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nehmen unsere Herrschaft (Demokratie) ernst und wollen von den reich Gewordenen genaue Rechenschaft darüber haben, wie sie zu ihrem Reichtum gekommen sind, was der „Preis“ dafür gewesen ist und wer ihn hat bezahlen müssen. Und wir wollen uns nicht damit abfinden, daß wir Tag ein Tag aus mit unüberprüfbaren sogenannten Informationen unser Gehirn gewaschen bekommen. Aber wie? Was tun?

      Wir wissen nicht, was alles dagegen zu tun wäre, um der Gefahr einer Gehirnwäsche zu entrinnen. Aber wir können darüber berichten, was wir bislang alles unternommen und was wir dabei an Einsichten gewonnen haben. Nur soviel sei im Voraus preisgegeben: Uns geht es bei dieser Übung immer besser. Wir haben klein angefangen. Mit dem Lesen. Die vielen bestallten und gelehrten Wissenschaftler haben uns mittels ihrer Bücher zu überzeugen versucht, daß die Verhältnisse in einer Demokratie, nein, in einer „repräsentativen“ parlamentarischen Demokratie, in einer durchindustrialisierten, „modernen“ Gesellschaft, eine komplizierte Sache sind. Die Sache soll so kompliziert sein, daß wir als Volk die Zusammenhänge nicht mehr durchschauen, nicht begreifen können. Welchen Sinn hätte es, wenn wir unsere eh knappen Möglichkeiten einsetzten würden, um zu erkennen, was um uns und mit uns geschieht? Warum sollen wir, das gemeine Volk, die Durchschnittsmenschen, nicht jenen Supergehirnen vertrauen lernen, die mit großer Anstrengung, mit unserem, dem Volksvermögen finanziert, ausgebildet werden? Jenen Eliten, die sich ja dank unserer Finanzbeihilfe und ihrer herausragender Intelligenz und ausgezeichneter Ausbildung den totalen Überblick und Durchblick verschafft haben? Schließlich gibt es doch „kritische Wissenschaftler“ und deren „kritische Bücher“. Beschreiben sie nicht die vielen Mißstände in der Gesellschaft in Zusammenhängen, bewerten sie die Mißstände nicht und sagen sie uns nicht genau, was zu tun ist? Ist nicht Vertrauen besser als Kontrolle? Macht nicht das Vertrauen lernen sorgenfreier und glücklicher?

      Uns haben die „Wissenschaftler“ nicht überzeugt. Die anfängliche Begeisterung über die Beschreibung von Mißständen, die auch uns nicht verborgen geblieben waren, hat bei uns nicht lange angehalten. Viele der Mißstände haben wir aus eigener Anschauung und Erfahrung genauer gekannt als sie. Warum reden und schreiben sie nicht Klartext? Wieso bedienen sich Gelehrte aller Couleur oft einer diplomatischen Sprache? Auch die jämmerliche Übung des Zitierens hat uns nicht nur genervt. Wir haben den Verdacht, daß uns viele Gelehrte oft über Probleme, Verhältnisse, Zusammenhänge erzählen, die sie aus ihrer eigenen Anschauung und Erfahrung gar nicht kennen. So haben wir beim Lesen immer häufiger feststellen müssen, daß schreibende Gelehrte eher und mehr von jener Anschauung und Erfahrung zehren, die schreibende Gelehrte vor ihrer Zeit schriftlich der Nachwelt hinterlassen haben. Auffällig ist, daß schreibende Gelehrte gutgläubiger gewesen sind und heute noch sind als wir. Sie haben nicht wie wir gefragt, wie und woher ihre Vorgänger etwas gewußt haben, wenn sie uns „glauben machen“ wollen, daß sie es wirklich wissen. Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, daß das „geisteswissenschaftliche“ Arbeiten schon immer die Fähigkeit des uneingeschränkten Glaubens an das gedruckte Wort vorausgesetzt hat. Etwa nach dem Motto, wenn das gedruckte Wort nicht die Wahrheit tragen würde, würde es erst gar nicht gedruckt worden sein.

      Wir können uns auch des Eindrucks nicht erwehren, daß das „geisteswissenschaftliche“ Arbeiten nicht auf genaue Beobachtungen und deren Beschreibung beruht, sondern auf dem Heranziehen früherer Veröffentlichungen zum Thema. Nicht sämtlicher, sondern vieler. Und wieviel ist viel? Wie sollen wir das wissen? Über das kritische Hinterfragen wird uns nichts überliefert. Überliefert werden uns nur Stellen aus früheren Veröffentlichungen, welche die aktuellen Aussagen der schreibenden „Gelehrten“ stützen. Eine Kritik der zitierten Quellen findet nicht statt. Warum auch?

      Alles soll seinen Preis haben. Wenn einer, wie wir, den Quellen mißtraut, kann er ja die zitierten Quellen selbst überprüfen. Schließlich sind die „bibliographischen“ Angaben ja gemacht. Ob die Angaben auch ordentlich sind? Wir haben Zweifel. Sie geben nur an, welche Bücher herangezogen wurden. Sie liefern keine Bibliographie des Themas! Warum verraten sie uns beispielsweise nicht, welche einschlägigen Werke zum Thema, aus welchen Gründen auch immer, nicht herangezogen wurden? Wäre es zu viel des Guten zu verlangen, daß diese Gelehrten genau dies offenlegten? Warum setzen sie sich nicht mit dem zitierten Text auseinander? Und was ist, wenn die Textstellen aus dem Zusammenhang gerissen, oder beim Abschreiben Fehler unterlaufen sind? Wer wie wir den ausgewiesenen Gelehrten mit soviel Mißtrauen begegnet, der soll offensichtlich noch glauben lernen. Die Alternative zum Glauben ist mühsam. In die Bibliothek gehen, das Buch suchen, die Stelle finden, sorgfältig gegenlesen. Häufig ist das Buch auch ausgeliehen. Oder es muß erst über die Fernleihe bestellt werden.

      So erfahren wir nichts Genaues darüber, wie systematisch die Auswahl der zitierten Bücher getroffen wurde. Das einzig Systematische in der Auswahl ist, daß nur Veröffentlichungen neueren Datums herangezogen werden. Es herrscht die Überzeugung, nein, der Glaube vor, daß das neueste Werk alles Alte aufgearbeitet haben muß. Nach diesem Ausflug in die Arbeitsweise der sogenannten Geisteswissenschaftler wird es Zeit, daß wir gemeinsam nun die Bücher selbst betrachten.

      Die Bücher sollen für uns Leser geschrieben worden sein. Nicht alles darin haben wir immer verstanden. Aber die wesentliche Botschaft schon. Wir sollten uns überzeugen lassen, daß wir das Denken und Machen jenen überlassen sollen, die auch gelernt haben, „professionell“ zu denken und zu machen. So sind wir stutzig geworden. Wenn die Bücher tatsächlich für uns geschrieben sind, wir die klugen Bücher auch tatsächlich verstehen können sollen und sie auch verstehen, wieso sind wir dann immer noch weniger klug als diese Eliten? Warum sollen wir das Denken doch ihnen überlassen, wenn wir verstehen können, was sie schreiben? Sagen sie uns etwa nicht alles, was sie wissen? Machen wir einen Denkfehler?

      Die Sprache der vielen kritischen Geister hat uns mächtig genervt. So umständlich, so verschlüsselt, so alltagsfern, so fremdländisch. Und die Kurzatmigkeit und die kurze Reichweite der Themen. Die Botschaft hat uns erreicht, aber doch das Ziel verfehlt. Sie hat uns nicht überzeugen können, daß wir die Verhältnisse einer „modernen freiheitlichen demokratischen“ Gesellschaft, daß wir die Zusammenhänge der Verhältnisse mit Hilfe dieser Elite je werden begreifen können. Denn sie haben keine Antworten auf Fragen, die für uns wichtig sind. Nein. Sie haben uns nicht wirklich erklärt, warum Reiche noch reicher werden und die Armen immer ärmer. Auch nicht, wie Reiche reich geworden sind. Oder warum es einerseits so viel Geheimnistuerei gibt, warum alles Schriftliche, das dokumentieren könnte, was alles unsere Vertreter (Repräsentanten) in unserem Namen so treiben, was die von uns bestellte Regierung alles treibt, unter Verschluß gehalten wird, andererseits die sogenannte Informationsflut herrscht, das Zuschütten durch nicht überprüfbare Erzählungen. Also haben wir uns Fragen gestellt. Und immer neue Fragen. Fragen wie die folgenden.

      Wie werden Eliten zur Elite? Sind sie so geboren, oder werden sie Elite durch Ausbildung? Wenn sie durch Ausbildung zur Elite aufsteigen, was verschafft den künftigen Eliten den Zugang zu den Ausbildungsstätten? Soziales Erbe oder erworbene Intelligenz? Wie kommen sie zu den Themen ihrer Diplom– und Doktorarbeiten? Wie und wer kommt zur Doktorarbeit? Was kostet eine Doktorarbeit? Wer bezahlt sie? Wer hält die gewordene Elite aus? Was verdient sie? Wer stellt sie ein? Worin besteht die hauptsächliche Tätigkeit der Elite: in der Beratung ihrer Arbeitgeber oder in der Aufklärung der Öffentlichkeit? Dürfen sich die im Sold stehenden Eliten ohne Genehmigung überhaupt äußern? Selbst wenn sie die Genehmigung bekämen, könnten sie uns ihre Einsichten und Erkenntnisse vermitteln, wenn dies den Interessen ihrer Soldgeber entgegen stünde? Welche besondere Interessen haben die Soldgeber? Und, wer soll sie bezahlen, die Aufklärung der Öffentlichkeit? Wie? Über Medien? Wem gehören die Medien? Haben die Besitzer der Medien auch besondere Interessen? Transportieren die Medien alles? Können sie das? Wählen sie aus? Nach welchen Merkmalen? Usw., usw.

      Ist es ein Fragen ohne Ende? So scheint es auf dem ersten Blick. Dem ist nicht so. Bei der Übung, Fragen zu stellen, haben wir entdeckt, daß es durchaus unterschiedliche Qualitäten von Fragen gibt. Theoretisch wissen wir alle, daß es solche und solche Fragen gibt. Es gibt wesentliche Fragen, die zur Erkenntnis führen und es

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