Geheimnisse. Heidi Oehlmann
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»Es tut mir leid, aber ich kann dir nichts anderes sagen!«
»Ja, schon gut!«
»Und nun? Was willst du machen?«
»Keine Ahnung! Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Vielleicht sollte ich es Mia sagen. Was meinst du?«
»Puh, ich weiß es nicht. Über die Sache müsste ich erst in Ruhe nachdenken.«
»Oder wäre es besser, Lisa direkt Bescheid zu geben? Du hast doch ihre Nummer, nicht wahr?«
»Ja, die habe ich. Willst du sie anrufen? Meinst du wirklich, das ist eine gute Idee?«
»Wieso ich? Ich dachte, du rufst sie an!«
Wie bitte? Ich muss mich wohl verhört haben. Ich werde einen Teufel tun! Was geht es mich an, wenn dieser Tom sich vor fremden Frauen entkleidet? Ich will mir nicht vorstellen, was er sonst so treibt. Wer weiß, ob es tatsächlich nur bei dem Strippen bleibt. Vielleicht gehen seine Dienstleistungen weit darüber hinaus. Ich will garantiert nicht für Lisas Unglück verantwortlich sein. Außerdem wird sie mir kein Wort glauben. Womöglich denkt sie, ich hätte mir das Ganze nur ausgedacht, weil ich eifersüchtig bin. Immerhin habe ich als Einzige aus unserer Runde keinen festen Freund.
»Ich? Ich habe ihn doch gar nicht gesehen! Also kann ich auch nicht beschwören, dass er es wirklich war!«
»Ich kann es nicht! Ich kenne eure Freundin doch kaum. Sie wird mir bestimmt kein Wort glauben.«
»Eben! Mir wird sie sicher auch nicht glauben. Lisa wird denken, ich habe mir das ausgedacht, weil ich neidisch und als einzige Single bin«, verteidige ich meine Abwehrhaltung.
»Und nun? Soll ich es lieber Mia sagen?«
»Das musst du entscheiden! Ich habe Lisas Freund, wie ich bereits sagte, sowieso nicht erkannt und kann somit nicht beschwören, dass er es gewesen ist.«
Es herrscht Schweigen zwischen uns. Susanne denkt womöglich gerade darüber nach, was sie tun soll. Ich hoffe wirklich, sie hält sich da raus, und tut so, als hätte sie nichts gesehen. Das kann ich ihr aber unmöglich so direkt sagen. Nachher erzählt sie Mia noch, ich hätte sie dazu angestiftet. Dann wäre das Vertrauen zwischen uns komplett im Eimer.
Mir geht es bei meinem Wunsch zu Schweigen eigentlich nur darum, dass die anderen nicht wissen sollen, wo wir uns herumgetrieben haben. Wobei ich auch nicht darauf erpicht bin, unaufhörlich viele Fragen von Lisa zu beantworten. So wie ich sie kenne, wird sie jedes noch so kleine Detail erfahren wollen. Deshalb wäre ich Suse unendlich dankbar, wenn sie mich mit dem Thema in Ruhe ließe. Ich sage sowieso nichts. Denn ich möchte nur ungern der Bote schlechter Nachrichten sein. Außerdem wird Lisa mir nicht glauben. Sie wird hundertprozentig denken, ich habe mir das nur ausgedacht, um sie und Tom auseinander zu bringen.
»Ach, ich weiß nicht«, sagt Susanne nach Sekunden des Schweigens. »Wenn ich mit Mia darüber rede, weiß sie, wo wir gewesen sind.«
»Stimmt. Dann wissen es bald alle!«, antworte ich und tue so, als wäre mir das gerade erst eingefallen.
»Vielleicht sollte ich besser nichts sagen. Es kann ja auch sein, dass ich mich geirrt habe, oder?«
»Hmm, ich kann dir nicht sagen, ob du dich getäuscht hast. Ich habe ihn nicht erkannt«, flunkere ich erneut.
»Ich werde lieber die Klappe halten. Wenn ich mich wirklich geirrt habe, bringe ich die beiden nachher für nichts und wieder nichts auseinander. Das will ich nicht!«
Du hast dich keinesfalls getäuscht! Es war Tom. Darauf würde ich alles verwetten, was ich besitze. Es sei denn, er hat einen Zwillingsbruder, so wie Konstantin - war das ein Theater, bevor wir das wussten! Aber das kann ich nicht glauben. So viele Zufälle kann es nicht geben.
»Das musst du entscheiden! Ich halte meine Klappe, weil ich nichts gesehen habe!«
»Gut, dann sollten wir es dabei belassen! Bis auf den Typen war es doch ein schöner Abend, oder was meinst du?«
»Ja, das finde ich auch. Wir können ruhig öfter zusammen weggehen«, antworte ich erleichtert.
Dabei fühlte ich mich den ganzen Abend nicht so wohl. Unbedingt muss ich mit Susanne nicht noch einmal ausgehen. Und wenn, dann nicht mehr in diese Bar. Ich habe keinen Bedarf, Tom ein weiteres Mal zu begegnen. So oft kann ich Suse nämlich nicht sagen, ich hätte ihn nicht erkannt. Irgendwann nimmt sie mir das nicht mehr ab, wenn sie mir meine Unwissenheit heute überhaupt geglaubt hat. So gut kenne ich sie noch nicht, um ihre Reaktion zu deuten.
»Auf jeden Fall! Na gut, ich werde jetzt in die Wanne hüpfen. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! Wir hören voneinander!«, sagt Suse.
»Gut, dann kann ich mich weiter anziehen. Ich bin nämlich gerade aus der Dusche gekommen, als du mich angerufen hast.«
»Oh, das tut mir leid!«
»Das macht nichts. Also, bis bald!«
»Ja, bis bald!«
Ich lege auf und widme mich wieder meinen Klamotten, die noch vor mir auf dem Bett liegen. Hastig streife ich mir das T-Shirt über und schlüpfe in meine Leggings, die ich natürlich nur zu Hause trage, um es bequem zu haben. In der Öffentlichkeit würde ich mich so nie zeigen. Darin wirken meine Beine immer so fett. Selbst zum Müll raustragen, ziehe ich mich jedes Mal um.
Ich bin erleichtert, dass Susanne ebenfalls dicht halten will. Im Enddefekt geht es uns auch nichts an. Das ist eine Sache zwischen Lisa und Tom. Und wer weiß, vielleicht ist Lisa über Toms Aktivitäten längst im Bilde und schämt sich so sehr, dass sie uns nichts davon gesagt hat. Es hat doch jeder so seine kleinen Geheimnisse, die er nicht mal seinen besten Freunden erzählt. Auch ich erzähle meinen Mädels nicht alles.
5. Kapitel - Marta
Wie ich den Montagmorgen hasse. Obwohl ich erst um neun Uhr anfangen muss, zu arbeiten und mich morgens nicht aus dem Bett quälen müsste, fällt es mir montags besonders schwer aufzustehen. Am Wochenende schlafe ich meistens bis um zehn, wenn nichts Bestimmtes ansteht. In der Woche hingegen muss ich spätestens halb acht aufstehen, um mich in aller Ruhe fertigmachen zu können und entspannt ins Büro zu kommen.
Ich öffne die Eingangstür der Agentur und gehe gemütlich die Treppe zum Büro hinauf. Es ist schon kurz nach neun, somit bin ich ein paar Minuten zu spät dran, aber es stört mich nicht weiter. Ich mache so viele Überstunden, da kann ich auch mal etwas später im Büro eintreffen. Na ja, genau genommen bin ich jeden Montag zu spät an meinem Arbeitsplatz.
Ich betrete das Großraumbüro und gehe auf meinen Schreibtisch zu. Von Weitem sehe ich Paul an seinem Platz sitzen. Er grinst mich an, als er mich entdeckt. Mein Blick wandert schnell in eine andere Richtung. Ich will keinesfalls, dass mein Kollege sich dazu genötigt fühlt, mich anzusprechen. Aber wie ich ihn kenne, wird er es dennoch tun und mich nicht einmal am Morgen in Ruhe lassen können.
An jedem besetzten Tisch hauche ich ein leises »Guten Morgen« im Vorbeigehen raus. Die meisten meiner Kollegen sind schon so in ihre Arbeit vertieft und nehmen mich nicht wahr.
Ich setze mich an meinen