Little Pearl. Madlen Schaffhauser

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Little Pearl - Madlen Schaffhauser Little Pearl

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      Perplex bleibe ich noch ein paar Sekunden stehen, bis ich die Kraft gefunden habe, auf meinen wackligen Beinen zu verschwinden.

      Ich bin nicht wütend, als ich ins Freie trete. Ich bin gekränkt. Ich würde ihm jetzt gerne meine Meinung an den Kopf werfen, aber dann würde ich ihm meine Gefühle verraten. Das darf ich auf keinen Fall. Niemals darf er erfahren, dass ich trotz allem davon träume, von ihm gehalten zu werden. Von ihm geküsst zu werden.

      Wo ich auf der Hinfahrt noch nervös und aufgeregt war, bin ich jetzt auf dem Weg nach Hause verstört und niedergeschlagen.

      Was ist in seinem Leben passiert, dass er meine Berührung, so kurz sie auch gewesen sein mag, nicht aushalten kann?

      Ständig frage ich mich, was seine Unzugänglichkeit, seine Distanziertheit bedeuten soll. Irgendwas muss in seinem Leben passiert sein, dass er sich benimmt, als würde ihn nichts und niemand interessieren, außer sich selbst.

      Oder findet er mich einfach abstoßend? Denn als sich unsere Hände sich flüchtig berührt haben, hat sich seine Stimmung von einer Sekunde auf die andere umgeschlagen. Dieser Gedanke tut weh, weil ich den kurzen Kontakt zwischen uns noch immer in meinen Fingerspitzen spüre und ich ihn mir sehnlichst zurückwünsche.

      Ich schüttle den Kopf, weil ich so dumm bin, sich zu jemanden hingezogen zu fühlen, der kalt wie ein Eisklotz ist. Ich muss diese albernen Gefühle unbedingt und so schnell wie möglich abstellen.

      Auf dem Parkplatz des Blue House Inns steht ein weißes Auto, das ich nicht zuordnen kann. Hoffentlich sind es nicht schon meine neuen Gäste. Ich brauche noch ein paar Minuten, um meinen Kopf von Dylans eigenartigem Benehmen freizukriegen.

      Gerade als ich die Tür ins B&B aufschließen will, drückt jemand hinter mir auf die Hupe.

      Erschreckt wirble ich herum.

      »Mann, muss das sein?!«, rufe ich aus, als ich meinen zwei Jahre älteren Bruder hinter dem Steuer seines blauen Chevys entdecke. Fertig ist meine Kopf-freibekommen-Zeit.

      »Was ist denn mit dir los?«, fragt mich Evan aus dem offenen Fahrerfenster.

      »Alle haben Freude daran, mir einen Schreck einzujagen.« Ich bin wahnsinnig schreckhaft, das weiß jeder aus meinem Bekanntenkreis, aber dass sie es auch noch ausnutzen müssen, ärgert mich manchmal.

      Doch als ich Evans herzhaftes Lachen höre, vergeht mein Ärger so schnell, wie er gekommen ist.

      »Was machst du hier? Hast du frei?« Ich muss meine Augen mit der Hand abschirmen, da mich die Sonne blendet.

      Evan schlägt die Autotür zu und schlendert zu mir. Er hat ein enganliegendes T-Shirt und kurze Sportshorts an. Seine Füße stecken in Laufschuhen. Die Stufe auf die Veranda nimmt er mit einem großen Schritt. »Ich habe gerade einen Kunden nach Hause gebracht und da dachte ich, ich könnte einen kleinen Abstecher zu meiner Schwester machen.«

      Mein Bruder ist Personaltrainer. Das sieht man seinem Körper von Weitem an. Er hat Oberarme so breit wie meine Waden. Mit seinen Kunden trainiert er im Freien sowie in seinem Fitnessstudio, das an der Main Street liegt. Je nachdem, was seine Kundschaft wünscht.

      Wir umarmen uns, sobald er bei mir ist.

      »Du siehst gut aus.«

      »Danke.« Evan hebt sein dunkelblaues New York Yankees Cap vom Kopf, fährt sich über seine kurzgeschorenen dunkelbraunen Haare und setzt die Mütze verkehrtherum wieder auf. Seine schwarzbraunen Augen lächeln sanft. »Kann ich nur zurückgeben.« Er legt einen Arm um meine Schulter. »Hast du mir etwas zu trinken? Ich verdurste fast.«

      »Klar. Du weißt, wo die Küche ist.« Während mein Bruder in der Küche verschwindet, bleibe ich im Flur und checke das Haustelefon. Drei verpasste Anrufe werden angezeigt und eine Sprachnachricht auf dem AB. Ich nehme das Telefon mit und gehe zu Evan.

      »Hast du Hunger?«

      »Kochst du etwas?«

      Ich grinse ihn an. »Nein. Du kannst dir ein Brot machen.«

      »Was für eine Gastfreundschaft hier wieder herrscht.«

      »Nicht wahr?«

      »Willst du auch was?«, möchte Evan wissen, während er in den vollen Kühlschrank sieht.

      »Machst du mir ein Putensandwich und einen gemischten Salat?«

      »Sonst noch was?« Evan schnaubt, dann nimmt er ein paar Sachen aus dem Schrank.

      »Du hast gefragt, ob ich etwas will. Selbst schuld.« Ich gehe zum Tisch und starte den Laptop. Die Küche ist gleichzeitig mein Büro. Dann mache ich mich an die Waschmaschine, die am Ende der Küchenzeile steht und räume sie aus. Gleichzeitig höre ich den Anrufbeantworter ab.

      »Hier ist Mr. Linkin. Ich möchte ein Zimmer buchen. Könnten Sie mich bitte zurückrufen.«

      Werde ich gleich als erstes tun, wenn ich die Wäsche aufgehängt, die E-Mails gecheckt und mich mit meinem Bruder unterhalten habe.

      »Hier.« Evan legt ein belegtes Brot und eine Schüssel Mais neben mich auf die Anrichte. »Das muss genügen.«

      »Danke.« Ich grinse meinem Bruder zu, der sogleich in sein Essen beißt. »Wollen wir uns auf die Veranda setzen?«

      Er nickt, während er kaut und geht zur Hintertür, die auf die Veranda führt.

      »Könntest du mir etwas abnehmen?« Ich deute auf mein Essen und auf den vollen Wäschekorb vor meinen Füßen.

      »Kann das nicht warten?«

      »Bist du ein Stinkepeter.« Ich hebe den Korb, doch Evan nimmt ihn mir sofort ab. »Oh, du machst mir die Wäsche?«, frage ich scherzend.

      »Vergiss es. Ich trag sie nur raus. Bring mir mein selbstgemachtes Brot mit.«

      Ich nehme das Essen, lege meins auf den Tisch auf der Veranda und gehe zur Wäscheleine, an der schon diverse Bettbezüge hängen. Ich überreiche Evan sein Sandwich.

      »Wie lief es mit deinem Kunden?«

      »Gut. Es ist eine Sie. Ich habe sie durch den Wald gejagt.« Wieder beißt er von seinem Brot ab.

      »Oh«, mache ich. Mit meinem Kopf in Schräglage sehe ich zu Evan. »Du vermischst aber nicht Arbeit mit Vergnügen, oder?«

      Er zuckt bloß mit den Achseln und nimmt einen weiteren Biss.

      »Du weißt, dass das nicht gut gehen kann?« Ich nehme ein Kissenbezug und hänge es über die Leine.

      »So wie bei dir?«, erwidert er mit halbvollen Mund.

      »Wie?«

      Evan fährt sich über den Dreitagebart, als ich zum ihm rüberblinzle. »Du hast mich schon richtig verstanden.«

      Ich schüttle den Kopf. Ich habe noch nie etwas mit meinen Gästen angefangen. Und das werde ich auch nicht.

      Meint er möglicherweise Dylan? Niemals.

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