Verwildert. George Monbiot

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Verwildert - George Monbiot

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Gesellschaft Raum böte. Die Tragödie des Stücks besteht darin, dass die Welt ihm keinen Platz einräumen kann, so wie sie für die Diebeszüge und Löwenjagden der morani keinen Platz mehr hat. So sehr wir uns nach einem Leben wie dem seinen sehnen mögen, so sehr uns der Tod des ungehobelten Geistes, der ihn antreibt, verarmen lässt, er ist zu groß für die Zwänge, innerhalb derer zu leben wir moralisch verpflichtet sind, für die Einschränkungen, die, wie Wesley feststellen muss, uns den Atem nehmen.

      Ich könnte auf verschiedenen Wegen zu zeigen versuchen, dass wir den Verlust des wilderen Lebens spüren, das zu führen wir angelegt sind. Ich könnte den Drang einzukaufen als Ausdruck des Instinkts anführen, der uns auf Nahrungssuche gehen lässt; Fußball als eine sublimierte Jagd; Gewaltfilme als Abhilfe für nicht ausgetragene Konflikte; das Ausüben immer extremerer Sportarten als Reaktion auf das Fehlen gefährlicher Wildtiere; den Kult um den Fünfsternekoch als den Versuch, sich aufs Neue mit dem, was Land und Meer hergibt, zu verbinden. In all diesen Fällen erscheinen die Verbindungen plausibel, kaum zu belegen und banal. Ich glaube jedoch, ich bin auf eine interessantere Beweisführung gestoßen.

      5)Der Leopard, der nie gesichtet wurde

       Freilich, die Leute hassen die Wahrheit;

      sie würden lieber einem Tiger auf ihrer Straße begegnen.

      Robinson Jeffers, Kassandra1

       Y iscuid oet mynud

       Erbin cath paluc

      Pan gogiueirch tud.

      Puy guant cath paluc.

      Nau uegin kinlluc.

       A cuytei in y buyd

       Nau ugein kinran

      The Black Book of Carmarthen, ca. 1250

      Die Szenerie hätte besser nicht sein können. Jenseits der Felder griff Maiden Castle, eine mit Türmchen versehene Festung aus lebendigem Fels, nach dem Himmel. Dahinter lag das Dorf Wolf’s Castle – Casblaidd –, das sich als eine von nur zwanzig Ortschaften, an denen Owain Glyndŵr geboren wurde (er starb an nicht weniger zahlreichen), hervortut und von dem gesagt wird, in seiner Nähe sei der letzte Wolf in Wales erlegt worden. Unter uns erstickte ein fahler verschlungener Bruchwald das Tal.

      »Diese Lücke in der Hecke hier, da könnte er durchgekommen sein. Dann kam er die Böschung runter, schlenderte über die Straße und verschwand im Gebüsch.«

      Ich spähte in den Bruchwald auf der anderen Seite des Fahrwegs. Die Bäume waren von Efeu überwuchert. Ihre bemoosten Stämme ragten verstreut aus dem Gelände oder lehnten aneinander, dunkel bekuttet wie betrunkene Klosterbrüder. Unter ihnen ein undurchdringliches Dickicht aus Brombeergestrüpp und Farn.

      »Man würde ihn da drin wohl kaum zu sehen bekommen, oder?«

      »Und Sie sind sich sicher, dass es einer war?«

      Michael Disney blickte sich um, die hohe Böschung, die er heruntergekommen war, der schmale Streifen schadhaften Asphalts, das niedrige verschlungene Waldland, und zuckte die Achseln.

      »Das ist kein Thema für mich. Ich habe gesehen, was ich gesehen habe, und das ist es. Die Leute können es glauben oder nicht. Ich muss niemanden überzeugen.«

      »Sie arbeiten in der Gemeindeverwaltung. Hat man Sie jemals beschuldigt, Aufträge an Land zu ziehen?«

      »Nein, das ist nicht mein Aufgabenbereich. Ich bin bei der Handelsaufsicht. Wenn Sie so wollen, ist dafür eigentlich niemand zuständig.« Ein scheues Lächeln, als wollte er seine Berufsbeschreibung illustrieren. »Warum sollte ich mich einer Situation aussetzen, in der ich mich lächerlich mache und Spott auf mich ziehe? Ich hätte absolut nichts davon, außer vielleicht ein kleines bisschen fragwürdige Berühmtheit.«

      Michael war auf dem Rückweg von einer Inspektionsfahrt die Straße in Richtung A40 entlanggefahren. Er hatte die Geschichten gehört, Fotos von den bei Princes Gate, ein paar Kilometer hinter Haverfordwest gefundenen Fährten in den örtlichen Zeitungen gesehen, und kein Wort davon geglaubt.

      »Wenn ich damals davon geträumt oder daran gedacht hätte, sähe die Sache womöglich anders aus. Aber so war es nicht. Ich fuhr einfach so dahin – und plötzlich überquert einer die Straße. Er war wohl um einen Meter hoch und vielleicht eins achtzig lang. Ich würde sagen, größer als ein mittelgroßer Hund, aber mit Sicherheit kein Hund. Er strotzte vor Kraft, mit einem schwarzen, glänzenden Fell, unglaublich muskulös, Schultern wie ein Pferd. Aber was wirklich merkwürdig aussah, war der Kopf. Einen solchen Kopf habe ich noch nie gesehen, noch nicht einmal im Zoo.«

      Michael Disney, ehemaliger Polizist, Gemeindebeamter, gehörte zu seiner eigenen Verblüffung plötzlich zu den etwa 2000 Leuten, die jährlich in der freien Natur Großbritanniens eine große Katze sehen.

      Als Michael das inzwischen als »Panther von Pembrokeshire« bekannte Tier zu Gesicht bekam, hatte es laut Wales on Sunday bereits zehn bestätigte Sichtungen gegeben.2 Zu denen, die behaupten, die Kreatur gesehen zu haben, gehören Landwirte oder Landarbeiter, die mit der weniger exotischen Tierwelt der Gegend vertraut sind. Auch der Bauer und – unabhängig davon – seine Frau, deren Land an die Straße grenzte, auf der wir standen. Alle hatten das Tier übereinstimmend so beschrieben wie Michael, groß, pechschwarz, glänzend, mit einem langen Schwanz, zweifellos eine Katze. Eine Person behauptete, es mit einem Lamm im Maul gesehen zu haben. Eine weitere berichtete, dass es »eine Hecke übersprang wie ein Rennpferd«.3 Es wurde verantwortlich gemacht für die grausigen Gerippe von Schafen und Kälbern, die man in abgelegenen Winkeln der bäuerlichen Besitzungen gefunden hatte. Aber erst als der ehemalige Polizist seinen früheren und aktuellen Kollegen von dem Biest berichtete, begann man, es ernst zu nehmen. Die County Times beschrieb die Sichtungen nun als »100 Prozent authentisch«.4

      Drei Wochen später, als fünf Menschen es bei Rudbaxton gesehen hatten, schickte die Polizei eine bewaffnete Einsatztruppe auf den Weg. Ein Sprecher der Polizei in Dyfed-Powys meinte, dass man den Menschen geraten hätte, auf Abstand zu bleiben, sollten sie den »Pembrokeshire Panther« zu Gesicht bekommen, und bei der Gemeindeverwaltung Meldung zu machen. »Wir müssen die Sache ernst nehmen, auch wenn es streng genommen keine Polizeiangelegenheit ist, solange niemand in unmittelbarer Gefahr schwebt.« Er bemerkte noch, dass die walisische Regierung als Reaktion auf Berichte wie den von Michael eine Großkatzen-Sichtungs-Einheit aufgestellt habe. Das prüfte ich nach: So unwahrscheinlich die Kreatur auch sein mag, die Einheit existiert tatsächlich.

      Ich kam zu der Überzeugung, dass Michael ein ehrlicher, verlässlicher und unaufgeregter Mensch ist, der kein Interesse an öffentlicher Aufmerksamkeit hat – sie schien ihm eher unangenehm zu sein. Ich bin mir sicher, dass er wie die anderen Leute auch, die behaupteten, das Biest gesichtet zu haben, getreulich beschrieben hat, was er gesehen hat. Ich bin mir aber genauso sicher, dass es den »Panther von Pembrokeshire« nicht gibt.

      In Großbritannien existiert heute wohl kaum eine anständige Gemeinde, die sich nicht einer solchen Kreatur rühmte – oder von ihr besessen ist. Selbst die Londoner Vorstädte behaupten, von großen Katzen heimgesucht zu werden. Es gibt das Biest von Barnet, das Biest von Cricklewood, einen Kristallpalast-Puma und einen Sydenham Panther. Im Laufe der Geschichte hat es immer wieder Berichte über mysteriöse britische Katzen gegeben. Die früheste schriftlich niedergelegte Kunde – Cath Palug (Palugs

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