Verwildert. George Monbiot

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Verwildert - George Monbiot

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Ort entfernt niedergeschrieben wurde, an dem Michael seine Kreatur gesehen hat. Das Fragment am Anfang dieses Kapitels ist alles, was von dem Bericht auf uns gekommen ist: »Sein Schild war bereit / Gegen die Katze Palug / Als die Leute ihn willkommen hießen. / Wer erstach die Katze Palug? / Neun mal zwanzig Helden / Fielen ihr zum Fraß / Noch vor der Morgendämmerung.« Das gleiche Tier taucht allerdings auch in den Welsh Triads auf, worin seine Attribute eine noch schwierigere Herausforderung für die Biologie darstellen: Es wurde zusammen mit einem Wolf und einem Adler von einer riesigen Sau geboren.

      Während der letzten Jahre haben die Sichtungen stark zugenommen. In ihrem wunderbaren Buch Mystery Big Cats bemerkt Merrily Harpur, dass die »Katzenhysterie«, wie sie sie nennt, zwischen 2000 und 4000 mal im Jahr vorkommt.5 Auf meinen Reisen durch die Provinz habe ich festgestellt, dass auch viele Menschen, die die Katzen gar nicht gesehen haben, fest von ihrer Existenz überzeugt sind. Die Biester wurden selbst von Leuten gesichtet, die schon von Berufs wegen besser als etwa Michael oder die Landwirte Pembrokeshires einordnen können müssten, was sie sehen: Wildhüter, Parkranger, Wildtierexperten, ein Tierpfleger im Ruhestand. Merrily Harpur merkt an, dass etwa drei Viertel aller gesichteten Katzen schwarz sind, und in der Regel werden sie als glänzend und muskulös beschrieben. Interessant ist auch ihre Beobachtung, dass als wahrscheinlichster Kandidat ein Leopard mit Melanismus infrage kommt (der Leopard ist die Art, in der die schwarze Variante zwar selten, aber am häufigsten vorkommt), dass sie aber auf keinen einzigen Bericht von einem in freier Wildbahn beobachteten gewöhnlichen gefleckten Leoparden gestoßen ist.

      Obwohl die Sichtungen Übereinstimmungen zeigen und die Zeugen verlässlich sind, ist die Beweislage für eine tatsächlich existierende Population von Großkatzen im Vereinigten Königreich um nichts gesicherter als die für das Monster von Loch Ness. Anders gesagt, trotz der abertausend Tage, die Kryptozoologen damit verbracht haben, dem Biest auf die Spur zu kommen, trotz der versammelten Bemühungen der Polizei, der Royal Marines und von der Regierung bestallter Wissenschaftler existiert es nicht.

      Obgleich manche Großkatzenarten zu den scheuesten und umsichtigsten Wildtieren gehören, ist es für Experten leicht, Belege zu finden, dass es sie gibt. Es sind Tiere mit regelmäßigen Gewohnheiten. Sie haben ihre Territorien, Unterschlüpfe, in denen sie ihren Nachwuchs aufziehen, Stellen, an denen sie Duftmarken, und Bäume, an denen sie Kratzspuren anbringen. Wo sie sich aufhalten, hinterlassen sie Fährten, Losung und Haare, wobei Erstere ohne Weiteres zu erkennen sind und die anderen durch DNA-Tests erhärtet werden können.

      Sogar Tiere, die nur selten beobachtet werden, hinterlassen so viele Spuren, dass sie eingehend erforscht werden können. Einmal verbrachte ich ein paar Tage mit Biologen in einem Waldschutzgebiet im Amazonas. Die ganze Nacht über hörten wir Jaguargebrüll; aber der Teamleiter meinte, auch wenn davon auszugehen sei, dass die Tiere uns beobachten, würden wir sie nie zu Gesicht bekommen. Eines Tages ging ich zu einem Bach ein paar Schritte vom Lager entfernt, um zu schwimmen. Ich war etwa zwanzig Minuten im Wasser und ging dann den sandigen Pfad zurück. In meinen Fußabdrücken befanden sich die Trittsiegel eines Jaguars.

      Der Wildlife Photographer of the Year-Wettbewerb wurde 2008 von einem Fotografen gewonnen, der eines der am schwersten auffindbaren Tiere der Welt – den Schneeleoparden – an einem der unzugänglichsten Orte der Welt, in der Himalayaregion Ladakh, auf über 3000 Metern Höhe aufgenommen hat. Dem Fotografen ging es nicht nur darum, die Existenz des Leoparden zu dokumentieren. Nachdem Steve Winter dreizehn Monate lang experimentiert hatte und Hunderte nur unbefriedigende Bilder seines Zielobjekts geschossen hatte, gelang ihm durch eine ausgeklügelte Aufstellung von Kamerafallen und Lampen schließlich ein perfekt komponiertes Porträt. »Ich wusste, das Tier würde auftauchen«, berichtete er. Seine Ausrüstung wartete nur darauf, dass »der Schauspieler die Bühne betritt und den Sensor auslöst«.6

      Doch trotz überall in Großbritannien an geeigneten Orten aufgestellten Kamerafallen, trotz aller Bemühungen von hunderten Enthusiasten, die sich ausgerüstet mit Teleobjektiven und Wärmebildkameras auf die Pirsch begaben, ist in diesem Land noch kein einziges unzweifelhaftes Bild eines Panthers geschossen worden. Die Fotografien und Filmfetzen, die ich gesehen habe – das Beste, was die Verfechter der geheimnisvollen Katzen zuwege bringen können –, zeigen etwa zur Hälfte eindeutig Hauskatzen. Bei etwa einem Drittel handelt es sich um Pappfiguren, Kuscheltiere, unbeholfene Photoshop-Bearbeitung oder – wie die umgebende Vegetation verrät – um Bilder, die in den Tropen geschossen wurden. Die Übrigen sind aus so großer Entfernung oder so undeutlich aufgenommen, dass sie nahezu alles wiedergeben könnten: Hunde, Hirsche, Füchse, Müllsäcke, auf allen vieren gehende Yetis. Mit am verblüffendsten an der ganzen Geschichte ist, dass von denen, die sich aufgemacht haben, eine Großkatze in Britannien aufzuspüren, eigentlich niemand eine zu Gesicht bekommen hat. Fast ausnahmslos geschahen die Sichtungen unerwartet. In den meisten Fällen erschienen die Katzen Menschen, die sich noch nie mit ihnen beschäftigt hatten oder nicht an ihre Existenz glaubten. Die Pasteur’sche Maxime, wonach das Glück den auswählt, der darauf vorbereitet ist, scheint hier nicht zuzutreffen.

      Auch die unermüdlichen Bestrebungen, diese Tiere zu fangen oder zur Strecke zu bringen, haben nichts Überzeugenderes ergeben. Wie Harpur anmerkt, sind »mehr Anstrengungen und mehr Ausgaben für die Jagd nach anomal großen Katzen aufgebracht worden, als für die imperiale Tigerjagd«. Und das Ganze hat kaum mehr erbracht als ein paar glücklose Geschöpfe, die aus dem Zoo, dem Zirkus oder aus Privathaltungen entkommen sind und die in fast allen Fällen ein paar Stunden nach ihrer Sichtung eingefangen worden waren. In Harpurs Buch gibt es einen wunderbaren Bericht über einen Polizisten, der in der Nacht ausgeschickt wurde, um der Sichtung eines Löwen in einem Spa in Leamington nachzugehen. Auf seiner Runde hielt er an und fragte einen Milchmann, ob er das Tier gesehen habe. Kurz darauf, so schrieb er in seinen Bericht, »nahm ich einen vorbeihuschenden Schatten wahr und ein plötzliches Gewicht« im Fond des Wagens. »In einer fließenden Bewegung war der Löwe durch das Hinterfenster auf die Rückbank gesprungen.« Ohne Weiteres machte sich das Tier dort breit und der Beamte fuhr es zur Wache, wohl wissend um den Atem in seinem Nacken.

      Nach einer Reihe von Viehrissen fing 1980 in Easter Ross, Schottland, ein Landwirt ein Pumaweibchen in einer Köderfalle. Anfangs schien es sich um ein wildes und bösartiges Tier zu handeln, das seine Häscher anfauchte und anspuckte. Aber dies legte sich schnell, als der Puma im Highland Wildlife Park in Kincraig untergebracht worden war. Harpur berichtet, wie das Tier, sobald sich jemand seinem Käfig näherte, zu schnurren begann und sich an den Stäben rieb. Offenbar gehörte die Berglöwin zu einem Paar, das in den Highlands von einem Mann, der ins Gefängnis musste, freigelassen worden war. Das andere Tier war später in der Nähe von Inverness tot aufgefunden worden.

      Seither wurde nur ein einziges großes Raubtier gefangen, obwohl hunderte ähnlicher Fallen aufgestellt worden waren. Ein Kryptozoologe namens Pete Bailey, der schon fünfzehn Jahre lang auf der Jagd nach dem Beast of Exmoor war, kroch in eine seiner Fallen, um den Köder zu wechseln, und löste den Mechanismus aus. Zwei Nächte lang saß er dort fest, bevor er befreit wurde, und aß das rohe Fleisch, das er für die Katze ausgelegt hatte. Wir jagen das Biest, doch das Biest sind wir selbst.

      Was ist dabei herausgekommen? Keine Fotos, keine Fänge, kein Kot, keine Kadaver (bis auf ein paar Schädel, die, wie sich später herausstellte, in die Wildnis geraten waren, nachdem sie sich von einem Leopardenfell und einer Wandtrophäe entfernt hatten), nicht einmal ein eindeutiger Fußabdruck. Die Biester Großbritanniens sind einer fünfwöchigen Jagd durch Royal Marines, Polizeihubschraubern und bewaffneten Einsatzkräften (was über die Ermittlungsanstrengungen bei Autodiebstählen weit hinausgeht), einer Reihe von Großkatzenexperten und Schatzsuchern und dem massiven Einsatz der besten Verfolgungs-, Anlock- und Aufspür-Techniken entwischt, über die der Mensch verfügt. Anderswo hat diese Technik funktioniert, hier jedoch nicht.

      1995 schickte die Regierung zwei Ermittler in das Bodmin-Moor nach Cornwall, wo es angeblich die meisten Belege für das Vorkommen von Großkatzen gibt. Sie verbrachten sechs Monate mit Feldarbeit, untersuchten Kadaver und Fährten, erkundeten die Stellen, an denen das Biest

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