, keineswegs sicher war, dass eine Ehe zwischen Mr. Vanstones Tochter und Mr. Clares Sohn sich nicht als ein so zufriedenstellendes Ergebnis der Vertrautheit zwischen den beiden jungen Leuten erweisen würde, wie die beiderseitigen Eltern es sich nur wünschen konnten!

      Es war erstaunlich bis zum Äußersten. Es war fast ebenso unbegreiflich wie jenes frühere Rätsel – das mittlerweile vergessene Rätsel – der Reise nach London.

      Am Abend machte Frank seine Aufwartung und verkündete, sein Vater habe ihn gnadenlos dazu verurteilt, Combe-Raven am nächsten Morgen mit dem Frühzug zu verlassen. Er erwähnte diesen Umstand mit einem Anflug von sentimentaler Resignation und hörte sich Mr. Vanstones ungestümen Jubel über seine neuen Aussichten mit mäßiger, stummer Verwunderung an. Seine zarte Melancholie in Blicken und Betragen unterstützte nachdrücklich seine äußeren Vorzüge. Auf seine eigene, verweichlichte Weise war er an diesem Abend hübscher als je zuvor. Die Blicke seiner sanften braunen Augen wanderten mit herzerweichender Zärtlichkeit durch das Zimmer; seine Haare waren wunderschön gebürstet; seine feingliedrigen Hände hingen mit lässiger Anmut über die Armlehnen seines Sessels. Er sah aus wie ein genesender Apoll. Nie, bei keiner früheren Gelegenheit, hatte er mit mehr Erfolg die gesellschaftliche Kunst praktiziert, die er gewohnheitsmäßig pflegte: die Kunst, sich der Gesellschaft in Gestalt eines wohlerzogenen Inkubus aufzudrängen und seinen Mitmenschen eine Verpflichtung aufzuerlegen, indem er ihnen gestattete, unter ihm zu sitzen. Es war unbestreitbar ein langweiliger Abend. Die gesamte Gesprächsführung fiel Mr. Vanstone und Miss Garth zu. Mrs. Vanstone schwieg, wie es ihre Gewohnheit war; Norah hielt sich hartnäckig im Hintergrund; Magdalen war still und unaufdringlich wie bei keiner früheren Gelegenheit. Vom Anfang bis zum Ende blieb sie starr auf der Hut. Die wenigen vielsagenden Blicke, die sie Frank zuwarf, trafen ihn wie Blitze und waren vorüber, bevor irgendjemand anderes sie bemerken konnte. Selbst als sie ihm den Tee brachte und als ihre Selbstbeherrschung dabei angesichts der Versuchung, der keine Frau widerstehen kann – der Versuchung, den Mann, den sie liebt, zu berühren – nachgab, hielt sie dabei die Untertasse so geschickt, dass sie ihre Hand verdeckte. Franks Selbstbeherrschung war weitaus weniger gleichförmig diszipliniert: Sie hielt nur so lange an, wie er passiv blieb. Als er sich erhob und gehen wollte; als er den warmen, klammernden Druck von Magdalens Fingern um seine Hand spürte und die Locke ihrer Haare bemerkte, die sie im gleichen Augenblick hineingleiten ließ, wurde er linkisch und verwirrt. Er hätte Magdalen täuschen können, und er hätte sich selbst täuschen können, nicht aber Mr. Vanstone, der ihm nach draußen folgte, damit diskret seinen Abschied überwachte und ihm während des ganzen Weges auf die Schulter klopfte. „Gott segne dich, Frank!“, rief die freundliche Stimme, die nie und für niemanden einen harten Tonfall in sich trug. „Dein Glück wartet auf dich. Nur los, mein Junge – auf in den Kampf!“

      „Ja“, sagte Frank. „Vielen Dank. Am Anfang wird es ziemlich schwierig sein, in den Kampf zu ziehen und zu gewinnen. Natürlich ist es so, wie Sie es mir immer gesagt haben: Die Aufgabe eines Mannes ist es, nicht über seine Schwierigkeiten zu reden, sondern sie zu überwinden. Gleichzeitig wäre ich froh, ich würde mich in den Zahlen nicht so verloren fühlen. Es ist bedrückend, wenn man sich in den Zahlen verirrt. – Oh ja, ich werde schreiben und Ihnen berichten, wie ich vorankomme. Ich bin Ihrer Freundlichkeit sehr zu Dank verpflichtet und bedaure es sehr, dass ich mit der Ingenieurkunst keinen Erfolg haben konnte. Ich glaube, die Ingenieurkunst hätte mir besser gefallen als der Handel. Aber das ist jetzt nicht zu ändern, nicht wahr? Nochmals danke. Auf Wiedersehen.“

      So ging er davon in den Nebel einer kaufmännischen Zukunft – so ziellos, so hilflos, so Gentleman-artig wie immer.

      Drei Monate vergingen. Frank blieb während dieser Zeit in London, kam seinen neuen Pflichten nach und schrieb wie versprochen gelegentlich an Mr. Vanstone, um über sich zu berichten.

      Seine Briefe waren, was das Thema des Kaufmannsberufes anging, nicht überschwänglich. Er schilderte, wie er sich immer noch hoffnungslos in den Zahlen verirrte. Außerdem war er jetzt, da es zu spät war, mehr denn je überzeugt, dass er die Ingenieurskunst gegenüber dem Handel bevorzugte. Aber trotz dieser Überzeugung; trotz Kopfschmerzen, die durch das Sitzen auf einem hohen Stuhl und die gebeugte Haltung über Geschäftsbüchern in ungesunder Luft verursacht wurden; trotz Mangels an Gesellschaft, hastiger Frühstücke und schlechter Abendmahlzeiten in Speisehäusern zeichnete er sich seinem Bericht zufolge durch regelmäßiges Erscheinen im Büro und unermüdlichen Fleiß am Schreibpult aus. Wenn eine Bestätigung dieser Behauptung gewünscht werde, könne man sich an den Leiter der Abteilung wenden, in der er arbeitete. Das war der allgemeine Tenor der Briefe; zwischen Franks Briefpartner und Franks Vater gingen die Meinungen darüber so weit auseinander wie gewöhnlich. Mr. Vanstone sah in ihnen einen Beweis für die stetige Fortentwicklung arbeitsamer Einstellungen bei ihrem Verfasser. Mr. Clare nahm seine charakteristische, entgegengesetzte Haltung ein. „Mit diesen Männern in London“, sagte der Philosoph, „ist für einen Rüpel nicht zu spaßen. Sie haben Frank beim Schlafittchen gepackt – er kann sich nicht herauswinden – und jetzt macht er eine Tugend daraus, sich der schieren Notwendigkeit zu beugen.“

      Die drei Monate von Franks Probezeit in London vergingen im Haushalt von Combe-Raven weniger fröhlich als sonst.

      Als der Sommer näher rückte, wurde Mrs. Vanstones Stimmung trotz ihrer entschlossenen Bemühungen, sie unter Kontrolle zu halten, immer niedergeschlagener.

      „Ich gebe mir alle Mühe“, sagte sie zu Miss Garth. „Ich will meinem Mann und meinen Kindern ein Vorbild der Fröhlichkeit sein – aber ich habe Angst vor dem Juli.“ Während das Jahr voranschritt, wurde Norah mit ihren geheimen Vorbehalten gegenüber ihrer Schwester noch ernster und einsilbiger als gewöhnlich. Als der Juli bevorstand, verlor sogar Mr. Vanstone ein wenig von der Spannkraft seines Gemüts. Er hielt in Gegenwart seiner Frau den äußeren Anschein aufrecht – aber bei allen anderen Gelegenheiten lag in seinem Aussehen und Betragen ein spürbarer Schatten der Traurigkeit. Magdalen war seit Franks Abreise so verändert, dass sie zu der allgemeinen Niedergeschlagenheit beitrug, statt sie zu lindern. Alle ihre Bewegungen waren träge geworden; alle ihre üblichen Beschäftigungen führte sie mit der gleichen matten Gleichgültigkeit aus; sie saß stundenlang allein in ihrem Zimmer; sie verlor die Lust daran, sich hell und hübsch zu kleiden; ihre Blicke waren schwer, ihre Nerven reizbar; ihr Teint hatte sich sichtbar zum Schlechteren verändert – mit einem Wort: Sie war für sich selbst und alle um sie herum zu einer Last und einem Bild des Überdrusses geworden. So entschlossen Miss Garth auch gegen die häuslichen Schwierigkeiten ankämpfte, ihre eigene Stimmung litt ebenfalls unter der Anstrengung. Ihre Erinnerungen kehrten öfter und öfter zu jenem Morgen im März zurück, als der Herr und die Herrin des Hauses nach London gereist waren und sich zum ersten Mal seit vielen Jahren ein schwer wiegender Wandel in die familiäre Atmosphäre eingeschlichen hatte. Wann würde die Atmosphäre sich wieder lichten? Wann würden die Wolken der Veränderung vorüberziehen, damit darauf wieder der Sonnenschein vergangener, glücklicherer Zeiten folgen konnte?

      Das Frühjahr und der Frühsommer schleppten sich vorüber. Der gefürchtete Monat Juli kam mit seinen luftlosen Nächten, seinen wolkenlosen Morgenstunden und seinen stickigen Tagen.

      Am Fünfzehnten des Monats trat etwas ein, das für alle außer Norah eine Überraschung war. Zum zweiten Mal tauchte Frank ohne den geringsten erkennbaren Grund – und zum zweiten Mal auch ohne ein vorheriges Wort der Warnung – plötzlich vor dem Haus seines Vaters auf.

      Mr. Clares Lippen öffneten sich, um die Rückkehr seines Sohnes in der altbekannten Gestalt des „falschen Schillings“ zu preisen; und schlossen sich wieder, ohne dass er ein Wort gesagt

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