Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Leben

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heute ist er mit Ellen und dem Mustang nach Dortmund aufgebrochen, um dort an einem Klassentreffen teilzunehmen. Und der Mustang ist dafür gedacht, richtig einen raushängen zu lassen.“

      Ich lache darüber und finde es von Erik total lieb, dass er sein Schätzchen das Wochenende über an Daniel abgibt. Aber mir ist klar, dass Daniel ihm sogar mehr bedeutet als Ellen und nicht weniger als ich. Und ich bin immer wieder froh, dass er Daniel zum Freund hat und dass Ellen ihm endlich eine Schwester sein will und kann, wie er es die ganzen Jahre schon gebraucht hätte. Er hat es so verdient!

      Nach dem Frühstücken gehen Erik und ich bummeln. Er möchte neue Turnschuhe kaufen und ein paar neue T-Shirts und ich habe auch noch einige Wünsche für meine Wohnung offen, die ich mir eventuell erfüllen will, wenn ich etwas Passendes finde. So vergeht der Tag wie im Flug und als wir am späten Nachmittag die Tüten und Tasche in der Wohnung abstellen, bin ich müde und erschöpft und Erik verdonnert mich zu einem Schongang auf das Sofa. Nicht mal die Tüten darf ich auspacken helfen. Das macht er alles allein und ich darf ihm nur zuschauen.

      Zum Essen bestellt er Pizza und Rotwein und ich beginne meine Hausaufgaben nachzuholen, die ich noch in den Ferien erledigen wollte. Nun sind die schon fast um.

      Wieder wird mir schnell klar, dass Erik ein Musterschüler ist, dem alles zufällt. Egal ob in Englisch, Mathe oder Physik, er weiß alles und kann alles. Nur Biologie liegt ihm nicht.

      Abends schauen wir uns DVDs an, die er am Nachmittag gekauft hatte. Was ich haben wollte, kaufte er mir und er wirkte an diesem Nachmittag wirklich zufrieden und glücklich, solange ich nicht murrte, wenn er mir etwas kaufen wollte. Und so haben wir nun einen Packen DVDs, der endloses Filmeanschauen garantiert.

      Aber ich schlafe bei dem ersten Film schon in Eriks Armen ein und er trägt mich irgendwann ins Bett. Ich lasse mich von ihm ausziehen, kuschele mich in seinen Arm und schlafe erschöpft weiter.

      Ich bleibe das ganze Wochenende von meiner Familie verschont. Marcel meldet sich am Sonntagabend als Einziger bei uns. Erik lässt mich sogar, ohne zu murren, mit ihm telefonieren - allerdings bei angeschaltetem Lautsprecher.

      Marcel berichtet mir, dass Julian sich gestern bei ihm gemeldet hat und sogar heute Nachmittag bei ihm vor der Tür stand.

      „Der tat so, als wäre nichts passiert und komischerweise interessierte er sich dafür, wie wir beide letztendlich zusammengekommen sind. Eure Eltern hatten ihm das wohl schon bei ihren Besuchen erzählt. Er wollte wissen, was alles in den letzten zwei Monaten passiert ist und er tat so, als wären wir die besten Freunde. Er war mir fast schon ein wenig unheimlich“, erzählt Marcel.

      Erik hört aufmerksam mit, was mich nervös macht.

      „Das glaube ich dir“, raune ich bei Marcels Ausführungen nur. „Bei mir machte er auch so einen seltsamen Spruch, als wüsste er gar nicht, was wirklich passiert ist. Und meine Mutter hat mich angerufen und mich aufgefordert mit ihnen heile Familie zu spielen. Ich habe dankend abgelehnt. Aber Julian musste ich versprechen, dass er mich mal anrufen darf.“

      „Anrufen! Mehr aber auch nicht. Zumindest nicht, bis ich ihn auf Herz und Nieren abgecheckt habe“, brummt Marcel und erklärt mir, dass er sich weiterhin mit ihm treffen wird, um zu erfahren, was er vorhat und ob ich wirklich jetzt vor ihm sicher bin. Marcel ist so lieb und ich würde ihn am liebsten umarmen. Aber es ist Erik, der mir das Handy aus der Hand nimmt und Marcel dafür dankt, dass er so unerschütterlich zu mir hält und dass er Julian für uns im Auge behalten will.

      Mir kommen fast die Tränen, als Erik zu Marcel sagt: „Ey Alter! Wenn du mir hilfst, sie zu beschützen und aufpasst, dass Julian nicht wieder etwas Krummes dreht, dann hast du was bei mir gut!“

      Mir wird in diesem Moment klar, dass Erik solche Angst hat, mich nicht beschützen zu können, dass er selbst den Teufel mit ins Boot holen würde. „Ihr darf nichts passieren!“, zischt er mit einer Eindringlichkeit, dass ich seine Angst um mich fast körperlich spüre.

      „Verlass dich darauf, dass ich tun werde, was ich kann“, höre ich Marcel antworten und Erik bedankt sich nochmals bei ihm und gibt mir das Handy zurück.

      Ich kann kaum sprechen und flüstere ergriffen, weil die beiden sich so für mich ins Zeug legen: „Danke Marcel. Danke für alles.“

      Es dauert einen Augenblick, bis Marcel mir antwortet: „Hast du mal Der kleine Prinz gelesen? Meine Schwester ist mir eine Zeit lang damit ziemlich auf die Nerven gegangen. Aber einen Spruch daraus habe ich niemals vergessen: Man ist zeitlebens für das Verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat. Ich denke, ich sollte mich für immer für dich verantwortlich fühlen, weil du mir der vertrauteste Mensch bist, den es gibt.“

      Ich sehe bedrückt Erik an. Ihn müssen Marcels Worte genauso treffen wie mich. Ich kann nichts antworten und eine Träne läuft mir über die Wange, bevor ich es verhindern kann. Mein Herz schmerzt und ich bin einen Moment wirklich betroffen. Aber ich sehe an Eriks Augen, dass es ihn genauso trifft, dass Marcel mir das sagt und er erwidert verunsichert meinen Blick.

      Ich weiß, ich muss das Gespräch schnell beenden. „Danke Marcel. Danke, dass du uns hilfst. Wir bleiben in Verbindung, okay? Bis bald und einen schönen Abend!“

      „Das wünsche ich euch auch“, antwortet Marcel etwas enttäuscht, dass ich nach seinen Worten nur noch schnell das Gespräch beenden will. „Bis bald!“

      Ich lege das Handy schnell weg und stürze mich regelrecht in Eriks Arme.

      Er sieht mich etwas irritiert an und ich murmele an seiner Brust: „Und ich bin jetzt zeitlebens für dich verantwortlich.“

      Er hält mich fest umschlungen und antwortet leise: „Ja, bitte.“

      Erik kann mich mit seiner Art, die so viele Facetten hat, immer wieder fassungslos machen. Aber wenn er mir zeigt und zugibt, wie sehr er mich braucht, dann übertrifft das alles … und keiner braucht mich so sehr wie er.

      Am Montagmorgen gehen Ellen und ich zusammen zum Bus. Ellen erzählt mir von ihrem Wochenende und ich spüre ihre tiefe Zuneigung zu Daniel bei jedem Satz, den sie von sich gibt.

      „Es ist richtig schön, wie sehr ihr beiden euch aufeinander eingeschworen habt“, sage ich und hake mich bei ihr unter.

      Sie wird ernst. „Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass er es für mich sein wird. Aber er ist so lieb und besonnen. Genau das Gegenteil von mir. Manchmal verstehe ich nicht, was er an mir findet.“

      „Das weiß ich bei Erik und mir auch nicht“, sage ich und kann sie nur zu gut verstehen.

      Der Blick, den sie mir zuwirft, macht mich stutzig. Leise sagt sie: „Erik kann froh sein, dass er dich hat. Und er ist es auch. Ein wenig zu sehr sogar!“

      „Wie meinst du das?“, frage ich sie irritiert und lasse sie los.

      Sie scheint unschlüssig zu sein, ob sie mir dazu etwas sagen soll. Doch meinem fragenden Blick nicht länger standhaltend, raunt sie: „Er ist von einem Extrem ins andere gefallen. Daniel sagt, er macht sich damit voll fertig. Er hat Angst um dich und Angst, dass du ihn nicht mehr ertragen kannst. Wenn er nicht bei dir ist und sieht, dass alles in Ordnung ist, dann dreht sich alles in seinem Kopf nur um dich. Und dass du dich in einen anderen verlieben könntest, ist für ihn mittlerweile sein schlimmster Albtraum. Echt extrem!“

      Jedes Wort, das sie sagt, erwärmt mein Herz. Wenn es tatsächlich so ist, kann ich mich

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