Von Blut & Magie. Melanie Lane
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Wo zum Teufel war ich hier gelandet? Ich drehte mich vom Fenster weg und betrachtete die Suite genauer. Ohne Zweifel war der Raum atemberaubend. In einem Mix aus sanften, erdigen Tönen und kräftigem Blau gehalten, wirkte alles in diesem Raum edel, aber gemütlich. Und so, als ob Berühmtheiten eine Menge Geld dafür ausgeben würden, hier zu übernachten. Wie die Suite eines Rockstars, dachte ich und stellte erstaunt fest, dass sich ein leichtes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete.
Oh, mein Herz wummerte noch immer wie verrückt, aber jetzt mischte sich zu der Angst in meinen Adern noch etwas anderes. Neugier. Außerdem hatte ich, dem Sonnenuntergang nach zu urteilen, den ganzen Tag geschlafen und fühlte mich gut ausgeruht.
Diese luxuriöse Umgebung gab mir die Hoffnung, dass es sich entweder um ein riesiges Missverständnis handelte, oder dass das, was immer dieser Nick von mir wollte, vielleicht doch etwas anderes war als ich befürchtet hatte. Aufmerksam sah ich mich in dem großen Raum um. Mein Handy hatten die Entführer nicht mitgenommen, keine große Überraschung. Ein fest installiertes Telefon konnte ich auch nirgends entdecken. Ich hatte also keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme nach draußen. Aber wen hätte ich auch anrufen sollen? Marco und Todd? Und was hätte ich ihnen sagen sollen? Hilfe, ich bin in ein Luxushotel verschleppt worden? Bestimmt nicht. Nicht, solange ich nicht wusste, was genau hier vor sich ging. So oder so, es gab nur einen Weg das herauszufinden. Ich musste Nick finden. Und das würde ich bestimmt nicht in meinen Schlafsachen tun. Ein Blick in den Spiegel des antik aussehenden Schminktisches verriet mir genau eins: Ich sah furchtbar aus. Meine Haut war unnatürlich blass, meine Augen gerötet und meine weißblonden Haare standen wild in alle Richtungen ab. Da ich an meiner Situation aktuell sowieso nichts ändern konnte, beschloss ich erst einmal zu duschen. Auch wenn ich in fremder Umgebung aufgewacht war, fühlte ich mich auf eine merkwürdige Art und Weise mit diesem Ort verbunden. Verbunden war vielleicht der falsche Ausdruck, aber ich hatte aktuell nicht das Gefühl, mich in unmittelbarer Gefahr zu befinden. Zumindest nicht hier. In diesen vier Wänden. Wobei vier nicht ganz richtig war. Mein Blick wanderte weiter. Vor mir befanden sich zwei Türen. Eine davon musste dann wohl ins Badezimmer führen. Schwungvoll, damit ich keinen Rückzieher machen konnte, öffnete ich Tür Nummer Eins und fand mich in einer absoluten Wellness-Oase wieder. Schwarz-weiße Fliesen, goldfarbene Armaturen und eine Reihe grüner Pflanzen verwandelten das Bad in einen Traum. Das, und die große Wanne, die freistehend auf goldenen Füßen inmitten des Raumes stand. Okay, das war schon mal nicht übel.
»Tür Nummer Zwei«, murmelte ich und fasste nach dem Griff der zweiten Tür direkt daneben.
»Oh … wow.«
Tür Nummer Zwei war, obwohl kaum zu glauben, noch besser als Tür Nummer Eins. Ich hatte soeben das Ankleidezimmer gefunden. Ein richtiges Ankleidezimmer, randvoll mit Klamotten, Schuhen und Schmuck. Am Ende des Raumes befand sich ein riesiger Spiegel und in der Mitte, auf dem plüschigen Teppich, stand, majestätisch und dekorativ, eine Chaiselongue aus hellblauem Samt. Wo war ich hier gelandet?
Ich betrat den Raum und stöberte neugierig durch die beeindruckende Flut an ordentlich aufgehängten und sortierten Kleidungsstücken. Sie alle waren von feinster Qualität. Ich erkannte auch ein paar Designerlabel, die ich schon einmal bei meiner Mutter oder in Zeitschriften gesehen hatte. Und alle waren sie in Größe 38. Ich erstarrte mitten in der Bewegung.
Sie alle waren in Größe 38.
Ich wirbelte herum und betrachtete die hohen Regale mit den Schuhen genauer. Größe 40. Alle. Meine Größe, genau wie die Klamotten. Und da war sie wieder, die Angst. Wieso entführte man jemanden und steckte ihn in ein Zimmer voller auf ihn abgestimmter Klamotten? Vielleicht, weil man nicht vorhatte, ihn wieder gehen zu lassen?
Daran darfst du nicht denken, Lilly. Nicht, solange du nicht alle Fakten kennst.
Erst dann würde ich mich den Horrorszenarien in meinem Kopf hingeben. Ich schloss die Tür hinter mir und ging zur dritten und letzten Tür. Das musste dann wohl die Eingangstür sein. Noch zu ängstlich, um sie zu öffnen, drehte ich den Schlüssel im Schloss herum und stakste zurück ins Bad. Ich blieb dabei, eine Dusche würde helfen. Ich verriegelte auch die Badezimmertür hinter mir und widmete mich dann den zahlreichen, teuer aussehenden Flaschen am Badewannenrand. Eine besonders hübsche Flasche erweckte meine Aufmerksamkeit und gespannt hob ich den Deckel der Glasflasche an. Ein himmlischer Blumenduft erfüllte das Bad in Sekundenschnelle. Er hatte nichts Künstliches oder Artifizielles an sich, wie es bei Duschgelen oder Shampoos oft der Fall war. Nein, es war, als würde man sich in einem Meer aus Blumen befinden. An einer Wiese, direkt an einem Wasserfall im Schein strahlender Sonnen. Okay, wow. Kopfschüttelnd schloss ich die Flasche und stellte sie zurück. Was war denn das gewesen? Eine Blumenwiese und ein Wasserfall?
»Jetzt verlierst du wirklich den Verstand, Lilly.« Dass ich die Worte laut aussprach, machte das Ganze nicht besser. Wahrscheinlich die Nachwirkungen meiner Betäubung und damit Entführung, rief ich mir ins Gedächtnis. Immerhin war ich verschleppt worden, da hatte ich eindeutig Besseres zu tun, als an Shampoos zu schnüffeln. Aber ich wollte auch gut riechen. Nach kurzem Zögern schnappte ich mir die Flasche erneut und wandte mich der Duschkabine zu. Die Dusche war, wie alles in dieser Suite, gigantisch. Was ich jedoch nirgends entdecken konnte, waren Duschköpfe oder Brausen oder irgendeine Art von … Wasserhahn. Suchend schaute ich in alle Ecken, bis ich fand, wonach ich gesucht hatte. Aha! Es gab keinen Duschkopf, weil das Wasser aus der Decke kam. Zumindest ließen das die vielen kleinen, im Quadrat angeordneten Löcher über mir vermuten. Ich stellte meine Beute auf dem Boden der Duschkabine ab und schlüpfte rasch aus meinen Klamotten. Sobald ich die Kabine geschlossen hatte und nach oben sah, begann ein stetiger Fluss von perfekt temperierten Wassertropfen auf mich herabzuprasseln. Mit jeder Sekunde wurde der Wasserdruck stärker, bis ich das Gefühl hatte, in einen kräftigen Sommerregen geraten zu sein.
Ich seufzte zufrieden, schnappte mir das phänomenal duftende Duschgel und begann, mich damit von Kopf bis Fuß einzureiben, bis ich nur noch aus Schaum bestand. Herrlich! Der Duft war betörend und meine angespannten Muskeln entkrampften sich augenblicklich. Daran könnte ich mich definitiv gewöhnen. Nur an Shampoo hätte ich vielleicht noch denken sollen, dachte ich, als mein Blick sehnsüchtig in Richtung der Flaschen am Wannenrand glitt. Wahrscheinlich war das Zeug in meiner Hand jedoch teuer und exklusiv genug, um es auch als Shampoo zweckentfremden zu können. Kurzerhand gönnte ich mir einen großzügigen Kleks und verteilte ihn in meinem nassen Haar. Der Duft von Blumen erfüllte erneut die Duschkabine. Wie lange ich hier wohl ausharren konnte, ohne mich aufzulösen? Nach einigen weiteren Minuten musste ich mir eingestehen, dass ich sauber war. Klitschnass trat ich aus der Dusche und griff nach einem der flauschigen Bademäntel links von mir. Das Wasser stoppte in dem Moment, als ich die Kabine verließ. Definitiv etwas, woran ich mich gewöhnen könnte. Ein Handtuch um meine nassen Haare gewickelt, trat ich vor den hübsch verzierten Spiegel.
»Ach du meine Güte!«
Was auch immer in dem Fläschchen war, ich brauchte es für zu Hause. Verschwunden waren mein fahler Hautton und die rot umrandeten Augen. Die Frau, die mir aus dem Spiegel entgegensah, hatte rosige Wangen und große, klare Augen. Ich nahm das Handtuch vom Kopf und sah dabei zu, wie meine hellen Haare in nassen, sanften Wellen über meine Brüste fielen. So seidig waren sie noch nie gewesen. Begeistert suchte ich nach weiteren Veränderungen in meinem Erscheinungsbild, aber da war nur ich. Die gute alte Lilly. Ich ließ den Bademantel von meinen Schultern gleiten und betrachtete mich neugierig, aber nein, hier gab es keine gravierenden Veränderungen. Ich musste mich wohl mit dem frischen Teint zufriedengeben, der mich wenigstens nicht