Leos Hände. Andrea Lepri
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Verblüfft näherte er sich an Giotto’s Käfig, unser Verhalten hat ihn sichtlich verwirrt. Hätte er sich vorgenommen genauer hinzuschauen, dann hätte er das offene Schloss bemerkt. Also rannte ich verzweifelt jaulend zum Tisch und schnupperte an dessen Bein, so als ob ich mein Bedürfnis verrichten wollte.
«Also gut, ist schon gut! Lass uns gehen, bevor du es hier machst, das fehlte gerade noch.»
Er nahm die Leine und führte mich hinaus. Draußen spielten wir pausenlos und ich zerrte wie wild an der Leine, sodass er bald erschöpft war. Zurück im Laboratorium musste er fortan gähnen, ein Auge war schon geschlossen, das andere vor Müdigkeit gerötet. Ich zog ihn kräftig zu meinem Käfig, sodass er möglichst schnell abschließen und schlafen gehen würde, Giotto tat nun so, als ob er schon längst schlafen würde.
Kapitel 14
Giotto bricht aus
Sobald die Tür zum Laboratorium geschlossen war, sprang Giotto auf. Anstatt sofort rauszuspringen, um meinen Käfig zu öffnen, zog er ohne Eile die gestreifte Pyjamajacke, ähnlich wie diejenige von Gefangenen, an und wusch sich die Zähne. Er stand mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel und machte sich in unendlicher Ruhe zurecht, und als er damit fertig war, schmierte er sich, noch immer nicht zufrieden, eine Handvoll Feuchtigkeitscreme ins Gesicht.
„Rrrrr (Findest du das der richtige Zeitpunkt, um dich aufzutakeln?)“ knurrte ich ihn an.
Er schaute mich an und zeigte mit seinen Händen auf sich selbst, zwei-dreimal auf und ab „(Seit Monaten gehe ich nicht aus, du kannst nicht verlangen, dass ich so komme!)“.
„Wau (Schon bald ist es Tag, siehst du das nicht? Wir dürfen keine Zeit verlieren)“ antwortete ich ihm, während ich zum Dachfenster aufschaute.
„Mit beiden Händen gegen mich gerichtet, die Faust geballt und die Zeigefinger nach oben gestreckt“, gab er mir zu verstehen „(Lass mich in Ruhe, ich brauche eine Minute. Verdammt noch mal..)“
„Mhhh (Mist!)“
„Wau wau (ich sehe keinen großen Unterschied zu vorher)“ bellte ich leise und schüttelte langsam den Kopf, als er endlich fertig war.
Giotto antwortete mir, indem er mir die geschlossene Handfläche seiner rechten Hand zeigte „(Geh und lauf eine Runde!)“
„Wahau ahahahu (Es war ja nur ein Scherz…)“
„Zweimal mit der rechten Hand von unten nach oben, die Handfläche gegen die Decke gerichtet (Ich bin bereit, Schwanz hoch, wir gehen!)“
Endlich verließ mein Komplize seinen Käfig und kam zu meinem, um den Riegel zu schieben. Mühselig und möglichst ohne Lärm zu machen zogen wir den Tisch unter das Dachfenster. Die anderen Tiere, die wegen des Durcheinanders geweckt wurden, schauten uns verdutzt zu. Giotto machte zwischen den Käfigen die Runde und bat die Tiere um Ruhe, während er ihnen als Gegenleistung versprach, sie möglichst rasch zu befreien, sobald wir draußen waren. Er kehrte zu mir zurück und stellte eine große Schachtel auf den Tisch, die er vom Regal heruntergenommen hatte. Es war eine der Schachteln, die unsere Futterrationen enthalten. Ich kletterte hoch, denn nun war ich noch einige zehn Zentimeter höher als vorher. Dabei durchzuckte mich ein Erinnerungsblitz, wie ich damals in der Lagerhalle entlang der Wand hochgeklettert bin. Zweifel, Gewissensbisse und eine tödliche Angst zu fallen, befielen mich gleichzeitig. Giotto bemerkte es und gab mir einen Klaps auf den Rücken, um mir Mut zu machen. Nun kletterte er auf den Tisch und an mir hoch, aber leider konnte er den Griff um ein Haar nicht fassen und schnaubte ärgerlich. Er gab mit zu verstehen, dass ich meine Schnauze strecken sollte, so weit ich nur konnte, dann kletterte er auf meinen Kopf und krallte sich mit seinen Hinterpfoten an meiner Nase fest, um nicht zu fallen.
„Au…mhhh (Du hast einen Finger in mein Auge gesteckt!)“
„Gestreckter Zeigefinger mit geschlossener Faust vor der Nase, dann geballte Faust und schließlich die offene Hand horizontal leicht nach rechts und leicht nach links gedreht (Mach jetzt bloß keinen Lärm! Halte durch, ich habe es fast geschafft!)“
„…wau? (Was willst du tun?)“ fragte ich mit großen Augen.
„Seine Hand zählt eins, zwei, drei, dann rechter Daumen nach oben (Mach dich bereit, auf drei springen wir.)“
Mit einem gleichzeitigen und kräftigen Stoß, nahm Giotto einen Satz und konnte nun mit einer Hand den Griff endlich fassen, während er sich mit den anderen drei am Fensterrahmen festklammerte. Wie ein echter Akrobat gelang es ihm das Fenster zu öffnen und hinauszuklettern, während ich geduldig abwartete. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, ich wusste nur, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich dachte schon, sie hätten ihn gefangen, oder noch schlimmer, er hätte mich hier verrotten lassen.
Kapitel 15
Die Befreiung
Als ich schon bald verzweifelt war, öffnete sich die Tür und Giotto trat triumphierend ein.
„Wau“ sagt ich mit einem Blick auf die Wanduhr. „Ronf…fiii…ronf…fiii (Das hat aber gedauert, ich bin fast eingeschlafen!)“ fügte ich mit geschlossenen Augen bei.
„Die Finger um den Daumen gepresst, mit einer Handbewegung vor- und rückwärts gegen sich, dann mit verschränkten Armen auf und ab (Was sagst du da? Eigentlich bin ich gerast!)“
Ich streckte die Schnauze in Richtung Türe „(Lass uns gehen, es ist schon spät!)“
Er hielt inne und starrte auf seine Füße, er schien genervt.
„Die Hand zeigt auf die Füße (Ich bin es nicht mehr gewohnt barfuß zu gehen!)“
Er nahm die Schuhe, band die Schnürsenkel zusammen, und legte sie sich um den Hals, sodass sie seitlich herunter baumelten. Endlich verließen wir den Raum, krochen auf allen Vieren unter dem Wachposten des Wächters durch, der noch immer laut schnarchend schlief. Es war tatsächlich sehr einfach gewesen und die anderen Tier hatten gut und leise mitgespielt, in der Hoffnung, dass wir unser Versprechen, sie zu befreien, einhalten würden. Es begann zu dämmern die Straßenlampen gingen nach und nach aus. Der Vorplatz und die Wiese des Laboratoriums waren mit einem hohen Metallzaun umsäumt, auf der anderen Seite war jedoch nichts als freie Landschaft, durchzogen von einer alten asphaltierten Straße. Am Himmel waren vereinzelt noch wenige Sterne zu erkennen, aber die Sonne ging hinter einem Hügel bereits auf und färbte die Morgenstimmung orange. Wir schauten uns um und fragten uns, welche Richtung für die Flucht wohl am besten zu nehmen sei. Einerseits wussten wir, dass wir getrennt weniger auffallen würden, andererseits wussten wir aber auch, dass wir gemeinsam stärker wären. Mit einem Blick beschlossen wir, vereint zu bleiben. Bis jetzt verlief alles wie geschmiert, doch leider, trotz aller Bemühungen und des guten Willens, wird ein Hahn stets ein Hahn bleiben. So kam es, dass Bocelli nach längerem innerlichem