Rondaria. Alisha Mc Shaw

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Rondaria - Alisha Mc Shaw

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zum zweiten Mal verspürte er diesen unbändigen Drang, Aleyna zu beschützen, obwohl sie ihm völlig fremd war. Und verdammt: Palina war die Anführerin seines Volkes! »Der Mischling heißt Aleyna, und ich weiß, dass sie wichtig ist!«, presste er nur mühsam beherrscht hervor.

      Nein, er hatte die Prophezeiung nicht vergessen. Wie könnte er auch, wo sie doch allgegenwärtig war? Die Königin war nicht nur die Gemahlin des Alphatiers, sondern auch eine Sehende. So nannte man in Rondaria die Wandler, die die Fähigkeit besaßen, Ereignisse vorherzusehen. Meist waren es Träume, die eine Zeit des Umschwungs oder Gefahren ankündigten. Aber manchmal waren auch schwerwiegende Weissagungen dabei.

      Zwei Jahre, nachdem der König verschwunden und die Seuche, damals noch unerkannt, über das Land gekommen war, hatte die Königin einen solchen Traum gehabt. Das war mittlerweile lange her, aber noch immer wusste man ihre Vision nicht recht zu deuten, obwohl der innere Zirkel, zu dem auch er gehörte, es immer wieder versucht hatte.

      Es war weithin bekannt, dass ein Wesen mit violetter Aura eine zentrale Rolle darin spielte. Und Palina schien zu glauben, dieses Wesen in Aleyna gefunden zu haben. Gut, ihre Aura war violett, aber weder lebte sie in Rondaria, noch schien sie zu wissen, wer und vor allem was sie wirklich war. Konnte es wirklich sein, dass das Schicksal seines Volkes in den Händen einer Unwissenden lag?

       Palina

      Aufmerksam beobachtete sie Noyans Mienenspiel, während er grübelte. Diese fürsorgliche, fast schon beschützende Seite kannte sie nicht an ihm. Vor gut vier Jahren war er im inneren Zirkel aufgenommen worden, weil auch er eine besondere Gabe besaß, die es zu fördern und richtig auszubilden galt. Diesen Zirkel gab es schon seit Hunderten von Jahren, er war einst von einem Alphatier gegründet worden und ein wichtiger Bestandteil der rondarischen Gesellschaft.

      »Es wird einen Grund dafür geben, dass du sie nicht beeinflussen konntest. Du bist ein guter Mediator! Dieser Ansicht ist sogar Chiron. Und wenn er das sagt ...« Sie unterdrückte das Schmunzeln, das in ihr aufsteigen wollte, als sie den Bären erwähnte. Es war ein offenes Geheimnis, das Noyan und Chiron, der Anführer der königlichen Garde, sich nicht sonderlich grün waren.

      Der Wolf murrte ungehalten. »Chiron redet dir bloß nach der Schnauze. Ihm bleibt ja nichts anderes übrig, schließlich ist er dein Gefährte.«

      »Das ist er nicht«, widersprach sie heftig. »Jedenfalls nicht ... so.« Der Bär teilte ihr Bett. Und sonst nichts. Sie wusste zwar, dass er viel mehr wollte, aber - bislang hatte sie sich immer dagegen gewehrt. »Daeron ist mein Gefährte!«

      Es war jetzt fünfzehn Jahre her, dass ihr Mann Daeron, das Alphatier des Volkes, verschwunden war. Die wochenlange Suche nach ihm war nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Mit der Zeit wurden immer mehr Stimmen laut, die sagten, dass er tot sei, aber sie wollte dies aus verschiedenen Gründen bis heute nicht wahrhaben. Sie war davon überzeugt, dass sie es hätte spüren müssen, wenn er tot wäre.

      Noyan hob die Pfote und berührte damit ihre. »Daeron lebt nicht mehr, Palina«, sagte er leise.

      »Das wissen wir nicht mit Sicherheit!« Unmut machte sich in ihr breit. Daeron war ihr Seelengefährte gewesen, ihre große Liebe. In einer besonderen Zeremonie hatten sie ihr Blut miteinander getauscht, eine tiefe Verbindung, die weitaus mehr bedeutete als nur die Worte, die man dabei sprach. Mit ihrem Versprechen an den weißen Löwen war sie Königsgemahlin geworden, die Frau an der Seite des Herrschers.

      Deshalb akzeptierte das Volk sie als Anführerin, aber der eigentliche Anführer des Volkes war nun einmal das Alphatier. Und genau diese Tatsache war ein weiterer Grund, aus dem sie bezweifelte, dass ihr Ehemann tot war. »Wenn er wirklich tot ist, warum wurde dann noch kein neues Alphatier geboren?«

      »Ich weiß es nicht.« Noyan setzte sich auf die Hinterpfoten und warf ihr einen bedauernden Blick zu. »Aber es liegt die Vermutung nahe, dass in der Prophezeiung auch dafür eine Erklärung enthalten ist. Wir haben sie nur noch nicht entschlüsselt. Es gibt so viele Fragen, auf die wir noch keine Antwort haben.«

      Wie all ihre Vorhersagen war der Traum sehr verworren gewesen. Er sprach von Intrigen, Eifersucht und einer bösartigen Krankheit. Aber er wies auch auf Rettung hin. Ein Wesen mit violetter Aura sollte das Unglück zum Guten wenden. Palina wusste weder von einer solch schlimmen Krankheit, noch kannte sie ein Wesen, das eine solche Aura besaß, also wurde dem Traum nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Und dann war der Ausbruch der Seuche bemerkt und ein Teil der Vision zu erschreckender Wirklichkeit geworden.

      »Du meinst, wir finden die Lösung für sein Verschwinden ebenso in meinem Traum wie den Hinweis auf die Krankheit?«, hakte sie nach und Noyan nickte.

      Es hatte einige Zeit gedauert, bis überhaupt bemerkt worden war, dass es ein Problem gab. Natürlich gab es Krankheiten in Rondaria, aber keine war so gewesen wie diese. Es hatte mit einigen wenigen Kranken begonnen. Die Seuche nahm einen langsamen und langwierigen Verlauf, und sie endete immer tödlich. Einen Grund für ihren Ausbruch konnten sie nicht finden, so sehr sie es auch versuchten.

      »Es hat doch alles überhaupt erst mit seinem Verschwinden angefangen, oder?«, sinnierte sie nachdenklich.

      »Wie kommst du darauf?«

      Erst, als sie den erstaunten Ausruf von Noyan neben sich vernahm, wurde ihr bewusst, dass sie laut ausgesprochen hatte, worüber sie sie sich schon länger Gedanken machte.

      Die Betroffenen wussten lange nicht einmal, dass sie krank waren. Das erste sichtbare Zeichen für deren Ausbruch war die Aura des Leidtragenden. Sie begann sich zu verändern, aus einem satten Rot wurde mit der Zeit trübes Grau. Nach und nach verloren die Gestaltwandler die Kontrolle über das ihnen innewohnende Tier und wurden unberechenbar - ein langer und grausamer Prozess für die Erkrankten.

      »Es gäbe doch Aufzeichnungen in der großen Bibliothek darüber, wenn so etwas schon einmal vorgekommen wäre. Alles, was wir wissen, wissen wir aus der direkten Erfahrung heraus. Die Seuche bricht unterschiedlich schnell aus. Bei einigen nach wenigen Monaten, bei anderen wiederum dauert es Jahre.«

      Seit dem Bekanntwerden der Krankheit gab es viel mehr Selbstmorde in Rondaria. Die Wandler hatten miterlebt, wie sich die Seuche entwickelte und kaum einer ertrug es, den Einfluss auf etwas zu verlieren, was ihnen von Kindesbeinen an gegeben war. Die meisten setzten ihrem Leben spätestens dann ein Ende, wenn der Kontrollverlust einsetzte.

      Palinas Gedanken kehrten zu dem Mischlingsmädchen zurück. Sie hatte immer daran geglaubt, dass sie das Wesen mit der violetten Aura eines Tages finden würden.

      Aber ... Aleyna?

      Sie sollte die Rettung sein? Ein Mischling, der nicht einmal in Rondaria lebte, sondern von einem Wandler groß gezogen worden war, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte? Sollte sie tatsächlich all ihre Hoffnung in jemanden setzen, der so offensichtlich nichts Besonderes war?

      Sie blickte zu Noyan. Er hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, zu sehen, was sich aus dem seltsamen Verhalten Noyans und dem Mädchen entwickeln würde.

      »Nun denn!«, seufzte sie. »Ich werde es auf einen Versuch ankommen lassen.« Der junge Wolf rappelte sich hastig auf. »Ich kehre in den Hort zurück und werde dem Zirkel berichten, was wir entdeckt haben. Du hast eine Woche Zeit, das Mädchen nach Rondaria zu holen. Was wirst Du tun?« Sie sah ihn fragend an.

      Noyan zögerte mit der Antwort. Es war offensichtlich, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun sollte. Sie wusste, dass

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