Verwildert. George Monbiot

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Verwildert - George Monbiot страница 18

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Verwildert - George Monbiot

Скачать книгу

Fotografien eines strammen Kerls mit einem großen Schnauzbart und einer Messlatte in der Hand, der die Höhe der natürlichen Begebenheiten demonstriert, an denen das Biest aufgenommen worden war.7 Der Text dazu liest sich stellenweise wie die letzten Kapitel von Der Hund von Baskerville. Der Bericht ist gründlich, erschöpfend und niederschmetternd für diejenigen, die zwar der Meinung sind, dass es andere angebliche Großkatzen wohl nicht gibt, aber von der Existenz des Biests von Bodmin überzeugt sind. Die Ermittler untersuchten die berühmte, überall im Fernsehen ausgestrahlte Videosequenz, die eine Katze beim Sprung über eine Trockenmauer zeigt. Das sieht beeindruckend aus, bis man den vom Ministerium abgestellten Mann mit seiner Messlatte neben der Mauer stehen sieht und realisiert, dass das Hindernis kniehoch ist. Eine monströse Katze, die auf einem Torpfosten hockt, schrumpft von einer Schulterhöhe von knapp einem Meter auf dreißig Zentimeter, sobald die Messlatte in die Nähe kommt. In einem Fall, in der das Biest beim Überqueren eines Felds gefilmt wurde und keine zweckdienlichen Landmarken zur Verfügung standen, mit denen man es hätte vergleichen können, brachten die Ermittler eine schwarze Hauskatze an den Ort des Geschehens, setzten sie an der gleichen Stelle ab und fotografierten sie aus der Perspektive, aus der das Video aufgenommen worden war. Die Miezekatze sieht etwas größer aus als das Monster. (Unverdrossen insistieren die Verfechter des Biests von Bodmin nun darauf, dass die Originalbilder Baby-Großkatzen zeigen, deren Eltern rätselhafterweise nicht mit im Bild sind. Standbilder aus diesen Videos werden in Britannien noch immer als Beweis angeführt, dass Großkatzen durch die Insel streifen.)

      Die Ermittler verglichen eine schauerliche nächtliche Nahaufnahme des Biests mit dem Bild eines echten schwarzen Panthers und bemerkten ein offenkundiges, aber bislang unbemerktes Problem. Der Panther im Käfig besitzt wie alle Großkatzen runde Pupillen, während die Kreatur auf der Fotografie vertikale Schlitze hat, ein Merkmal, das nur bei den kleineren Arten wie etwa der Hauskatze vorkommt. Sie untersuchten die drei Gipsabgüsse, die von im Moor gefundenen Trittsiegeln abgenommen worden waren. Zwei stammten von einer Hauskatze, eines von einem Hund. Sie suchten die grausigen Schafkadaver auf, die, wie die Ortsansässigen unbeirrt behaupteten, von dem Biest zerfetzt worden seien. Dass sie zerfetzt waren, daran bestand kein Zweifel, aber die Bösewichte waren Krähen, Dachse, Füchse oder Hunde gewesen (deren Spuren um manch eines der Gerippe buchstäblich überall verteilt waren), und in den meisten Fällen waren die Schafe zerrissen worden, nachdem sie aus anderen Gründen verendet waren. Die Wissenschaftler räumten zwar ein, es sei unmöglich zu beweisen, dass keine Großkatze existieren würde, aber sie waren auch auf keinen eindeutigen Beweis gestoßen, der für das Gegenteil sprach. Die regierungsamtliche Organisation Natural England sowie die durch die Waliser Regierung einberufene Großkatzen-Sichtungs-Einheit – beide hatten Sichtungen in Großbritannien untersucht – waren zu dem gleichen Schluss gekommen. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Wenn eine lebensfähige Population dieser Tiere existieren würde, gäbe es häufig genug eindeutige Beweise. Wenn diese Beweise fehlen, spricht das dafür, dass eine solche Population nicht existiert. Mit der verschwindend geringen Ausnahme der hin und wieder entlaufenen Exemplare (die allesamt rasch wieder eingefangen oder zur Strecke gebracht worden sind und von denen kein Einziges schwarz war) sind die Biester, die von so vielen vernünftigen, aufrichtigen, seriösen Leuten beobachtet wurden, reine Imagination. All dies hat aber nicht die geringste Wirkung gezeitigt, weder was die Anzahl der Sichtungen anbelangt noch im Hinblick auf die atemlose Leichtgläubigkeit, mit der die Zeitungen darüber berichteten. Ein Artikel in der Daily Mail behauptete, dass »riesige Tatzenabdrücke« im Schnee »endlich den Beweis erbringen« könnten, dass das Biest von Stroud existiert.8 Die Frau, die auf sie gestoßen war, erzählte der Zeitung, das Ganze sehe aus, als »hätte jemand an jeder Zehenspitze, wo seine Klauen eine Vertiefung in den Schnee gedrückt haben, einfach einen Pfeil geworfen.« Dies bestätigt, was die Fotos nahelegen: die Fußabdrücke stammten von einem Hund. Katzen ziehen beim Gehen ihre Klauen ein. Ein langer Bericht im Scotsman mit dem Titel: »Gigantische Pfotenabdrücke – streift eine Großkatze in der Hauptstadt umher?«, behauptete, dass von einem Rentner gesichtete Spuren im Schnee nahelegten, auch Edinburgh werde nun wie London von einer monströsen Raubkatze heimgesucht.9 Ein »Experte«, der eigens konsultiert wurde, meinte, »es ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen«, dass die Fußabdrücke von einem Biest verursacht worden seien. Wenn, dann dürfte es sich um eine furchterregende Kreatur gehandelt haben: ein einbeiniger Nachtmahr, der auf seinen Zehenspitzen durch die Straßen hüpft. Oder es war jemand, der schlicht seine Finger in den Schnee gedrückt hatte.

      Ein ebenso plausibler Artikel stand im Guardian. Er berichtet von einem Mann, der behauptet, vom Panther von Sydenham angegriffen worden zu sein.10 Das Biest »sprang auf meine Brust, riss mich zu Boden«, erzählte er.

      

      Ich sah seine riesigen Zähne und das Weiße seiner Augen nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Es fauchte und knurrte und ich war mir sicher, gleich würde es mich ernsthaft verletzen. Ich versuchte, es loszuwerden, aber ich konnte mich nicht rühren, es war schwerer als ich.

      Ein Bericht der BBC behauptete, dass der Panther den Mann »für etwa 30 Sekunden in seinen Klauen« hatte und er deshalb »überall am Körper zerkratzt« war.11 Wäre er wirklich so von einem Leoparden angegriffen worden, wäre seine Kehle durchbissen gewesen, bevor er überhaupt mit den Augen hätte blinzeln können.

      Meine Lieblingsgeschichte aus der Daily Mail trägt den Titel: »Ist dies das Biest von Exmoor? Kadaver eines rätselhaften Tiers am Strand angespült.«12 Begleitet von einer Fotografie eines verwesten Kopfes (und einer weiteren eines fauchenden schwarzen Panthers) stand in dem Bericht, dass »große Reißzähne aus dem riesigen Kiefer ragten und in der Nachmittagssonne glänzten. Dann das Gerippe. Bis zu eineinhalb Meter lang, kräftige Brust und möglicherweise die Überreste eines Schwanzes.« Die Zeitung hatte mit einem Polizisten vor Ort gesprochen, der die kryptische Bemerkung fallen ließ: »Wie es aussieht, könnte es fast definitiv ein Biest von Exmoor sein.« Erst am Ende der Seite enthüllte der Bericht, dass es sich um eine verwesende Robbe handelte. Zweifellos haben diese fesselnden Geschichten das Biest-Fieber angeheizt, aber viele, die die Großkatzen in Britannien gesehen haben wollen, behaupten auch, vor ihrer Begegnung nie von den Tieren gehört zu haben. Es steht außer Frage, dass, abgesehen von ein paar Witzbolden, die meisten im besten Glauben von ihren Sichtungen berichteten. In vielen Fällen wurde ein Tier von mehreren Leuten gleichzeitig beobachtet, die alle das Gleiche aussagen. Was also geht da vor sich? Warum sind in den vergangenen drei Jahrzehnten die Meldungen über Großkatzen in Großbritannien von jährlich ein paar Dutzenden auf Tausende angestiegen?

      In der wissenschaftlichen Literatur findet sich keine Erörterung dieses Phänomens: Ich bin auf keinen einzigen Zeitschriftenartikel gestoßen, der sich mit den Großkatzen-Sichtungen befasst hätte. Kein angefragter Psychologe war in der Lage, mir jemanden zu nennen, der das Phänomen untersuchte.

      Vielleicht mag die Tatsache, dass die meisten der gemeldeten Katzen schwarz sind, erklären, was hier geschieht. Schwarz ist die einzige Farbe, die alle Großkatzenarten gemeinhin mit der Hauskatze teilen. Erblickt man etwas, das man für einen fuchsroten Leoparden oder einen gescheckten Löwen halten mag, wird man höchstwahrscheinlich seine Wahrnehmung hinterfragen, bevor man das Gesehene als solches hinnimmt. Man wird wahrscheinlich auch zurückhaltender sein, wenn man anderen von seinem Erlebnis berichtet. Das Missverhältnis zwischen Farbgebung und Größe steht dem Bestätigungsprozess im Wege, mit dem das Gedächtnis das Gesehene verstärkt und womöglich übertreibt. Dieses Hindernis wird weniger wahrscheinlich auftreten, wenn die Katze schwarz ist, was immerhin die Möglichkeit bietet, dass es sich um einen Panther handelt. Die Hauskatzen-Hypothese dürfte zudem erklären, warum offenbar kein Mensch einen Leoparden mit Leopardenfell gesehen hat.

      Die Größe eines Tiers zu beurteilen, ist schwierig. In der Zeitschrift The Skeptic weist David Hambling darauf hin, dass die Leute häufig die Tiere, die sie sehen, für weit größer halten, als sie tatsächlich sind.13 Als zum Beispiel Scharfschützen der Polizei einen entflohenen Karakal im County Tyrone in die Enge getrieben hatten, erschossen sie ihn

Скачать книгу