Anna Q und das Erbe der Elfe. Norbert Wibben
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Anna Q und das Erbe der Elfe - Norbert Wibben страница 9
Ergebnis des Vergleichswettkampfs
Die Paarungen der zweiten Runde stehen seit der Auslosung am ersten Tag fest, genauso wie die für die drei Zusatzpartien. Das Los fiel für das CC dieses Mal auf Caitlin Neville, Finn Johanson und Ciana Blyton. Die drei sind entsprechend aufgeregt, da sie heute ihr erstes Spiel austragen werden und morgen erneut antreten müssen. Beim letzten Vergleich waren gerade diese Partien des dritten Tages für das gute Abschneiden ihres Teams ausschlaggebend. Das für das CC ausgerechnet zwei Spieler des zweiten Jahrgangs ausgelost wurden, die noch dazu Gegner aus der fünften und sechsten Klasse zugewiesen bekamen, dämpft die Hoffnung auf ein erneut gutes Ergebnis. Trotzdem ist ausgerechnet Finn zuversichtlich.
»Ich habe es geschafft, Alexander zu schlagen, obwohl mir das keiner zugetraut hat.« Sein Blick schweift beim Frühstück zu diesem Spieler, der ihn anlächelt. »Und ihr alle wisst, wie gut Alex ist. Warum sollte ich dann nicht den Gegner des anderen Teams schlagen? Er ist nur vier Jahrgänge über mir. Das ist lediglich einer mehr als der von Alexander.« Sein angespanntes Gesicht straft seine lockeren Worte Lügen, trotzdem versucht er, Zuversicht auszustrahlen. »Ciana hat es zwar auch nicht leicht, da ihr Gegner drei Klassen über ihr ist, aber das ist immerhin eine nicht ganz so schwierige Aufgabe.« Er grinst das Mädchen an und fängt sich von ihr einen leichten Faustschlag auf seinen linken Oberarm ein. Trotz dieses Geplänkels sind beide befreundet und spielen oft gegeneinander.
»Da habe ich ja wohl die einfachste aller Aufgaben bekommen«, beginnt Caitlin. »Mein Kontrahent ist aus der gleichen Jahrgangsstufe wie ich. Ich habe mir gestern sein Spiel angesehen. Er spielt manchmal etwas draufgängerisch. Seine Züge wirken unüberlegt, doch damit hat er unseren Benjamin in eine Falle gelockt. Das wird ihm mit mir nicht gelingen!« Ihr Blick sucht den Alexanders, mit dem sie seit Wochen viel Zeit verbringt. Er nickt zustimmend.
»Du hast außerdem einen großen Vorteil. Dieser Gegner war beim letzten Vergleich nicht dabei, kennt also weder dich noch deine Stärken. Da du heute spielst, hat er aber auch die Gelegenheit, dich zu studieren. Wenn es möglich ist, versuche, den heutigen Gegner zu schlagen, ohne deine gesamten Fähigkeiten zu demonstrieren.« Doch das ist im Eifer eines Spiels leichter gesagt als getan, wie er weiß.
Der zweite Wettkampftag verläuft für Anna zufriedenstellend. Obwohl sie sich noch kurz vor Spielbeginn sorgt, ihr Kontrahent könne von Ciaran instruiert worden sein, wie er seine Gegnerin aus dem Konzept bringen kann, findet das keine Bestätigung. In Gedanken bittet das Mädchen den Cousin Brittas um Verzeihung für ihre Unterstellung. Seine Entschuldigung nach dem damaligen Match ist demnach echt gewesen und aus voller Überzeugung erfolgt. Das heutige Spiel ist längere Zeit ausgeglichen. Anna nutzt erneut die von Ainoa beigebrachte Art, sich in die Partie zu versenken. Dadurch verhindert sie, in zwei besonders raffinierte Fallen zu tappen. Schließlich schafft sie es, den gegnerischen König matt zu setzen.
Jetzt drückt Anna wie die anderen CC-ler die Daumen für Caitlin. Sie kämpft als Letzte mit dem Gegner, mit dem es Benjamin im Herbst zu tun hatte. Der hat sie zu instruieren versucht, welche Tricks dieser versuchen könnte, was ihr glücklicherweise hilft, im Spiel zu bleiben. Doch der Kampf verläuft verlustreich. Caitlin hat nur noch wenige Steine und begeht gerade einen verhängnisvollen Fehler. Ihr Gegner kann sein Frohlocken nur teilweise unterdrücken, dann schlägt seine Dame den letzten gegnerischen Turm vom Spielfeld. Doch darauf hat die rothaarige Spielerin gehofft. Ihre grünen Augen leuchten auf, wandern kurz zu Alexander hinüber, der vor Enttäuschung seinen Blick zu Boden gesenkt hat und sich die Haare rauft. So entgeht ihm, was Caitlin offensichtlich gut geplant hat. Völlig unerwartet schnappt ihre kluge Falle zu. Ihr letzter Springer stellt zusammen mit einem einfachen Bauern den gegnerischen König, der sich halbherzig hinter anderen Steinen zu verbergen sucht und vergeblich auf Unterstützung durch die Dame hofft. Schachmatt! Der Jubel der CC-ler ist überwältigend. Die Bilanz nach dem zweiten Turniertag lautet wie beim letzten Vergleich. In Summe gibt es drei Siege für sie, gegenüber sechs für das Team der Universitätsstadt, bei drei Unentschieden. Trotz des wichtigen Punktes von Caitlin, gehen sie niedergeschlagen und enttäuscht in ihre Zimmer. Die Chance ist nicht groß, dass sie die letzten drei Spielpaarungen für sich verbuchen können. Das wäre fast schon ein Wunder!
Besonders Finn drängt darauf, den Rest des Tages mit Spielen gegen Teammitglieder zu verbringen. Da die Kälte immer noch nicht zum Erkunden der Stadt einlädt, sitzen viele des Teams mit den Dreien in dem kleinen Speisesaal zusammen, die sich auf ihre morgige Aufgabe vorbereiten möchten. Zuerst fordert Finn Alexander heraus, danach Brendan und Harald. Er ist keineswegs enttäuscht, als er die drei Spiele haushoch verliert.
»Jede Niederlage hat einen positiven Aspekt«, ist sein jeweiliger Kommentar. »Ich lerne daraus und versuche, meine Fehler zu minimieren!« Diese kluge und optimistische Einstellung führt dazu, dass er in der kommenden Nacht tief und fest schläft. Anders als er sind Caitlin und Ciana sehr aufgeregt. Auch sie nutzen die Zeit, um einige Partien Blitzschach zu spielen. Die Vertrauensschülerin tritt zuerst gegen Morwenna an, die heute nicht mit Innocent unterwegs ist. Dann fordert sie Alexander und zuletzt Anna. Gegen die Bibliothekarin hat sie keine Chance. In der zweiten Partie gelingt ihr ein Unentschieden. Das mag daran liegen, dass sie viele Spielvarianten des unumstrittenen Champions der Schule kennt, trotzdem klopfen ihr viele Hände die Schulter. Als sie das dritte Spiel verliert, zieht die ältere Schülerin vor der jüngeren einen imaginären Hut.
»Wie war es dir möglich, zu erkennen, wo überall Fallen auf dich lauerten? Ich habe mir so große Mühe gegeben, aber du ziehst scheinbar mühelos an ihnen vorbei.«
»Ich versenke mich ganz und gar in das Spiel und nehme den Platz eines besonders wichtigen Spielsteins in meiner Strategie ein. Das kann mal ein Springer, Läufer oder die Dame, aber auch kurzzeitig ein Bauer sein.«
»Du … wie? … Das verstehe ich nicht.« Caitlins Blick drückt ihr Unverständnis aus. Auch Morwenna schaut das jüngere Mädchen erstaunt an. Meint sie das ernst und nutzt dafür irgendeinen Zauber? Dann wäre das zwar positiv für das Spielergebnis, aber nicht legal. Sie will bereits eine entsprechende Frage stellen, als Anna eine plausible Erklärung bietet.
»Ich betrachte das Spielgeschehen immer aus der Perspektive der von mir gewählten Figur. Wenn du das versuchst, wirst du feststellen, wie Geräusche und das Geschehen der Umgebung unwichtig werden. Es kann sogar passieren, dass du scheinbar schrumpfst. In dem Fall bist du optimal auf die Auseinandersetzung auf dem Brett konzentriert. Du solltest es versuchen, eigentlich ist es relativ einfach.«
»Machst du das immer?« Robin ist sprachlos. »Das ist keine besondere Art von Magie oder ein sonstiger Zaubertrick?«
Anna blickt ihn irritiert an. Hat er sich verplappert und soeben ihre besonderen Fähigkeiten verraten? Doch die anderen reagieren nicht darauf. Sie versuchen gerade, sich in eine der Figuren zu verwandeln, die noch auf dem Spielbrett stehen. Sogar Morwenna ist anzusehen, dass sie das versucht. Von allen unbemerkt hebt Anna einen Finger an den Mund und richtet ihren Blick beschwörend auf Robin. Sofort zuckt er zusammen und schlägt verschämt eine Hand vor den Mund.
»Ich … ich wollte nicht …«
»Ist schon klar, aber versuche es nur selbst, so wie die anderen.« Anna deutet im Kreis herum. Die Teammitglieder, die sich um das Spielbrett drängen, blicken konzentriert auf die Schachfiguren.
»Ich glaub es ja nicht. Es funktioniert!« Caitlin klingt begeistert.
»Stimmt.