Losing Game. Valuta Tomas
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Kochend vor Wut und mit bebendem Herzen, steht Neve an der geschlossenen Tür. Sie kann nicht glauben was da eben abgelaufen ist. Dieses Miststück bildet sich verdammt viel auf sich ein. Aber wenn Neve ehrlich zu sich ist……
Vorsichtig schiebt sie eine Gardine zur Seite und sieht, dass Sam geschlagen in ihren Wagen einsteigt. Sie hat die geschlossene Tür als eindeutige Antwort verstanden und respektiert diese Entscheidung. In Neve verhärtet sich die Gewissheit, dass Sam, tief in ihrer Seele, nicht so ist, wie sie sich nach außen hin gibt.
Enttäuscht dreht Sam den Zündschlüssel, genießt wie immer das kraftvolle Grollen des Wagens und blickt noch einmal zur Haustür. Diese steht plötzlich weit offen. Das Licht des Hauses scheint über den kleinen Gehweg. Sam zieht erfreut eine Augenbraue hoch, stellt den Wagen aus und nimmt diese offenkundige Einladung an.
Leise betritt sie das Haus. Sie erwartet, Neve irgendwo zu sehen. Aber sie scheint vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Vorsichtig schließt sie die Haustür.
»Du kannst einen Kaffee haben und dann verschwindest du wieder, verstanden?«, faucht Neve, als sie hinter sich hört, dass Sam die Küche betritt. Es kommt nur ein kurzes »Danke!« von ihr, dann wird es still im Raum. Neve tut sich schwer, so zu tun, als würde sie sich darauf konzentrieren, den Kaffee aufzusetzen.
»Darf ich ehrlich sein?«, fragt Sam zurückhaltend. Neve weiß nicht auf was das hinauslaufen soll, nickt aber dennoch.
»Du hast dein Haus zwar schön eingerichtet, aber wer diese Mauern gebaut hat, war entweder eine absolute Niete, oder high.« Mit fragendem Blick, dreht sich Neve zu Sam um. Unaufgefordert setzt sich Sam an den Küchentisch und zückt Stift und Papier.
Neve tritt näher an sie heran. Nach ein paar Sekunden sieht sie, wie Sam, flink aber unglaubliche präzise den Grundriss ihres gesamten Hauses auf dieses kleine Stück Papier zaubert. Sie schreibt in jedes gemalte Kästchen die Bezeichnungen der einzelnen Räume und blickt zu Neve hoch. Sie spürt ihren wütenden Blick im Nacken.
»Ich habe mir erlaubt, auf dem Weg hierher, ein Blick in jedes Zimmer zu werfen«, schmunzelt sie unsicher. Sie tippt auf einen Raum, der sich direkt neben der Haustür befindet. Dort steht Esszimmer.
»Ich verwette meinen Arsch, dass du diesen Raum schon lange nicht mehr betreten hast und der Esszimmertisch schon an Altersschwäche zusammenbricht, weil er nichts mehr zu tun hat.« Fragend blickt sie zu Neve hoch, die wegen dieser Aussage nur nicken kann. Das stimmt, aber woher…?
Sam tippt mit dem Bleistift auf das Kästchen der Küche und dann wieder auf das Esszimmer. Die beiden Kästchen wirken auf dem Blatt, als wenn beide Räume eine Ewigkeit voneinander entfernt wären.
»Ich hätte ehrlich gesagt auch keinen Bock, ständig das Geschirr einen halben Kilometer durch das Haus hin und herzutragen, nur um im Esszimmer zu essen. Deswegen hast du dir auch den Tisch hier reingestellt, richtig?« Erneut nickt Neve.
»Ich verwette auch ich meinen Arsch, dass du alle zwei Wochen die Wäsche vom Gästezimmer und Schlafzimmer wäschst, obwohl gerade im Gästezimmer nicht wirklich viel los ist, oder?« Ein weiteres nüchternes Nicken von Neve.
»Ehrlich gesagt, möchte ich auch nicht in den Gerüchen von Hühnchen und Steak schlafen müssen«, erklärt sich Sam und stupst mit dem Bleistift zwischen Gästezimmer, Schlafzimmer und Küche hin und her.
»Und wenn ich abends fernsehen will, habe ich keinen Bock darauf, das Gejohle von irgendwelchen Gästen zu hören, die unter der Dusche meinen, der nächste bestbezahlte Tenor zu werden.« Sie führt den Stift vom Badezimmer zum Wohnzimmer. Beide Räume liegen direkt nebeneinander. Sam blickt wieder zu Neve hoch und lehnt sich bequem in den Stuhl zurück. Stirnrunzelnd schaut Neve auf das Blatt und muss dieser pubertierenden Göre tatsächlich rechtgeben. Auf dem Blatt sieht es absolut chaotisch aus.
Sam greift nach dem Blatt, dreht es um und zeichnet die Grundmauern des Hauses nochmals auf.
»Ich hätte es stattdessen so gemacht.« Flink malt sie ein paar Striche auf das Papier und beginnt nebenbei alles zu erklären.
»Schlafzimmer und Gästezimmer an die Hausfront, weil dort die Sonne aufgeht, danach das Wohnzimmer. Das Esszimmer kannst du getrost unterteilen und auch noch ein Büro mit einsetzen. Von der Küche aus, würde ich ein großes Loch in die Wand zum Esszimmer reißen. Somit hättest du mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Du hast wegen dem fehlenden Tisch mehr Platz in der Küche und du brauchst das Geschirr nicht immer hin und herschleppen, weil du es durch das Loch reichst. Du kannst daraus auch noch einen schönen Tresen machen. Auf beiden Seiten je zwei Hocker und fertig. Das Bad kommt in den hinteren Teil des Hauses und alles ist tutti«, erklärt Sam ihre Vorstellung von dem Haus. Sie sieht ein ratloses Gesicht von Neve, die diesen Plan in ihrem Kopf durcharbeitet. Neve zeigt auf die Wand hinter Sam und schüttelt den Kopf.
»Da kann man kein Loch rein reißen, das…«.
»Keine Panik, das ist keine tragende Wand«, erklärt Sam kurz. Demonstrativ haut sie mit dem Ellenbogen gegen die Wand. Ein hohles Geräusch erklingt. Erstaunt schaut Neve Sam an.
»Wieso hast du so viel Ahnung davon?«, stellt sie eine berechtigte Frage. Sam schnappt sich das Stück Papier, quetscht es zu einem kleinen Ball zusammen und zuckt beiläufig mit den Schultern.
»Sagen wir es mal so, ich habe ein klein wenig Interesse an der Architektur. Aber dein Haus ist echt der schlimmste Albtraum den ich je gesehen habe«, grinst sie schelmisch. Erwartungsvoll blickt sie zur Kaffeemaschine.
»Darf ich mich bedienen?«, fragt sie vorsichtig. Neve antwortet lediglich mit einem Nicken.
Sam steht auf und öffnet mehrere Küchenschränke. Gleich darauf folgt ein kurzes Kichern.
»Wieso schreiben die Leute eigentlich immer Kaffee auf die Dose, wenn sie diejenigen sind, die den Inhalt dort eingefüllt haben?«
»Vielleicht, um solch neugierigen Menschen wie dir, die Suche zu erleichtern«, murmelt Neve. Sie faltet das Blatt Papier wieder auseinander und betrachtet die Zeichnungen genauer.
In die Zimmeraufteilung vertieft, erschrickt sie, als Sams Arm von hinten an ihr vorbeirauscht. Neve blickt in die Kaffetasse und dann zu Sam hoch.
»Woher weißt du…?« Sam unterbricht sie und zuckt mit den Schultern.
»Keine Ahnung, ich habe geraten, dass du ihn gerne schwarz trinkst«, murmelt sie in ihre Tasse hinein, trinkt einen Schluck und bleibt seitlich hinter Neve stehen.
»Darf ich?«, fragt sie kleinlaut.
»Was?« Sam zupft kurz an Neves Blusenkragen und deutet somit auf das Ergebnis von letzter Nacht hin. Neve dreht sich zu ihr um und grinst fies.
»Masochistisch veranlagt, wie?«, lacht sie schon fast krankhaft. Sam zuckt stumm mit den Schultern. Neve dreht sich wieder zu der Zeichnung um und murmelt »Wenn es dir danach besser geht.«
Zaghaft zieht Sam den Kragen etwas zurück und blickt auf den Rücken. Dieser ist im Schulterbereich tiefblau verfärbt. Die Umrisse der Kugeln, die dort auf ihren Körper prallten, sind erschreckend gut zu erkennen. Sam pustet laut aus und schluckt.
»Schmerzt es sehr?«, haucht sie beschämt. Achtlos nuschelt Neve ein »Ich bin hart im Nehmen!« und spürt, dass Sam den Kragen an die alte Position zurücklegt. Schweigend geht