Losing Game. Valuta Tomas
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Geschockt sitzt Neve erstarrt auf dem Ledersitz. Fassungslos blickt sie mit großen Augen auf das Handydisplay. Vergewaltigt!! Vergewaltigt!! Vergewaltigt!! Immer wieder schießt dieses eine Wort durch ihren Kopf. Sie hatte schon oft genug mit diesem Thema zu tun. Aber nun zu wissen, dass eine Schülerin von ihr, dass Sam, ebenfalls vergewaltigt wurde, bringt sie völlig aus der Fassung. Wie muss sie gelitten haben? Dabei und danach? Wie muss sie sich gefühlt haben, als die Männer sie wie ein Stück Vieh behandelt haben und einer nach dem anderen über sie hergefallen ist? Wie hat sie das alles verarbeitet? Hat sie diese Dreckskerle angezeigt? Wie zum Teufel konnte das nur passieren?
Die Antwort liegt eigentlich klar auf der Hand. Sam ist in einer Gang! In der falschen Gang! Da nimmt keine andere Gang Rücksicht drauf, sondern nimmt sich das, was man kriegen kann. Und wenn es gegen den Willen einer Frau ist. Egal! Es wird sich einfach genommen und damit basta!
Noch immer in den schockierenden Gedanken steckend, blickt Neve mit mattem Blick auf den Basketballplatz und ist über sich selbst überrascht. Denn dort ist ein Spiel schon voll im Gange. Wie lange muss sie in ihren Gedanken versunken gewesen sein, dass sie das nicht mitbekommen hat?
Ihr ist es eigentlich egal, denn der Tatsache, dass so ein junges Mädchen vergewaltigt wurde, gebührt unendlich viel Zeit.
Neve wandert mit ihrem Blick über den Platz und verfolgt das Spiel, bei dem sie erstaunt feststellen muss, dass Sam richtig gut ist. Sie spielt absolut präzise und in keinster Weise wahllos. Sie scheint ihre Schritte vorher genau zu überlegen, bevor sie ihren Körper bewegt. Alles ist bis ins kleinste Detail bedacht. Auch der Sprung und Wurf zum Korb, ist exakt geplant. Dass aber ein junger Mann von der gegnerischen Mannschaft, ebenfalls hochspringt und sie im Sprung direkt vor dem Korb so heftig anrempelt, dass sie wie ein Sack Kartoffeln auf den Beton prallt, war mit Sicherheit nicht von ihr geplant.
Aber anstatt sich vor Schmerzen auf dem Boden zu winden, ist Sam sofort wieder auf den Beinen. Lautstark brüllend geht sie sofort auf den Typen los. Blitzschnell herrscht eine brennende Stimmung auf dem Platz, die Neve bis zu ihrem Wagen spüren kann. Kopfschüttelnd, weil sie nicht fassen kann, dass Sam so unglaublich aggressiv ist, sieht sie mit an, wie sie einem ihrer Kollegen den Ball aus den Händen reißt und dem Typen mit einem brüllenden Kommentar direkt in den Magen schmettert.
Das Spiel geht weiter. Neve weiß, dass Sam diese Aktion in keinster Weise ungesühnt auf sich sitzen lassen wird. Ihre Rache stellt sie unter Beweis, als der gegnerische Typ zum Korb hochspringt und den Ball versenken will. Sam springt ebenfalls hoch. Bevor der Kerl den Ball aber zum Korb bewegen kann, holt sie mit einem Arm aus und schmettert ihren Ellenbogen direkt in das Gesicht ihres Gegners. Dieser knallt gleich darauf mit einer blutenden Nase auf den Boden. Sam reißt ihre Arme hoch. Sie deutet somit an, dass sie keinerlei Schuld an seinem kleinen Unfall hat. Und doch verrät ihr boshaftes Grinsen alles. Sie beugt sich zu dem Typen herunter, holt mit einer Faust aus und schlägt ihm diese mitten ins Gesicht. Fast wie eine Verrückte, rast ihre steinerne Faust immer wieder auf den jungen Kerl. Sams Kollegen und Laura stehen neben ihr. Amüsiert beobachten sie dieses kleine Spektakel. Noch nicht einmal die Kollegen von diesem Spinner kommen ihm zur Hilfe. Sie stehen regungslos daneben und sehen zu, wie Sam ihm ein neues Gesicht verpasst.
Kein Wunder, dass Sam bei den Five Dogs ist. Wer wegen eines unfairen Basketballspiels so dermaßen ausrastet, hat nichts in einer anderen Gang verloren. Denn dafür sind die Five Dogs bekannt. Auch wenn Neve sich bisher noch nicht so dermaßen mit dieser Bande beschäftigt hat, weiß sie, dass die Five Dogs unglaublich brutal, aggressiv und unberechenbar sind. In dem einen Moment lächeln sie einem vertraut ins Gesicht, aber man muss sich nicht einmal umdrehen, um gleich darauf eben dieses Gesicht von einer Kugel zerfetzt zu bekommen. Denn das ist ihnen vollkommen egal.
Es gehen auch viele Morde auf deren Konto. Bei dem Gedanken, dass Sam eventuell auch schon einen Menschen getötet haben könnte, läuft Neve ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Irgendwie ängstlich, weil Neve diesen Gedanken in ihrem Kopf nicht weiter reifen lassen will, dreht sie den Zündschlüssel ihres Wagens. Sie nimmt den Blick von dieser Brutalität ab, die Sam an den Tag legt. Sie weiß, dass nicht mehr viel von dem Gesicht des Typen übrig bleiben wird.
Im Stadtteil Soma angekommen, biegt sie in die Bryant Street und hält vor dem San Francisco Police Department. Schwer atmend, weil sie das Gefühl hat, dass Zementblöcke an ihrem Körper hängen, steigt sie aus und hievt sich die wenigen Stufen zur Eingangstür hoch. Die Bilder von Sam brennen noch immer in ihrem Kopf. Sie bemerkt zuerst gar nicht, dass ein Polizist das Department verlässt, sie nickend anlächelt und eine Hand auffallend weit ausstreckt. Neve blickt kurz darauf und schlägt dann ohne Worte ein.
»Viel Spaß heute«, lächelt der Polizist. Neve nickt nur und betritt das Department. Direkt nach der Eingangstür befindet sich auf der linken Seite ein großer Tresen. An der gegenüberliegenden Wand steht eine Reihe von Stühlen, die wie jeden Tag bis zum erbrechen überfüllt sind. Landstreicher, Penner, Prostituierte, Drogenhändler, Geschäftsleute. Hier tummelt sich täglich alles was auf zwei Beinen läuft und auch nur annähernd Dreck am Stecken hat.
Neve klopft einmal auf den Tresen, betritt den hinteren Teil des Departments und lässt sich wie ein Sack auf einen Stuhl an einem der vielen Schreibtische fallen. Sie zerfließt regelrecht in dem Stuhl. Schnaufend legt sie den Kopf in den Nacken.
»Na du, wie war dein Tag bis jetzt?«, fragt eine Männerstimme. Neve hebt den Kopf und blickt in das recht junge Gesicht ihres Kollegen, der sie erwartungsvoll anschaut. Er versteckt dabei das halbe Gesicht hinter einer Kaffeetasse.
»Ist noch was da?«, fragt Neve, ohne die gestellte Frage des Mannes beantwortet zu haben und macht eine Kinnbewegung auf die Tasse.
»Klar, wenn du auf die Suppe von heute Morgen stehst.« Leicht angewidert, rümpft Neve die Nase, hievt sich aber trotzdem aus dem Stuhl und kommt zwei Minuten später zum Tisch zurück, um erneut in den Stuhl zu versinken. Sie trinkt einen großen Schluck Kaffee und schüttelt sich angewidert.
»Schönen Dank auch«, murmelt sie angeekelt.
»Ich vergesse doch immer wieder wie anstrengend so eine Schule sein kann. Zwei Stunden Unterricht ist schlimmer als eine Zwölf-Stunden-Schicht«, flucht sie. Aus einer geöffneten Schublade holt sie eine Waffe und das dazugehörige Waffenholster heraus, befestigt alles mit schnellen Griffen an ihrer Hose und klemmt sich die Polizeimarke an den vorderen Bund. Sie atmet tief durch und blickt zu ihrem Kollegen.
»Und Jake, was liegt heute an?« Ihr Kollege schüttelt flüchtig den Kopf.
»Nichts Besonderes, nur den Bericht von unserem Fall am Samstag beenden und dann haben wir noch ein Treffen mit J.R.« Neve lehnt sich in den Stuhl zurück und grinst spitzbübisch.
»Ach, versucht der Hahn mal wieder ein Korn zu finden?«, kichert sie frech und trinkt einen weiteren Schluck von diesem misslungenen Experiment, das sich Kaffee schimpft.
Gegen Mitternacht lenkt Jake seinen Wagen aus der Bryan Street unter die Unterführung des James Lick Freeway, der am Ende in die Oakland Bay Bridge mündet. Irgendwie recht gelangweilt folgt Neve ihm mit ihrem Wagen. Ihre Wege werden sich nach diesem Meeting für den heutigen Tag trennen.
Sie steigt aus, geht zu Jake, der gemütlich in seinem Auto sitzen bleibt und klopft an das Fahrerfenster. Gleich nachdem es ein Stück weit geöffnet ist, hält sie ihm eine Hand entgegen.
»Heute bist du dran.« Ohne zu zögern, holt Jake sein