Macht statt Seelenheil. Erwin Leonhardi

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Macht statt Seelenheil - Erwin Leonhardi Moses-Trilogie

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ihm ab. Sie sprach aber Blutbräutigam um der Beschneidung willen.

      Ob Moses beschnitten wurde, ist nicht belegt. Da er bei seinen Eltern aufwuchs, ist aber davon auszugehen. Dem Allwissenden muss die Beschneidungssituation von Moses bekannt sein. Es gibt nicht den geringsten Grund dafür, dass Gott jetzt plötzlich seinen Botschafter töten will, den er vorher in langem Dialog erst überreden musste. Wäre Moses gemeint, hätte ein wirklich Allwissender ihn nicht auf die Reise geschickt. Die Variante Moses ergibt also wenig Sinn.

      Demnach handelt es sich um einen Sohn. Beide Söhne sind offenbar noch nicht beschnitten, sollen aber jetzt mit Moses zu den Israeliten in Ägypten reisen und bei diesem Volk leben. Dass dies ein ausreichender Grund für eine Tötung ist, zeigt Vers 14 aus Kapitel 17: Und wo ein Knäblein nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, des Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, darum daß es meinen Bund unterlassen hat.

      Zipora löst das Problem auf praktische Weise, indem sie mit einem Stein den Sohn beschneidet. Beschneidung war Männersache. Insofern ist die Vorgehensweise Ziporas höchst ungewöhnlich. Das Ritual, das sie benutzt, besteht darin, die Füße der Zielperson anzufassen und diese als Blutbräutigam zu bezeichnen. Unklar bleibt, wer die Zielperson ist, wer beschnitten wurde, und wessen Füße sie berührt.

      Was bedeutet der rätselhafte Ausdruck "Blutbräutigam"? Und wer ist der Blutbräutigam? In der Literatur gibt es viele und große Diskussionen über diese Szene, zum Teil mit romanhaft blühender Fantasie. Keine Version überzeugt.

      Aus dem Hebräischen übersetzen die Bibelforscher Buber und Rosenzweig den Ausdruck mit "im Geblüte Hochzeiter" und Zunz gibt ihn als "Blut-Sohn" wieder. Beide Ausdrücke erhellen den Sachverhalt nicht.

      Es scheint, dass diese Verse unvollständig sind, es also in früheren Versionen weitere Verse gab, die bei späteren Abschriften verloren gingen. Oder es gab damals allgemein bekannte Rituale, die im Laufe der Zeit völlig in Vergessenheit geraten sind.

      Moses wieder in Ägypten

      Aaron wird von Gott über seine Pflichtrolle informiert. Als sie sich treffen, erklärt Moses Aaron den Plan Gottes. Sie treten gemeinsam vor die Ältesten. Aaron, der angeblich bessere Redner, informiert sie, und Moses praktiziert die Zeichen vor dem Volk. Das Volk glaubt daraufhin an den göttlichen Beistand.

      2. Mose 4:27 Und der HErr sprach zu Aaron: Gehe hin Mose entgegen in die Wüste. Und er ging hin und begegnete ihm am Berge GOttes und küssete ihn. 2. Mose 4:28 Und Mose sagte Aaron alle Worte des HErrn, der ihn gesandt hatte, und alle Zeichen, die er ihm befohlen hatte. 2. Mose 4:29 Und sie gingen hin und versammelten alle Ältesten von den Kindern Israel. 2. Mose 4:30 Und Aaron redete alle Worte, die der HErr mit Mose geredet hatte, und tat die Zeichen vor dem Volk. 2. Mose 4:31 Und das Volk glaubete. Und da sie höreten, daß der HErr die Kinder Israel heimgesucht und ihr Elend angesehen hätte, neigeten sie sich und beteten an.

      Die Allmachtsfrage

      Der Stab wird zur Schlange, die Hand wird weiß, Wasser wird zu Blut. Offenbar sollen Zaubertricks eine Allmacht beweisen. Genau betrachtet sind diese Vorführungen eher Beweise einer Ohnmacht. Ein wirklich Allmächtiger hätte solche Vorführungen nicht nötig. Auf die damalige Welt mögen die Texte gewirkt haben, denn zu dieser Zeit wurde alles Unerklärliche als göttlich empfunden, und man glaubte an Zauberei. Eine solche märchenähnliche Geschichte konnte sicher einfache Gemüter überzeugen. Heute wirkt es eher lächerlich und eines allmächtigen Gottes nicht würdig.

      Warum wendet Gott seine Allmacht nie wirklich an? Warum verwendet er stattdessen hier eine Völkerwanderung, die letztlich auf Kosten derer geht, die bereits dort wohnen, wo die Israeliten hinziehen sollen? Die Allmachtsfrage wiederholt sich mehrfach. Bei strengem Hinsehen findet man in den Mosesbüchern keinen einzigen wirklichen Beweis für die Allmacht. Die Sintflut ist ein Beispiel für Ohnmacht. Ein allmächtiger Schöpfer hätte das Problem mit einem einzigen Wort erledigen können, aber er brauchte die Flut. In Sodom und Gomorrha wird die Vernichtung der Städte äußerst umständlich durchgeführt. Auch hier hätte ein Wort genügt. Das Gleiche gilt für die Rettung der Israeliten aus der ägyptischen Unterdrückung. Ohne Zaubertricks mit einem Hirtenstab und ohne Plagen muss für einen Allmächtigen logischerweise eine sofortige Problemlösung möglich sein.

      Diese Episoden - und viele mehr - beweisen, dass dieser Gott nicht allmächtig ist. Er gebraucht umständliche Methoden, um seinen Willen durchzusetzen. Ein schwächliches Gottesbild. Wie konnte es der Kirche gelingen, trotz solcher zahllosen Ohnmachtsbeweise eine göttliche Allmachtsfigur zu konstruieren und bis heute aufrecht zu erhalten?

      Aus der wissenschaftlichen Sicht sind die hier genannten Vorführungen reine Legenden. Der hier angestrebte Effekt ist zunächst Bewunderung für die angebliche übermenschliche Zauberkraft und dann Angst vor dieser Macht. Die Angst eignet sich hervorragend als sicheres Führungsinstrument, sie ist aber von ehrlichem Respekt weit entfernt.

      Dass Moses und Aaron beim ersten Besuch beim Pharao mit einer glatten Lüge aufwarten, ist bereits festgestellt. Dieser listige Vorwand wurde allerdings von Gott so befohlen, siehe Kapitel 3 Vers 18. Weisungsgemäß bringen Moses und Aaron die Bitte vor den Pharao, die Israeliten für ein Fest vom Dienst zu befreien. Das Fest soll drei Tagesreisen entfernt in der Wüste stattfinden. Mit der Antwort, das Volk solle dienen und nicht feiern, lehnt der Pharao ab.

      2. Mose 5:1 Danach gingen Mose und Aaron hinein und sprachen zu Pharao: So sagt der HErr, der GOtt Israels: Laß mein Volk ziehen, daß mir's ein Fest halte in der Wüste. 2. Mose 5:2 Pharao antwortete: Wer ist der HErr, des Stimme ich hören müsse und Israel ziehen lassen? Ich weiß nicht von dem HErrn, will auch Israel nicht lassen ziehen. 2. Mose 5:3 Sie sprachen: Der Ebräer GOtt hat uns gerufen; so laß uns nun hinziehen drei Tagereisen in die Wüste und dem HErrn, unserm GOtt, opfern, daß uns nicht widerfahre Pestilenz oder Schwert. 2. Mose 5:4 Da sprach der König in Ägypten zu ihnen: Du, Mose und Aaron, warum wollt ihr das Volk von seiner Arbeit frei machen? Gehet hin an eure Dienste! 2. Mose 5:5 Weiter sprach Pharao: Siehe, des Volks ist schon zu viel im Lande, und ihr wollt sie noch feiern heißen von ihrem Dienst.

      Zusätzlich erschwert der Pharao die Arbeit der Israeliten. Die Vögte und Amtsleute werden angewiesen, den Israeliten kein Stroh mehr zur Herstellung der Ziegel zu liefern, und dennoch die Produktion auf der momentanen Leistungsstufe zu halten. Das soll die Leute an die Arbeit binden, statt sich von falschen Reden beeinflussen zu lassen.

      2. Mose 5:6 Darum befahl Pharao desselben Tages den Vögten des Volks und ihren Amtleuten und sprach: 2. Mose 5:7 Ihr sollt dem Volk nicht mehr Stroh sammeln und geben, daß sie Ziegel brennen, wie bis anher; lasset sie selbst hingehen und Stroh zusammenlesen; 2. Mose 5:8 und die Zahl der Ziegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen gleichwohl auflegen und nichts mindern; denn sie gehen müßig, darum schreien sie und sprechen: Wir wollen hinziehen und unserm GOtt opfern. 2. Mose 5:9 Man drücke die Leute mit Arbeit, daß sie zu schaffen haben und sich nicht kehren an falsche Rede!

      Die vom Pharao angeordneten neuen Regeln werden dem Volk verkündet. Als Folge davon müssen die Israeliten jetzt im ganzen Land Stroh für die Ziegelherstellung suchen.

      2. Mose 5:10 Da gingen die Vögte des Volks und ihre Amtleute aus und sprachen zum Volk: So spricht Pharao: Man wird euch kein Stroh geben. 2. Mose 5:11 Gehet ihr selbst hin und sammelt euch Stroh, wo ihr's findet; aber von eurer Arbeit soll nichts gemindert werden. 2. Mose 5:12 Da zerstreute sich das Volk ins ganze Land Ägypten, daß es Stoppeln sammelte, damit sie

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