Leos Hände. Andrea Lepri
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Leos Hände - Andrea Lepri страница 7
«Mhhh…ja ich fürchte, du hast recht» stimmte ihm der Kommissar zu, «was schlägst du vor?»
Achselzuckend senkte der andere seinen Blick und betrachtete seine mit Dreck verschmutzten Schuhe, ohne ihm darauf zu antworten.
«Ja, leider hast du recht» antwortete der Kommissar, mit der stillschweigenden Antwort des anderen übereinstimmend. Dann beugte er sich zu mir und schenkte mir ein paar freundliche Streicheleinheiten.
«Glaub mir Leo, es tut mir leid…es tut mir ehrlich sehr leid! In kurzer Zeit verliere ich zwei meiner besten Ermittler» erklärte er traurig, und er erschien mir in diesem Moment tatsächlich zu tiefst betrübt.
Dann stand er auf und winkte einen Beamten heran, der sich stramm und aufmerksam vor ihn stellte.
«Zu Befehl, Herr Kommissar.»
«Bringt ihn zum Tierarzt» flüsterte er ihm ins Ohr. Als ich diese Worte hörte blieb ich wie versteinert.
«Entschuldigen Sie Herr Kommissar, habe ich richtig verstanden?» fragte der Beamte ungläubig.
Der Polizeichef nickte mit trauriger Mine. Der Mörder seinerseits trat mir mit dem Absatz absichtlich und ungesehen auf meinen Schwanz, nur um mich zu ärgern und guckte mich schief, mit angespanntem Lächeln an.
Kapitel 10
Beim Tierarzt
Vor Anstrengung schnaubend trugen mich zwei Beamte gefesselt und geknebelt, wie der Schlimmste aller Verbrecher, durch das Wartezimmer. Die anderen hier anwesenden Tiere schreckten zurück und warfen mir ängstliche, verlegene und bemitleidenswerte Blicke zu. Die beiden Beamten quasselten mit der Arztsekretärin und brachten mich dann in einen kleinen Behandlungsraum, wo sie mich auf eine Liege legten. Sie warteten an meiner Seite bis der Tierarzt kam, dabei schauten sie mich fortan traurig an und kraulten mich hinter dem Ohr.
«Was zum Teufel ist bloß plötzlich in dich gefahren?» tadelte mich der ältere der beiden mit mitfühlendem Blick und feuchten Augen.
«Unter allen Anwesenden der Zeremonie musstest du gerade den größten Mistkerl angreifen? Armer Leo, welch unehrenhaftes Ende!» fügte er bei, während er mich sanft am Rücken kraulte, den ich instinktiv beugte, sobald seine Hand den Schwanz berührte. Seufzend senkte er seinen Blick, er wollte mir nicht zu verstehen geben, dass er beinahe weinen musste.
«Auch mir tut es leid, aber der Schaden ist nun mal angerichtet. Wer weiß, vielleicht wird er im Jenseits wieder auf Steve treffen» versuchte der andere ihn zu trösten.
«Ja, vielleicht hast du ja recht…. Vielleicht ist es besser so.»
Ein großgewachsener Typ trat ein, mit schneeweißem Kittel und dünnem Schnurrbart. Seine Zähne standen leicht ab, sein Gesicht war unter den dichten, graumelierten und schnurgeraden Haaren nur schwer zu entziffern.
«Ihr könnt nun gehen, ich kümmere mich um ihn» sagte er trocken zu den Beamten.
«Herr Doktor, ich bitte Sie…» meinte der ältere Beamte.
«Seien sie unbesorgt, er wird nicht leiden.»
Die beiden schauten mich ein letztes Mal an, verabschiedeten sich dann vom Tierarzt und verließen den Raum. Der Doktor ging ein paar Mal um die Liege herum und musterte mich lange, die Faust unter seinem Kinn geballt und den Knöchel des Zeigefingers knabbernd.
«Es ist bedauerlich…ja, es ist wirklich eine Schande» dachte er laut.
„Verrichte deine Arbeit, aber schnell bitte“ dachte ich, aber er musterte mich fortan mit perplexem Blick. Er hob mein Bein hoch.
«Lass mal sehen, ob du die Tätowierung hast» sagte er leise, ja beinahe in vertraulichem Ton.
„Nein, keine Tätowierung, ich wollte ein Piercing, aber Steve hat es mir verboten! Mach schon du Idiot, gib mir diese verdammte Spritze! Mein Freund wartet auf mich“ dachte ich so vor mich hin, während ich den Starken spielte, nur um die Angst vor meinem bevorstehenden Ende auszutreiben.
Er öffnete einen kleinen Metallschrank, der in einer Ecke des Raumes stand und nahm einige Instrumente hervor, dann untersuchte er mich ausführlich.
«Du scheinst mir wirklich perfekt zu sein… nein, so kann ich dich nicht einschläfern, das wäre tatsächlich eine Schande!» sagte er nach geraumer Zeit.
Ungläubig starrte ich ihn an, es schien tatsächlich so, als ob er mich begnadigen wollte. Wäre ich nicht angebunden gewesen, dann wäre ich an ihm hochgesprungen und hätte ihm sein Gesicht zwei-dreimal geleckt! Er ging zum Pult, nahm das Telefon und wählte eine Nummer.
«Ich bin es. Ja, ich weiß, es ist lange her… befasst ihr euch noch immer mit Hunden? Nein, er ist nicht rassenrein. Er ist eine Straßenmischung, aber trotzdem eine schöne Bestie…»
„Hast du was von Bestie gesagt? Ich hab‘s mir überlegt, anstatt dich dreimal zu lecken, würde ich dich zweimal lecken und einmal beißen!“
«Fünfunddreißig Kilo, gesund und muskulös. Groß und schlank, schwarzweißes Fell, braun durchstreift, intelligenter Blick. Er war ein Polizeihund, aber seltsamerweise hat er keine Tätowierung…er wurde mir zum Einschläfern gebracht…aber ich würde sagen, so wie immer, zehn pro Kilo sind gut…okay, ich betäube ihn. Ich erwarte euch heute Abend.»
Nun stand fest, dass mein Leben zumindest vorübergehend gerettet war, noch heute Abend würde mich jemand abholen kommen, und ich würde verschwinden ohne jegliche Spuren zu hinterlassen. Ich wusste weder wer sich um mich kümmern würde, oder wohin sie mich bringen würden, noch welche Aufgabe ich künftig auszuüben hätte. Vielleicht würde ich ein Blindenhund, ein banaler Begleiter, ein Hirtenhund oder ein Wachhund beim Hühnerstall werden. Aber eigentlich interessierte es mich kaum, nachdem ich dem Tode so nahe stand, war das einzige was zählte, dass ich am Leben blieb! Und obwohl ich wusste, dass ich Steve nicht wieder hätte lebendig machen können, so hoffte ich doch, mich für ihn eines Tages rächen zu können. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte, so war ich dennoch in der Lage, den Schwarzen Mann an seiner Stimme zu erkennen und wusste genau, wo ich ihn zu suchen hatte. Aber in diesem Augenblick wollte ich nicht darüber nachdenken. So schaute ich meinen Retter mit Augen voller Dankbarkeit an, während er mir eine hohe Dosis Valium einspritzte, und meine Augenlider schwerer und schwerer wurden.
Kapitel 11
Im Labor
…Wohltäter, von wegen, wenn ich ihn geschnappt hätte, dann hätte ich ihn erdrosselt! Als ich die Augen öffnete, befand ich mich in einem Käfig, der so klein, niedrig und eng war, dass er vorher bestimmt nur einem Chihuahua gehört haben konnte!
Es war bereits spät in der Nacht, schwaches Mondlicht drang durch die schmutzige Scheibe eines Dachfensters. Im Halbdunkeln des großen Raumes konnte ich zahlreiche, fein säuberlich aufgereihte Käfige ausmachen, in denen Figuren hausten, die zu unzähligen Tierarten gehören mussten, von denen einige so außergewöhnlich waren, dass ich mir kaum vorstellen konnte, welcher Art sie angehörten. Ich fühlte mich sprichwörtlich wie auf einem Gang vom Regen in die Traufe! Die restliche Nacht verbrachte ich damit, den Mond durch das Dachfenster zu betrachten, dabei fragte ich mich,