Losing Game. Valuta Tomas
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Sie sieht eine halbe Ewigkeit dabei zu, wie Sam für diesen Mann tanzt, irgendwann den BH auszieht und im Begriff ist, sich direkt vor seinen Augen auch noch von ihrem String zu befreien. Neve will eigentlich gar nicht mehr hinsehen. Aber ihre Polizeiader verbietet es ihr, auch nur eine Information zu verpassen. So muss sie mit ansehen, wie Sam sich mehr als verführerisch zu dem Mann umdreht, ihm ihre Kehrseite zeigt, sich langsam vorbeugt und den String in Zeitlupe herunterzieht. Der Blick des Mannes, ist starr nur auf das Eine gerichtet. Neve kann es in keinster Weise nachvollziehen, weshalb Sam sich das antut. Freiwillig und scheinbar ohne jegliche Scham. Wie kann sie nur?
Auch wenn sie weitermachen will, um ihr Wissen als Polizistin zu erweitern, kann sie den Anblick als Mensch und Frau nicht weiter ertragen. Sie verschwindet vom Kirchendach.
Am nächsten Morgen lässt es sich Neve nicht anmerken, was sie letzte Nacht über Sam herausgefunden hat und dabei auch im Internet fündig geworden ist. Über diese Striptease Agentur und über Sam selbst.
Auch Sam und Laura verlieren kein Wort darüber, dass sie sich in dem Club gesehen haben. Im Gegenteil, gerade Sam verhält sich wie am Tag zuvor. Frech, aufmüpfig, rücksichtlos, unverschämt und im höchsten Grad provokant.
Neve geht dem normalen Unterricht nach und verteilt nach fünf Minuten einen unangemeldeten Test, worüber sich dreiviertel der Klasse beschwert. Sie verteilt Schüler für Schüler die Blätter und setzt sich an den Lehrertisch, um die Schüler zu beobachten.
Schon nach kurzer Zeit sieht sie, wie Sam plötzlich in ihrem Stuhl hochschreckt und starr auf die Blätter blickt. Ihre Gesichtsfarbe verändert sich.Es scheint, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbricht. Dann reißt sie den Kopf hoch und starrt zu ihrer Lehrerin. Im ersten Augenblick bemerkt Neve, dass Sam verdammt schnell mit den Aufgaben fertig sein muss, wenn sie jetzt schon auf der letzten Seite angekommen ist. Ihre Mitschüler haben noch nicht einmal die Hälfte erreicht.
Die letzte Seite dieses Tests ist nämlich die Seite, die Sam so zusammenschrecken und ihre Hautfarbe erschreckend blass werden ließ. Denn auf dieser Seite ist Sam abgebildet. SF Exotic Dancersist über dem gedruckten Foto geschrieben, das sie in Dessous-Wäsche zeigt, während ihr die Agentur den Namen Angelique verpasst hat.
Verstört starrt Sam Neve an, die ihren Blick spürt. Selbst auf diese Entfernung schaut sie ihr direkt in die Augen. Jetzt hat sie sie! Jetzt weiß sie, welches Geheimnis Sam mit sich trägt. Auch wenn es ihr scheinbar nichts ausmacht, diesen Job zu machen. Jedoch scheint sie im Moment so beschämt zu sein, dass ihre Mathematiklehrerin das herausgefunden hat, dass sie zuerst den Blickkontakt abreißt und verstört durch die Klasse blickt.
Dann scheint sie sich wieder gefasst zu haben. Erneut blickt sie zu ihren Mitschülern. Sie faltet die Blätter des Tests vollkommen leise zusammen, dreht die Blätter um und hält den Stapel so weit hoch, dass sie sich sicher sein kann, dass es keiner der Schüler bemerkt. Nur Neve erkennt es, denn sie hat den Blickkontakt noch nicht beendet. Somit blickt sie direkt auf das Agenturfoto von Sam, während diese sich selbst hinter den Blättern regelrecht versteckt. In Zeitlupe kommt ihr Gesicht hervor. Provokant grinst sie Neve an. Sofort errötet Neve. Sam hat das erreicht was sie wollte. Neve sieht auf dem Blatt eine Stripteasetänzerin und direkt daneben, das Gesicht dieser Tänzerin, die in einer brutalen Gang Mitglied ist und mit Sicherheit schon einige Menschen auf dem Gewissen hat. Diese zwei Welten prallen in dem Klassenraum brutal aufeinander. Beides hat mit Sam zu tun. Etwas was Neve nicht mit sich vereinbaren kann. Von daher reißt sie sofort den Blickkontakt ab.
Selbstgerecht grinsend legt Sam den Stapel Papiere auf den Tisch zurück, blättert noch einmal alles von vorne bis hinten durch und räumt ihre Sachen zusammen. Sie steht von ihrem Stuhl auf, wirft sich die Tasche auf den Rücken und steuert mit dem Test in der Hand direkt auf Neve zu, die so tut, als wenn sie über irgendwelchen Büchern brüten würde.
Sam tritt an den Lehrerpult und reicht ihr den Test, den Neve aber nicht entgegennimmt. Sie hebt noch nicht einmal den Blick, sondern weist nur mit einer kurzen Handbewegung zum Rand des Pults, wo Sam den Test wortlos hinlegt. Mit einem heftigen Ruck dreht sie sich von ihrer Lehrerin weg, mit dem Effekt, dass schon wieder der Duft von Sams Parfüm in ihre Nase steigt. Nur wage bekommt Neve mit, wie Sam das Klassenzimmer verlässt und die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt.
Erleichtert, dass sie aus dieser Situation doch recht glimpflich rausgekommen ist, atmet Neve lautlos aus. Sie beobachtet die restlichen Schüler, die am Ende der Stunde den Test so schnell wie möglich auf ihrem Schreibtisch abladen, nur um diese verdammte Bombe loszuwerden.
Neve packt im leeren Klassenzimmer alles zusammen, als die Tür plötzlich aufgeht. Ganz leise betritt Sam den Raum. Sie schließt die Tür und bleibt dort wie angewurzelt stehen.
»Woher weißt du davon?«, fragt sie ruhig. Es scheint nicht ihre Absicht zu sein, provokant oder frech wirken zu wollen.
»Verfolgst du mich etwa?«, fragt sie noch immer gefasst. Neve spürt, dass sich die Stimmung ändert. Ohne Sam bisher angesehen, oder Notiz von ihr genommen zu haben, zieht sie ihre Tasche vom Pult und steuert auf die Tür zu. Sam hingegen, fängt zu kichern an.
»Du beobachtest mich, stimmt´s? Und weshalb tust du das? Weil du scharf auf mich bist, nicht wahr?«, fragt sie bissig. Provokant stellt sie sich Neve in den Weg.
»Du wolltest mich von dem Augenblick an, als du mich gestern das erste Mal angesehen hast. Wenn es nach dir gegangen wäre, hättest du es am liebsten auf der Ladefläche meines Chevys mit mir getrieben«, grinst Sam herausfordernd.
Neve blickt ihr direkt in die Augen. Sam kann in ihren tobende Wut erkennen. Um ihre Schiene weiterzufahren und Neve für sich zu beanspruchen, hebt sie eine Hand und will ihr sanft über die Wange streichen, als diese ihren Kopf zurückzieht. Sam lächelt nur.
»Keine Panik. Die Agentur ist sehr seriös und achtet darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Ich fasse keinen der Männer an und niemand von denen darf mich anfassen«, kommt sie Neves Gedanken zuvor. Sie lächelt noch immer selbstgerecht. Neve beugt sich etwas zu ihr vor und blickt ihr direkt in die Augen.
»Du und deine Art zu leben, widert mich bis ins Mark an!«, faucht sie leise, greift an Sam vorbei und verlässt aufgebracht, den Klassenraum.
Nach Schulschluss fährt Neve nach Hause, um sich frische Kleidung anzuziehen. Auf dem Weg zum Department hält sie noch an einer Tankstelle. Sie tankt, betritt das kleine Geschäft und steuert auf die Kaltgetränke zu. Sie zieht sich einen Becher Espresso aus dem Kühlregal, weil ihr wegen Sam letzte Nacht mindestens vier Stunden Schlaf fehlen. Diese muss sie irgendwie wieder auffangen.
Als sie in Richtung der Kasse geht, sieht sie, wie zwei junge farbige Männer die Tankstelle betreten. Ohne zu zögern bedrohen sie den Kassierer mit Waffen.
»Noch nicht einmal in Ruhe tanken kann man hier«, flucht Neve leise, geht vor den Broten, die in den Regalen zu einem Pfund verpackt sind, in Deckung und zieht ihre Waffe aus dem Holster. Lautlos schleicht sie zum Anfang des Regals und blinzelt daran vorbei, um die Situation richtig einschätzen zu können. Sie will sich ja nicht selbst in Gefahr bringen. Vorsichtig erhebt sie sich aus ihrem Versteck. Sie behält die beiden Täter genau im Auge, bis sie bei einem von ihnen die Tätowierung der Five Dogs im Nacken erkennen kann. Der andere hat keine. Er wirkt auch recht nervös. Im Gegensatz zu seinem Kollegen, hüpft er unruhig von einem Fuß auf den anderen. Was soll das hier werden? Lehrstunde, oder was? Neve kommt es jedenfalls so vor, als wenn der tätowierte Typ dem deutlich jüngeren beibringt, wie man eine Tankstelle überfällt. Was steht heute auf dem Lehrplan? Überfall auf eine Tankstelle? Super Stundenplan!
Genervt,