Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Leben

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In ihm war ich nicht allein in meiner Wohnung gewesen. Alle waren da! Tim, Julian, Marcel, Ellen, Daniel, meine Eltern … sogar Alessia und Professor Knecht. Und ich ging von einem zum anderen, glücklich, weil alle sich so gut verstanden …

      „Es tut mir leid“, flüstert Erik und schaut auf seine Hände, die meine halten.

      Beunruhigt setze ich mich auf. „Was tut dir leid?“, frage ich besorgt.

      Als Erik mich ansieht, weiß ich Bescheid.

      „Ich komme mit der Angst um dich sonst nicht klar“, murmelt er und ich schiebe mich auf die vorderste Kante des Sofas, nehme sein Gesicht in beide Hände und ziehe ihn in meine Arme.

      „Erik, du hast schon so lange ausgehalten. Ich bin wirklich total stolz auf dich. Komm her!“ Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern und ich lege meine Lippen sanft auf seine und küsse ihn, von dem warmen Gefühl aus meinem Traum getragen.

      Er schlingt seine Arme um meine Taille und erwidert meinen Kuss so atemlos, dass mir schwindelig wird. Ich streiche mit beiden Händen seine Haare zurück und spüre das Verlangen, ihn endlich wieder zu spüren.

      Aber Erik entzieht sich mir und sieht mich verunsichert an. „Schatz, geht es dir denn gut?“, fragt er und seine dunklen Augen mit dem kleinen braunen Ring sehen mich so verheißungsvoll an, dass ich nur stammeln kann: „Mir geht es nur gut. Aber es würde mir noch bessergehen, wenn ich dich endlich wieder fühlen dürfte.“

      Das Lächeln, das sich über sein Gesicht schiebt, lässt mein Herz höherschlagen.

      „Nah, dann komm! Daran soll deine Genesung nicht scheitern.“ Er steht auf, zieht mich vom Sofa und nimmt mich mit ins Schlafzimmer. Schöne Musik läuft und ich fühle mich an den Tag erinnert, als Erik mich zu unserem Date im Darkroom mitnahm.

      Vor dem Bett zieht er mich aus und ich ihn. Wir lassen uns Zeit und küssen uns zwischendurch immer wieder lange und lassen die feurige Leidenschaft wachsen, bis es fast unerträglich ist. Erik setzt sich auf das Bett und zieht mich zwischen seine Beine, meinen Bauch und meine Brustwarzen liebkosend.

      Ich kann nur ergeben die Augen schließen und mich dem Gefühl hingeben, das er in mir auslöst. Als es fast unerträglich wird, nehme ich sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn. Langsam schiebe ich mich auf seinen Schoß und schlinge meine Beine um seine Hüfte. Unsere Küsse werden immer drängender und ich spüre Eriks Finger mich streicheln und liebkosen. Als sie in meine feuchte Hitze vordringen, nimmt mir das den Atem und ich stoße mit geschlossenen Augen einen Seufzer aus, der ihn noch mehr zu erregen scheint. Er zieht seinen Finger zurück und schiebt mich ungeduldig auf seinen bereitstehenden Freund. Eine alles durchdringende Empfindung lässt uns zusammen aufstöhnen, von dem Gefühl getragen, das uns durchströmt wie warmer, süßer Honig.

      „Endlich!“, hauche ich ihm in sein Ohr.

      „Ja, endlich!“, flüstert er zurück, umfasst meine Hüfte und gibt den Rhythmus vor, den Rausch auskostend, der doch besser sein muss, als jede Droge … denke ich zumindest.

      Völlig müde und erschöpft liege ich neben Erik, von seinem Arm an seinen Körper gepresst. Seine Hand streichelt meinen Arm, der über seiner Brust liegt. In der Ferne höre ich mein Telefon klingeln.

      „Geh nicht!“, murmelt er und küsst mich.

      Das Klingeln hört auf, setzt aber im nächsten Moment wieder ein.

      „Das scheint wichtig zu sein“, flüstere ich und stemme mich aus seiner Umarmung. Aber ich laufe nur ins Wohnzimmer, hole das Handy vom Wohnzimmertisch und flitze wieder ins Schlafzimmer zurück. Vor dem Bett stutze ich. Was ist das für eine Nummer?

      Das Klingeln hört auf und Erik fragt neugierig: „Was ist los? Warum bist du nicht rangegangen?“

      Bevor ich antworten kann, klingelt es erneut. Aber es ist ein anderer Klingelton, der eine SMS anzeigt. „Bitte nimm ab“, steht da nur und ich bin verunsichert. Ist das Tim mit einer neuen Nummer? Oder Marcel?

      Es klingelt erneut und Erik setzt sich beunruhigt auf.

      Ich nehme den Anruf an und hauche ein verunsichertes: „Ja!“

      „Carolin?“

      Meine Welt bleibt stehen und mein Herz setzt aus.

      „Ja!“, flüstere ich, meine verschreckte Stimme wiedersuchend.

      „Hallo! Ich bin wieder zu Hause.“

      „Ich weiß, Julian“, antworte ich und schlucke. Mein hilfesuchender Blick gleitet zu Erik.

      Der zieht mich auf das Bett und legt beide Arme um mich, als müsse er mir Halt geben.

      Es entsteht eine Pause, die nur zu deutlich zeigt, dass weder Julian noch ich wissen, was wir zueinander sagen sollen.

      Endlich raunt er: „Mama sagt, du bist krank. Ist es schlimm? Du warst bei der Verhandlung so schnell wieder weg und ich habe gehört, dass der Richter dem Protokollschreiber etwas von krank und unter ärztlicher Aufsicht anwesend sagte. Das hat mich beunruhigt.“

      Was soll ich dazu sagen? Dass Julian sich Sorgen um meinen Gesundheitszustand macht ist schon etwas lachhaft. Vor zwei Monaten wollte er mich noch umbringen.

      „Es geht schon wieder“, antworte ich nur und meine Stimme läuft nur langsam zu alter Stärke auf.

      Dafür scheint Julians zu kippen. „Carolin, es tut mir alles so leid! Ich war wie von Sinnen … von dem Scheiß. Fast hätte ich dich schlimm verletzt. Bitte verzeih mir. Ich werde dir niemals mehr etwas zu leide tun“, stammelt er.

      Ich schlucke. Fast hätte er mich schlimm verletzt? Er hat mich fast getötet.

      Antworten kann ich ihm nicht und die Stille scheint eine Wand aus findlinggroßen Steinen hochzuziehen und ist unerträglich.

      „Carolin?“, murmelt Julian verunsichert und beginnt einfach zu erzählen: „Ich hatte mich vor den Ferien für ein Chemie- und Biologiestudium eingeschrieben. Die haben mich jetzt auch angenommen, trotz, dass ich heute erst anfangen konnte. Das Wintersemester begann schon am ersten Oktober. Ich fahre mit Mamas Auto zur Universität. Vielleicht kann ich mir auf die Dauer auch eine Wohnung in Osnabrück suchen. Aber so lange bleibe ich erst mal zu Hause wohnen.“

      Ich bin so froh, dass Erik mich im Arm hat. Er gibt mir so viel Kraft.

      „Du kannst mein Zimmer auch haben. Ich komme nicht mehr zurück“, raune ich und aus irgendeinem Grund fühle ich mich, als wäre ich die ältere Schwester, die ihr Leben schon so viel weitreichender im Griff hat.

      Wieder ist es still in der Leitung. Zu meinem Entsetzen höre ich ein Schniefen und schließe die Augen. „Julian, ich muss jetzt Schluss machen“, sage ich mit belegter Stimme.

      „Kann ich dich wieder anrufen? Carolin bitte! Es tut mir alles schrecklich leid!“

      „Kannst du!“, antworte ich nur. „Bis dann!“ Schnell lege ich auf und lasse das Handy ins Bett fallen, als wäre es aus heißem Eisen.

      „Dein Bruder“, stellt Erik nüchtern fest und lässt den Griff, mit dem er mich umschlungen hält, etwas lockerer, um mich zu sich umzudrehen. Sein Blick ist unergründlich.

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