100% Down Under. Wolf Stein

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 100% Down Under - Wolf Stein страница 10

100% Down Under - Wolf Stein

Скачать книгу

das Papier um. Und da stand es. Nein, wie kann man nur so blöd sein? Ich hätte mir einfach nur die Rückseite ansehen müssen und die Suche wäre wesentlich erfolgreicher verlaufen. Ich schlug mir vor den Kopf. Warum war ich nicht eher auf die Idee gekommen, das wegweisende Dokument zu wenden. Nun war ich natürlich der Buhmann.

      »Mann, bist du doof!« kam von der Beifahrerseite.

      So ein Ärger. Und das nur, weil ich nicht von A bis B denken konnte.

      Diesmal bogen wir also nach rechts in die Dunroamin Road ein und siehe da, es gab tatsächlich auch eine Bill Hunter Road.

      »Hoffentlich ist er da«, meinte Anne.

      Langsam rollten wir auf Bills Grund und Boden. Zuerst begrüßten uns seine beiden schwarzen Hunde. Vom Bellen aufgescheucht guckte Bill ungläubig hinter dem Haus hervor.

      »Wer kommt denn da so unangemeldet und will mir auf den Geist gehen?« dachte er bestimmt.

      Als er uns erkannte, verschwand das Fragezeichen in seinem Gesicht und machte einem freundlichen Lächeln Platz. Da waren wir nun also, zu Hause beim alten Bill Hunter!

      »Mensch, das ist ja ein Ding, dass ihr mich besucht. Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr.«

      Er bat uns herein und zeigte uns seine Hütte. Bills Reich glich einer kleinen Farm, sehr ländlich, der nächste Nachbar so weit entfernt, dass wir ihn nur erahnen konnten. Er lebte allein. Seine Frau war schon seit Jahren tot. Bill wollte nur noch seine Ruhe. Und die hatte der alte Mann - zusammen mit den beiden Hunden, jeder Menge Federvieh, unzähligen Zierfischen, mit deren Zucht und Verkauf er sich über Wasser hielt, und mit den niedlichen Welpen.

      Ach ja, richtig, die gab es ja auch noch! Aber nanu - eins, zwei ...?

      »Waren das nicht drei Hundebabys?« fragten wir.

      »Ja schon, aber eins habe ich leider mit dem Jeep plattgefahren«, erwiderte Bill mit leichtem Schulterzucken. »Kann passieren.«

      Einfache Verhältnisse herrschten hier draußen. Alles schien darauf ausgerichtet, genug Wasser zum Überleben speichern zu können. Um das Haus herum gab es mehrere Dämme beziehungsweise Wasserlöcher, mit deren Hilfe Bill so viel wie möglich des kostbaren Gutes einzufangen versuchte. Die längste Zeit des Jahres regierte die Trockenheit. Regen fiel nur selten. Darum waren die Dämme die einzige Möglichkeit, das ganze Jahr über an Wasser zu gelangen. Für dessen Transport diente ein Provisorium aus Schläuchen. An gut verlegte Wasserleitungen war nicht zu denken.

      Wir merkten Bill an, dass er sich Mühe gab, ein guter Gastgeber zu sein, was ihm auch gelang. Damit keine Langeweile aufkommen konnte, zeigte er uns, wie man mit Pfeil und Bogen schießt. Bill Hunter machte seinem Namen alle Ehre. Hunter heißt auf Deutsch Jäger. Und Bill war sowohl ein professioneller Bogenschütze als auch Mitglied im hiesigen Jagdverein. Wir schossen auf falsche Hasen, die auf große runde Zielscheiben gemalt wurden. Ist gar nicht so einfach, mit einem Pfeil über zwanzig Meter weit zu schießen und ein grob gezeichnetes Langohr zu treffen. Einen ganzen Meter daneben zu zielen, das gelang uns ohne Schwierigkeiten. Doch Übung macht den Meister. Und schließlich durchbohrte eine von mir und auch eine von Anne abgefeuerte Pfeilspitze punktgenau die Zielscheibe. Beim Loslassen der gespannten Sehne mussten wir auf unseren linken Unterarm aufpassen. Hielt man den Bogen falsch, konnte es passieren, dass die nach vorn schießende Bogenbespannung die Haut striff. Das war sehr unangenehm und bescherte Anne einen blauen Fleck, der noch heute seinesgleichen sucht. Auch mein Unterarm brannte. Trotzdem hatten wir Spaß.

      Nach dem Abendbrot rief Bill zu einer Partie Dart auf. Dart hatte ich lange nicht gespielt. Wieder flogen die Pfeile, doch diesmal etwas kontrollierter. Anne sah dem Treiben zunächst nur zu, spielte letzten Endes aber mit. Der alte Hunter war bei weitem der Beste. Er gewann fast jede Runde. Vor dem Schlafengehen kürten wir ihn zum unangefochtenen Turniersieger.

      Helligkeit durchbrach das Fenster. In einem großen Gästebett hatten wir sehr gut geschlafen. Der Burdekin River stand auf dem Programm. Bill wollte mit uns Krebse fangen. Wir hievten sein Kanu auf den Transporter und fuhren zum Fluss. Die Fahrt ging mitten durchs Gelände und dauerte einige Zeit. Ab und zu hoppelten Kängurus über den Weg. Das war vielleicht eine Attraktion. Unsere ersten Kängurus in freier Wildbahn. Toll! Bill konnte unserer Freude nicht viel abgewinnen. Er sah Kängurus als eine Plage an.

      Der Burdekin River war wesentlich breiter, als ich dachte, ein beachtlicher Strom. Jetzt mussten wir nur noch das Boot startklar machen, die Fangkörbe verstauen und rauf aufs Wasser.

      Wir köderten mit Fleisch. Die Körbe wurden über Bord geworfen. Leere Plastikflaschen an Leinen markierten deren Position. Dann hieß es: Abwarten! Nach einer Viertelstunde paddelten wir die Fangkörbe ab, zogen sie hoch und kontrollierten sie auf Beute. Aber nichts, kein einziger Yabbie hatte angebissen. Das sollte auch so bleiben. Ohne Fangerfolg traten wir die Rückfahrt an. Nichtsdestotrotz war es ein Abenteuer und wir hatten wieder etwas gelernt.

      Zum Abschied schenkte Bill Anne eine Tasse mit dem Wappen von Charters Towers. Wir drückten uns, knipsten ein Foto und schon waren wir weg. Bill Hunter fand wieder seinen Seelenfrieden. Zwei Tage lang hatten wir uns an seine Fersen gehängt, das reichte.

      Von jetzt an konnten wir uns vor Kängurus nicht mehr retten. Leider sahen wir fast mehr tote als lebendige Tiere. An den Rändern des Flinders Highway, der uns weiter nach Westen brachte, steigerte sich die Zahl der überfahrenen Hüpfer von Kilometer zu Kilometer. Den Grund dafür lernten wir schnell kennen: die Road Trains! Man hatte Anne und mir bereits von den riesigen australischen Straßenzügen erzählt. Auch die Warnschilder am Highway ließen nichts Gutes ahnen: Achtung! Road Trains! Maximale Länge 50 Meter! Vorsicht beim Überholen!

      Junge, Junge! Das nenne ich einen langen LKW! Wer sich mit dem anlegt, zieht hundertprozentig den Kürzeren - wie die Kängurus. Die Beuteltiere können mit asphaltierten Straßen nicht viel anfangen. Durch die Sonnenspiegelung denken sie: »Oh Wasser, da muss ich hin!«, und springen auf die Straße. Die meisten Unfälle passieren jedoch, wenn es dunkel ist. Kängurus sind nachtaktiv. Deshalb hatte man uns geraten, nach Sonnenuntergang niemals weiterzufahren. Ein Zusammenstoß mit einem ausgewachsenen Männchen kann Kleinholz aus einem PKW und dessen Insassen machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Fluchtweg eines Kängurus absolut unberechenbar ist. Die Tiere stehen da, gucken hoch und springen manchmal früher, manchmal später in irgendeine nicht vorhersehbare Richtung - nach hinten, nach vorne, zur Seite oder eben direkt vor das Auto. Den Road Trains ist das egal. Bei bis zu fünf Anhängern im Schlepptau ist plötzliches Abbremsen riskant und die Strecke bis zum Stillstand lang. Der äußerst stabile Rammbock am Fahrerhaus putzt deshalb alles weg, was ihm in den Weg kommt. Stabile Gitter vor der Frontscheibe schützen den Fahrer zudem vor den eventuell herumfliegenden Überbleibseln eines Zusammenstoßes.

      Die erste Begegnung mit solch einem Monster ließ nicht lange auf sich warten. Es hätte keine bessere Stelle für ein Zusammentreffen mit einem Road Train geben können. Wir befanden uns auf dem Flinders Highway. Dieser wird auf einigen Abschnitten sehr schmal. Für ein Auto und einen LKW nebeneinander gibt es dann nicht mehr genügend Platz. An den Asphalt grenzen breite Streifen des berühmten roten australischen Sandes. Obgleich das Wort Staub in diesem Fall besser passt. Wir fuhren selbstverständlich direkt in der Mitte des Highways, was normal kein Problem darstellt, da es unendlich geradeaus geht. Am Tag kamen uns so wenige Autos entgegen, dass wir sie an einer Hand abzählen konnten. Plötzlich zeichnete sich weit vor uns ein merkwürdiger Schatten auf dem spiegelnden Asphalt ab. Wir dachten erst, es handele sich um eine Fata Morgana. Je näher und schneller das unbekannte Ding angerast kam, desto klarer wurde uns: »Ahhhh! Hilfe, ein Road Train!!!«

      Panik machte sich breit. Anne sah mich an, ich sah Anne an.

      »Das

Скачать книгу