Rudyard Kipling - Gesammelte Werke. Rudyard Kipling

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Prith den zehn Teufeln die Augenzähne ausriß, wie sich die großen Steine oben auf den Berggipfeln des Khusru in Reih und Glied stellten, oder was geschieht, wenn man abends durch das Dorftor dem grauen Wolf zuschreit: »Badl Khas ist tot«, - davon wußte der fette schwarze Kerl drin nichts zu berichten. Mittlerweile schwätzte Grish Chunder Dé viel und schnell auf Tallantire ein - nach der Gewohnheit aller derer, die sich hyperenglisch geben -, von Ehrendinners, Cricketmatches, Jagdrennen, von der »Heimat« drüben und ähnlichem fremden Zeug und Sport. »Wir müssen die Burschen fest in die Hand kriegen«, flocht er bisweilen, unbehaglich gestimmt, ein; »besorgen Sie das! Nur die Zügel nicht auslassen! Sie verstehen: es hat keinen Zweck, in Ihrem Distrikt ein Auge zuzudrücken.«

      Aber gleich darauf hörte Tallantire, wie Debendra Nath Dé, der seinem hohen Verwandten brüderlicherweise nachgefolgt war auf seinem Triumphzug, hoffend, daß für ihn etwas abfallen möchte durch dessen Protektion, und sei es auch nur eine Wahlstelle, auf bengalisch flüsterte: »Besser geräucherte Fische in Dacca als gezückte Schwerter in Delhi! Bruder, hör auf mich: diese Menschen sind Teufel, wie unsere Mutter zu sagen pflegte! Du wirst immer mit einem Fuß im Steigbügel bleiben müssen!«

      Noch in der selben Nacht sollte seitens des neuen Deputatskommissars in einem verfallenen Dorf, dreißig Meilen hinter Jumala, eine öffentliche Ansprache gehalten werden, gewissermaßen als Antwort auf den »festlichen« Empfang, den die eingeborenen Beamten bereitet hatten. Es war eine sorgfältig ausgearbeitete Rede, die sicherlich sehr gewirkt haben würde, wenn nicht der dritte Satz mit den Worten begonnen hätte: »Hamara hookum hai«Es ist mein Befehl] Gelächter, klar und glockenrein, brach los; es kam aus dem Hintergrund des Zeltes, wo ein paar Landbesitzer aus dem Grenzgebiet saßen, schwoll an, mit Ausrufen des Zornes gemischt; und das magere, lauernde Gesicht Debendra Nath Dés wurde blaß. Grish Chunder aber wandte sich zu Tallantire und sprach: »Sie - natürlich Sie haben das arrangiert.« Mitten in den Lärm hinein tönte der Schall von Hufschlägen, und gleich darauf trat Gurbar ein, der Befehlshaber der Bezirkspolizei, schwitzend und staubbedeckt. Der Staat hatte ihn durch volle siebzehn schwere Jahre in einen Winkel der Provinz verbannt, damit er dort den Salzschmuggel in Schach halte und auf eine Beförderung harre, die niemals eintrat. Curbar hielt seit langem nicht mehr auf eine weiße Uniform, trug rostige Anschraubsporen und auf dem Kopf bald einen Helm, bald einen Turban. Versauert, alt, verbraucht von Hitze und Kälte, wartete er nur noch auf eine ausreichende Pension, um vor dem Verhungern gesichert zu sein.

      »Tallantire«, sagte er, Grish Chunder Dé auch nicht eines Blickes würdigend, »kommen Sie mal raus; ich muß mit Ihnen sprechen. Es handelt sich nämlich um folgendes«, fuhr er draußen fort, »die Khusru Kheyl sind eingebrochen, haben ein halbes Dutzend Kulis an Ferris' Kanalufer abgeschnitten, ein paar Leute umgebracht und ein Frauenzimmer weggeschleppt. Ich wollte Sie deswegen nicht erst alarmieren, denn Ferris ist hinter ihnen her und Hugonin, mein Assistent, mit zehn Mann, aber ich glaube, es ist erst der Anfang. Ihre Feuer brennen auf den Höhen des Hassan Ardeb und, wenn wir uns nicht rasch dazu halten, steht bald das ganze Grenzgebiet in Flammen; sie werden zuerst die vier Khusru-Dörfer aufs Korn nehmen, denn mit denen stehen sie schon seit Jahren auf schlechtem Fuß. Sie wissen doch: der blinde Mullah predigt den Heiligen Krieg, seit Orde tot ist. Was meinen Sie?«

      »Verdammt!« brummte Tallantire. »Das ist schnell gegangen. Nun, ich glaube, es ist das beste, ich reite zum Fort Ziar und raffe, wenn es nicht überhaupt schon zu spät ist, soviel Talbewohner zusammen, wie ich kann. Ich meine, Tommy Dodd hat zurzeit das Kommando in Fort Ziar? Ferris und Hugonin sollten der Räuberbande einen Denkzettel geben und – aber nein, es geht nicht, daß das Oberhaupt der Polizei in zu auffälliger Weise die Bezirkskasse bewacht: gehen Sie zurück an den Kanal! Ich werde Bullows telegraphieren, er soll nach Jumala kommen mit einem starken Polizeiaufgebot und sich auf die Kasse setzen. Wenn die Kerle auch nicht hindringen werden, so sieht es doch gut aus.«

      »Ich -ich - bestehe darauf: ich will wissen, was hier vorgeht!« ertönte da die Stimme des Deputatskommissars, der den beiden heimlich nachgekommen war.

      »Na«, sagte Curbar nachlässig (er als Polizist konnte nicht begreifen, daß fünfzehn Jahre sorgfältige Erziehung aus einem Bengali einen Briten machen können). »Na, ein Gefecht hat halt stattgefunden im Grenzgebiet und Menschen sind haufenweis erschlagen worden. Na, und dann gibt's eben noch ein Gefecht und noch mehr Menschen werden erschlagen.«

      »Und warum?«

      »Weil die lumpigen paar Millionen im Bezirk mit Ihnen nicht so recht einverstanden sind und glauben, unter Ihrer gesegneten Regierung allerhand Sehindluder treiben zu dürfen. Sie hätten eben besser Vorsorgen müssen! Ich handle, das wissen Sie, ganz nach Ihren Befehlen. Was raten Sie also jetzt?«

      »Ich rufe Sie alle zu Zeugen, daß ich mein Amt offiziell noch gar nicht angetreten habe!« stotterte der Deputatskommissar, diesmal nichts weniger als hyperenglisch.

      »Ach so! Hab mir sowas gleich gedacht. Ja, was ich sagen wollte, Tallantire! Ihr Plan ist gut. Führen Sie ihn aus! Brauchen Sie eine Eskorte?«

      »Nein, nur ein gutes Pferd. Wer wird aber das Telegramm ins Hauptquartier aufgeben?«

      »Nach der Blässe im Gesicht Ihres Herrn Vorgesetzten zu schließen, wird, glaube ich, er selbst, bevor die Nacht noch rum ist, einige wundervolle Depeschen vom Stapel lassen; und wir werden nicht lang zu warten brauchen, dann haben wir die Hälfte aller Provinztruppen hier, um den Aufstand zu ersticken. Also gut: reiten Sie los! Aber geben Sie acht auf sich! Vergessen Sie nicht: die Khusru Kheyl stechen mit dem Messer von unten nach oben. Hallo, Mir Khan, bring dem Tallantire Sahib das beste Pferd, das wir haben; und fünf Mann sollen nach Jumala reiten zum Schutz des Deputatskommissars Sahib Bahadur. Ein bißchen geschwind aber!«

      Geschwind ging es allerdings und nicht zumindest durch Debendra Nath Dés Zutun, der, in einem Polizeisattel klebend, beständig nach dem kürzesten - nämlich dem allerkürzesten Weg nach Jumala fragte. Die Bengalen sind nun einmal originelle Leute. Eigentlich hätte Debendra Nath bei seinem Bruder bleiben sollen, aber dieser hatte bereits per Eisenbahn das Weite gesucht und war nach Jumala abgedampft, seinen Göttern - Göttern, die der katholischsten aller Universitäten sicherlich völlig unbekannt sind - dankend, daß er sein Amt offiziell noch nicht angetreten hatte. So blieb ihm immer noch der Ausweg, sich - o herrliche Zuflucht aller geistesgegenwärtigen Rassen! - rechtzeitig krank zu stellen.

      Betrüblicherweise setzten zu alledem noch zwei, rohen Späßen keineswegs abholde Polizisten einen Schabernack auf seine Kosten in Szene, kaum daß er das schirmende Dach über seinem Haupte wußte. Sie hatten es ausgeheckt, als sie so dahinplumpsten in ihren Sätteln nach Jumala. Sie betraten - zuerst der eine und nach einer Weile der zweite - das Zimmer des Gewaltigen und überboten einander mit blutrünstigen Schilderungen des Krieges und der Massen teuflischer Stämme, die da ganze Städte in Brand setzten. Es wäre ein Spaß gewesen, sagten diese Unholde später, fast so, wie ein Verfolgungsritt mit Curbar hinter fliehenden Afghanen drein. Jede einzelne Schreckensschilderung scheuchte den Unglücklichen immer von neuem an den Schreibtisch, wo er dann halbestundenlange Depeschen aufsetzte voll Greuelbotschaften, als handle es sich um eine Wiederholung des historischen Blutbades zu Delhi. An jeden Machthaber telegraphierte er, von dem sich voraussetzen ließ, er sei imstande, ein Bajonett mobil zu machen. Unsagbares hätte sich begeben, wären die Depeschen abgeschickt worden, aber zum Glück schlief der einzige Beamte auf der Post bereits, und der Stationsvorstand meinte nach einem kurzen Blick auf den Stoß bekritzelten Papiers, mit Hinsicht auf die Eisenbahnvorschriften sei die Beförderung kaiserlicher Botschaften nicht gestattet; so knüllten denn die beiden Polizisten, Ram Singh und Nihal Singh, das Zeug zusammen zu Polstern und schliefen darauf den Schlaf der Gerechten.

      Tallantire gab seinem ungebärdigen Scheckenhengst mit den porzellanblauen Augen die Sporen und machte sich auf einen vierzig Meilen langen Ritt nach dem Fort Ziar gefaßt. Er kannte die Gegend des ganzen Distriktes auswendig und gab sich nicht erst die Mühe, Wege abzuschneiden, sondern ritt in gerader Luftlinie auf die Furt

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