Little Pearl. Madlen Schaffhauser
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Little Pearl - Madlen Schaffhauser страница 11
Ich habe überhaupt kein Anrecht auf ihn. Ich kenne ihn kaum, habe erst wenige Worte mit ihm gesprochen. Trotzdem möchte ich es sein, die dort steht und die Lippen auf seine senkt.
Obwohl ich mich gestern prächtig amüsiert und obendrein einen netten Kerl kennengelernt habe, so wollte Dylan trotz allem nicht aus meinem Kopf.
Jetzt sehe ich ihn mitten auf einem Parkplatz mit einer anderen herumknutschen. Warum jetzt? Warum nicht früher? Warum nicht bevor ich bei ihm in der Werkstatt war? Dann hätte mich dieser Anblick kaltgelassen. Oder? »Ja, bestimmt.« Ich nicke mit dem Kopf. »Bestimmt wäre es mir da am Arsch vorbeigegangen.«
Gott, jetzt halte ich schon Selbstgespräche und gaffe das Paar an, das es zwischen den Autos fast miteinander treibt.
Schnell schließe ich den Deckel des Kofferraums und schlüpfe hinters Steuer. Ich werfe meine Tasche auf den Beifahrersitz und setze zurück. Als ich nochmals einen Blick zu ihnen werfe, trifft mich fast der Schlag. Er hat die Augen offen und starrt mich an, während die Zunge der Schwarzhaarigen in seinem Mund steckt.
Es kratzt, als ich einen Gang höher schalte. Mein ältester Bruder würde jetzt sagen: Schönen Gruß vom Getriebe. Meine Wangen färben sich rot, ich fühle die Wärme. Ich getraue mich nicht nochmals in seine Richtung zu schauen. Vermutlich lacht er sich über meine Fahrfähigkeit kaputt. Oder er hat mich gar nicht bemerkt und ich habe mir seinen Blick nur eingebildet. Das Zweite wäre mir momentan lieber.
Ich fahre auf die Main Street und mache mich auf den Heimweg. Auf der Strecke lege ich noch einen Zwischenstopp bei meinen Eltern ein. Es ist angenehm warm, sicherlich sitzen sie draußen auf der Veranda. Sie sind die meiste Zeit irgendwo im Freien - besonders Dad.
Ihr einstöckiges Haus ist beinahe dreimal so groß wie meins. Es verfügt über so viel Platz, dass meine kleine Schwester zwischen drei Zimmern wählen könnte, wäre nicht eins zu einem Gästezimmer und eins für Dad für seine Physiostunden und Krafttrainings umfunktioniert worden.
Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, haben meine Eltern vor knapp drei Jahren verkauft. Alle waren traurig darüber, aber es hätte keinen Sinn gemacht, noch länger darin wohnen zu bleiben. Das hat irgendwann jeder verstanden.
»Cee! Cee!« Meine Schwester kommt ums Haus gelaufen. Ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht.
»Hannah!« Ich breite die Arme aus und drücke sie an mich, sobald sie bei mir ist. Ich gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel und fahre ihr einmal über das blonde Haar. Es hat fast die gleiche Farbe wie meins. Vielleicht eine Nuance heller. »Musst du nicht in der Schule sein?«
»Mein Englischlehrer ist krank.«
»Zu deinem Glück, nehme ich an. Nun ist mir auch klar, warum du so grinst.«
»Klar doch.« Ihre braunen Augen leuchten. »Kann ich dir helfen?«, fragt sie, als ich den Kofferraum öffne.
»Du könntest diese Tüte nehmen.« Ich reiche ihr eine der vielen Einkaufstaschen. »Halte sie unten, nicht dass sie reißt.«
Mit ebenfalls einer Tasche in der Hand gehe ich neben meiner vierzehnjährigen Schwester über eine Rampe auf die Veranda zum Hintereingang.
Hannah ist ein Spätling. Es war ein ziemlicher Schock für mich und meine Brüder, als unsere Eltern uns mit dem Baby vor Augen führten, dass sie es immer noch miteinander tun. Aber das habe ich vergessen, sobald Hannah auf der Welt war. Ich habe es genossen, mit ihr auf dem Boden zu liegen oder ihr den Schoppen zu geben, als sie noch ein Baby war. Ich habe ihr ständig die Haare geflochten, das mache ich heute noch ab und zu. Sie ist ein wahrer Sonnenschein.
»Gehen wir mal wieder zusammen ins Kino? Es läuft gerade ein lustiger Trickfilm, den ich mir unbedingt ansehen möchte.«
»Klar doch. Aber willst du denn nicht mit deinen Freundinnen hin?«
Hannah schüttelt den Kopf. »Ich möchte mit meiner coolen Schwester ausgehen. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.«
»Stimmt. Und wann würdest du denn gern gehen? Ich bin mir sicher, du hast dir bereits einen Tag ausgesucht.«
Sie rümpft die Nase, auf der sie ganz viele Sommersprossen hat. Dann grinst sie. »Sonntag?«
»Gebongt. Sag mir welchen Film und ich reserviere für uns.«
»Supi«, freut sich meine Schwester. Ich bin mir sicher, sie würde klatschen, würde sie nichts in den Händen halten.
Ich lache. Wir biegen um die Ecke und kommen auf die Rückseite. »Wo sind Mom und Dad?«
»Hallo, meine Kleine.« Mein Vater kommt soeben aus dem Haus gerollt. »Was machst du denn hier?«
»Hey Dad.« Ich reiche Hannah die Tüte, ehe ich mich nach vorne beuge, um Dad einen Kuss auf die Wange zu geben. Dann gehe ich vor ihm in die Knie. »Ich habe für Mom ein paar Besorgungen gemacht. Außerdem habt ihr mir gefehlt.«
»Und sehen, ob alles in Ordnung ist?«
Meine Schwester verschwindet im Hausinnern.
»Na logo.«
»Es ist alles bestens.«
»Ich sehe es.« Heute sieht Dad wirklich gut aus. Er mag sogar Witze reißen. Aber es gibt Tage, an denen er kaum ein Ton herausbringt. Es sind nicht viele, dennoch gibt es sie.
Ich lege meine Hände auf seine Beine und stütze mich darauf ab. Ich könnte ihn kneifen, er würde es nicht spüren. Vor vier Jahren war er und Evan mit dem Rennrad unterwegs, als Dad von einem Auto von der Seite erfasst wurde. Seit da hat er keine Gefühle mehr in den Beinen. Wenigstens kann er noch den Oberkörper und die Arme bewegen. Das sage ich mir fast täglich, um bei seinem Anblick nicht in Tränen auszubrechen. Er war immer so sportlich. Für ihn waren die Radtouren, sowie das morgendliche Jogging sowas wie Yoga. Er hat es gebraucht, um abzuschalten und Energie zu tanken. Jetzt kann er nur noch im Rollstuhl herumfahren.
Es wäre aber nicht mein Dad, wenn er gar keinen Sport mehr machen würde. Er hat ein ganzes Zimmer voll mit Geräten, an denen er Gewichte stemmt, um seinen Oberkörper in Form zu halten. Außerdem hat er eine Leidenschaft fürs Rollstuhlrennen entwickelt. Er macht sogar an Wettkämpfen mit.
»Kommst du gerade von deinen Übungen?«
Er hat ein Handtuch um den Hals, das ihn verrät. Zudem sind seine kurzen, schwarzen Haare, die immer mehr grau werden, leicht feucht.
Dad legt seine Hände auf meine und drückt sie leicht. »Ich muss trainieren, am Samstag habe ich in Annapolis einen Wettkampf.«
»Warum sagst du mir das erst jetzt? Ich muss doch sehen, dass ich mir dann freinehmen kann.«
»Du brauchst doch nicht jedes Mal mitkommen. Ich habe sowieso keine Chance gegen die anderen.«
»Nein?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Was war denn beim letzten Mal? Da wurdest du Fünfter.«
»Siehst du?«
»Hast du auch schon bemerkt, dass du bei jedem Rennen besser wirst?«, frage ich ihn, lächle ihn dabei mit schräggelegtem Kopf an.
Seine blauen Augen beginnen zu