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auf eine natürliche Art („natural order“), vergleichbar dem chemischen Periodensystem, erforderlich. Die Motive des Gesetzgebers müssen veröffentlicht werden. Durch die Schaffung einer solchen Kodifikation werde jeder Staatsbürger in die Lage versetzt, sein Gesetzbuch in der Tasche zu tragen und bei Bedarf zu benutzen. Der Richter werde auf die ihm zustehende Rolle bloßer Gesetzesanwendung beschränkt. Im Gegensatz zu → MontesquieuMontesquieu, Charles de Secondat, Baron de la Brède et de M. (1689–1755) geht B. davon aus, dass es das Utility-principle ermögliche, ein Gesetzbuch unabhängig von nationalen und kulturellen Besonderheiten und von Zeit und Ort zu schaffen. Der Inhalt dessen, was Glück und Wohlergehen seien, ist für B. einem Naturgesetz ähnlich für alle Menschen zu allen Zeiten gleich. Deshalb kritisiert B. auch die Historische Schule, insb. → G. HugoHugo, Gustav (1764–1844) und → F.C. v. SavignySavigny, Friedrich Carl v. (1779–1861) scharf. Sie würden die Rechtsgeschichte an die Stelle des Rechts setzen. Auch die moderne Naturrechtslehre lehnt B. ab. Im Rahmen seines naturwissenschaftlichen Ansatzes und seiner imperativen Rechtstheorie ist kein Raum für vorstaatliche Menschenrechte („nonsense upon stilts“), denn der Gesetzgeber allein ist berufen, mit positivem Recht „the greatest happiness of the greatest number“ sicherzustellen. Einschränkungen sind nicht vorgesehen, B.s Anspruch ist total („totality of any science“ schreibt B. in der Introduction). Eines Naturrechts als Gegenpol zum positiven Recht oder zu dessen Legitimation bedarf es nicht.

      B. hinterließ ein umfangreiches Werk mit vielen unvollendeten und teilweise bis heute unveröffentlichten Schriften. Neben dem bisher angeführten enthalten seine Arbeiten umfangreiche Abhandlungen zum Beweis- und Strafprozessrecht, vielfältige Reformvorschläge, wie etwa der vieldiskutierte Entwurf für ein Modellgefängnis mit totaler Überwachung („Panopticon“), bis hin zu Themen wie Homosexualität, Geburtenkontrolle und Tierschutz. Einfluss auf das Zeitgeschehen hatte |53|B. über seine Schriften und über seine Schüler. „Kein Englischer Jurist hat die Nothwendigkeit einer umfassenden neuen Gesetzgebung mit solchem Feuer und so erfolgreich vertheidigt, als es Bentham getan hat,“ notierte → K.J. A MittermaierMittermaier, Karl Josef Anton (1787–1867) 1829. B.s Reformvorschläge führten etwa zur Reform des Straf- und Beweisrechts ab 1827. Seine allgemeine Rechtslehre und seine Abneigung gegen die neuzeitliche Naturrechtsidee beherrschten lange die Rechtswissenschaft in England und im Commonwealth. Wenn es ihm auch nicht gelang, selbst mit der Ausarbeitung einer Kodifikation beauftragt zu werden, konnte er doch ein allgemeines Bewusstsein für die Notwendigkeit von Reformen wecken und v.a. mit kleineren Monographien beachtliche Akzente in der rechtspolitischen Diskussion setzen. Auch deutsche Juristen wie → R. v. MohlMohl, Robert v. (1799–1875), → K.J. A MittermaierMittermaier, Karl Josef Anton (1787–1867) oder L. Warnkönig beriefen sich häufig auf ihn, wenn es um die Frage ging, wie die Gesetzgebung auf die dramatischen Veränderungen der Zeit zwischen 1750 und 1850 reagieren könne.

      Hauptwerke: A Comment on the Commentaries (1775), erstmals 1928 von C.W. Everett veröffentlicht. – A Fragment on Government, 1776. – Defence of Usury, 1787 (deutsch: Vertheidigung des Wuchers, hrsg. v. J.A. Eberhardt, 1788). – An Introduction to the Principles of Morals and Legislation, 1789 (deutsch: Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung, 2013). – Panopticon; or, The Inspection House, 1791 (deutsch: Panoptikum oder das Kontrollhaus, 2013, hrsg. v. C. Welzbacher). – Traités des Législation civile et pénale, hrsg. von É. Dumont, 1802 (deutsch: Grundsätze der Civil- und Criminal-Gesetzgebung aus den Handschriften des englischen Rechtsgelehrten Jeremias Bentham, hrsg. v. F.E. Beneke, 1830). – Théorie des Peines et des Récompenses, hrsg. v. É. Dumont, 1811. – Tactique des Assemblées Législatives, hrsg. v. É. Dumont, 1816 (deutsch: Tactik oder Theorie des Geschäftsganges in deliberirenden Volksständeversammlungen, 1817). – A Catechism of Parliamentary Reform, 1817. – Codification Proposal, 1822. – The Rationale of judicial Evidence, 1827 (deutsch: Theorie des gerichtlichen Beweises, 1838). – Constitutional Code, 1830. – On the Anti-Codification, alias the Historical School of Jurisprudence 1830 (engl. u. deutsch: Ueber die Antikodificisten, alias die Historische Schule der Jurisprudenz, in: Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur, hrsg. v. W. Dorow, Bd. IV, 1840, 254ff.). – Deontology, or The Science of Morality, hrsg. v. J. Bowring, 1834 (deutsch: Deontologie oder die Wissenschaft der Moral, 1834). – Auto-Icon, or Farther Uses of the Dead to the Living, 1842 (engl. u. deutsch in: Auto-Ikone oder Weitere Verwendungsmöglichkeiten von Toten zum Wohle der Lebenden, hrsg. v. M. Hellenthal, 1995). – Principles of International Law in: J. Bowring (Hrsg.), Works II, 535ff. (deutsch: Jeremy Benthams Grundsätze für ein künftiges Völkerrecht und einen dauernden Frieden, hrsg. v. O. Kraus, 1915). – Of Laws in General (hrsg. v. H.L.A. Hart, 1970), erstmals 1945 unter dem Titel „The Limits of Jurisprudence Defined“ veröffentlicht. – J. Bowring |54|(Hrsg.): The Works of Jeremy Bentham, 11 vols., 1838–1843 (Ndr. 1962). – J.H. Burns, J.R. Dinwiddy, F. Rosen (Hrsg.): The Collected Works of Jeremy Bentham, 1968ff. – The Correspondence of Jeremy Bentham, hrsg. von T.L.S. Sprigge, I.R. Christie, A.T. Milne, J.R. Dinwiddy, S. Conway, 1968ff. – Bibliographie bei S. Ikeda, M. Otonash, T. Shigemori (Hrsg.) A Bibliographical Catalogue of the Works of Jeremy Bentham, 1989.

      Literatur: O. Asbach: Vom Nutzen des Staates. Staatsverständnisse des klassischen Utilitarismus: Hume – Bentham – Mill, 2009. – C. Blamires: The French Revolution and the Creation of Benthamism, 2008. – C. Chaffee: Ist nicht Gleichheit der Ähnlichkeit vorzuziehen? Jeremy Bentham’s Auto-Ikone, in: J. Gerchow, Ebenbilder. Kopien von Körpern – Modelle des Menschen, 2002, 125ff. – H. Coing: Rudolf v. Ihering und Bentham: in: G. Weick (Hrsg.): 375 Jahre Rechtswiss. in Gießen, 1982, 1ff. – Ders.: Benthams Bedeutung für die Entwicklung der Interessenjurisprudenz und der allgemeinen Rechtslehre, in: Gesammelte Aufsätze II, 1986, 177ff. – J.E. Crimmins: On Bentham, 2004. – J.R. Dinwiddy: Bentham, 1989. – R. Harrison: Bentham, 22010. – H.L.A. Hart: Essays on Bentham. Studies in Jurisprudence and Political Theory, 1982. – J. Hatschek: Bentham und die Geschlossenheit des Rechtssystems, in: AöR 24 (1909), 442ff.; 26 (1910), 458ff. (dagegen: J. Lukas: Benthams Einfluß auf die Geschlossenheit der Kodifikation, in: AöR 26 [1910], 67ff.; 465ff.). – O. Höffe: Einführung in die utilitaristische Ethik, 52013. – W. Hofmann: Politik des aufgeklärten Glücks. Jeremy Benthams philosophisch-politisches Denken, 2002. – G. Hoogensen: International relations, security and Jeremy Bentham, 2005. – O. Hottinger: Eigeninteresse und individuelles Nutzenkalkül in der Theorie der Gesellschaft und Ökonomie von Adam Smith, Jeremy Bentham und John Stuart Mill, 1998. – A. Jung: Jeremy Bentham et les mesures de sûreté en droit actuel, 2008. – H. Jung: Ein Blick in Benthams „Panopticon“, in: Gefängnis u. Gesellsch. Gedächtnisschr. f. A. Krebs, hrsg. v. M. Busch u.a., 1994, 34ff. – P.J. Kelly: Utilitarianism and Distributive Justice. Jeremy Bentham and the Civil Law, 1990. – P.J. King: Utilitarian jurisprudence in America: the influence of Bentham and Austin on American legal thought in the 19th century, New York 1986. – G. Kramer-McInnis: Der „Gesetzgeber der Welt“. Jeremy Benthams Grundlegung des klassischen Utilitarismus unter besonderer Berücksichtigung seiner Rechts- und Staatslehre, 2008. – W. Koch: Jeremy Bentham als Steuer-Philosoph, in: FS Franz Böhm, 1975, 285ff. – D. Liebermann: From Bentham to Benthamism, in: Historic Journal 28 (1985), 199ff. – Ders.: The province of legislation determined. Legal theory in eighteenth-century Britain, 1989, 217ff. – J. de Lucas: Die Institutionalisierung des Öffentlichkeitsprinzips bei Bentham und in der französischen Kodifizierung, in: Rechtstheorie 21 (1990), 283ff. – S. Luik: Die Rezeption Jeremy Benthams in der deutschen Rechtswissenschaft, 2003. – D. Lyons: In the Interest of the Governed. A Study in Bentham’s Philosophy of Utility and Law, 21991. – M.P. Mack: Jeremy Bentham. An Odyssee of Ideas, 1962. – J.-C. Marschelke: Jeremy Bentham – Philosophie und Recht, 2008. – J. Oldham: From Blackstone to Bentham: common law versus legislation in eighteenth-century Britain, in: Michigan Law Review 89 (1990/91), 1637ff. – F. Rosen: Jeremy Bentham and Representative Democracy:

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