Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 6
„Verdammt! Du hast ihm hoffentlich gesagt, dass du nicht mit diesem Typ zusammen bist!“
Ellen brummt: „Vorsicht!“ und sieht Marcel herausfordernd an. Es ist schon süß, wie sie sofort für ihren Bruder auf die Barrikaden geht, wo sie noch vor ein paar Monaten nicht mal die gleiche Luft wie er atmen wollte.
„Dass es stimmt, sah er selbst, weil Erik auch bei dem Treffen war. Er hatte ihn selbst dahin bestellt, wohl um ihn zu fragen, falls ich ihm das auf dem Bild nicht erklärt hätte.“
Marcel scheint einen Moment nachzudenken. Dann raunt er leise: „Du weißt, was der Spruch bedeutet?“
„Natürlich!“, antworte ich genauso leise.
„Ich aber nicht!“, schaltet Ellen sich ein und Marcel erklärt ihr: „Es geht um das Vermächtnis von Kurt Gräbler. Scheinbar soll Julian Tim helfen, Carolin endlich zu bekommen. Da ist, nach dem Fluch des Alchemisten, ihr Platz, um weitere Generationen in seinem Sinne zu zeugen.“
Ellen fällt die Kinnlade runter und ich sehe ihr an, dass ihr in diesem Moment klar wird, warum Erik nichts von diesem Gespräch wissen soll.
„Oh!“, haucht sie kleinlaut.
„Was willst du tun?“, fragt Marcel mich.
Ich kann nur resigniert die Schultern heben. „Ich dachte, vielleicht weiß dein Großonkel, wer Tim das Bild zugesteckt haben könnte und welche Organisation Interesse daran hat, dass Julian nicht eingesperrt wird.“
Hatte ich gedacht, dass Marcel mir nun einen Vogel zeigt und mir sagt, ich soll meinen Scheiß doch selbst ausbaden, so habe ich mich geirrt.
„Oh Mann! Ich muss unbedingt mit ihm reden. Ich hole mir nachher von deinem Vater den Namen von dieser Organisation und fahre noch heute bei meinem Großonkel vorbei. Vielleicht kennt er die und weiß, was die vorhaben. Und vielleicht sollte ich selbst mit Tim noch mal reden. Sorry, dass ich das sage … aber ich habe ein echt ungutes Gefühl. Weiß Tim, wo du jetzt wohnst oder Erik und Ellen?“
Ich schüttele den Kopf.
„Das ist vielleicht erst mal dein Glück.“
Mir wird übel und ich lege eine Hand an das Autodach, um mich festzuhalten.
„Aber Julian hasst Tim! Vielleicht kommt er raus und will mit dem ganzen Alchemistenmist gar nichts mehr zu tun haben! Vielleicht wartet er nur ab, bis Tim seine Aussage geändert hat und hilft ihm dann einen Scheiß!“, sage ich verbissen.
„Durchaus möglich. Das werden wir aber erst wissen, wenn es soweit ist“, antwortet Marcel.
Dass „wir“ schallt in meinen Ohren wieder. „Wirst du mir helfen?“, raune ich mit zurückhaltender Hoffnung.
„Das muss ich wohl. Mein Großonkel würde mir nie verzeihen, wenn ich jetzt kneife“, raunt er und legt wieder seine Hände auf meine Oberarme. „Und wenn du meinst, dass dieser Junkie besser für dich ist als ich, dann kann ich das nicht ändern. Vielleicht sollte alles so kommen, damit du schlechter zu finden bist und vielleicht kann er dich besser beschützen als ich, weil nicht viele vom ihm etwas wissen. Tim und ich werden als erstes in die Schusslinie geraten, wenn Julian freikommt“, dramatisiert er, grinst kurz und wird dann wieder ernst. „Aber wenn du mich brauchst, bin ich für dich da!“
Ich bin gerührt. Marcel ist wie immer unglaublich lieb und hilfsbereit und mir kommen die Tränen. „Danke, Marcel!“, murmele ich und versuche sie zu unterdrücken. Aber das Ganze nimmt mich einfach unglaublich mit.
Marcel zieht mich an sich und legt seine Arme um mich. „Wenn doch endlich mal dieser ganze Scheiß vorbei wäre. Was muss noch alles passieren? Ich hoffe, ich kann Tim klarmachen, dass er dich genauso gehen lassen muss wie ich.“
Seine Worte treffen mich und meine Tränen lassen sich nicht mehr aufhalten. Ich schluchze auf und lasse mich an seine Brust fallen.
Ellen legt eine Hand auf meinen Arm und ich fühle mich plötzlich schwach und schwindelig. Irgendwas zieht sich in meiner Brust zusammen und mir bleibt die Luft weg.
Marcel schiebt mich von sich weg, um mich anzusehen und ich registriere kurz seine grauen Augen und spüre noch, wie sich alles um mich herum zu drehen beginnt und meine Beine weich werden. Ellens aufgebrachter Ruf nach Erik ist das Letzte, was ich höre, bevor meine Welt dunkel wird.
„Carolin!“, höre ich Marcel entsetzt stammeln und spüre zwei starke Arme, die mich von ihm wegziehen.
„Carolin! Was ist passiert?“, höre ich Erik erschrocken fragen.
Ich öffne die Augen und sehe in sein Gesicht, das mich verunsichert mustert.
„Sie muss kurz ohnmächtig geworden sein“, höre ich Marcel antworten.
Ich schließe betroffen die Augen und denke nur: Marcel und Erik! Oh, bitte nicht!
„Kannst du uns fahren? Wir müssen sie nach Hause bringen“, höre ich Erik fragen.
„Pumpst du sie mit Drogen voll oder was? Die ist ja völlig fertig!“, höre ich Marcel zischen.
„Bestimmt nicht! Sie nimmt nichts von dem Zeug“, brummt Erik zurück. „Das muss der Stress sein. Fährst du uns jetzt oder muss ich ein Taxi rufen?“
Ich spüre, wie ich hochgehoben werde und höre eine Autotür, die geöffnet wird. Marcel höre ich noch böse Fluchen: „Das hoffe ich für dich, sonst bist du sowas von tot.“
Ich werde ins Auto gesetzt und spüre die starken Arme, die mich an sich drücken.
„Erik?“
„Ja, Schatz, ich bin da“, murmelt er leise an meinem Ohr und hält mich fest umschlungen.
Ellen höre ich auch neben uns, und Daniel, der sich wohl vorne neben Marcel setzt und ein aufgebrachtes: „Was ist das für eine Scheiße?“, murrt.
„Was für ein Aufgebot. Ich hoffe, ihr seid auch alle da, wenn andere Carolin dumm kommen. Sie wird das in nächster Zeit gebrauchen können“, höre ich Marcels schneidende Stimme wie durch einen Schleier zischen.
Es ist Daniel, der antwortet: „Da kannst du dich drauf verlassen.“
Das Auto setzt zurück und ich fühle, wie ich wieder ganz tief falle. Ich bin bei Erik und kann mich fallen lassen.
Von Daniels Worten werde ich wieder langsam an die Oberfläche gespült.
„Lass Erik mal machen. Das ist kein Problem.“ Ich spüre, wie ich hochgehoben und getragen werde. Ellen ist neben uns und fragt beunruhigt: „Soll ich Dr. Bremer anrufen? Er soll vorbeikommen.“
„Ja, bitte mach das“, höre ich Erik antworten und lasse mich wieder fallen. Ich bin so erschöpft und müde und irgendetwas lässt mich einfach nicht genug Kraft aufbringen, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Dennoch spüre ich,