Von Blut & Magie. Melanie Lane
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Mein Aussehen hatte mich von jeher zu einer Außenseiterin gemacht. Ich mochte es nicht, das typische Außenseiter-Klischee, und ich hasste es, mich als Opfer zu sehen. Ich hatte meinen Weg selbst gewählt und dazu stand ich auch. Fakt war, dass ich mit mir selbst wesentlich glücklicher gewesen war als mit den Mädchen und Jungen an meiner Schule oder Uni. All das, wofür sie sich so brennend interessiert hatten, war mir stets irgendwie banal vorgekommen. Belanglos. Die Menschen um mich herum, hatten ein ganz spezielles Bild von mir gehabt. Verknüpft mit Erwartungen.
Diese Erwartungen, hatte ich jedoch nicht erfüllen können. Oder wollen. Die Mädchen in meiner Schule oder in der Uni hatten mein Aussehen mit Party machen, Jungs treffen und Machtspielchen gleich gesetzt. Mir hingegen war es unangenehm gewesen, durch mein Äußeres im Mittelpunkt zu stehen, daher hatte ich mich, die Nase in einem Buch vergraben, immer weiter zurückgezogen.
In Gedanken griff ich nach der Bürste auf der Ablage vor mir und begann damit meine Haare zu entknoten, was dank des super Duschgels relativ einfach war. Neben dem Waschbecken befanden sich weitere Fläschchen und Tiegel und ich fand etwas, das verdächtig nach Creme roch und aussah. Nachdem ich mich eingecremt hatte und nun endgültig wie eine Blumenanbeterin duftete, verließ ich das Bad und öffnete die Tür zum angrenzenden Ankleidezimmer. Wenn sie schon einen ganzen Schrank, nein, ein ganzes Zimmer, mit Klamotten in meiner Größe hatten, dann würde ich sie nicht enttäuschen. Mit einem leichten Cinderella Gefühl drehte ich mich einmal um mich selbst, ehe mein Blick an einem ultra-flauschig aussehenden grauen Kaschmirpullover hängenblieb.
Eine Sache, die meine Mom und ich gemeinsam gehabt hatten. Unsere Vorliebe für große, graue Wollpullis. Beinahe ehrfürchtig griff ich nach dem guten Stück und suchte mir eine dazu passende schwarze Hose. In einer der zwei Kommoden fand ich Unterwäsche in allen Farben und Formen und entschied mich für schlichtes Weiß. Fertig angekleidet begutachtete ich mich im Spiegel. Ich sah … elegant aus. Der Pulli musste ein kleines Vermögen gekostet haben und die Hose betonte meine Beine und meinen Hintern äußerst vorteilhaft.
»Nicht übel«, murmelte ich und sah mich nach passenden Schuhen um. Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, als ich erkannte, wie viele Pumps fein säuberlich in dem offenen Regal vor mir standen. Etwas irritiert griff ich nach einem der schwindelerregend hohen Schuhe mit roter Sohle und begutachtete den Absatz skeptisch. Hohe Schuhe waren nicht ganz mein Ding. Schon gar nicht, wenn sie einen Monatslohn kosteten. Wer auch immer dieser Nick war, er hatte eindeutig Geld. Viel Geld. Weiter unten entdeckte ich ein paar weiße Sneakers. Perfekt. Geschmack hatten sie, das musste ich meinen Entführern lassen. Jetzt aber war es an der Zeit herauszufinden, was zur Hölle hier los war. Mit noch feuchten Haaren und ohne Make-Up durchquerte ich die Suite und schritt entschlossen Richtung Eingangstür.
Sofort begann mein Herz erneut im Stakkato zu wummern und ich atmete ein Paar Mal tief durch, um mich zu beruhigen. Es würde sich alles aufklären, ganz bestimmt. Langsam drehte ich den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür dann mit einem kräftigen Ruck auf. Ich wusste nicht genau, was ich erwartet hatte, nicht jedoch, den stillen Korridor, der mich hinter der Tür erwartete. Ein kurzer Blick nach links und rechts verriet mir, dass mein Zimmer am Ende eines langen Gangs lag.
Auf geht’s, Lilly. Ein weiterer Schritt vorwärts und ich hatte das Zimmer verlassen. Insgesamt zählte ich fünf andere Türen. Am Ende des Gangs schien eine Treppe in ein unteres Stockwerk zu führen. Ich zögerte einen Moment, unsicher, ob ich wirklich auf eigene Faust loslaufen sollte. Aber ich wollte Nick finden.
Antworten finden hieß meine Mission, also musste ich mein wild klopfendes Herz unter Kontrolle bringen und mich in Bewegung setzen. Absolute Stille begleitete mich auf meinem Weg, und meine eigenen Schritte wurden durch den weichen Teppich abgefedert. Vorsichtig schlich ich an den anderen Zimmern vorbei. Ich hatte bereits drei Türen hinter mir gelassen, als ich plötzlich Stimmen hörte.
»Du hast was?« Eine empörte Frauenstimme drang vom Fuße der Treppe zu mir hinauf und ich empfand augenblicklich Erleichterung bei dem Gedanken, dass eine andere Frau anwesend war. Natürlich könnte sie zu den Entführern gehören, sehr wahrscheinlich sogar, aber vielleicht war sie gegen den Plan gewesen, der mich hierhergebracht hatte, und ich konnte sie auf meine Seite ziehen. Ich schlich weiter, um besser lauschen zu können.
»Was hätte ich denn tun sollen, Alina?«, fragte Nick aufgebracht. Dass ich seine Stimme nach so kurzer Zeit einwandfrei erkannte, gab mir ein wenig zu denken.
»Mit ihr reden, Nickolas. Ihr erklären, was hier los ist und sie nicht mitten in der Nacht entführen!«
Wer auch immer diese Alina war, sie war soeben zu meinem Lieblingsmenschen geworden. Anscheinend hatte ich tatsächlich eine Verbündete in all dem Irrsinn hier.
»Zwei Wochen habe ich sie beobachtet und gewartet, Alina, aber nichts ist passiert. Und dann« Er fluchte leise. »Du hast ihre Reaktion im Café nicht gesehen. Sie hätte mir niemals zugehört.«
Alina schnaubte.
»Lucan und ich …«
»Du hast Lucan Vale mitgenommen?«, rief sie entgeistert. Lucan Vale, murmelte ich stumm. Meine Lippen formten die beiden Worte lautlos. Einmal. Dann noch einmal. Ich wusste nicht, warum, aber der Name passte zu dem Mann, den ich gestern Nacht als Schatten Nummer Zwei identifiziert hatte.
»Hat er«, bestätigte eine düstere, mir ebenfalls bekannte Stimme auf einmal, »aber vielleicht wollt ihr diese Diskussion weiterführen, wenn ihr alleine seid.«
»Was meinst du?« Oh Mist.
»Komm raus, Prinzessin, und zeig dich.«
Nun hatte es auch keinen Sinn mehr, mich versteckt zu halten. Ich war erwischt worden. Also atmete ich noch einmal tief durch ehe ich um die Ecke trat und die Treppe hinab in eine enorme Eingangshalle sah.
Nick erkannte ich sofort. Seine sandblonden Haare waren zerzaust und seine offenen, neugierigen Augen blickten mich freundlich an.
Die Frau neben ihm war gut zwei Köpfe kleiner als er. Sie hatte lange dunkle Haare und die sanftesten braunen Augen, die man sich vorstellen konnte. Alles an ihr schrie Gutmütigkeit und sofort fühlte ich mich von ihrer Art wie magisch angezogen. Sie erwiderte meinen Blick jedoch mit einer Zurückhaltung, die mich verunsicherte.
Und der Mann zu Nicks Rechten? Das musste dann wohl Lucan Vale sein. Heilige Mutter Gottes. Noch nie hatte ich einen attraktiveren Mann gesehen. Wo Nick auf eine Sunnyboy-Art gutaussehend war, war dieser Mann rau, kantig und absolut männlich. Von den schwarzen, etwas zu langen Haaren, den markanten Wangenknochen und dem breiten Kiefer, bis hin zu seiner massiven Statur schrie alles an ihm Alpha. Das war ein Mann, der sich behaupten konnte, der es gewöhnt war, Befehle zu erteilen und nicht sie zu erhalten. Das Faszinierendste an ihm jedoch waren seine Augen. Beinahe komplett schwarz glühten sie wie zwei Kohlen in der Dunkelheit. Vielleicht war es eine Reflexion des Lichts, aber für einen kurzen Moment meinte ich ein regelrechtes Feuer in ihnen aufblitzen zu sehen.
Eine Reflexion des Lichts oder deine eigene lebhafte Fantasie, meine Güte. Ich unterdrückte ein Augenrollen. Alles an ihm schien auf irgendeine Art und Weise mysteriös zu sein. Es machte ihn auf Anhieb interessant. Was ich jedoch noch viel interessanter fand, war die Frage, warum sie mich entführt hatten. Denn das war es, worum es hier wirklich ging. Meine Entführung. Keine attraktiven, düster dreinblickenden Alpha-Männer, die in der Regel sowieso nur eins bedeuteten: Ärger. Zumindest glaubte ich das. Aber mal ehrlich, war es nicht immer so? Ich betrachtete die kleine Gruppe