Steintränen. Manja Gautschi

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 6

Steintränen - Manja Gautschi Steintränen

Скачать книгу

hitzköpfige Jungspund strahlte eine Arroganz aus, wie es nur eingebildete, von sich überzeugte Menschen tun konnten, denen jegliche Lebenserfahrung fehlte. Was sollte das? Er war wütend. Emotionen der Vergangenheit kochten hoch, als wäre es gestern gewesen.

      Die Wachen standen starr und angespannt, bereit, jeden Moment zu reagieren. Man sah ihnen an, dass sie ob Zylins heftiger Reaktion etwas überrascht worden waren.

      Gleichzeitig wendete sich Dek an Bob „Bob, noch ein Wort und Du wartest draussen! Du hast keine Ahnung, worum es hier geht, du verfluchter, kleiner Anfänger! Lerne erst einmal zu atmen, bevor du Luft holst!“ Bob nickte nur noch. Er stand auf und stellte sich diesmal nicht neben, sondern hinter seinen Captain und war mucks-mäuschen still und kreidebleich im Gesicht vor lauter Schreck und Scham. Sein Hintern schmerzte noch vom Aufprall.

      Dek schüttelte verärgert den Kopf ob seines unerfahrenen, hitzköpfigen jungen Assistenten. Seine geplante Diskussionstaktik konnte er vergessen. Er kannte Zylin, hatte er eigentlich irgendwie erwartet, nur gehofft, es käme doch anders. Er musste Zylin einen besseren Grund liefern ihnen zu helfen. Zylin hatte sich ohnehin noch nie auf etwas eingelassen, wenn überhaupt, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Dek wartete einen Moment bis sich die Situation einigermassen beruhigte und begann von Neuem.

      „Also gut“ fing Dek an „Wir wissen, dass die Stadtherren von Rotsand, im Sinn haben Rupes, die inoffiziellen Hauptstadt von Steinwelten, anzugreifen und zu übernehmen um nicht nur den Steintränenhandel sondern auch das Sammeln der Tränen zu kontrollieren. Das Terra Sonnensystem will als Vermittler die Angelegenheit ohne gewaltsame Zwischenfälle klären helfen. An einem blutigen Krieg hat schlussendlich niemand Interesse. Der Steintränenhandel ist einfach zu wichtig. Unser Auftrag ist die neutrale Vermittlung zwischen Rupes und Rotsand, doch wie ihnen bekannt sein dürfte, ist zwar Rotsand jedermann zugänglich, aber Rupes Tore sind für Fremde verschlossen und Soldaten des Terra Sonnensystems werden schon gar nicht gern gesehen. Deshalb brauchen wir Ihre Hilfe, man kennt Sie in Rupes und wird Ihnen Zugang gewähren.“ während er sprach versuchte Dek irgendeine Reaktion von Zylin zu erkennen, aber eigentlich wie erwartet: Nichts „Ich weiss von Ihren Freunden und Bekannten in Rupes. Sie wollen bestimmt nicht, dass Ihnen Schaden wiederfährt und so könnten Sie helfen einen Krieg zu verhindern.“ Dek beobachtete Zylin und wartete.

      Da Zylin weiterhin nicht reagierte und ihm nur in die Augen sah. Sein Atem war ruhig und tief, aber deutlich zu hören, wie das Schnauben eines gleich angreifenden Stiers. Warten.

      Nach einer weiteren Weile hob Dek enttäuscht seine Schultern und bestimmte einfach „Dann holen wir Sie in 3 Tagen ab.“ Dek hatte genug und würde offensichtlich, wie befürchtet, im Moment nichts mehr bei Zylin erreichen. Bob hatte die ohnehin heikle Stimmung definitiv zu stark ausgereizt, Dek kannte Zylin lange genug. Nachdem er die Hintergründe offengelegt hatte, hatte Dek zwar insgeheim doch noch auf eine offizielle Zusage gehofft, aber er war sich auch so sicher, dass sein ehemaliger untergebener Commander, ohne Schwierigkeiten zu bereiten, in 3 Tagen mitkommen würde. Denn eines wusste er mit Sicherheit, Zylin beschützte seine Freunde wenn nötig mit seinem Leben, das war schon immer so gewesen. Viel zu verantwortungsbewusst.

      Also gab Dek den Wärtern im Gefangenenraum ein Handzeichen zum Beenden des Besuchs, wendete sich zur Ausgangstüre hin und wollte eben den Türgriff betätigen, als einer der Wärter die Mundfessel wieder anbringen wollte. „Schön Mund aufmachen.“ sagte er schadenfroh grinsend, und benahm sich, als ob er einem entlaufenen Hund eine Fangschlinge umlegte. Kassierte allerdings dafür eine heftige Kopfnuss von Zylin und seine Nase blutete. Während er sich die Nase hielt und sein Blut auf der Hand ungläubig anstarrte, ‚Mensch, tat das weh!’, stand Zylin jetzt und schmunzelte „Seh ich aus wie ein verdammter Hund?“ Der zweite Wärter stellte sofort verärgert sein Gewehr zur Seite und zog sein Messer aus der Scheide am Oberschenkel und hielt es Zylin grob und wenig zimperlich an die Kehle. Hielt ihn im Schwitzkasten und drohte Zylin direkt ins Ohr „Genug! Setz dich hin oder mir rutscht das Messer aus.“ Zylin blieb ganz ruhig und schmunzelte weiter „Vorsicht, du könntest dich verletzen.“

      „Hinsetzen!“ knirschte der Wärter zwischen seinen Zähnen hindurch und wartete erstaunlich ruhig, bis sich Zylin langsam wieder gesetzt und sein Kollege die Mundfessel angelegt hatte. Erst dann nahm er das Messer von Zylins Hals, wo es eine rote, blutende Linie hinterliess und Zylins weisses Oberteil hässlich rot verfärbte, denn das Material nahm das Blut wie Fliesspapier sofort auf. Der Wärter zog das Messer zur Säuberung durch ein Wischtuch aus seinem Hosensack, steckte es zurück in die Scheide an seinem Bein und wischte sich zu guter Letzt den Schweiss von der Stirn. Die beiden Wärter legten Zylin gemeinsam die Transport-Fesseln an, lösten ihn von Boden und der Decke um ihn aus dem Raum zu führen.

      Beim Hinausgehen blickte Zylin noch einmal zornig in Dek und Bobs Richtung, es war ihm sehr wohl bewusst, dass die beiden das Schauspiel immer noch beobachteten. Bobs erschütternd, schockierten bleichen Gesichtsausdruck amüsierte ihn. Der Typ hatte keine Ahnung.

      Irgendwie hatte er seiner Wut für den Moment ein wenig Luft machen müssen. Da kamen Zylin die trotz all der Ketten so leicht reizbaren Wärter gerade recht. Und dass er es nicht ausstehen konnte angefasst zu werden, wussten die Wärter selbst. Es gab welche, die liessen es immer wieder darauf ankommen. Das Ganze glich manchmal für beide Seiten einer Art krankem Zeitvertreib. Was hatte er hier auch anderes zu tun? Sogar Sprechen und normales Essen wurden ihm verunmöglicht. Und dann so eine dumme, herablassende Bemerkung! Da war der Wärter mit einer Kopfnuss günstig weggekommen.

      Draussen auf dem Gang wurden Dek und Bob von einem für sie abgestellten Wärter zum Gebäudeausgang begleitet. Dek quittierte seinen Besuch, verabschiedete sich von Paul und verliess das Gebäude in Richtung Transportgleiter, wo die Besatzung bereits wartete, immer gefolgt von seinem schockierten, verwirrten jungen Assistenten Bob Miller.

      Während Dek und Bob in Richtung Gleiter liefen, traute sich Bob dann doch noch scheu zu fragen „Captain, entschuldigen Sie, aber was wollen Sie mit dem Kerl? Der ist doch einfach nur unberechenbar, unhöflich und vor allem: gefährlich. Ein Wrack.“ „War’s das?“ gab ihm Dek ruppig und frustriert zur Antwort ‚Hatte der Idiot den noch nicht genug?’ Bob begriff und behielt den Rest für sich. Schweigend stiegen sie in den startbereiten Gleiter.

      "Janus! Warte, bleib zurück. Nicht schiessen." befahl Martin seinem Mitarbeiter, der rasch zur Stelle war, schnell atmend im Türrahmen der Zelle stand und die Betäubungspistole schussbereit auf Zylin gerichtet hatte. Er hatte rennen müssen um seinen Chef zu Hilfe zu eilen, da alles einfach nur schnell gegangen war.

      Vier der Wachen lagen verteilt in der Zelle verteilt auf dem Boden. Zwei davon bewusstlos, wobei einer bereits wieder am Aufwachen war, sich den Kopf hielt und stöhnte. Transportketten und Mundfessel lagen zerrissen herum. Janus unter dem Türrahmen, mit gezogener Pistole, Martin von Zylin fest an die Wand neben der Tür gedrückt. Mit dem rechten Unterarm drückte Zylin Martins Brust so fest, dass Martin das Atmen hörbar schwer viel. Mit der linken Hand hielt Zylin Martins rechten Arm gegen die Wand gedrückt. Mit seinem linken Arm winkte Martin Janus zu warten.

      Alle hielten wie eingefroren ihre Position. Janus und Martins Blicke fixiert auf Zylin und Zylins auf Martin, Martin Herren, dem Sicherheitsleiter der Anstalt.

      Immerhin bis in die Zelle hinein waren sie gekommen, als der Wärter mit der blutenden Nase gemeint hatte: "Dann legen wir dich mal wieder an die Leine, was?"

      Quittiert wurde seine Bemerkung mit einem zornigen Blick ihres Gefangenen. Der Wärter

Скачать книгу