Miramahelia. Laryssa I. Bieling

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Miramahelia - Laryssa I. Bieling Miramahelia

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Andere Familien wiederum waren schon mit dem Essen fertig und fingen mit einem kleinen Tischfeuerwerk oder Gesellschaftsspielchen an. Wenn man gemeinsam gemütlich zusammensaß und einen Blick durch das Fenster warf, bemerkte man in dem Lichte der Straßenlaternen, wie sich draußen ein leichtes Schneewehen anbahnte.

      Auch Mr. und Mrs. Prittel saßen in Ihrem Esszimmer. Beide hatten sich ihre beste Abendrobe angezogen. Er trug einen schicken, schwarz-rot karierten Anzug mit den neuen Manschettenknöpfen und sie ein original Designer Schwangerschaftskleid von Prölle und Knöppke aus grünem Samt.

      >>Schatz, du siehst ja richtig bezaubernd aus<<, staunte Mr. Prittel, der gar nicht damit gerechnet hatte, dass seine hochschwangere Frau, die mittlerweile die Figur einer trächtigen Kuh hatte, in das Kleid passen würde.

      >>Was soll denn das heißen Robert?<<, sagte sie entrüstet und bekam von jetzt auf gleich einen puterroten Wutkopf. Seine überraschten Blicke waren wohl zu eindeutig.

      >>Bin ich dir im hochschwangeren Zustand etwa nicht mehr hübsch genug? Nur weil ich schwanger bin, heißt das noch lange nicht, dass man in grobem Sackleinen herumlaufen muss. Du tust ja geradeso, als würde ich nichts anderes mehr tragen können<<, meckerte sie und warf ihr schwarzes lockiges Haar schnippisch über die Schulter.

      >>Außer, dass ich beim Duschen nicht mehr meine Füße sehen und mir nicht mehr alleine die Schnürsenkel zubinden kann, hat sich an mir definitiv nichts verändert<<, zickte sie herum. Das war eine klare Ansage. Mr. Prittel traute sich deshalb schon fast gar nicht mehr einen Laut von sich zu geben, tat es aber dann doch, damit der Abend noch ein nettes Ende nehmen würde.

      >>So war das doch gar nicht gemeint, mein Schatz<<, sprach er mit ruhiger Stimme.

      >>Wie denn sonst?<<, schnaubte sie. Jetzt durfte er kein verkehrtes Wort mehr in den Mund nehmen, sonst wäre seine Frau explodiert. Seit sie schwanger war, hatte sie nämlich solche unberechenbaren Launen, dass selbst ihre Schüler in der Schule darunter zu leiden hatten. Letztes Mal in der Schule, als die Klasse nicht ruhig war, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Erst flogen kleine Kreidestücke und dann ein Schlüsselbund. Zum Glück wurde kein Kind getroffen! Aber es kam noch schlimmer. Bei Schülern, die herum kippelten, nahm sie die Heißklebepistole und fixierte den Stuhl am Boden. Wippten sie dann immer noch auf ihm herum, nietete sie in ihrem Brass die Hosen der Zappelphilipps mit einem Tacker fest. Das ging natürlich gar nicht und so hatte der Schulleiter ihr verständnisvoller Weise umgehend bis zur Entbindung freigegeben. Jetzt kann man sich ungefähr vorstellen, warum Mr. Prittel so vorsichtig sein musste, wenn er den Abend noch friedlich verbringen wollte.

      >>Roisin, meine Prinzessin, beruhige dich doch! Du hast mich völlig falsch verstanden. Ich finde dich nach wie vor bezaubernd und alle anderen Männer würden mich beneiden, wenn sie sehen würden, wie sehr dieser grüne Samt deine Schönheit unterstreicht und sowieso ist Grün ja absolut deine Farbe. Hätte ich gewusst, wie unglaublich gut sie dir zu Gesicht steht, hätte ich dir noch einen smaragdgrünen Ring geschenkt. Das werde ich nach Silvester natürlich umgehend nachholen<<, schmeichelte er ihr.

      Genau diese wohltuenden Worte brauchte sie jetzt und siehe da, von jetzt auf gleich war sie sofort wieder gut gelaunt. Völlig zufrieden mit Roberts Antwort drückte sie sich schnell noch ein paar von den leckeren sauren Gurken in den Mund und kaute genüsslich darauf herum. Das erinnerte ihn ganz stark an etwas.

      >>Muuh<<, sagte Mr. Prittel und räusperte sich.

      >>Hä?<<

      >>Ich wollte sagen Muuhtti wirst du ja schon bald!<<

      >>Also Schatz, dass ich dich immer so missverstehe<<, brabbelte sie mit vollem Mund und lächelte so merkwürdig, dass man die einzelnen grünen Stückchen sehen konnte. Unglaublich diese Parallelen zur Tierwelt, dachte er sich und beobachtete, wie sie kaute. Das sah fast aus wie Gras zwischen Mahlzähnen. Nur noch das Wiederkäuen fehlte, was hoffentlich ausblieb.

      >>Ach Schatz, wie kommt es eigentlich, dass ich immer so ein komisches Zeug denke?<<, sprach sie laut vor sich her und drückte sich ein Gürkchen nach dem anderen zwischen die Mundwinkel.

      >>Entschuldige, dass ich immer so ungehalten bin, aber ich kann da eigentlich gar nichts für. Du weißt ja, die Hormone spielen verrückt<<, sagte sie, rülpste ungehalten, fächerte sich mit einer Serviette Luft zu und stand dann auf.

      >>Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen<<, antwortete er und musste sich dabei kräftig auf die Zunge beißen, um nicht lauthals loslachen zu müssen, denn so ein unkultiviertes Verhalten hatte seine Frau noch nie an den Tag gelegt.

      >>Schatz, wie wäre es, wenn wir mit dem Essen beginnen würden, denn wie ich sehe, ist der Tisch gedeckt.<<

      >>Das ist eine gute Idee, ich habe auch schon richtig Hunger<<, sagte sie, verschwand kurz in der Küche und rollte mit einem Handwagen das Menü ins Zimmer. Bei diesem Schmaus hatte sie sich mit ihren Kochkünsten selbst übertroffen! Sogar der Nachtisch war selbst gemacht.

      Es wurde gegessen und gegessen, bis die beiden vom Essen so müde waren, das sie sich überlegten vor dem eigentlichen Feuerwerk noch ein kleines Verdauungsnickerchen zu machen.

      Kurz vor 24 Uhr bauten die Leute der Nachbarschaft das Feuerwerk auf um das neue Jahr zu begrüßen und da geschah etwas sonderbar Unvorhergesehenes. Die Wolken verdichteten sich direkt über einem alten Haus in der Square Stone Gasse. Es war das Haus der Prittels. Fledermäuse flatterten erschreckt und nervös aus dem Dach hervor, sie waren die Ersten, die mitbekommen hatten, dass bei Mrs. Prittel nach dem Genuss der reichhaltigen Mahlzeit plötzlich die Wehen einsetzten und aus dem Verdauungsschläfchen eine Geburt werden sollte. Auch den Raben blieb das Schmerzgestöhne von Mrs. Prittel nicht verborgen und so erreichte auch sie die Nachricht der bevorstehenden Geburt. Als die Glocke der Kirche dann Mitternacht schlug und die Raketen flogen, geschah es. Larris Prittel erblickte das Licht der Welt. Im gleichen Augenblick schlug aus dem Nichts der Blitz in das Haus ein. Irritiert von dem lauten Knall sprang Mr. Prittel verschreckt von der Bettkante seiner Frau hoch, an der er noch eben völlig überraschend die Hebamme spielen musste.

      >>Es wird doch wohl nicht der Heizkessel im Keller gewesen sein, der explodiert ist, Robert?<<, röchelte sie erschöpft.

      >>Hoffentlich nicht Roisin, hoffentlich nicht<<, wiederholte er unruhig und zögerte seiner Frau von der Seite zu weichen.

      >>Schau bitte nach, ich komme hier schon alleine klar!<<, sagte sie und wickelte ihren Spross in das Handtuch.

      Wie von der Tarantel gestochen rannte Robert die Treppe hinunter. Unten angekommen stieg ihm ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase.

      >>Hier riechts wirklich seltsam, aber kein Grund zur Unruhe. Bleib bloß liegen! Kümmere dich um unseren Sohn und reg dich nicht auf! Bin gleich wieder da<<, rief er zu Roisin die Treppe hoch.

      >>Alles in Ordnung da unten? Kannst du irgendetwas sehen?<<, schallte es lauthals aus dem obersten Stock herunter.

      >>Bislang habe ich nichts gefunden<<, drang nicht mehr zu ihr vor, denn der Kleine hatte sich von der Lautstärke ihres Rufens fürchterlich erschreckt und brüllte nun wie am Spieß. Die Farbe seines Kopfes glich der einer reifen roten Tomate. Mrs. Prittel wurde angst und bange, dass ihrem Neugeborenen von seinem Geschrei womöglich noch eine Ader im Kopf platzen könnte und so versuchte sie ihn durch sanftes Hin- und Herwiegen zu beruhigen.

      In der Zwischenzeit durchstöberte

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