AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND. Erhard Schümmelfeder

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AUSNAHMEZUSTAND IM SCHLARAFFENLAND - Erhard Schümmelfeder

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des Readers Di­gest blätterte, fand Mr. Miller in seiner Innenta­sche einen bereits ein­mal benutzten Briefum­schlag, auf dem er seinen Namen stehen ließ, die deutsche Anschrift aber sorgfältig durchstrich und die Adresse seines New Yorker Hotels ein­setzte.

      »Fertig?«, fragte Tracy ungeduldig.

      »Gleich. Nur noch einen Moment.«

      Er verschloss den Umschlag umständlich, in­dem er die Klebelinie an der Innenseite leicht befeuchtete und dann mit den Fingern gegen die trockene Seite presste.

      »Jetzt fertig?«

      »So gut wie. Hör zu! Ich stecke dir jetzt den Brief in die Seitentasche deiner Jacke.«

      »Hm.«

      »So - - -. Blättere noch ein wenig in dem Maga­zin. Ich erkläre dir, wie es weitergeht.«

      »Da bin ich aber neugierig.«

      »Tracy, du hilfst mir aus der Patsche, wenn du den Brief gleich nach der Landung frankierst und zum nächsten Postamt bringst.«

      »Alles klar, Chef.«

      »Der Brief sollte per Eilboten verschickt wer­den. Ich weiß nicht, wie teuer das Porto ist. Ich meine, zehn Dollar dürften reichen.«

      »Dicke!«

      »Der Rest ist natürlich für dich.«

      »Nur der Rest?«

      »Ich gebe dir noch mal zehn Dollar.«

      »Die reichen aber nicht«, gab der Junge zu bedenken.

      »Warum nicht?«

      »Ich dachte an hundert Dollar.«

      »Hundert?«

      Diesmal kniff der Rotschopf sein linkes Auge zu und beobachtete aufmerk­sam Mr. Mil­lers Reaktion.

      Mr. Miller seufzte. »Tracy, du hast mich in der Hand.«

      »Das weiß ich, Mann.«

      »Okay, okay, du Schlitzohr. - Hier, ich gebe dir, was dir zusteht: - - - - - achtzig, neun­zig, hundert Dol­lar. Die Tasche ist voll mit Scheinen.«

      »Gut.«

      »Dann sind wir uns einig?«

      »Noch nicht ganz.«

      Mr. Miller schob seinen Hut ein Stück nach oben. Seine sorgenkrause Stirn wurde sichtbar. »Hast du noch mehr Forderungen?«

      »Eine gebundene Ausgabe von Die Ermordung meiner Frau, mit Widmung.«

      »Tuts nicht auch ne Taschenbuch-Ausgabe, Junge?«

      »Gebunden oder gar keine. Meinem Freund Tracy Collins muss drinstehen.«

      »Sonst noch was?«

      »Datum und Unterschrift nicht vergessen.«

      »Gut, gut, Junge, ich erfülle alle Forderungen, wenn du mir nur aus der Schlinge hilfst.«

      »Ich dachte immer, du wärst Millionär.«

      »Das war ich mal. Allerdings - nur in italieni­scher Währung.«

      »Haha. - War Die Ermordung meiner Frau nicht ein Best­sel­ler?«

      »Bestseller! Hast du Illusionen vom Leben! Kannst du dir vorstellen, wie schmerzhaft es für einen Au­tor ist, wenn die Auflagenhöhe Woche für Woche sinkt?«

      »Musst halt ein neues Buch schreiben.«

      »Ja, wenn das so einfach wäre. - Und wovon lebe ich, bis es fertig ist?«

      »Fürs erste haste ja vorgesorgt.«

      »Meine Damen und Herren! Wir bitten Sie, sich an­zuschnallen! In Kürze landen wir auf dem Flugha­fen New York ...«

      Gelassen sah Mr. Miller nach der Landung der Un­tersuchung durch den Beamten entgegen. - - - Gelas­sen hörte er die stereotypen Entschuldigungen, die ei­nen groben Kontrast zu den nach wie vor em­pörten Blicken jener gewichtigen Dame bildeten, de­ren Name Martha Davis war.

      Im Durcheinander des Flughafenbetriebes hatte Mr. Miller Tracy aus den Augen verloren, nachdem sie aus dem Bus gestiegen waren. Seine Hoffnung, dem Jun­gen und seiner er­staunlich hübschen Tante noch einmal zuzu­zwinkern, erfüllte sich nicht. - Draußen vor dem Flughafen winkte er ein Taxi herbei und fuhr geradewegs ins Hotel.

      Im Zimmer 111 des Phönix-Hotels begann Mr. Mil­ler gewohnheitsgemäß, nachdem er sich für den Abend mit Mr. Irving zum Essen verabredet hatte, den schweinsledernen Reisekoffer auszu­räumen und seinen Inhalt im Wandschrank zu verstauen. Das Erlebnis des Nachmittags be­schäftigte noch immer seine Gedanken, als es am frühen Abend plötzlich an seiner Türe klopf­te.

      »Mr. Miller«, sagte der Hoteldiener«, soeben brachte ein Bote zwei Eilbriefe.«

      »Zwei?«

      Verwundert nahm Mr. Miller die weißen Umschläge entgegen und durchsuchte seine Brieftasche nach einem Trinkgeld. »Das ist leider alles, was ich momen­tan an Bargeld besitze«, sagte er und übergab dem lächelnden Mann in der Tür seinen letzten Dollar.

      »Danke, Sir. Einen schönen Abend wünsche ich Ih­nen.«

      »Ich Ihnen auch, William.«

      Auf dem ersten Brief erkannte Mr. Miller seine ei­ge­ne Handschrift, während der zweite eine Schrift of­fen­barte, die sowohl zu einem ausgekochten De­tektiv, als auch zu einem schlitzohri­gen Baseballspie­ler gehören mochte.

       Lieber Mr. Miller,

      schrieb Tracy,

       ich hoffe, alles ist nach Plan

       gelaufen. Deinen Brief

       stecke ich sofort beim Postamt ein.

       Ich habe meiner Tante Betty,

       bei der ich wohne, von Dir erzählt.

       Zuerst war sie dagegen, weil

       du der Autor von »Die Ermordung

       meiner Frau« bist, aber als ich ihr sagte,

       dass Du so gut wie abgebrannt seiest,

       hat sie sich einverstanden erklärt,

       dich solange aufzunehmen,

       bis Du wieder ein Buch geschrieben

       hast. Vielleicht wirds ja ein

      

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