100% Down Under. Wolf Stein
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 100% Down Under - Wolf Stein страница 9
Nächster Halt: die Laundry - eine Wäschestube, in der man seine Kleidung waschen konnte. In Sachen Laundry waren wir Profis, nicht wegen unserer dreckigen Wäsche, vielmehr wegen Annes Digitalkamera. Die brauchte von Zeit zu Zeit eine Steckdose zum Aufladen der Akkus. War ein Akku leer, hielten wir an einer Laundry und stöpselten die Kamera ein. Wir betrieben praktisch Stromklau, taten aber immer so, als würden wir warten, dass unsere Klamotten aus der Maschine kommen. Zwei geschlagene Stunden Ladezeit benötigte der verdammte Akku. Die überbrückten wir mit Bücherlesen, passten jedoch gleichzeitig auf, dass niemand die Kamera entdeckt. Wahrscheinlich hätte niemand jemals was dagegen gesagt, doch sicher ist sicher. Ich hatte es mit meinem Fotoapparat nicht ganz so schwer, denn dem genügten normale Batterien. Hätten wir gewusst, dass wir in der folgenden Nacht in einem Caravan-Park haltmachen würden, der mit überbordendem Komfort ausgerüstet ist, hätten wir uns das Wäschewaschen und Akkuaufladen in der Laundry sparen können.
Gleich am nächsten Morgen ging ich zu einer Telefonzelle und versuchte, Bill Hunter zu erreichen. Ich wollte ihm sagen, dass wir bald in Charters Towers auftauchen würden und vorhätten, ihn zu besuchen. Doch leider war niemand zu erreichen.
Wir besichtigten das Reef Head Quarter in Townsville. Dort sahen wir uns die künstlich geschaffene Unterwasserwelt des Great Barrier Riffs an. Während Teile des Originals unter den Folgen des Massentauchtourismus extrem zu leiden hatten, beherbergten hier riesengroße Aquarien alles, was ein gesundes Riff ausmacht: bunte Fische, Haie, Seegurken, Korallen ...
Im Anschluss fuhren wir auf den Castle Hill, den Felsen mitten im Zentrum der Stadt. Vom Castle Hill hat man eine fantastische Aussicht über ganz Townsville und Umgebung. Wir warteten auf den Sonnenuntergang. Danach wollten Anne und ich richtig gut essen gehen. Doch es kam anders. Kurz vor `Abflug´ kamen wir ins Gespräch mit Danny und Claudi, die, so wie wir, auf einem Stein hockten und Fotos schossen. Danny holte Bier aus seinem Kleinbus und bot jedem eins an. Die Flaschen steckte er in sogenannte Stubby Holder. Stubby nennen die Australier ihre Bierflasche und die stecken sie in einen zur Kühlung gedachten, becherförmigen Neoprenüberzieher - den Stubby Holder - ein Muss für jeden echten Australier und Kult in Down Under. Während diese praktische Erfindung unsere Getränke wohltemperiert hielt, betrachteten wir die unzähligen Lichter der Stadt und erzählten. Danny und Claudi konnten sich gut vorstellen, für immer in Australien zu bleiben. Er war Tischler und hatte somit gute Chancen, einen Job zu finden. Handwerkliche Berufe sind im Land der Kängurus gefragt. Claudis Aussichten als Krankenschwester standen ebenso nicht schlecht. Die Zeit schritt voran. Erst spät trennten sich unsere Wege. Ich hatte einen Bärenhunger und wollte nun am liebsten irgendwo etwas Herzhaftes zu mir nehmen. Doch Anne machte mir einen Strich durch die Rechnung.
»Ach, ist doch schon so spät«, sagte sie leicht mürrisch. »Ich habe keinen Hunger mehr. Lass uns zum Caravan Park fahren.«
Die gegensätzliche Auffassung bezüglich der abendlichen Nahrungsbeschaffung führte zu einem kleinen Streit. Bei Hunger ist mit mir nicht gut Kirschen essen. Da kommt schnell schlechte Laune auf. Doch was nützte es, in der Stadt hatte nichts mehr offen. Also fuhren wir zurück zum Zelt und ich legte mir was auf den Grill.
Am Morgen hatte sich die schlechte Stimmung gelegt. Wir packten unsere sieben Sachen, checkten aus und steuerten den Hafen an. Hier ließen wir unseren Stationwagon stehen, nahmen unsere Rucksäcke und reservierten uns zwei Plätze auf einer Fähre der `Sunferries´. Unser Plan war, drei Tage auf Magnetic Island zu verbringen. Die Insel liegt wenige Kilometer vor Townsville und verfügt über besonders schöne Strände und Buchten.
Die Überfahrt dauerte nicht lange. Die Fähre machte fest. Wir stiegen in einen Bus und landeten in einem Hostel, in dem nur noch Mehrbettzimmer frei waren. Das gefiel uns nicht, doch es war ja nur für zwei Übernachtungen. Auf Magnetic Island gab es mehrere Möglichkeiten, sich fortzubewegen: per Bus, per Fahrrad, per Pedes oder mit kleinen Elektroautos, die man mieten konnte. Einen Tag lang versuchten wir, uns zu Fuß und mittels Bus durchzuschlagen, doch das war uns bald zu nervig. Wir mussten ewig auf die Ankunft der Busse warten. Deshalb holten wir uns ein kleines Elektroauto, mit dem wir die gesamte Insel erkundeten. Auch Anne zog es ans Steuer. Sie wollte ein bisschen Fahrpraxis erhaschen. Sie besaß zwar einen Führerschein, verfügte aber weder über ein eigenes Auto noch über allzu große Erfahrung hinter dem Lenkrad. So kurvte sie auf abgelegenen Straßen bei bestem Wetter freudig umher. Ging es jedoch wieder auf die Hauptstraße, übernahm ich das Steuer.
Im Hostel verbrachten wir kaum Zeit. Dafür gab es auch keinen Grund. Angeblich sollte man auf der Insel Koalabären sehen können. Wir entdeckten keinen einzigen. Bevor unser kurzer Inselaufenthalt ein Ende nahm, brachten wir den Tropical-Topless-Flitzer unversehrt zurück und setzten am späten Nachmittag nach Townsville über.
Ich versuchte erneut, Bill zu erreichen. Erneut hatte ich kein Glück. Davon ließ ich mich nicht entmutigen.
»Der wird schon da sein, wenn wir kommen«, meinte ich.
Wir schliefen im Falcon ganz oben auf dem Castle Hill. Das durfte man offiziell nicht. Wir taten es trotzdem. Viele andere auch. Sahen wir aus dem Heckfenster unseres Fords, hatten wir direkte Sicht auf die hell erleuchtete Stadt. Ein Schlafplatz mit Ausblick.
Nun ließen Anne und ich das Meer hinter uns. Aber nicht ohne zwei nigelnagelneue Stubby Holder, die wir uns vor Überquerung der Stadtgrenze in einem Supermarkt besorgten. Damit war unsere Outbackausrüstung perfekt. Je weiter wir uns von der Küste entfernten, desto trockener wurde die Landschaft. Wir fuhren durch bis Charters Towers.
»Sieht aus wie ne alte Westernstadt«, sagte Anne.
Im historisch anmutenden Informationsgebäude fragten wir die Dame hinter dem Schalter, wo die Wheelers Road sei. Diese mussten wir finden, um zu Bill zu gelangen. Nach gründlicher Suche und dem Wälzen mehrerer Stadtkarten hatten wir die richtige Richtung. Die lag etwas außerhalb am Stadtrand von Charters Towers - eine staubige Piste, die in die endlose Prärie zu führen schien. Riesige abgezäunte Grundstücke erstreckten sich zur linken und zur rechten Seite. Auf den meisten gab es nicht viel mehr als ein paar Bäume, vereinzelte Kühe oder Schafe zu sehen. Die Strecke zog sich hin. Von der Bill Hunter Road gab es keine Spur. Wir waren am Verzweifeln. Hatte Bill uns angeflunkert? Gab es gar keine Straße mit seinem Namen? Ich kontrollierte nochmals den roten Zettel mit der Adresse.
»Hm, hier steht nur Wheelers Road und wenn ich mich richtig erinnere, sagte Bill damals zu mir, dann rechts in die Bill Hunter Road.«
Es nutzte nichts, ehe wir weiter ins Ungewisse fahren würden, entschieden wir, umzukehren und am nächstbesten Haus zu klingeln. Dieses stand erst wieder kurz vor Charters Towers - was für eine Fahrerei. Wir waren bedient. Leicht genervte Stimmung verbreitete sich im Auto. Vor einem Haus, aus dem laute Musik dröhnte, hielten wir an. Ein respekteinflößender Hund bewachte das Grundstück. Ich hupte mehrmals. Die Musik übertönte alles. Nach einigen Minuten blinzelte endlich jemand hinter dem Fenster hervor und kam raus.
»Hi, I’m Wolf, this is Anne«, sagte ich dem kräftigen Typen.
»Wir suchen nach Bill Hunter. Wohnt der hier irgendwo?«
»Na klar, der alte Bill …«, antwortete der Muskelprotz, »... ich bin über sieben Ecken mit ihm verwandt. Ihr müsst die Wheelers Road hoch fahren, bis eine große Senke kommt. Und dann rechts rein in die Dunroamin Road. Die führt euch direkt zur Bill Hunter Road.«
»Moment«, sagte ich zu mir selbst, »Dunroamin Road hast du doch schon mal gehört!«
Hatte