Final Game. Valuta Tomas
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»Es tut so weh«, keucht Neve angestrengt und krallt sich noch immer in das Shirt. Sams besorgter Blick ruht auf Neves Hand, die schützend auf ihrem Herzen liegt.
»Ich rufe einen Krankenwagen.« Kaum dass Sam auf die Beine gesprungen ist, packt Neve sie mit der anderen Hand und hält sie fest. Angestrengt schüttelt sie den Kopf.
»Nicht, es geht gleich wieder. Lass die Tablette wirken«, keucht sie schwer. Nur widerwillig begibt sich Sam zu ihrer Frau hinunter, die sich mehr und mehr darauf konzentriert richtig zu atmen.
»Ich werde einen Termin bei deinem Arzt machen. Es muss doch in solchen Situationen irgendetwas geben was schneller wirkt, als diese Tabletten. Eine Spritze vielleicht«, murmelt Sam nachdenklich, während Neves Atmung mit jedem Herzschlag langsamer und ruhiger wird.
Einige Zeit später lässt Neve den Handlauf der Treppe los, nimmt die andere Hand von der Brust und stützt sich auf den Stufen ab. Sie beginnt geregelter zu atmen.
»Das liegt sicherlich an dieser verdammten Zigarette«, brummt Sam noch immer nachdenklich. Sie sucht den Auslöser für die Krampfattacke, die die ganze Familie so früh am Morgen in Schach hält.
Besorgt blickt sie zu Precious zurück. Die hat Jean soweit zu ihrem Gesicht hochgeschoben wie sie kann, nur um sich vor der Situation zu verstecken. Ihre Augen liegen dennoch schimmernd und verunsichert auf ihrer Mutter.
Sam streckt eine Hand nach ihr aus, während ihre andere auf Neves Schulter liegt.
»Alles ok?«, fragt sie ihre Tochter ruhig. Mit großen Augen schaut Precious Sam an. Erst nach einigen Sekunden nickt sie. Tapfer lächelt Sam sie an.
»Du hast super toll reagiert, Precious. Du warst eine große Hilfe, danke.« Anstatt zu antworten, schluckt Precious und nickt ein weiteres Mal wortlos.
Auch wenn es Neve einiges an Kraft kostet, blickt sie voller Stärke zu Precious. Gequält lächelt sie. Anstatt sich ebenfalls zu bedanken, zwinkert sie ihrer Tochter zu. Diese kleine Geste hat sich relativ schnell zwischen den beiden herauskristallisiert. Beide wissen was damit gemeint ist und wie es jeder für sich aufzunehmen hat. Manchmal bedarf es keiner Worte, sondern lediglich einer einfachen kleinen Geste.
Sam blickt zu Neve. Besorgt nimmt sie ihr ein paar Haare zurück.
»Geht’s wieder?« Neve holt tief Luft, setzt ein schweres Lächeln auf und nickt.
»Ja, danke.« Sam schüttelt den Kopf. Neve weiß, dass sie sich bei solchen Attacken für keine Hilfe zu bedanken hat. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit ihrer Frau in jeder Situation zu helfen.
Langsam steht sie vom Boden auf und nimmt Precious Jean aus dem Arm. Ihre Tochter hat sich während der ganzen Zeit kein einziges Mal zu Wort gemeldet, sondern alles stillschweigend beobachtet. Aber kaum, dass sie in Sams Armen ist, strahlt sie ihre Mutter an und schlingt sich um ihren Hals.
Im Gegensatz zu Precious, ist Jean ein unfassbar ruhiges Kind. Manchmal müssen Neve und Sam genauer hinsehen um festzustellen, ob Jean mit offenen Augen schläft oder nicht. Oftmals wandern nur ihre Augen ganz langsam hin und her und nehmen alles um sich herum auf.
Während Precious alles mit ihren Händen anschauen muss und zigtausend Fragen stellt, betrachtet Jean ihr Umfeld ruhig und wissbegierig.
Hin und wieder lachen Sam und Neve bei einem Glas Wein über ihre Kids und fragen sich, ob sie nicht »normale« Kinder haben können. Welche die gleichzeitig aufgeweckt und quirlig sind, aber dennoch ruhig und besonnen. Nein, sie müssen ja unbedingt zwei grundlegende Gegensätze haben, die tatsächlich nicht unterschiedlicher sein können. Und dennoch passen die beiden Kids wie zwei fehlende Puzzleteile in diese Familie, die sie somit vervollständigt.
Sam blickt noch einmal zu ihrer Frau zurück, die mittlerweile etwas aufrechter auf den Stufen sitzt und wieder normal atmet. Nur der Schweiß steht ihr noch auf der Stirn.
»Geht’s? Kann ich dich alleine lassen? Ich muss Jean die Windeln wechseln.« Neve nickt. Sicher schaut sie zu ihrer Frau hoch.
»Natürlich, geh ruhig. Ich werde nur noch ein paar Minuten hier sitzen bleiben.«
»Ok. Du schreist wenn was ist, ja?« Nickend bestätigt die ältere Frau Sams Aussage, obwohl sie diese irgendwie witzig findet. Wie soll sie schreien, wenn sie vor Schmerzen kaum atmen kann?
»Magst du Mommy helfen?«, schickt sie Precious an die Seite ihrer Mutter. Ohne zu antworten, trottet die Maus Sam hinterher, die schon auf dem Weg nach oben ist.
Kaum dass sie alleine ist, schießen Neve Tränen in die Augen. Sie spürt, dass ihr Herz diese Prozedur nicht mehr allzu lange mitmachen wird. Dass sie diesem Körperteil mit der damaligen Stromattacke zu viel zugemutet hat. Irgendwann wird es also einfach versagen. Sicherlich ohne irgendein vorheriges Anzeichen. Wahrscheinlich wird es einfach von einem Schlag zum anderen aussetzen. Und dem Herzen ist es dann egal, ob Neve im Bett liegt und schläft, oder hinter dem Steuer sitzt und mit einem eventuellen Unfall unschuldige Menschen mit in den Tod reißt. Wenn das Herz keinen Bock mehr hat, zeigt es Neve einfach den Mittelfinger und verabschiedet sich.
Aber bis dahin, wird sie sich zusammenreißen und alles in ihrer Macht Stehende tun, um Sam von ihren schwachsinnigen Gedanken abzulenken.
Hässlich, fettes Zebra, Irischer Wolfshund, Chihuahua. All diese Worte kreisen in Neves Kopf herum. Sam findet sich also hässlich? Neve wird ihr schon zeigen wie hässlich sie ist.
Bestärkt in ihren Gedanken und Vorhaben, wischt sie sich hektisch die Tränen weg, schluckt und steht kraftstrotzend von der Treppe auf. Sie streckt sich, nimmt die Schultern zurück und stärkt ihren Brustkorb.
»Solange dieser Klumpen noch vor sich hintrommelt, werde ich mich davon nicht unterkriegen lassen«, spricht sie sich Mut zu und zeigt ihrem Herzen somit selbst den Mittelfinger.
Sie blickt flüchtig die Treppe hinauf und hört die Stimme ihrer Frau. Wie sie Precious das Windeln wechseln erklärt. Wie sie im nächsten Augenblick mit Jean spricht und diese gleich daraufhin zu lachen beginnt.
Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen. Sofort hat sie Laura und Jessica vor Augen, wie sie mit Damon und Dylan ihren eigenen Alltag meistern. Dann sieht sie Matt und Jill. Die beiden haben ihre Affäre in der Zwischenzeit öffentlich gemacht und sind jetzt offiziell ein Paar.
Neve findet den Gedanken irgendwie witzig, dass Laura damals schon zweimal von Matt schwanger war und ihr Boss inzwischen vier Kinder mit vier Frauen hat, auch wenn diese Konstellation so eigentlich gar nicht gerechnet werden kann. Dennoch ist Jill bis zum heutigen Tag nicht schwanger geworden. Schwächelt Matt allmählich mit seiner Munition, oder verhüten die beiden etwa?
Bei dem Gedanken schmunzelt Neve mit geschlossenen Augen. Nein, das würde Matt sich nicht antun. Er hat damals auch ständig ungeschützt mit Laura geschlafen, weshalb sollte er sich jetzt bei Jill etwas anziehen? Nein, es muss einen anderen Grund geben. Nur welchen?
Witzig ist es aber auch, dass Matt seinen beiden besten Hunden jeweils ein Mädchen geschenkt hat, während Laura und Jessica mit zwei Jungs kämpfen. Wie unterschiedlich alles doch sein kann.
Jeans quiekendes Lachen reißt Neve aus den Gedanken. Sie öffnet die Augen, blickt erneut die Treppe hinauf und lächelt.
»Familie«, flüstert sie bei ihren vorangegangenen Gedanken