Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 13
»Gut. Und von heute?«
»Ah! das ist gerade die Schwierigkeit! Heute Ist der Tag der Ankunft des Königs; kommt der Hof, um Nachtlager zu halten, so zählt der Tag beim Miethzins. Daraus geht hervor, daß drei Zimmer zu zwei Louis d’or das Zimmer sechs Louis d’or machen. Zwei Louis d’or, mein Herr, ist nichts, aber sechs Louis d’or ist viel.«
Von roth, wie man ihn gesehen, wurde der Unbekannte blaß.
Er zog aus seiner Tasche heldenmüthig eine Börse, worauf ein Wappen gestickt war, das er sorgfältig in seiner hohlen Hand verbarg. Diese Börse war von einer Magerkeit, von einer Flachheit, von einer Hohlheit, welche dem Auge von Cropole nicht entging.
Der Unbekannte leerte diese Börse in seine Hand; sie enthielt drei Doppellouis d’or, welche den Werth von sechs Louis d’or bildeten, wie sie der Wirth forderte. Doch Cropole hatte sieben im Ganzen verlangt.
Er schaute also den Unbekannten an, als wollte er sagen: »Hernach?«
»Es restirt ein Louis d’or, nicht wahr, Meister Wirth?«
»Ja, Herr, aber . . . «
Der Fremde suchte in der Tasche seines Beinkleids und leerte sie; sie enthielt ein kleines Portefeuille, einen goldenen Schlüssel und einige Silbermünze.
Aus dieser Münze machte er die Gesammtsumme eines Louis d’or.
»Ich danke, mein Herr,« sagte Cropole. »Nun muß ich nur noch wissen, ob der Herr seine Wohnung auch morgen zu behalten gedenkt, in welchem Falle ich sie ihm überlassen könnte, während ich sie, wenn der Herr dies nicht zu thun gedächte, den Leuten Sr, Majestät, welche ankommen werden, versprechen würde.«
»Das ist richtig,« erwiederte der Unbekannte nach langem Stillschweigen. »Doch da ich, wie Ihr sehen konntet, kein Geld mehr habe, während ich Eure Wohnung dennoch behalte, so müßt Ihr diesen Diamant in der Stadt verkaufen oder als Pfand behalten.«
Cropole schaute den Diamant so lange an, daß der Unbekannte rasch zu ihm sagte:
»Es ist mir lieber, wenn Ihr ihn verkauft, mein Herr, er ist dreihundert Pistolen werth. Ein Jude – findet sich ein Jude in Blois? – wird Euch zweihundert, zweihundert und fünfzig sogar geben; nehmt das, was er Euch gibt, und sollte er Euch auch nur den Preis Eurer Wohnung anbieten. Geht.«
»Oh! mein Herr,« entgegnete Cropole, beschämt durch die Niedrigkeit, in die ihn der Unbekannte durch diese so edle und so uneigennützige Abtretung, sowie auch durch diese unstörbare Geduld gegen so viel Argwohn, gegen so viele Plackereien versetzte; »oh! mein Herr, ich hoffe wohl, man stiehlt in Blois nicht, wie Ihr zu befürchten scheint, und wenn der Diamant so viel werth ist, als Ihr sagt . . . «
Der Unbekannte schmetterte Cropole abermals mit dem Blicke seines azurblauen Auges nieder.
»Glaubt mir, ich verstehe mich nicht darauf!« rief er.
»Aber die Juweliere verstehen sich darauf,« sagte der Unbekannte. »Fragt sie. Ich denke, unsere Rechnung ist nun abgeschlossen, nicht wahr, Herr Wirth?«
»Ja, mein Herr, und zu meinem großen Bedauern, denn ich befürchte den Herrn beleidigt zu haben.«
»Keines Wegs,« erwiederte der Unbekannte mit der Majestät seiner ganzen Mächtigkeit.
»Oder den Anschein gehabt zu haben, als schinde ich einen edlen Reisenden . . . Bringt die Notwendigkeit in Anschlag, mein Herr.«
»Sprechen wir nicht mehr davon und laßt mich allein.«
Cropole machte eine tiefe Verbeugung und entfernte sich mit verlegener Miene, was bei ihm ein vortreffliches Herz und wahre Reue offenbarte.
Der Unbekannte schloß selbst die Thüre und schaute, als er allein war, auf den Grund seiner Börse, woraus er ein seinen Diamant, seine einzige Quelle, enthaltendes Beutelchen genommen hatte.
Er befragte auch die Leere seiner Taschen, schaute die Papiere in seinem Portefeuille an und überzeugte sich von der vollkommenen Entblößung, in der er sich befand.
Dann schlug er die Augen zum Himmel mit der erhabenen Bewegung einer verzweifelten Ruhe auf, wischte mit seiner Hand einige Schweißtropfen ab, welche seine edle Stirne durchfurchten, und richtete seinen kaum zuvor noch mit einer göttlichen Majestät erfüllten Blick wieder auf die Erde.
Der Sturm war fern von ihm hingezogen, vielleicht hatte er in der Tiefe seiner Seele gebetet.
Er trat wieder ans Fenster, nahm wieder seinen Platz auf dem Balcon ein und blieb hier unbeweglich, todt, bis zu dem Augenblick, wo sich der Himmel zu verdunkeln anfing, die ersten Fackeln durch die duftende Straße zogen und allen Fenstern das Signal zur Erleuchtung gaben.
VII.
Parry
Während der Unbekannte mit Theilnahme diese Lichter betrachtete und auf all dieses Geräusch horchte, trat Meister Cropole in sein Zimmer mit zwei Dienern, die den Tisch deckten.
Der Fremde schenkte ihnen nicht die geringste Aufmerksamkeit.
Da näherte sich Cropole seinem Gaste und flüsterte ihm mit tiefer Ehrfurcht zu:
»Mein Herr, der Diamant ist geschätzt worden.«
»Ah!« machte der Reisende. »Nun?«
»Nun, mein Herr, der Juwelier Seiner königlichen Hoheit gibt zweihundert und achtzig Pistolen dafür.«
»Ihr habt sie?«
»Ich glaubte sie nehmen zu müssen, machte jedoch zur Bedingung bei dem Handel, daß, wenn der Herr seinen Diamant, bis wieder Gelder eingehen würden, behalten wollte, dieser Diamant zurückgegeben werden müßte.«
»Keines Wegs. Ich habe Euch gesagt, Ihr sollet ihn verkaufen.«
»Dann habe ich gleichsam gehorcht, da ich, ohne definitiv zu verkaufen, das Geld in Empfang nahm.«
»Macht Euch bezahlt,« sagte der Unbekannte.
»Ich werde es thun, mein Herr, da Ihr es durchaus verlangt.«
Ein trauriges Lächeln schwebte über die Lippen des Edelmanns.
»Legt das Geld auf diese Lade,« sagte er, indem er sich umwandte und zugleich durch eine Geberde das genannte Meuble bezeichnete.
Cropole legte einen ziemlich schweren Sack nieder, aus dem er den Preis des Miethzinses erhob.
»Der Herr wird mir nun nicht den Schmerz bereiten, nicht zu Nacht zu essen,« sprach Cropole . . . »schon ist das Mittagessen ausgeschlagen worden, und das ist beleidigend für das Haus der Medicis. Seht, mein Herr, das Mahl ist aufgetragen, und ich wage sogar beizufügen, daß es gut aussteht.«
Der Unbekannte verlangte ein Glas Wein, brach ein Stück Brod, und verließ das Fenster nicht, um zu essen und zu trinken.
Bald hörte man ein gewaltiges Geräusch von Fanfaren und Trompeten: Ausrufungen erhoben sich in der Ferne, ein verworrenes Gesumme füllte den untern Theil der Stadt, und der erste