Verkauft. Valuta Tomas
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»Das habe ich!«, schluchzt Kim und hat jetzt schon ekelerregende Gesichter von Männern vor ihrem inneren Auge.
»Aber ich musste wechseln, weil die alte pleite gegangen ist! Ab Montag hätte ich wieder Versicherungsschutz gehabt!«, klagt Kim weinend. Verdammt, heute ist Freitag! Nur noch drei Tage. Nur drei Tage dann wäre alles super! Nur drei Tage fehlen, dann müsste sie sich dahingehend keine Gedanken mehr machen! Nur drei verdammte Tage? Wieso musste das Feuer auch ausgerechnet jetzt ausbrechen??
»Das nenne ich doch mal Pech!«, murmelt der Polizist. Am liebsten würde Kim jetzt sofort vom Asphalt aufspringen und ihm für diesen Kommentar in seine Eier treten. Aber sie beherrscht sich, weil sie weiß, dass er nichts dafür kann. Auch muss sie nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Kraft hat sie dafür derzeit auch gar keine. Sie hat lediglich nur noch einen Gedanken im Kopf. Gedanken die sie da nicht haben will! Gedanken die ihr zu wider sind!
Weinend und auf dem Boden sitzend, schlägt sie sich beide Hände vor das Gesicht und heult »Es sollte doch nur ein Nebenjob sein!«. Dieses Feuer hat größere Auswirkung, als ihr lieb ist. Kein Versicherungsschutz, kein Geld! Sie sitzt ganz alleine auf sämtlichen Kosten und kann nur hoffen, dass die Versicherung der Elektrofirma für einen großen Teil aufkommen wird. Trotzdem wird sie ihren Nebenjob länger machen müssen, als von ihr geplant war. Es sollten nur ein paar Monate sein und dann wollte sie damit aufhören. Bei dieser Vielzahl an Aufträgen, die sie schon in den letzten Wochen hatte, wäre sie sehr schnell damit fertig gewesen. Aber so nicht! Jetzt fängt sie wieder bei null an. Schlimmer noch, sie fängt bei minus null an. Sie muss einen weiteren Kredit aufnehmen, um ein neues Gebäude für ein Lager zu kaufen, oder zu mieten. Auch muss sie davon ihre erste Bestellung bezahlen und die Verluste der nächsten Tage auffangen, die sie somit zwangsläufig erleidet.
Erschlagen von den neuen Erkenntnissen, blickt Kim verheult zum Feuer und kann nicht glauben, dass diese Naturgewalt in diesem Moment ihr ganzes Leben zerstört! Das Feuer beraubt sie nicht nur ihrer Arbeit und ihren Traum, sondern auch ihrer Moral und ihrem Körper!
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Zwei Stunden kämpft die Feuerwehr gegen das Feuer, bis es vollständig gelöscht ist. Kaum geht die Sonne auf, wird die Ursache für den Brand gesucht und später bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen Kabelbrand handelt.
Angelica ist schon vor Stunden nach Hause gegangen. Kim sitzt hingegen im Büro ihres Ladens und hält das Telefon weit von ihrem Ohr weg. Sie will die Worte nicht hören, die sich wie Krebs in den Gehörgang fressen.
»Die Elektrofirma hat vor circa sechs Wochen Insolvenz angemeldet! Es tut mir wirklich leid Miss Stryder, aber wenn sie eine finanzielle Forderung gegen die Firma erheben wollen, müssten Sie sich bitte mit deren Anwalt in Verbindung setzen!«
»Das bringt genauso viel, als wenn ich Öl ins Feuer kippen würde, um es löschen zu wollen!«, flucht Kim leise und legt ohne eine freundliche Verabschiedung auf. Sie lehnt sich in den Stuhl zurück und versucht die Fassung zu wahren. Minuten um Minuten lässt sie regungslos an sich vorbeiziehen, steht vom Stuhl auf und tritt an eines der beiden Bürofenster. Sie blickt hinaus und sieht nur noch einen verbrannten Haufen von Nichts vor sich. Das Lager ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nichts blieb verschont! Alles ist zerstört! Genauso wie ihr Leben! Genauso wie ihr Körper!
»Das kann alles nicht wahr sein!«, flüstert sie leise und drückt ihre Nase am Fenster platt. Die Kälte der Scheibe legt sich sanft auf ihre Haut. Mit geschlossenen Augen genießt sie die Kälte. Das Feuer von letzter Nacht, hat ihren ganzen Körper aufgeheizt. Sie wich nicht eine Sekunde vom Flammenherd. Sie hatte jede einzelne Sekunde Hoffnung, dass die Feuerwehr schneller und besser arbeitet, als das was sie nun vor sich hat. Ein zerstörter Haufen von Traum liegt vor ihr, mehr nicht! Die Flammen haben alles zerfressen und kaputt gemacht, was ihr wichtig ist. Ohne sie zu berühren, haben sie selbst Kims Seele verbrannt und für immer zerstört.
Erschrocken schießt sie um die eigene Achse als ihr Handy piept. Das Handy! Sie liest sich die Mail durch und ist für einen kleinen Moment froh darüber, dass es Mark ist. Einen neuen könnte sie im Augenblick keineswegs aushalten. Trotzdem steigt so eine tobende Wut in ihr auf, dass sie mit dem Handy ausholt und mit aller Kraft auf den Boden schmeißt.
»Halt die Klappe! Halt verdammt nochmal die Klappe!!«, brüllt sie und tritt wie besessen auf das Handy. Mit dem Absatz des Schuhs, trampelt sie wie ein Stier auf der Technik herum, bis nichts mehr davon übrig bleibt.
Schwer atmend sinkt sie in den Stuhl zurück und fängt zu weinen an. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen und lässt ihrer Verzweiflung freien Lauf. Wie lange ist es her, dass sie mal mit einer Frau geschlafen hat? Wie lange ist es her, dass sie einen Frauenkörper verwöhnen konnte? Wie lange ist es her, dass sie Spaß am Sex hatte? Und wie lange ist es her, dass dieser Sex auch wirklich von Herzen gewollt war? Ihr kommt es wie eine Ewigkeit vor! Sie hat das Gefühl, als wenn sie vor Jahrzehnten das letzte Mal körperlichen Kontakt mit einer Frau hatte. Es bleibt dabei allerdings noch die Frage offen, ob sie überhaupt jemals wieder mit einer Frau schlafen wird. Zeit hat sie mittlerweile gar keine mehr. Und wenn sie den neuen Kredit wirklich bekommt, hat sie genug Arbeit mit ihrem Job und Nebenjob, dass Zeit eine absolute Mangelware ist. Diese ist dann nicht mehr lieferbar, weil sie nicht mehr produziert wird.
Bei dem Gedanken, dass sie wahrscheinlich erst im Rentenalter wieder mit einer Frau schlafen wird, bricht sie vollständig auf dem Schreibtisch zusammen.
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Kraftlos und müde klopft Kim zwei Stunden später gegen Marks Wohnungstür. Sie hatte seine Mail weder richtig gelesen, noch hat sie diese beantwortet. Ob er sie hierher zitiert hat, weiß sie also gar nicht. Sie ist einfach auf gut Glück zu seiner Wohnung gefahren und hat sich unterwegs ein neues Handy geholt. Kaum steckte die Sim-Karte in der Technik, piepte das verhasste Teil auch gleich zweimal. Wie könnte es auch anders sein?
Auch wenn Kim letzte Nacht so gut wie keinen Schlaf bekommen hat und mit Sicherheit zum kotzen aussieht, wird sie trotzdem jeden Mann treffen. Jetzt hat sie einen noch triftigeren Grund diesen Job machen zu müssen. Zuerst war es der, um Rechnungen bezahlen zu können und um sich zu ernähren. Aber nun hat sich ihre vollständige Existenz dazwischen gequetscht. Und wer hat sie gefragt? Niemand! Sie wird nie gefragt! Das wurde sie noch nie und mit Sicherheit wird sich dahingehend nichts in ihrem Leben ändern. Sie wird immer mit der ganzen Nase in die Scheiße gedrückt, nur um genug Kraft aufbringen zu müssen, um sich da wieder rauszuholen.
»Oh, hi!«, dringt in Kims Ohren. Sie hat in ihren Gedanken versunken nicht mitbekommen wie die Tür aufgeschlossen wurde. Jetzt steht sie Mark gegenüber. Sie hebt weder den gesenkten Kopf, noch den müden Blick und tritt in seine Wohnung. Jetzt ist es ihr sogar egal, dass sie damit ihre eigenen Regeln bricht. Sie braucht jetzt nur noch das Geld, mehr nicht! Trotzdem wird Mark der einzige sein, den sie zu Hause besucht.
»Geld!«, raunt sie grob und streckt blind eine Hand orientierungslos in die Luft. Es dauert etwas, bis sie Papier auf ihrer Haut spürt.
»Ist alles ok mit dir?«, fragt Mark leise. Kim antwortet nicht, sondern blickt stattdessen matt und kraftlos auf die grünen Scheine! Wie sie dieses Papier hasst! Wie sie diesen Nebenjob von Herzen abgöttisch verabscheut! Wie sie sich selbst für diese Entscheidung verachtet? Wie tief konnte sie nur sinken??
Ohne sich ihren Gedanken hinzugeben oder Mark zu antworten, steuert sie auf das Schlafzimmer zu. Sie will definitiv keine Nummer auf seinem Esszimmertisch schieben. Auch wenn sie eh nicht schlafen kann, braucht sie jetzt etwas Weiches unter sich.
Vor