Miramahelia. Laryssa I. Bieling

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Miramahelia - Laryssa I. Bieling Miramahelia

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merkwürdig<<, grummelte er vor sich her. So etwas hatte er in seinem Haus nie zuvor gerochen, schon gar nicht im Keller bei der Heizung. Eine Kesselexplosion, wie die vor fünf Jahren, wird es also nicht gewesen sein. Der Geruch ähnelte einer Mischung aus verbranntem Holz, Feuerstein und süßlichem Puddingpulver. Sehr ungewöhnlich, aber doch so vertraut wie aus der Kindheit. Neugierig und zugleich mit allem rechnend ging er der Geruchsspur nach. Sie kam aus dem Wohnzimmer, da war sie am stärksten und dort wurde er auch prompt fündig.

      >>Unglaublich!<<, dachte er laut. Eine geheimnisvoll zackig geschwungene Gravur zierte den marmornen Fußboden. Sie war wie von Geisterhand ins Gestein gemeißelt, aber ihre Bedeutung war nicht verständlich. Alles andere im Zimmer schien vom Blitz verschont worden zu sein. Der Tisch und die Stühle standen wie eh und je. Selbst die Vorhänge waren tipptopp in Schuss. Wie in Trance bückte sich Mr. Prittel ungläubig und berührte die Schrift, um festzustellen, ob nicht wirklich alles bloß ein Traum sei und er sich das alles einbildete. Aber nein, es war echt, die Schrift war sogar noch warm und mit einem nie gesehenen weißen Ruß benetzt. Als er sich wieder aufrichtete, erstarrte er, denn neben ihm auf dem Tisch lag plötzlich ein Amulett aus reinem Silber in dessen Mitte ein kleiner granatroter Stein steckte. So etwas Kostbares hatte er noch nie gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten oder selbst getragen. In seinem Schmuckkästchen lagen zwar allerhand Umhängsel, doch keins davon war so wunderschön wie dies hier.

      >>Wer macht mir denn solche teuren Geschenke, dass ist ja fantastisch. Wieder ein neues Exklusivstück in meiner Sammlung<<, jauchzte er ergötzt und nahm den kostbaren Fund an sich, um ihn seiner Frau zu zeigen. Erst jetzt, wo er nach oben zurückgehen wollte, bemerkte er, dass sein Sohn ruhig geworden war und nicht mehr schrie. Für den Bruchteil von Sekunden stutzte er, denn plötzlich war es still und zwar ungewöhnlich still. Mit dem Amulett in der Hand machte er sich auf den Weg zur Treppe und durchquerte einen langen schmalen Flur, an dessen Gangende ein zwei Meter hoher Spiegel stand. Natürlich konnte Mr. Prittel nicht einfach so an ihm vorbeigehen, ohne sich nicht wenigstens einmal anzuschauen, wie sich der kostbare Fund wohl an seinem Hals machen würde. Mit diesem edlen Accessoire würde man sich bestimmt wie ein König fühlen, dachte er sich. Als er die Kette anlegte und den Verschluss des wertvollen Stücks schloss, traute er seinen Augen kaum. Die eben noch völlig feste Silberkette zerfloss wie Wachs. Entsetzt starrte er vor seine Füße und sah, wie die dort auftreffenden Tropfen wieder fest zu einem Amulett zusammenliefen.

      >>Was passiert hier eigentlich?<<, sprach er völlig baff, trat einen Schritt zurück und hob es irritiert auf. Ungläubig betrachtete er sein Spiegelbild und bemerkte, dass die Oberfläche wellig zerrann. Ein grollendes Geräusch wie das eines Donners wurde hörbar. Nach und nach wurde es immer heller, bis plötzlich der ganze Gang in ein gleißendes Licht getaucht war. Es schien aus dem Innersten des Spiegels zu kommen. Gelähmt stand er da und sah, wie sich der Schatten einer riesigen Gestalt vor das Licht schob. Unheimlich! Zuerst kam die Hand, dann folgte der Rest des Körpers, bis dieses Etwas völlig aus dem Spiegel herausgetreten war und die Umrisse einer Lichtgestalt deutlich wurde.

      >>Du willst wissen, was hier geschieht, dann höre gut zu!<<, murmelte ihm merkwürdigerweise von hinten eine hohe Stimme ins Ohr. Ihm standen die Haare zu Berge und es verschlug ihm die Sprache. Weit und breit war niemand Weiteres als die Lichtgestalt zu sehen, doch die stand unmittelbar vor ihm. Das Etwas, was ihn dort von hinten ansprach, war wie ein dunkler Schatten, der einen in der Nacht verfolgt, aber nichts Böses will.

      >>Ich bin Sistan, der Geist der Geburt aus dem Reich Miramahelia. Ich habe die Aufgabe dir eine Botschaft zu überbringen. Nun höre gut zu, merke dir jedes Wort und vergesse nicht ein einziges! Dieses Amulett gehört nicht dir, es ist allein für deinen Sohn bestimmt. Lege es ihm an! Es wird ihn schützen und mit ihm und seinen Aufgaben wachsen. Sobald du es verschlossen hast, wird es für dich und andere nicht mehr sichtbar sein. Dein Sohn wird nicht spüren oder sehen, dass etwas um seinen Hals hängt. Genauso unsichtbar, wie dieses Amulett sein wird, erscheint er den Mächten der Unterwelt Miramahelias, das aber nur so lange, wie er sich hier und nicht dort aufhält. In Miramahelia wird er Amulus sehen können. Man wird versuchen es ihm zu entreißen, um ihn zu schwächen und auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen. Hüte dich davor, auch nur ein Sterbenswort darüber mit irgendjemandem zu sprechen, auch nicht mit deiner Frau! Verschriftliche niemals Gedanken, die dich beschäftigen! Die Feinde lauern überall und auch jetzt in dieser Sekunde wissen sie schon, dass mit ihm eine neue Hoffnung geboren wurde. Sie können aber noch nicht orten, wo er zu finden ist. Wir müssen schneller sein, denn man wird versuchen aus dem Reich der Menschen zu berichten. Deshalb erteile ich dir den Befehl dich sofort nach oben zu deinem Sohn zu begeben und ihm Amulus anzulegen! Deine Frau schläft tief und fest und wird nichts davon bemerken. Denke daran niemals zu niemandem ein Wort zu sagen und nun verabschiede ich mich!<<

      Die Gestalt trat so in den Spiegel zurück, wie sie herausgekommen war. Das Licht verschwand und nichts deutete mehr daraufhin, dass sich jemals etwas Merkwürdiges im Haus der Prittels abgespielt hatte. Überwältigt und verängstigt von den Dingen, die die Lichtgestalt gesagt hatte, rannte Robert Prittel die Treppe hinauf, wo seine Frau mit dem Baby im Arm vor Erschöpfung eingeschlafen auf dem Bett lag. Vorsichtig nahm er seinen Sohn, gab ihm einen Kuss, dann öffnete er das Handtuch indem er eingewickelt war und tat all das, was ihm aufgetragen wurde. Tatsächlich wurde das Amulett unsichtbar, als er es verschloss und es war unmöglich es zu ertasten. Nichts ahnend erwachte zwei Minuten später seine Frau.

      >>Was war da unten eigentlich los und warum hat das alles so lange gedauert?<<

      >>Mach dir keine Sorgen Schatz, es ist nichts passiert! Bei uns im Wohnzimmer hat lediglich der Blitz eingeschlagen und eine zackig geschwungene Einbuchtung im Marmor hinterlassen!<<

      >>Was hast du da gesagt? Ein Blitzeinschlag im Winter? Dabei kannst du so ruhig bleiben<<, quäkte sie ihm mit einem entsetzten Blick leicht hysterisch entgegen.

      >>Selbstverständlich bleibe ich ruhig, denn es ist ja nicht wirklich etwas Schlimmes passiert. Du wirst lachen, die vom Blitz erzeugte Einbuchtung sieht irgendwie sogar richtig gut aus, fast wie eine Gravur. Andere Leute müssten für so ein Design richtig Geld zahlen und uns hat alles der Himmel geschenkt.<< Mrs. Prittel konnte ihren verdutzten Gesichtsausdruck kaum verbergen und sich trotz der beruhigenden Worte einen Spruch nicht verkneifen.

      >>Na ja, wers glaubt wird selig, dann bin ich ja mal gespannt, was mich tatsächlich erwartet, wenn ich mir morgen das Zimmer anschaue. Jetzt bin ich dazu zu müde<<, sagte sie, nahm den kleinen Larris neben sich aufs große Bett und schlief vor Erschöpfung sofort ein.

      Am nächsten Morgen des neuen Jahres war alles ruhig. Auf den Straßen lag der Rest der Silvesterböller und in der Luft stand immer noch der Geruch des verbrannten Schwarzpulvers. In den angrenzenden Häusern schliefen alle tief und fest, nur bei den Prittels ging es rund. Larris hatte Hunger und brüllte, dass die Wände wackelten. Selbstverständlich konnte man unter solchen Bedingungen nicht weiterschlafen und so gingen Roisin und Robert unfreiwillig nach unten in die Küche, um zu frühstücken. Während er alles vorbereitete taperte Roisin mit Larris auf dem Arm in das Wohnzimmer, um sich den Boden anzuschauen. Bei seinem Anblick verschlug es ihr gänzlich die Sprache und auch Larris schien beeindruckt, denn ihm fiel zeitgleich der Schnuller aus dem Mund. Ihr Mann hatte nicht übertrieben. Dass, was der Blitz gemacht hatte, sah wirklich aus wie ein gemeißeltes Kunstwerk, dachte sie und ging zurück in die Küche.

      >>Du hattest recht!<<, plinkerte sie mit ihren lang bewimperten Augen.

      >>Es sieht grandios aus. So etwas Einmaliges sollte man lieber vor des Nachbars Augen verstecken, sonst wird man uns noch unterstellen, wir hätten in der Lotterie gewonnen<<, faselte sie euphorisch und wippte aufgeregt hin und her.

      >>Da bin ich ganz deiner Meinung. Ich habe auch keine Lust auf das Getuschel. Du weißt

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