Die Namenlosen. Уилки Коллинз

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Die Namenlosen - Уилки Коллинз

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setzte sich und sah noch verblüffter aus als zuvor. Magdalen nahm sofort auf seinem Knie Platz und lehnte den Kopf bequem an seine Schulter.

      „Bin ich schwer, Papa?“, fragte sie.

      „Ja, mein Liebling, allerdings“, sagte Mr. Vanstone, „aber nicht zu schwer für mich. Bleib auf deiner Sitzstange, wenn du magst. Und nun? Was kann das wohl für ein Geschäft sein?“

      „Es beginnt mit einer Frage.“

      „Ach, wirklich? Das wundert mich nicht. Geschäfte, mein Schatz, beginnen bei deinem Geschlecht immer mit einer Frage.“

      „Papa! Hast du die Absicht, mich irgendwann heiraten zu lassen?“

      Mr. Vanstones Augen öffneten sich immer weiter. Die Frage verschlug ihm völlig den Atem, um seine eigene Formulierung zu benutzen.

      „Das ist aber ein ganz gewaltiges Geschäft!“, sagte er. „Warum, Magdalen? Was geht da in deinem leichtsinnigen Kopf vor?“

      „Ich weiß nicht genau, Papa. Würdest du meine Frage beantworten?“

      „Wenn ich kann, ja, mein Liebling, aber du verschlägst mir wirklich den Atem. Nun ja, ich weiß es nicht. Ja; ich nehme an, ich muss dich eines schönen Tages heiraten lassen – vorausgesetzt, wir finden einen guten Ehemann für dich. Dein Gesicht ist ja ganz heiß! Heb’ es hoch und lass’ den Wind darüberwehen. Du willst nicht? Nun ja – setz’ deinen Kopf nur durch. Wenn das Reden über Geschäfte bedeutet, dass du deine Wange von meinem Schnurrbart kitzeln lässt, habe ich nichts dagegen. Weiter, mein Liebling. Wie lautet die nächste Frage? Komm’ zur Sache.“

      Sie war viel zu sehr eine echte Frau, als dass sie etwas Derartiges getan hätte. Sie umkreiste das Thema und berechnete ihren Abstand mit der Genauigkeit einer Haaresbreite.

      „Wir waren doch gestern alle sehr überrascht, nicht wahr, Papa? Frank hat doch riesengroßes Glück, oder?“

      „Er ist der größte Glückspilz, der mir jemals untergekommen ist“, sagte Mr. Vanstone, „aber was hat das mit deinem Geschäft zu tun? Ich wage zu behaupten, dass du weißt, worauf du hinauswillst. Ich wäre froh, ich wüsste es auch.“

      Sie zog die Kreise ein wenig enger.

      „Er wird doch wohl in China sein Glück machen?“, sagte sie. „Das ist weit weg, nicht wahr? Papa, ist dir aufgefallen, dass Frank gestern furchtbar entgeistert ausgesehen hat?“

      „Ich war von der Nachricht so überrascht und so verblüfft, Clares spitze Nase in meinem Haus zu sehen, dass ich sonst kaum etwas bemerkt habe“, erwiderte Mr. Vanstone. „Aber jetzt, wo du es sagst – ja. Ich glaube, Frank hat sein Glück nicht allzu gut aufgenommen. Eigentlich überhaupt nicht gut.“

      „Wundert dich das, Papa?“

      „Ja, mein Liebling, allerdings.“

      „Findest du nicht, dass es hart ist, wenn man für fünf Jahre weggeschickt wird, unter Wilden sein Glück machen soll und alle Freunde zu Hause für lange Zeit aus den Augen verliert? Glaubst du nicht, dass Frank uns entsetzlich vermissen wird? Glaubst du das nicht, Papa? – das glaubst du doch auch, oder?“

      „Sachte, Magdalen! Ich bin ein wenig zu alt dafür, mich von deinen langen Armen zum Spaß erdrosseln zu lassen. – Du hast recht, mein Liebes. Nichts in der Welt ist ohne Nachteile. Frank wird seine Freunde in England sicher vermissen, das ist nicht zu leugnen.“

      „Du hast Frank immer gemocht. Und Frank hat dich immer gemocht.“

      „Ja, ja – ein guter Bursche; ein stiller, guter Bursche. Frank und ich sind immer gut miteinander ausgekommen.“

      „Ihr seid miteinander ausgekommen wie Vater und Sohn, oder?“

      „Sicher, mein Liebling.“

      „Vielleicht wird es dir noch schwerer fallen, wenn er fort ist, als jetzt?“

      „Wahrscheinlich schon, Magdalen. Das kann ich nicht abstreiten.“

      „Vielleicht würdest du dir dann wünschen, er wäre in England geblieben? Warum soll er nicht in England bleiben und hier so gut vorankommen, als wenn er in China wäre?“

      „Mein Liebling! Er hat in England keine Aussichten. Ich würde mir um seinetwillen wünschen, er hätte sie. Ich wünsche dem jungen Mann alles Gute, von ganzem Herzen!“

      „Darf ich ihm auch alles Gute wünschen – mit meinem ganzen Herzen?“

      „Sicher, mein Liebling…dein alter Spielkamerad…warum nicht? Was ist denn los? Gott sei meiner Seele gnädig, warum weint das Mädchen denn? Man könnte glauben, Frank würde für sein ganzes Leben verschleppt. Du Dummerchen! Du weißt so gut wie ich, dass er nach China geht, um dort sein Glück zu machen.“

      „Er will sein Glück nicht machen – er könnte es viel besser haben.“

      „Den Teufel könnte er! Wie denn? Das wüsste ich gerne.“

      „Ich habe Angst, es zu sagen. Ich habe Angst, dass du mich auslachst. Versprichst du, mich nicht auszulachen?“

      „Alles, was du willst, mein Liebes. Ja, ich verspreche es. Jetzt heraus mit der Sprache! Wie könnte Frank es besser haben?“

      „Er könnte mich heiraten.“

      Wenn die sommerliche Szenerie, die sich vor Mr. Vanstones Augen ausbreitete, sich plötzlich in eine trostlose Winterlandschaft verwandelt hätte, wenn alle Blätter von den Bäumen gefallen wären und die grünen Felder sich in einem Augenblick mit weißem Schnee überzogen hätten, sein Gesicht hätte kaum größere Verblüffung ausdrücken können, als es jetzt zeigte, da seine Tochter mit brüchiger Stimme die letzten vier Worte aussprach. Er bemühte sich, sie anzusehen – aber sie versagte ihm beständig die Möglichkeit und hielt ihr Gesicht hinter seiner Schulter verborgen. Meinte sie das ernst? Seine Wange, die noch nass von ihren Tränen war, gab an ihrer Stelle die Antwort. Eine lange Pause des Schweigens trat ein; mit ungewohnter Geduld wartete sie, dass er sprach. Er nahm sich zusammen und sagte nur diese Worte: „Du überraschst mich, Magdalen. Du überraschst mich mehr, als ich dir sagen kann.“

      Bei dem veränderten Ton seiner Stimme – die jetzt eine ruhige, väterliche Ernsthaftigkeit angenommen hatte – klammerte sie sich noch fester an ihn als zuvor.

      „Bis du enttäuscht von mir, Papa?“, fragte sie schwach. „Sag’ nicht, dass du enttäuscht von mir bist. Wem soll ich denn mein Geheimnis erzählen, wenn nicht dir? Lass’ ihn nicht gehen, nein! Du wirst ihm das Herz brechen. Er hat Angst, es seinem Vater zu sagen; er hat sogar Angst, dass du ihm böse sein könntest. Es gibt niemanden, der für uns spricht – außer mir. Oh, lass’ ihn nicht gehen! Um seinetwillen nicht…“ Die nächste Worte flüsterte sie in einen Kuss „…um meinetwillen nicht.“

      Das Gesicht ihres Vaters wurde plötzlich traurig; er seufzte und tätschelte ihr sanft den blonden Schopf. „Pssst, mein Liebes“, sagte er fast im Flüsterton. „Psst!“ Sie ahnte kaum, welche Offenbarung jedes Wort, jede Tat, die ihr entschlüpft waren, für ihn bedeuteten. Von ihrer Kindheit bis heute hatte sie ihn zu ihrem erwachsenen Spielkameraden gemacht. Sie hatte im kurzen Rock mit ihm herumgetollt, und sie hatte im Kleid immer noch mit ihm herumgetollt. Er war nie so lange von ihr getrennt gewesen, dass die äußeren Veränderungen

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