Miramahelia. Laryssa I. Bieling

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Miramahelia - Laryssa I. Bieling Miramahelia

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auflöste. Der Briefumschlag mit Siegel und das Papier zerfielen zu Staub und nichts erinnerte mehr daran, dass er eben noch in seinen Händen gelegen hatte. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Diese seltsamen Gestalten suchten nach seinem Sohn! Hatte er die letzten zehn Jahre nicht Ruhe gehabt und das Ganze, was damals in der Silvesternacht passiert war, längst vergessen? Waren die letzten Jahre nicht ohne jegliche Vorfälle gewesen und hatte er nicht genau deshalb völlig verdrängt, dass dieser Tag kommen könnte? Völlig durcheinander hastete er zur Tür seines Lädchens und hängte das Schild >>geschlossen<< auf. Anschließend sprang er in seinen Wagen und fuhr unverzüglich nach Hause, immer noch in der Hoffnung, alles wäre nur Einbildung. Als er in die Auffahrt von Nummer 7 einbog, bemerkte er, dass es tatsächlich Wirklichkeit war und die Vergangenheit ihn einholte. Mitten auf einem alten hölzernen Briefkasten hockte ein riesiger Rabe, der ihn mit seinen Augen fixierte. Abgelenkt von diesem bohrenden Blick rammte er den Gartenzaun. Eine fette Schramme, die von der Vordertür bis zum Heck reichte, zierte nunmehr seinen Wagen.

      >>So ein Mist!<<, schrie er. Wütend kurbelte er die Fensterscheibe runter und klatschte kräftig in die Hände.

      >>Hau schon endlich ab!<< Der Rabe aber blieb sitzen. Er schaute mit einem neugierigen Blick hinter Mr. Prittel her, der die Haustür öffnete.

      >>Puh, das wäre geschafft!<<, sprach er laut zu sich und schlug die Tür hinter sich zu. Im gleichen Moment hörte er auch schon die Stimme seiner Frau.

      >>Darling, wieso bist du schon da?<< Fest entschlossen sich nichts anmerken zu lassen betrat er das Wohnzimmer und rief seiner Frau entgegen.

      >>Ich bin ja heute auch schon viel früher weggegangen. Ich habe mir gedacht, ich nehme mir den Rest des Tages frei!<<

      Mr. Prittel versuchte sich wie immer zu geben und schaltete den Fernseher an.

      >> … und hier noch die aktuelle Meldung des Tages. In den gesamten Stadtbezirken von London haben sich elektrische Geräte wie Uhren, Ampeln, Radios etc. verselbstständigt. Das alles geschah in der frühmorgendlichen Dunkelheit und hielt bis zur Auflösung der Dämmerung an. Besonders die Tierwelt reagierte empfindlich. Erschreckte Einwohner berichteten der Notrufzentrale von wild gewordenen Haustieren wie umherflatternden Wellensittichen, fauchenden Katzen und bellenden Hunden. Erst seit circa einer Stunde ebbt die Nachrichtenflut ab. Wie Tierkundler bestätigen, reagieren Haustiere nur dann panisch, wenn sie direkte Gefahren wittern. Eine Erklärung dafür wäre akute Angst, zum Beispiel vor einem Erdbeben. Tiere nehmen bevorstehende Katastrophen schon Stunden vorher war. Diese Sorge kann jedoch allen Bürgern und Bürgerinnen genommen werden. Seismografen geben keinerlei Hinweise, die darauf hindeuten würden. Experten im Lande können sich nicht erklären warum und worauf die Tierwelt so extrem reagierte und wieso ausgerechnet elektrische Geräte betroffen waren und nun schalten wir weiter zu Morven Brinnings aktueller Wettervorhersage. Morven, gibt es einen Hinweis, ob wir heute noch mit einem kleinen Wetterumschwung in Richtung Gewitter zu rechnen haben? Vielleicht sind die Tiere ja einfach nur wetterfühlig!<<

      >>Schwer zu sagen Brent. Heute ist ein Tag an dem alles anders ist als sonst. In den Nachmittags- und Abendstunden sind eindeutig dichte Nebelschwaden aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit zu sehen. Schon in den Morgenstunden wurden im gesamten Umkreis von London für circa zwei Stunden extrem hohe Werte gemeldet. Die sich heute Abend ankündigende Luftfeuchtigkeit wird aber wohl alles toppen. Man wird die Hand vor Augen nicht mehr sehen können. Wir raten deshalb den Einwohnern von London vor Beginn der Dämmerung in ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben.<<

      Mr. Prittel stockte vor Schreck der Atem und saß da, als hätte er einen Bügel verschluckt. Radios spielen verrückt? Tiere reagieren, als ob jemand in die Wohnung eindringen würde? Sonderbare Gestalten? Ein Rabe sitzt auf dem Briefkasten und beobachtet ... Es wurde brenzlig.

      Mrs. Prittel betrat mit dem Tablett für das zweite Frühstück das Wohnzimmer. Es war schwierig sich so zu verstellen, dass sie nichts merken würde. Er musste sich also etwas überlegen, denn wenn diese Gestalten noch einmal wiederkommen würden, musste Larris in Sicherheit sein, aber wie sollte er das schaffen ohne das seine Frau irgendetwas davon spitz bekam?

      In Gedanken versunken starrte er auf den Kalender im Wohnzimmer und zwirbelte mit seinen Fingern in seinen dichten schwarzen Haaren. Doch was war das? Da war ein roter Kringel um eine Zahl herum gekritzelt.

      Sein eben noch im Haar zwirbelnder Zeigefinger wanderte gezielt zu seiner Brille, die er auf seiner Nase hin und her rückte, um erkennen zu können, was da so rot leuchtete.

      >>Zwei!<<, las er und blickte erstaunt auf.

      >>Das ist es!<<, rief er. Seine Frau sah ihn ungläubig an.

      >>Das ist was?<<, fragte sie nach.

      >>Ach nichts, ich habe nur eben laut gedacht<<, murmelte er und drehte sein Gesicht aus ihrem Blickfeld, denn sie hätte sofort gemerkt, dass das eine glatte Lüge war. Nur in genau zwei Tagen hatte Larris Ferien, dann könnte er für zwei Wochen weg. Nervös und angespannt räusperte er sich.

      >>Ähm - Roisin Schatz, hat meine Mutter sich eigentlich mal wieder gemeldet?<< Wie er befürchtet hatte, schaute Roisin ihn erstaunt an und setzte sich an den Wohnzimmertisch. So etwas hatte er schon lange nicht mehr gefragt. Eigentlich war der Kontakt in den letzten Monaten fast eingeschlafen und nur selten kam es dazu, dass sie sich mal meldete.

      >>Nein<<, sagte sie, zündete das Stövchen für den Tee an und goss das heiße Wasser über den Teebeutel in der Kanne.

      >>Warum?<<

      >>Ach, nur so<<, druckste er herum. Mrs. Prittel stutzte und schaute ihren Mann mit einem skeptisch durchdringenden Blick an, sodass er sich nervös auf dem Sofa hin und her zu räkeln begann.

      >>Nur so, aha<<, sagte sie misstrauisch.

      >>Sag schon endlich! Was ist los?<< Nun fixierte sie ihn so, dass er am liebsten alles erzählt hätte, wäre da nicht plötzlich wieder diese Stimme gewesen. Es war fast so, als würde im Kopf ein Fernseher eingeschaltet werden und dann wieder aus. In seinem Innersten ertönten die Worte von Sistan, dem Geist der Niederkunft! Es waren genau die Worte und Bilder, die ihm zum Zeitpunkt der Geburt von Larris mitgeteilt wurden und das genauso eindringlich wie damals, sodass er ohne zu zögern log, dass sich die Balken bogen.

      >>Äh, na ja, ich mache mir eben halt so meine Gedanken. Meine Mutter ist ja schließlich auch nicht mehr die Jüngste und ich finde es sehr schade, dass wir so wenig Kontakt zu ihr haben.<<

      >>Und?<<, sagte sie gespannt.

      >>Nun, ich dachte nur ... vielleicht ... wäre es wirklich schön für sie und auch Larris ... und natürlich auch für uns ... na, du weißt schon ... den Kontakt zu ihr wieder zu intensivieren.<< Erwartungsvoll stand er vom Sofa auf und setzte sich zu ihr an den Tisch. Mrs. Prittel nippte derweil mit geschürzten Lippen an ihrem Tee herum.

      >>Ich schlage vor, dass wir meine Mutter anrufen und fragen, ob Larris für die nächsten zwei Wochen bei ihr sein dürfte. Immerhin sind Ferien und bei meiner Mutter ist es für einen Jungen in seinem Alter spannend. Du weißt doch, wie schön das alte Haus ist. Sie wird sich unheimlich freuen und wir können uns nach dem Besuch endlich auch mal wieder etwas Zeit für uns nehmen.<<

      Das hatte ihr Mann schon wirklich lange nicht mehr zu ihr gesagt und deshalb war ihre Freude umso größer. Beherzt biss sie in ihr Himbeermarmeladenbrötchen und plinkerte mit den Augen.

      >>Einverstanden!<<,

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