DER AUFBRUCH. Michael Wächter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу DER AUFBRUCH - Michael Wächter страница 5

DER AUFBRUCH - Michael Wächter Die Raumsiedler von Puntirjan

Скачать книгу

Fazzuwär ist in einer wichtigen Lagebesprechung!“, entgegnete ihm sein Adjutant.

      „Ich geb‘ ihnen gleich Lagebesprechung!“, trompetete Sarkermann. „Im Sarkodot-Konzern ist Hochverrat begangen worden, ich MUSS den General sprechen! Die Lage hat sich geändert!“

      „Einen Moment, Herr Sarkermann, ich stelle durch.“

      Qualvoll lange Momente verstrichen. Sarkermann kamen sie wie ein halber Tag vor.

      „Fazzuwär.“, meldete sich der General.

      „General, endlich!“ Sarkermann schnaufte, holte tief Luft. „General, ein Fall von nationaler Bedeutung für die Sicherheit des Reiches! Unserem Sarkodot-Konzern wurde eine Datei mit Staatsgeheimnissen gestohlen. Die wirtschaftlichen und militärischen Interessen unseres Kaiserreichs sind bedroht! Die kaiserliche Leibgarde muss nach einem IPO-Spion fahnden! Tüngör Auflingé, auf der Flucht über die Cisnair République nach Monastair, Shuttle-Linienflug CR341!“

      „Nun mal langsam! Wer ihre Firmendaten klaut, ist doch deshalb nicht gleich ein Spion. Herr Sarkermann, bei aller Liebe! Wir können doch nicht ein ziviles Shuttle aufbringen, nur weil ihr Konzern …“

      Sarkermann fluchte. Durfte er diesem General eigentlich verraten, von welcher Bedeutung diese Bahndaten für die Regierung waren? Und dass sie eigentlich der I.P.O. gehörten? Er versuchte es erneut.

      „General! Der Kaiser ist verständigt, es geht um nationale Interessen! Wir müssen das Shuttle haben!“

      „Sie haben ein Befehl des Kaisers?“

      „Nein, wir warten noch auf Antwort! Dieser Spion muss sterben! Wir …“

      Fazzuwär unterbrach ihn herablassend. Nun konnte seine Macht gegenüber dem Konzern ausspielen, diesem Daten-süchtigen Zivilistenpack.

      „Herr Sarkermann, wenn ihre Diebstahlsanzeige den Kaiser zu einem Haft- oder Exekutionsbefehl an uns führen sollte, wird die Armee dem Begehren von Sarkodot nachkommen. Hier gibt es nur ein Gesetz – unseren Kaiser!“

      Sarkermann kochte.

      „General! Und wenn der Kaiser sie persönlich dafür verantwortlich machen sollte, dass ihnen ein Spion mitsamt von Staatsgeheimnissen entkommen ist? Wissen sie, was ihnen dann blühen kann?“

      Fazzuwär schluckte.

      „In Ordnung.“, gab er nach. „Für den Fall, dass der Kaiser es befehlen könnte, beugen wir vor. Ich verständige den zuständigen Provinzgouverneur Aru, dass er eine Fliegerstaffel losschicken soll, um Flug CR341 zu stoppen. Zwecks Routinekontrolle des verdächtigten Passagiers. Wenn es sein muss auch auf fremdem Hoheitsgebiet – dann aber auf ihre Verantwortung!“

      General Fazzuwär beendete das Gespräch mit Sarkermann ohne einen Gruß und kontaktierte Gouverneur Arfazzu Aru von Westsarkar. Der Gouverneur war nicht zu erreichen. General Fazzuwär entschloss sich, einen entsprechenden Befehl per Interfunk durchzugeben. Dann ging er wieder seinem Tagesgeschäft nach – auch die Armee von Sarkar hatte viel zu tun.

      Tüngör erfuhr von dem Vorfall im Shuttleflieger von Monastair zurück nach Clénairville. Er hatte seinen Heimaturlaub bekommen, und er trat ihn sofort an. Sein Armband-smartphone ging, und er las die Kurznachricht von Klettmann: I.P.O.-Geheimdienst. Haben eine Botschaft abgefangen, von General Fazzuwär an Aru, Provinz-Gouverneur von Westsarkar. Diebstahl der Joséfien-Dateien wurde bemerkt. Dein Shuttleflug nach Monastair soll abgefangen werden. Jäger der sarkarischen Armee sind aufgestiegen.

      Jenis schluckte. Er las weiter.

       RAGA hat Fazzuwärs Interfunkspruch abgefangen und entschlüsselt. Suchbefehl verfälscht an Aru weitergeleitet.

      Jetzt musste Jenis schmunzeln. Vergnügt klapperte er mit dem Schnabel, als er sich Arus Ärger vorstellte. Aru würde Sarkermann am liebsten foltern lassen wegen so einem peinlichen Fehlalarm. Jenis blickte wieder auf sein Display. Der RAGA-Chef informierte ihn über die Folgen seines Tricks: Ein anderer Linienflug wurde stattdessen aufgebracht, und ein vermeintlicher Spion namens Düntör Aumarché gesucht. Als die Sarkarier schließlich merkten, dass es diesen Düntör Aumarché nicht gab, musste Aru den Shuttleflieger wieder freilassen, und Tüngör war sicher in Monastair.

      „Das ist Service!“, dachte Tüngör entspannt. „Gute Arbeit. Und jetzt ab in den Urlaub!“

      Sein Shuttleflieger erreichte Clénairville ohne Zwischenfall. Nach der Landung rief er Jenis an, abhörsicher natürlich.

      „Jenis, hier Tüngör. Bin gut angekommen, danke! Wie geht es dir in Monastair, alter Junge?“

      „Gut, ich bin bei meiner Familie, bei Plara, und spiele gerad mit unserem Kleinen. Jenini ist echt klasse. Und du? Bist du nun wieder daheim in Clénairville?“

      „Ja. Du weißt, dass Klettmann mich angefunkt hat?“

      „Ja, wir haben dich rausgehauen – die Sarkarier haben es gemerkt und waren ein bisschen sauer.“, lachte Jenis. „Aber du weißt ja schon, dass wir sie auf eine falsche Spur gelockt haben. Alles gut soweit - vorerst.“

      „Vorerst?“ Tüngör horchte auf.

      „Du, die Sarkarier lassen nicht locker. Du solltest aufpassen. Es könnte sein, dass sie sich alle ehemaligen Sarkodot-Gastarbeiter zur Brust nehmen – oder gar doch noch von deiner wahren Identität erfahren. Sie werden dich suchen. Du kennst ja die Leibgarde!“

      „Das werden sie nicht wagen, in cisnairsches Hoheitsgebiet einzufallen. Clénairville ist nicht Sarkar!“

      „Trotzdem. Sie werden Kopfgeldjäger auf dich ansetzen. Aber pass auf, Klettmann hatte noch eine Idee: Den Sarkariern sind tschingsische Zwangsarbeiter aus Arbeitslager „Sarkakatt“ entkommen. Sie haben sich den Rebellen im Busch angeschlossen. Es könnte nicht schaden, sie über ihre Verwandten in Cisnair zu informieren, dass möglicherweise Kopfgeldjäger im Auftrag der Sarkarier-Leibgarde nach Westsarkar unterwegs sind. Die Rebellen könnten sie abfangen und dir Luft verschaffen!“

      „Geniale Idee! Ich werde sie gleich hier in Clénairville kontaktieren!“

      Tüngör verabschiedete sich von Jenis. Er verspürte Lust auf etwas zu knabbern. Unternehmungslustig warf er sich ein paar Ravrokyl-Samenkörner in den Schnabel, knackte sie und gurrte zufrieden.

      Kapitel 2

      Es wurde ein nebliger Tag, tief in den weiten Urwäldern hinter Clénairville, dem Provinz-Städtchen nahe der Grenze zu Sarkar. Die bewaldeten Täler dampften ihre Feuchtigkeit im Lichte der über Puntirjan aufsteigenden Sonne aus. Das Gezwitscher der Tierwelt ertönte, und im Dschungel herrschte reges Treiben.

      Auch Gugay Fiscaux zwitscherte und gurrte wie betrunken vor Freude. Heute, im ersten Tag des neuen Sommers, würde er mit seiner Leidenschaft wieder voll zur Geltung kommen, wenn er am Sommeranfangs-Feiertag gegen Mittag mit der Familie zur Reptilienjagd ausfliegen würde. Er war ein Abenteurer, ein Egomane, groß geworden unter wilden Nomaden am Rande des Urwalds, und nun würde wieder prahlen können vor seiner Schwester. Er würde Tüngör, diesen ängstlichen, verwöhnten Weichling, mal zeigen können, was eine Reptiljagd ist! Tüngör – jetzt zu seinem Urlaub in Clénairville angekündigt – war irgendwie sein familiärer Rivale, sein jüngster

Скачать книгу