Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Leben

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Zuhälterimage den Bach runtergespült und weil sie so etwas nicht durchgehen lassen, ist Ellen losgeschossen, um dich zu suchen, bevor sie das tun konnten. Und deshalb habe ich euch dann sofort nach Hause gebracht.“

      Ich sehe Erik an und kann nicht fassen, dass mein Leben schon da eine Wendung genommen hat, die ich nicht mal im Entferntesten ahnte und die mich jetzt noch verfolgt.

      „Und jetzt?“, frage ich ihn.

      „Ich werde morgen zu Walter gehen und er soll die beiden in ihre Schranken weisen. Du bist keines dieser Mädchen wie ihre. Du bist meine Freundin und gehörst zu mir“, knurrt Erik und ich habe das erschreckende Gefühl, er ist wütend auf mich.

      Ich stehe auf und lege meine Arme von hinten um ihn. Tausend Fragen wüten in meinem Kopf. Aber ich wage keine zu stellen. Ich weiß von Ellen, dass Walter der Typ ist, der Erik und Daniel zu Erledigungen seiner dubiosen Geschäfte schickt und scheinbar haben Sam und Teddy auch mit ihm zu tun.

      „Ich gehe mit!“, sagt Daniel. „Wenn er glaubt, du willst aussteigen, wird er dir trotz allem nicht zuhören.“

      Erik wirft ihm nur einen wütenden Blick zu und nickt.

      Ellen schiebt sich vom Stuhl. „Gut, dann lasst uns jetzt Essen. Flaschen vom Tisch! Teller auf den Tisch! Das Fleisch ist bestimmt jetzt gar.“ Damit scheint das Thema beendet zu sein.

      Es gibt Hähnchenfilets in Zwiebelsahnesoße mit Reis und es schmeckt köstlich, auch wenn keiner mehr richtig Appetit hat.

      Als ich abends mit Erik im Bett liege und er nachdenklich an die Decke starrt, frage ich ihn: „Bereust du, dass du dein altes Leben aufgegeben hast? Du hast jetzt wegen mir so viele Sorgen und Probleme.“

      Er legt sich auf die Seite und stützt sich auf dem Ellenbogen ab. „Mein Leben war vorher wirklich einfacher. Ich brauchte mir nur Sorgen um mich zu machen und das hieß, ich machte mir keine. Was ich verpatzte, musste ich auch selber wieder ausbaden und die Konsequenzen betrafen nur mich.“

      Mir stockt der Atem. Leise flüstere ich: „Und was heißt das? Dass du das mit uns bereust?“

      „Hätte ich dich nie kennengelernt, wäre mein Leben so weitergelaufen. Ich wusste nicht, dass mir etwas fehlt. Und dann kamst du. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Ich kann nie wieder in mein altes Leben zurückkehren und so sein und fühlen wie vor dir. Das ist vorbei. Und ich möchte das auch gar nicht. Das, was ich mit dir habe, brauche ich jetzt. Ich möchte ohne diese tiefe Zuneigung und Liebe nicht mehr leben … nicht die zu dir und nicht die von dir. Ich wusste nicht, wie das ist und wie sich das anfühlt. Aber ich habe ständig Angst, dass dir etwas zustößt. Unsere Welt ist so krank und unberechenbar. Fast glaube ich, ich sollte dich zu Marcel zurückschicken, damit du wenigstens vor meiner kranken Welt sicher bist.“

      Ich schnappe nach Luft. Wut kriecht in mir hoch. „Du kannst mich nicht zu Marcel zurückschicken! Du kannst mich verlassen. Aber du kannst mich nicht einfach wieder bei irgendwem abgeben und fertig. Wenn du mich nicht mehr willst, muss ich allein klarkommen und damit leben oder untergehen. Aber auch ich kann nicht mehr in mein altes Leben zurückkehren und alles, was mit uns war, vergessen. Und ich habe auch Angst um dich. Und ich habe Angst, dass du dich mit deinen Drogen umbringst, wie Ellens Alex, oder einer deiner dubiosen Freunde dich um die Ecke bringt, weil da gerade mal ein Deal nicht so gelaufen ist. Mir geht es also nicht besser als dir!“, kann ich ihm nur wütend entgegenschleudern und schlage seine Hand weg, die sich mir entgegenstreckt. Ich weiß, Erik bemüht sich, das Problem mit seinen Drogen in den Griff zu bekommen und sein Blick sagt mir, dass meine Worte ihn in seinem tiefsten Inneren treffen. Aber dass er auch nur in Erwägung zieht, mich wieder bei Marcel abzugeben, wie ein unliebsames Haustier, ärgert mich.

      „Komm her!“, knurrt er. „Ich werde dich niemandem überlassen und ich werde, wenn es so kommen sollte, mit dir zusammen untergehen.“ Er greift nach meinem Handgelenkt und zieht mich zu sich heran, legt ein Bein über meine und schiebt seinen Oberkörper ein Stück auf meinen, um mich zu fixieren. „Ich kann gar nicht mehr anders.“

      Sein warmer Körper und seine Nähe lassen mich meine Wut vergessen. „Ich auch nicht“, flüstere ich und ziehe ihn ganz auf mich.

      Ellen lässt mich am nächsten Tag nicht aus den Augen. Daniel hatte uns am Morgen mit Pfefferspray ausgerüstet … für den Notfall, und uns eingebläut, es immer griffbereit in der Tasche zu haben. Erik brachte uns zur Schule und ich musste ihm versprechen, keinen Meter allein zu gehen.

      Ich fühle mich langsam wirklich unwohl. Aber so, wie die anderen drei mich nun behandeln, müsste ich ständig vor einer Entführung stehen. Fast glaube ich, ich habe von allen am wenigsten das Gefühl, als könne mir etwas geschehen. Aber ich will ihre Angst nicht unnötig schüren und füge mich ihren Anweisungen.

      Da ich nachmittags frei habe, würde ich gerne mal wieder etwas mit den Mädels unternehmen, wie wir es am Anfang immer taten. Aber Ellen lässt sich nicht erweichen.

      „Wir gehen sofort nach Hause!“, knurrt sie aufgebracht, dass ich überhaupt diesen Vorschlag zu machen wage. Aber dann kommt mir eine rettende Idee. Als wir nach der Schule aus dem Gebäude treten, wende ich mich an meine Mitschülerinnen. „Wer hat Lust mit zu mir zu kommen? Ihr habt noch gar nicht meine neue Wohnung gesehen.“

      Andrea und Sabine sind begeistert. Nur Michaela schlägt aus. Sie hält sich immer öfter an die anderen in unserer Klasse und ich weiß, es liegt an mir und Erik. Das tut mir leid, aber ich kann ihr nicht helfen.

      Ellen sagt dazu nur, dass sie selbst schuld ist, weil sie sich ihm an den Hals geschmissen hat und er sich genötigt sah, sie mit in sein Bett zu nehmen.

      Jaja.

      Ich denke lieber gar nicht darüber nach, was Erik in den sechs Jahren, die er älter als ich ist, für Mädchen durchgebracht hat. In einem Moment, als ich mich in einem Anflug von Selbstzerstörungsdrang mit diesem Thema auseinandersetzte, hatte ich eine kleine Rechnung aufgestellt. Bei nur einem One-Night-Stand im Monat, was wirklich tief gerechnet ist, mal zwölf Monate und sechs Jahre, kommen allein über siebzig Mädchen auf seine Kappe. Ich hatte die Gedanken daran sofort bis auf weiteres verdrängt. Zu sehr schockte mich die Zahl. Und noch mehr irritierte mich daran, dass es angeblich niemals eine gegeben hat, die ihn in seinem Herzen berühren konnte. Das war dann der Moment gewesen, wo die Zahl an Bedeutung verlor und mir klar wurde, dass mit uns etwas Besonderes entstanden war. Etwas, was ihm alle anderen Mädchen nicht sein konnten.

      Zusammen fahren wir bis zum Hasetor und laufen bis zu meiner Wohnung.

      Weder der BMW noch der Mustang stehen vor der Tür und ich bin froh darüber.

      Als wir die Treppe hinaufgehen, erklärt Ellen: „Da wohnt Daniel, und ich bin auch die meiste Zeit dort.“

      In meiner Wohnung angekommen, mache ich Musik an und hole für alle Orangensaft und finde im Küchenschrank auch noch eine Wodkaflasche, die ich dort mal gebunkert hatte.

      Wir machen es uns im Wohnzimmer bequem, lassen Musikvideos über den großen Fernseher laufen und ich kann zum ersten Mal seit langem alles vergessen, was sich immer wieder bedrückend an die Oberfläche kämpft.

      Ellen geht es nicht anders und nach dem dritten ziemlich schnell heruntergekippten Wodka-Orangensaft legt sie den Arm um mich und ruft in die kleine Runde: „Leute, wir müssen wieder mehr losziehen. Das ist so kein Leben! Und Carolin ist jetzt endlich auch hier in Osnabrück und man muss die Feste feiern wie sie fallen.“

      Wir nehmen uns alle vor, am Freitag die Stadt

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