Geh heraus, mein Volk!. Daniel Seidenberg

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Geh heraus, mein Volk! - Daniel Seidenberg

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weissage über das Land IsraEl und sprich zu den Bergen und Hügeln, zu den Gründen und Tälern: So spricht JAHWEH, der Herr: Seht, in meinem Eifer und in meinem grimmigen Zorn rede ich, weil ihr die Schmach der Heiden erlitten habt! Darum spricht JAHWEH, der Herr, also: Ich hebe meine Hand auf und schwöre, dass die Nationen, welche um euch her liegen, ihre eigene Schmach tragen sollen! Ihr aber, Berge IsraEls, lasst euer Laub sprossen und tragt eure Frucht für mein Volk IsraEl; denn bald sollen sie heimkehren! Denn seht, ich komme zu euch [zu den Bergen und Hügeln, zu den Gründen und Tälern] und wende mich wieder zu euch, dass ihr angebaut und besät werdet! Ich will viele Menschen auf euch wohnen lassen, das ganze Haus IsraEl, sie alle; die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden. Jecheskel 36:6-10

      Gemäss einer weitverbreiteten Meinung wurde diese Prophetie mit der Rückkehr der Juden aus Babylon schon längst erfüllt. Liest man jedoch weiter, sieht man bereits im nächsten Vers, dass hier nicht nur von den Juden die Rede ist, sondern vom ganzen Haus IsraEl. Dies schliesst eindeutig die zehn Stämme des Nordreich IsraEl (Ephraim und seine Mitverbundenen, Hes.37:16) ein. Diese sind jedoch bis heute noch nicht in ihr Land zurückgekehrt. Somit steht ein wesentlicher Teil der Verheissungen noch aus.

      Welche grosse Bedeutung JAHWEH dem Land zumisst, zeigt sich auch darin, dass er zu ihm wie zu einer Person redet, es tröstet, ihm Verheissungen gibt und ihm Segen verspricht.

      So spricht JAHWEH, der Herr: Weil sie zu euch sagen: «Du warst eine Menschenfresserin und hast dein Volk der Kinder beraubt,» so sollst du hinfort keine Menschen mehr fressen und dein Volk nicht mehr der Kinder berauben, spricht JAHWEH, der Herr. Ich will dich hinfort nicht mehr die Schmähungen der Heiden hören lassen, und den Hohn der Nationen sollst du nicht mehr tragen und dein Volk nicht mehr kinderlos machen, spricht JAHWEH, der Herr. Jecheskel 36:13-15

      Ich will doch singen von meinem Geliebten, ein Lied meines Freundes von seinem Weinberg! Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf dem Ausläufer eines Ölbergs [Olivenhains]. Den grub er um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit edlen Reben. Mitten darin baute er einen Turm und hieb auch eine Kelter darin aus; und er hoffte, dass er Trauben brächte; aber er trug Herlinge. JeschaJahu 5:1-2

      Die Schrift vergleicht IsraEl immer wieder mit einer edlen Pflanzung. Der Oliven- und der Feigenbaum sind Sinnbilder für die Frucht, die JAHWEH mit seinem Volk erzielen will, als einer Nation, in der Gerechtigkeit herrscht, als Vorbild für die Nationen dieser Welt. Am meisten spricht er diesbezüglich vom Weinstock. Der Ertrag entsprach jedoch oft nicht seinen Hoffnungen. Herlinge nennt man die kleinen Trauben der späten Nachblüte des Weinstocks. Sie reifen nicht aus und bleiben daher sauer. Mit anderen Worten: IsraEl hatte oft seine Gnadenzeiten ungenutzt verstreichen lassen (Nachblüte). Daher nahmen statt guter Werke Bosheit und Unterdrückung überhand.

      Das Haus IsraEl nämlich ist der Weinberg JAHWEHS der Heerscharen, und die Männer von Jehuda [Juda] sind seine Lieblingspflanzung. Er wartete auf Gerechtigkeit, und siehe da – Schlechtigkeit; auf Güte und Erbarmen, und siehe da – Geschrei der Armen! JeschaJahu 5:7

       Mit seinem Gleichnis von den bösen Weingärtnern knüpft Jeschua an diesem Bild an:

      Und er fing an in Gleichnissen zu ihnen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und zog ausser Landes. Markus 12:1

      Und wie bei JeschaJahu endet auch sein Gleichnis mit dem Gericht über die, welche keine Frucht (gerechte Werke) abliefern.

      Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. Markus 12:9

      Immer wieder hat JAHWEH das Gericht vollzogen, weil der edle Weinstock unfruchtbar geworden war. Fremde Heere verwüsteten das Land, unterdrückten sein Volk oder verschleppten es gar. Der Psalmendichter Asaph klagte seinerzeit über den erbärmlichen Zustand des Weinstocks IsraEl, den er ‹Gottes Sohn› nennt und fleht um dessen gnädige Wiederherstellung:

      O Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her; und lass dein Antlitz leuchten, so wird uns geholfen! Einen Weinstock hast du aus Ägypten gebracht; du hast die Heiden vertrieben und ihn gepflanzt; du machtest vor ihm Raum, dass er Wurzeln schlug und das Land erfüllte; sein Schatten bedeckte die Berge und seine Ranken die Zedern Gottes; er streckte seine Zweige aus bis ans Meer und seine Schosse bis zum Strom. Warum hast du nun seine Mauer eingerissen, dass alle, die des Weges ziehen, ihn zerpflücken? Der Eber aus dem Walde zerwühlt ihn, und die wilden Tiere des Feldes weiden ihn ab. O Gott der Heerscharen, kehre doch wieder, blicke vom Himmel herab und schaue darein und nimm dich dieses Weinstocks an! Und schütze, was deine Rechte gepflanzt, den Sohn, den du dir grossgezogen hast! Tehillim (Psalm) 80:8-16

      Die Frucht soll köstlich werden, der Weinstock an sich ist nichts Besonderes. Aus seinem Holz lässt sich nichts Brauchbares fertigen, noch nicht einmal ein Gehstock, so krumm ist es. Am besten eignet es sich als Brennmaterial für den Kamin. Unfruchtbar geworden, wird es verbrannt (Gericht).

      Und das Wort JAHWEHS erging also an mich: Menschensohn, was hat das Holz der Rebe vor allen Schlingpflanzen voraus, die sich unter den Bäumen des Waldes befinden? Nimmt man auch Holz davon, um es zu einer Arbeit zu verwenden? Nimmt man auch davon einen Pflock, um irgendein Gerät daran zu hängen? Siehe, man wirft es ins Feuer, dass es verzehrt werde. Jecheskel 15:1-4

      Als Kletterpflanze braucht der Weinstock einen Halt und wird darum an Stangen oder Drähten gezogen. Sein dichtes Wurzelwerk verankert ihn tief im Boden. Die Sommerhitze kann ihm nichts anhaben, denn seine bis zu zwanzig Meter langen Pfahlwurzeln reichen bis ins Grundwasser. Er gedeiht daher auch auf trockenem und kargem Boden und ist sehr robust. Der Weinstock gilt als eine der edelsten Pflanzen, jedoch nur, wenn er intensiv kultiviert wird. Dies nennt man in der Fachsprache Erziehung! Tatsächlich ist seine Pflege eine Kunst, die fast als Wissenschaft gilt und reichen Stoff für viele interessante Predigten liefert, Gleichnisse darauf, wie uns JAHWEH heiligt, damit wir mehr Frucht bringen. Mit zunehmendem Alter werden die Früchte des Weinstocks daher immer besser.

      Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Seid ihr jedoch ohne Züchtigung, derer sie alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr ja keine echten Söhne! Ebräer 12:7-8

      Der Weinstock muss immer wieder beschnitten werden. Sich selbst überlassen, bildet er viele wilde Triebe, die zwar reichlich Laub, aber keine Frucht tragen und den anderen Zweigen Kraft entziehen. Wie üppig diese Wasserschosse auch aussehen mögen, der Winzer muss sie alle entfernen, sonst erzielt er nur wenige, kleine Trauben. Soll der Wein gehaltvoll werden, muss die Zahl der verbleibenden Früchte sogar noch weiter reduziert werden, damit sich die ganze Kraft der Rebe auf wenige, dafür um so aromatischere und süssere Trauben konzentriert. Im Winter wird dann auch noch bis zu 90 Prozent des einjährigen Holzes abgeschnitten, worauf an den Schnittstellen ein klarer Saft austritt, die ‹Tränen der Rebe›, ein eindrückliches Bild darauf, dass dieser Vorgang schmerzhaft ist. Die Beschneidung ist nicht umsonst das wichtigste Bundeszeichen IsraEls. Sie ist nicht etwa nur ein bizarres Überbleibsel alter Blutriten, sondern das prägende Merkmal der Beziehung, die JAHWEH als Vater zu seinem Sohn IsraEl hat – die Erziehung. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen dem edlen und dem wilden Ölbaum, mit denen Scha-ul (Saulus/Paulus) IsraEl und die Nationen vergleicht (Röm.11).

      JAHWEH hat sein Volk wie einen Weinstock in sein Land eingepflanzt, damit es gute Frucht bringen sollte. Er ist der Eigentümer des Weinbergs, nicht die Israeliten. Dies kommt ganz stark in der Passage der Torah zum Ausdruck, welche den Erbbesitz von Grund und Boden regelt.

      Ihr sollt das Land nicht als unablöslich verkaufen; denn das Land ist mein,

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