Final Game. Valuta Tomas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Final Game - Valuta Tomas страница 6
Nachdenklich blickt Neve zu Sam zurück. Bisher strotzte ihre Frau allem was für eine Frau in ihrem Alter eigentlich üblich ist. Sie kann über keine schmerzenden Knochen klagen. Über PMS kann sie sich auch noch nicht beschweren. Die grauen Haare haben sich nicht wirklich nennenswert vermehrt. Ganz zu schweigen von irgendwelchen Falten. Während Neve mit tiefen Furchen und unzähligen Grand Canyons im Gesicht durch die Welt stolpert, muss man bei Sam schon zweimal hinschauen bis man den Ansatz einer Falte auch nur erahnen könnte.
Wenn das aber alles fast spurlos an Sam vorbeigegangen ist, weshalb dann dieser plötzliche Einbruch ihres Liebeslebens? Neve und Sam waren seit jeher immer scharf aufeinander. Manchmal konnten sie sich selbst kaum zügeln. Aber plötzlich schlief alles ein. Neve nahm das vorerst gar nicht so bewusst wahr, weil beide beruflich und privat zu sehr eingespannt waren, als dass ihnen diese Veränderung bewusst gewesen wäre. Wenn Neve jetzt aber so darüber nachdenkt, fällt es schon irgendwie auf. Wenn die ältere Frau versuchte ihre Frau zu verführen, blockte diese ab. Es kamen die typischen Aussagen einer Frau wie Kopfschmerzen, Menstruation oder Müdigkeit. Selbst mit einem riesigen Gedankensalat bremste Sam ihre Frau in ihren Verführungsversuchen aus. Von Sam selbst kam eigentlich gar nichts mehr. Den letzten richtig ausgiebigen Sex hatten die beiden damals, als Neve Sam im Loft beim tanzen erwischte. Das war das letzte Mal, dass sie sich so richtig Zeit füreinander genommen haben. Danach waren es nur noch irgendwelche Nummern um die Lust zu befriedigen. Mehr nicht, leider.
Während Neve so darüber nachdenkt, fällt ihr auch auf, dass Sam seit Monaten nicht mehr nackt in ihrer Gegenwart aufgetaucht ist. Es ist schon fast wie damals, als diese Geschichte mit Niklas passierte. Sam versteckt sich vor Neve. Nur warum? Es ist nichts Gravierendes passiert, dass Sam eine triftige Begründung für ihr Verhalten hätte.
Nachdenklich blickt Neve zu Sam zurück.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, flüstert sie leise. Keine Antwort.
Wenn Sam keine Lust hat mit Neve zu schlafen, könnte es natürlich auch heißen, dass sie ihre Lust auf andere Weise befriedigt. Das Thema hatten sie doch aber schon. Sam versicherte ihr immer wieder, dass sie niemals eine andere Frau haben will, als sie. Was ist aber passiert? Eventuell vielleicht doch eine andere Frau?
Bei dem Gedanken daran, versetzt es Neve einen Stich ins Herz. Sie schluckt schwer. Ihr Körper beginnt überall zu kribbeln, als sie mit diesen Gedanken auf Sams Hinterkopf blickt.
»Hast du eine andere?«, presst sie leise zwischen ihre Lippen. Sollte Sam tatsächlich eine Liebhaberin haben, muss Neve es wissen. Sie muss es einfach wissen. Dann kann sie wenigstens damit arbeiten. Irgendwie.
Mit einer harten Bewegung reißt Sam plötzlich die Decke von sich herunter.
»Hör mit dieser verdammten Scheiße auf«, keift sie wütend. Sie steht aus dem Bett auf, betritt das Bad und knallt die Tür lautstark hinter sich zu. Erschrocken zuckt Neve zusammen. Ok, so sollte der Morgen nicht beginnen.
***
Mit aller Kraft ballt Neve eine Hand zur Faust. Ihre Augen liegen brennend auf dem Kaffeevollautomaten. Brauchte das Ding schon immer so lange um einen einfachen Kaffee zu machen?
Nervös trommelt sie mit der anderen Hand auf der Arbeitsplatte herum. Dann reißt sie sich herum, stampft in den Flur und rupft die Schublade der Kommode fast heraus. Hektisch schiebt sie Ersatzschlüssel, Kinokarten, Kugelschreiber, kleine Blöcke und sonstige lästige Gegenstände herum bis sie fündig wird. Mit einem Feuerzeug und einer Schachtel Zigaretten ausgestattet, trampelt sie in die Küche zurück und zieht die Kaffeetasse unter dem Automaten weg.
Draußen auf der Veranda setzt sie sich auf die Stufen, stellt den Kaffee ab und zündet sich eine Zigarette an. Gleich der erste Zug wird mit einem ausgestreckten Mittelfinger ihrer Lunge quittiert. Ihr ist es egal. Es ist Ewigkeiten her, dass sie geraucht hat. Sie brauchte dieses Zeug nicht. Nie gab es eine Situation der sie nicht Herr war und unter Kontrolle hatte. Aber jetzt, jetzt braucht sie einfach eine Zigarette. Sie hat das Gefühl ihre Nerven würden blank liegen. Sie fühlt sich erschöpft und zugleich aufgekratzt. Sams Verhalten macht sie nervös. Irgendetwas stimmt nicht. Nur was? Eigentlich bringt sie kaum etwas so schnell aus der Fassung, dass sie sich tatsächlich hilflos fühlt. Aber Sams Verhalten von vorhin lassen ihre Alarmglocken läuten.
Neve legt das Feuerzeug zur Seite und zieht noch einmal an der Zigarette. Auch dieser Zug wird hustend aufgenommen.
Ihr Blick fällt auf die Hand, die bis eben noch das Feuerzeug hielt. Langsam hebt sie diese bis vor die Augen. Sie dreht sie und schaut sich den Handrücken genau an. Sie betrachtet die Finger und den Ringfinger mit dem Zeichen dieser unerklärlichen Liebe Sam gegenüber.
Neves Augen wandern über die Hand, bis sie schmunzelt. Ihr Blick tanzt über alte und faltige Haut. Nichts sitzt mehr so wie sie es eigentlich gewohnt ist. Altersflecken belagern ihre Haut, die wie ein ledriger Lappen über ihren Knochen hängt. Da cremt sie sich jeden Abend vor dem zu Bett gehen die Hände ein, kann die Zeit und deren Fortschritt dennoch nicht aufhalten.
»Kein Wunder, dass sich Sam jüngere Frauen sucht. Das ist doch nicht mehr schön«, murmelt sie enttäuscht über sich selbst und betrachtet ihre leicht sehnige Hand noch immer eingehend.
»Du sollst damit aufhören.« Sams keifende Stimme lässt Neve zusammenfahren. Erschrocken dreht sie sich um. Ihre Frau steht mit geballten Fäusten und vor Wut kochend in der Verandatür. Ihr Blick verweilt flüchtig auf der Zigarette in Neves Hand, dann schaut sie ihre Frau wütend an. Wenn Blicke töten könnten, würde Neve wie ein steifes Stofftier zur Seite umkippen.
»Du rauchst, nur weil wir keinen Sex mehr haben? Macht dich das wirklich so fertig?« Sams Stimme zerreißt es fast vor Wut. Was ist nur in diese Frau gefahren? Weshalb scheint sie so maßlos wütend zu sein?
Bevor Neve aber antworten kann, dreht sich Sam um und verschwindet im Haus. Mit einer schnellen Bewegung wirft die ältere Frau die Zigarette in den Garten und eilt ihrer Frau hinterher. Im Flur bleibt sie verwundert stehen. Mit dem Rücken zu ihr, steht Sam regungslos vor ihr. Der Kopf ist leicht gesenkt, die Hände noch immer zu Fäusten geballt.
»Soll ich dir zeigen, weshalb wir nicht mehr miteinander schlafen? Willst du wirklich den Grund dafür wissen?« Neve schluckt. Will sie den Grund wirklich wissen? Will sie der Wahrheit in die Augen blicken?
Sam schaut über ihre Schulter hinweg nach hinten und hebt die Hände.
»Es ist jedenfalls nicht, weil ich irgendwelche jüngere Frauen vögel. Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass es für mich nur noch dich gibt.« Sams Stimme sprüht vor Aggressivität. Ihre Hände werkeln währenddessen am Oberteil des Schlafanzuges herum. Nachdem alle Knöpfe geöffnet sind, schiebt sie das Kleidungsstück von den Schultern und dreht sich um. Kaum steht sie ihrer Frau halbnackt gegenüber, greift sie an den Hosenbund und schiebt auch das letzte Kleidungsstück ihren Körper entlang.
»Das ist der Grund. Das und nichts anderes«, zischt Sam, kaum, dass die Hose den Boden berührt.
Als sie anfing sich dem Oberteil zu entledigen, dachte Neve für einen kurzen Augenblick, dass Sam eine Verletzung hat von der sie nichts weiß und sie hässlich entstellt. Aber wenn sie jetzt Sams Körper betrachtet kann sie nichts Auffälliges sehen.
»Sieh mich an, Neve. Sieh mich an.« Neve schluckt. Was ist mit Sam nur los?
»Das … das mache ich«,